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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 9 (September 1930)
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Jöhnk, Hanna: Unsere Kieler Tagung!
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0253

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Ansere Kieler Lagung!

Von Hanna 2 öhnk,

Kurz, >n ekwa einer Äierkelslunde, ein perjönliches
Bild fiir die, welche leider nicht dadel sein nonnten,
zu gebe», das war hie Aufgabe, die mir mik diesem
Bericht geskellt wurde. Ich habe nach ihr zu handeln
versucht. ! ^

Als erster Berichserstätker gebe ich 2hnen zunächsk
ein knappeä Bild des äujzeren AufbaueS. Autzer
Herrn Oberschulrat Erichsen alä Berkreter deä
P.S.Ks. und HerrnlParnisjke als Leiter der Woche,
nahmen alle Kolleginnen uud Kollegen, die an den
höheren Schulen Kiels uirkerrichken, und ein Teil der
in der Provinz arbeikenden keil. Eine Arbeiksgemein-
schaft vo» 30 Personen sverschledenen Alkers. ö^tä-
g>üe, je 7skündige Arbeitszeit. Der Stoff im Wesenk-
lichen begrenzt aufi U. Pl—0. l und die drei Ge-
bieie „Freie Gestalsung" — „Aakurzeichnen" (dabei
war Dnrskellung und Geskaltung gemeink) >und —
„Kunstbekrachlung" hie Arveiksart wechselnd zwischen
Lehrproben, Auäsprgchen, kleinen Berichken, eigener,
praklischer Arbeit. Als Halt — als roker Faden Im
Ganzen — einige längere Borträge des Leitecs Hecrn
Parnikke und — üie Ausstellung der Schülerarbeiten,
beschlckk von allen Teilnehmern. Umrankt und durch-
zogen alles von fruchtbaren Erörterungen kleiner und
kleinsker Gruppen, gemötlichem Zusammensein aller
und ein paar Besichsigungen.

Das war es äuherlichl! Was aber bringen wir mit?
— Es kommk der schwers Teil meiner Aufgabe, 3hnen
einen Bericht der Prbesk, des Ergebnisses zu geben.
Schwer isk es deshalb, y-ell die Woche gut, weii sie
slnrk, ein Stück Leben war und Gott sei Dank nicht
Aezepte vermiktelt, Schubladen moderner oder mo-
dernster Ark schenkte, in die man einpacken und die
man dann befriedigt zuschieben konnke. 3,n Gegen-
keil — sie zeigke uns üie ungeheure Fülle der An-
griffs- und Entwicklungsmöglichkeiten unserer Arbeit
mit jeweils breikester Grundlage, steks eingebauk ins
Ganze des Lebens. 3n üieser Flut, in der es fllr uns
zu schwimmen galt, erlsannten wir wieder einmal,
dah wir nicht Berkteter e i n e r Unkerrichts d i s z i -
plin sind, sondern Berkreker einer Form ües Ge-
jamllebens schlechlhin. -s- Und sv sprang fttr unS als

' Bericht über „Die l. MrbeitSwoche z«r Durchsiihrimg
der Schnkresori» im Zeichen- uiid rc'unstunterricht
i» Schleswig-goksteiii".

Den tatkriifligen Beniiihiliigen des Fachberaters. herrn Par-
»ihke, Mel, war es gelnnaeii, beii» Prov. Schiilkollegini» dte
Mittcl z» erwirken, niii in einsrslrbeitswoche<lL.—18. Ian. 10M)
den vieleii iiencii Fragestelliingcn unserer Arbeit in geiiieiiisamer
Beralnng näliekzulrete». z

Waren die Mittel auch nicht auSreichend, uin alle Kollege»
und Kolleainnen nnscrer Provinz anf einmal teiliielime» zu lasten
<es sleht zn hosfe», dah bald el»e weiterc „Woche^solgl), so war
doch dieser Austakt schr werlvoll uad kaiin jich als rlchtiiiiggebeud
erweisen. üs ware» Tgge init einein reichen Mah an Brbeit,
«.'ehrprobcn, Busslcllnngcii, Aiissprache», Besichttgunge»), die von
jedem Teilnehmer restlosc Hingabe ersorderten. Wcnn anch zn
cinci» natiirlichen Wachstninl all der angeschiiittenen Probleine
Zsit gehört und nainrgeiiiäb jeder Fortschritt lshten Lndes iiiimer
»nr nus dein tiessten IiineriN eines Mensche» koiniiie» kan», so
ist doch jeht schon z» sagen, dasj stch bei alleu Teilnehiiier» das
cscsiihl der Dankbarkelt snr dle Klärnng »nd Bereicherung ihrer
Arbeit sindet.

Ich gebe hierinit Frl. Iöhnk, Ncniiiniister, das Wort, die »ber
die „Brbcttswoche" anf der Friihjahrsversainiiilung reserierte.

Rudols Agreve.

Neumünsker (Holstein)*

erste Notwendigkeit aus allem verpflichlend das her-
aus: „Fasse diese Form des Gesamtlebens und durch
ste, mit ihr üas ganze Leben üurch Dein ganzes
Innen. Nur so zwingst Du alle Fragen, nur so gibst
Du Kräfte."

Nakürlich soll das nicht etwa bedeuten, dast wir
keine Maststäbe" hälten. Wir sind ja in unseren Ta-
gen gerade wieder üabei, uns sehr energisch um sie
zu bekllmmern, sie selbst zu überprüsen, Kehraus unker
ihnen zu hallen, um so nicht durch sie Spielball der
Moden zu werden, sondern mit ihnen zu einem, wenn
Sie wollen, in einem Bolksstil, zuwachse n.

Drei Dinge sind es, die uns in üiesem Falle das
Rüstzeug vermitteln. — st. Ligenes kllnstlerisches
Weiterarbeiken (wobei es nach meiner Meinung nicht
auf üas grojze Kunslwerk, sondern auf das Ringe»,
auf das „3ch lasse Dich nicht, Du segnest mich üennl"
ankommt). — 2. Einmal das skändige Sludium der
grundlegenden und schöpferischen Kunsklileratur. Ilnd
dann zum andern das Leben mit den Kunstwerken
(wozu natürlich der zähe Kampf mit allen Hlndernissen
unglaublichster Art gehört, um zu ihnen zu gelangen).

— 3. Das grllndliche, ständige Studium der Kinder-
zeichnung, nicht nur In ihrem Ergebnis, sondern eben-
>o wichtig in ihrem ArbeikSverlauf, und zwar öer
Kinderzeichnung von üen ersien Lebensiahcen an.
Die aus eigenem Antrieb geschasfene (Schlller-) Ar-
beik Ist dabei austerordentlich wichlig (Stühung der
Selbstbildungsbestrebung und ihr ständiges Aufneh-
men in die Bildungsarbeik).

„Mozu der Krnstaufwanü, üen das Erwerben, Lr-
halken unü Bervollkommnen, Berfeinern dieses Äüsk-
zeuges von uns verlangt?", könnten Sie mich sragen
und sagen: „Es gibt doch t. üie Möglichkeik, durch-
dringend bis an die Wurzel die letzten Bedingkheiten
deS Kunstschasfens sich ein fttr alle Male klarzulegen
(als da sind z. B. Bedingtheilen der Aeize, üie vom
Gegenstand ausgehe», der Darstellungsformungen, der
Bilökomposition usw.)". Wie klärend und raffend
solch Tun taksächlia) ist, erlebten wir in der Woche. —
2. „Kommk dazu die Möglichkeil, den Schüler völlig
frei schaffen zu lassen und ihn so ganz aus sich, unver-
vogen, natüriich wachsen zu lasse». Was brauchen wir
mehr? Auf der einen Seite das nakllrliche Wachs-
tum der Ärbeiten."

Zum 1. möchte ich erwidern, dast Kunst ja nichk
etwas Einmaliges, Fesles, SlarreS, sondern Leben isl,
üas uns ausstöszl, wenn wir nicht ständig mit ihm
wachsen, ringen, sondern es eines Tages mit Greijen-
augen wieder messen. K»d dann weiker möchte ich er-
widern, dast wir eü bei der Schülerarbeit mit so viel-
seitigen Leistungen zu kun haben, die in jedem Kind
wieder andersarlig vor uns treten, dajz ein seiner
angeborener, zu pslegender Takt, sllr den es keine
Rorm gibk, dazu gehörk, hier gärknerifch zu arbeiken.

— Zum 2. möchle ich nur das Wort fagen, das auch
aus üer Woche fiel „3a, gut, wollen wir das, wollen
wir Lehrer uns tatsächiich ganz auSschalten, dann
machen wir aber auch konseguenker Weise unseren
Laden zu und lassen öie Kinder ohne Schule auf-
wachsen."
 
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