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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 5 (Mai 1930)
DOI Artikel:
Parnitzke, Erich: Die Bildende Kunst an den Pädagogischen Akademien in Preußen
DOI Artikel:
Stiehler, Georg: Bericht und Nachlese zur Tagung im Zentralinstitut vom 10. bis 12. April 1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0136

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iv i v iii dei Odeilllise «einbeilel werdeii inlisse? Die
vsl nvch Menzelsche Ohieivnn,, einer hesliinmlen Seh-
weise heiiessend, die hesliinnil den nieislen Priniiinein
nichl jieiniisl isl, Dai» gils gleicherinalzen silr ein „e,r-
pressiveS" Schein-Kisnnen. Was hilst eine „nehabte
5iniislnialerhildnnü",iweiiiii dle Aodenschichk des pri-
iniiren DeineinschastSgutes nicht mehr krägk? Wenn
diese Sicherung verloren gegangen isl? D. h. hier, i»
dein hesonderen ssallsder siötigsten pralikischen Anwen-
dnng, wenn die frlihen Fornien und Haltungen vhne
Griind von oben heichh angesehen werden, obwohl e->
üoch nur e i n Krlteriuin zur Form gibt, ob sie nänilich
fvrinvoll lst oder nicht, unabhängig von den verschie-
denen Schichten desi„Wpllens"?

Was hilst hier lttinslgeschichlliches Wijsen, wenn es
nicht wurzell, wenn es »icht ,,u der einfachst erreich-
bnren „Kennerschask" flikrk den ungekünskelk schiich-
ten Gebllden gegenüber/ in üenen bildnerisches Ge-
schehe» steckk? Es ist leicht so, wie mik de,n Verhält-
nls auch groszer Kunsthistoriker gu bestimmten Epo-
chen. Wenn eS den Alick trllbt für andere Merkmale
dcr Onnlilät, ist daS Bechältniü nlchk sehr echk. Eine
Llllgeineinbildung, die Kulturguk nur von oben herun-
terlangt, arbeiket vvii rüchwärts. Wo bleibk die Siche-
rung des DaMschenliegenden? 2ch sehe oft dasselbe
Bild, wie belin vvrerwähnken Blockierverfahren, Das
Gesnniibild der Kunstüenkinäler einer (Lpoche wird
blockierk, daniit alS s,Wesentliches" die groszen Züge
heianskoininen, Zur!„AüSflihrung" bleibt keine Zeit.
Detnils hnben sich dein Gesaintnspekt unterzuordnen.
Das heiszl üann Adinanik, Votik, Klassik, Barock,
3n>- und Ez- oder sonsk -iskisch. Wiederuni ein Bezugs-
snslein, das guantitalive Blldung meint.

Gewlsz, in den initgehrachten Arbeiken und dcn
Aielnungen dazu spiegelk sich nvch die gnnze fchwnn-
kende Zeilhnltung des ilegken IZahrzehntS, für die
iiieninnü einzeln vernntwyrtlich geinnchk werde» kann,
Die hekerogensten Einfälle stehen unvermittelt neben-
einnnder, Einfälle, dse hilieingeworfen wurden in den
Unlerrichl, wie's grad die Zeit oder die Zeitschrist
brachle. L i n Bezugssystem ist ineist aufgegeben wor-
den, ein anderes iiochinicht gewonnen. Aach alleni
bleibt der Eindruck, dnsz dje elgentliche Aeform erst be-
vorsleht, auS der Besiniiung heraus, dasi eS wieder
ein Kontinuuni zu rynhre» gilt im Bilden. Ich habe
selber in den drei bisherigen lüahrgängen die Arbeit
jedesinnl anders angefajzt, aber eins ist dabei deut-

lich geworden: wenn der Bode» »lchl klar hereilel
lst, gleichen die „Züchtungüergebnlsse" iin- oder ez-
pressiven Linschlags Zierblüle», dle ein künsliicheL
Leben haben, aber nicht nus eigener Krask Fruchl zn
trage» imstande sind. Die Bolksschule ist ineines Er-
achtens keine schlechte Probe, ob die ^iechnung der
Allgenieinbildung der höheren Schule stiinint, Wenn
das Mindestinasi nn Erkennlnls blldnerischen Ge-
schehens nichk erreicht ist, was ist dann überhnupl
errelcht? Wäre es nlcht inögllch, mlt den Priinanern
„frühe" Kunst zu lesen, uin slcher zu gehen, wieweit
sie „spätere" überhaupt ais wirkliche Kenner initlesen
können? Nun, es geschieht sicherlich zwangsläufig, so-
weit in der Kunst oer leszten Generalione» die Äück-
kehr zu einfachen „Aichtungsbeskänden" aufgedeckk
wird. Wäre es aber dabei nichl inöglich, den Priina-
nern auch ihre eignen „frühen" Formgestaltungen sund
wiefrüh sind sie doch noch ost !» der Primal), d. h,
die bildnerischen Herkünfte auch der linterskflufe nahe
zu bringen? sich kann mir nach meinen Erfahrungen
schwer eine „Bildbekrachlung" inehr üenken, die »ichl
iminer wieder aus die heuligen Zeugnisse, die Bei-
spiele der „I»gendkunst", zurückgreist. sich kann inir
überhaupk nicht denken, wie Bilder „erkannt" wer-
den wollen, wenn dle reifenden Menschen ihre elge-
nen Arbelten nichk zu „erkeiinen" iinstande slnd, Das
braucht »icht zu heiszen, dasi sle siebegrlssli ch ein-
ordnen können, wohl aber inusi es heisien, üasi sie
„sehend" gewertet worden. Freilich sind wir selber
stetig dabei „sehend" zu werden, denn da gibts keineii
Abschlusi, und der „blinde Fleck" sorgl auch „geisiig"
dafür, dasi wir gern ein Nüchslliegendes übersehen,
Wenns aber einen Abschlusi glbl, wirds wieder „aka-
demisch". Auch der Kunsllehrer darf nichk nur Ken-
ner u»d „Könner" sein, er inusi „Seher" bleibe», in-
nerlich bewege» können, nichl „seskstellen". Das ge-
schrlebene Worl slelll leider nur zu sehr fesl, bedrückl,
lndein es gedruckl wird,

Line Schlusibilte soll »och den „Druck" aufhebeni
Es inöchte inehr gespielk werden, Knsperle- und
Puppenspiei und anderes. Kunslerziehung will alle
Kräfke des Gestalkens enlblnden. Die Bvlksschule
braucht Lehrer, dle ln diesein grvsien Sinne die „Ehür-
führer" ihrer Gemeinde sind, die selber eine siugend
erfahren habe», die nicht nur sachlich abgezäunk nach
„Zeichnen" und „Adusik" unü „Deuksch" verlies, svn-
dern in der Musikalität deS Zusainmenwlrkens aller
gestalterischen Krüfte Begünstigung ersuhr!

Bericht und Nachlese zur Tagnng im Zentralinstitut
s! j vom 10. bts 12. April 1930

Die Tagung ist in ihre» wesentiichen Darbiekungen
geglückl. Der Besuch wax überraschend gut auS allen
Teilen Deulschlnndü! Berlin war begreislicherweise
vorwiegend vertreten. Lehrer nller Schuigattungen,
Bertreter von Behördeij und Freunde der Kunst-
erziehung trafen sich ziisaminen, DaS Programin
war vletfeillg, aber nur jauf dnS künstlerifche Zeich-
nen eingesteilt. Das künstlerische Zeichnen als Aus-
üruck des werdenden Menschen ohne Tendenz stand
neben dei» besonders befonten seelischen und beson-
ders formhaft geslalkenden Zeichnen. TendenzloS
und frlsch, init dein Leben verbunden an den höheren

Schulen; nachgehend der Ligenart und der Selbstwnhl
ln Theinn und blldnerischer Gesialtung in de» Ber-
suchen eineü ossenen Zeichensanles für Wollende
aus allen Krelsen an einer Kunslhochschule.

Geheiinrak Bnllat stellle das leitende Programin
auf. Boraussesiungen, Wege und Ziele und vertiesle
dieseS Progrninin in seineni Borlrng: „Entwick-
l u n g deS Z e i ch e n u n k e r r i ch t S l n Preu -
si en." Klar wurden die grosien Linien herausgear-
beitet: vor dem g:vniim lvoi, dein anwesenden, in den
Tagen 70 siahre alt gewordenen Phil, Franck, „ais dein
„Schöpfer deS inodernen Zeichenunlerrichis >n Preu-
 
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