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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 5 (Mai 1930)
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Stiehler, Georg: Bericht und Nachlese zur Tagung im Zentralinstitut vom 10. bis 12. April 1930
DOI Artikel:
Burkhardt, Robert: Ausbesserung vorgeschichtlicher Urnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0138

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>,» skn'ksle» Gejlensatz zu ^! — Abk. O u»d » biuchle»
luiiisllerischc »iid lebeii-jfrische Arbeiteii aus höheren
Schule» Äerlliis- es wurde hier über Kunstbekrach-
luiig, Perspelilive, Phokouioiitage und Schrift lebhaft
deballlerl. Die AuSlaiidsnbteiluiigeii Aujzlaiid, Tsche-
choslownliei u»d lZapan sZeppelin-Erlebnls) fesselten
»ichl. A!lt stark geteilten Ansichten wurden die Ar-
beiken des offenen Zejchensaales von Frau Prof.
ANchel beurteilt. lfedenfalls inußte inan über Enk-
slehung, Art und Schülermaterial sich aufklären laf-
sen, uiii kein rasche^ Arteil zu fällen. Die besonderen
Äerhültnlsse der Arbett können iiakürllch auf den
Schulunkerricht nicht übertragen merden. —

der allgemeinen Aussprache kam die Aersamui-
lung zu Work; Lehrer aus den höheren Schulen,
(u. a. Frih, Sliehleri, aus der Volksschule, ein Vild-
haner und ein Schulrnk.^ I»i allgemeinen wnhrke die
Aussprache das Aivenu der voraufgegangenen Tage.
GrundsählicheS und Widersprechendes wurde berührt
im Hinblick auf dle Vrikschkheorie und Waldorsschuiei
ma» ivttnschke Heränziehung von Arbeiten aus der
Volksschule, ivünschte in der Vritschkoje mehr leben-
digen Bildailsdruck und Fnrbfrische, in der Waldorf-
koje mehr Gegensiändlichkeit und »icht nur beseelte,
verschivommene Fqrbdichtiingen! mlt Aecht wurde
ferner belont, dan sauch, die „Alken" noch jung sind
und ivesenilichen Ahteil an dem Leben Im Kunst- und

Zeichenunlerrichl haben. Line Feststelliing, die noi-
ivendig ivar, da Pnllat in seinem Schlusiivort nur der
jungen Generntion der Kunsterzleher gedachle, die
den klinstlerischen Aufgaben der Gegenwart geivach-
sen seien. Ein Viidhauec wünschte Pslege des pla-
stischen Gestaltens. — Die Vorkragenden vertieflen
nochmals am Schlust ihre Ansichten: insbesondere auch
Hasler und Englert-Faye. Kornmann
wandke sich gegen den Vorwurf der Manier, betonte
aber, dast er den Einwendungen prllfend nachgehen
werde, inSbesondere der Forderung nach ttnmitkelbar-
keik und Frische. Pfleiderer wiederholte teilweise
seine AuSführungen, beurteilie und werleke die bei-
den Koje» von Vrilsch und Waldors. Er forderle
auf, sich zu enlschelden. Diefe Aufforderung rief im-
pulsiv WeiSmankel auf den Pla», der sich gegen
eine Lntscheidung wandle, da alles noch im Flust sei
und dazu Forschung an reichem Material in wochen-
langer Arbeit nokwendig sei. — Ilnd so isk eS: An-
regung, Selbskprttfung »nd Bereicherung! — Geheim-
rat Pallak konnte I» seinem Schluszwort mik Ve-
sriedigung feskslellen, dast die Tagung ihren Zweck
erfllllk habe, Änregung durch Vorlrag, Ausstellung
und Aussprache zu bringen »nd versicherle, auch der
Volksschule durch Kurse helfen zu wollen. — Die
Versammlung dankke lebhaft dem geistigen Urheber
der Tagung. Skiehler, Leipzig.

Ausbesserung vorgeschichtlicher Arnen

Aichl alle Schulen sind in der glttcklichen Lage, in
ihrem Städtchen ei» Heimatmiiseum zu besihen, wie
wir >n Friedeberg. Welche Schähe aller Art werden
dorthin zusnmmengekragen, aber auch — welche Trüm-
merl >. l

Vvr einiger Zeit überfgab unü der MuseumSleiter
eines MorgenS ungefähr blltl Scherben in Zigarren-
kislen verpackt. Diese ),Klamolten", wie sie meine
Schüler „spöklisch" iicinnjeii, stamniken aus einem be-
»achbarlen kleinen Dorfe. Ein Landwirt hakte sie auf
seinein Acker bei Feldarbeiten zutage gefördert und
üem Heimnkmuseum gesiistet. Die nähere Unterfuchung
ergnb, dasz es sich um zwei selkene und daher recht
kostbare Urnengefäsze mtt kleineren Veigefäszen aus
vorgeschichtlicher Zest, etwa 120ll v. Chr. Geb. han-
delke. l :

Diese zum Teil schlecht gebrannten Tonscherben
sollten nun von einigen heschickten Schülern zu dem
zusa»»nengefügk werden, was sie einstmals rvaren.
Die Slllcken und Skückch?» muszken zu diesem Zwecke
erst nach Farbe, Skärke und Zeichnung geordnet
werden. Diese Arbeit war nicht leicht. Mit groster
Veduld und scharfer Vetrachtung wurden die ein-
zelnen Scherben zu gröjzeren Teilen zufammenge-
paszt lind beiseite gesegt. Sehr groh war die Freude,
ivenn manchmal nach stundenlangem Suchen zwei
oder gar drei Teile „wirklich" zusammengehörten.

Zur Forksehung der weileren Arbelt waren nötig:
eine Kiske mit fri cheni, äber seinstem Sand, wie ihn
wohl jeder Schulzof an icgendeiner Skelle ausweist;
ferner zwei kleinere Porzellanschalen, ein Spachkel,
wie ihn der Mnler beiin üelmalen verwendet, ein
Slaubpinsel, ein Gefäsz ^ mit klarem Wasser, eine
Flasche Wnsserglas i.2ll Psg.), eine Vüchse seinster

Schlämmkreide slll Pfg.) und ein Psund beslen Gips
slv Pfg.). Viele Dinge fllrwnhr, jedoch für wenig
Geld leicht zu erskehen. chi der neuzeitlichen Werk-
statt oder im Zeichensaal sind diese Makerialien
meistenteils vorhanden.

Die bereikgelegken Skttckchen wurden »un an den
Vruchskellen mit dem Pinsel sorgfältig abgestnubl.
Nach Herstellung einer Aindung von einem Teil
Wasserglas und zwei Teilen Schlnmmkreide sgeringe
Mengen) wurden diese vorsichtig und sauber snicht zu
dick) damik beskrichen, schnell fesk zusammengedrückk
Meberreste des Blndemitkels mit reinem Lappen enl-
sernen!) und in den Sandkasien gelegk oder gestelli,
dajz sie sich nichk verschieben konnken. Klelnere Lllk-
ken oder schwer haltbare Ecken wurden unker Zu-
hilfenahme des Spachtels mit Gipsbrei verschmierl.
Dabei jedoch war zu beachten, dah der Gips äuszerst
schneli erhärtek. Unbedlngt sauberes Arbeiten war
nökig, wenn das Werk gelingen sollte.

Auf dieselbe Weise ivurden die übrigen gefundeiien
Teile zusammengesehk und bis zum nächsten Tage
aufbewnhrl. Waren diese erhärlet, wurde wieder ge-
sucht, versuchk, gepaszt und, wie oben geschildert, bei
genügender Anzahl gekilkej.

Wurden alifangs willkürlich die Teilchen zusam-
mengeseht, die zuelnandcr gehörten, so muszken wir
bald unjer Augenmeck auf das Herausfinden, Zu-
sammenlegen und Kitlen des Bodens richken. Die
Arbeit wurde üadurch erheblich erleichterk. Beim Aus-
sehen deS Gesähbauches und der Halsstückchen nah-
men wir breiteS Vand und Schnur zuhilfe, um ein
Auseinandersallen zu verhindern.

So erhielten wir zunächsk ein Gefäsz, das 2ahr-
kausende lang in mürkischer Erde gelegen hatte und
 
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