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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 4 (April 1930)
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Pfauth, Siegfried: Gedanken über die Britsch-Theorie
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0104

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de>- Feichgmige» ei'tiid! sich, dich diese Aehii-
lichlieii n»s ei»e slni ie 'Veiivniidlschiifl dec Foimeii
»iid Fmbeii »iid der Aiiliiüe der gaiizeii Arveik zu-
riicliziislihre» ist. Hiiissijz siehk »inii Flii6)eiifiillu»geii
»>il vielen iihiiliche» i» cihiilicher Aeise niigeord-
»eke» Fvrme». Sie lehme» sich vielleicht gmiz gut
mis. Aber livmittt e » uiibeeiiifluszkes Kiud dnrauf,
eiue Flnche so dlirchzunrbeile»? Vel Versuche», die
ich niik mehrereis uo^h uichk schulpflichkige» Kiiider»
u»d nuszerdei» mik eiiier 1. uiid 2. Gruiidschulklcisse
niiskellke, konnkej lieiiie eiuzige dernrtige Flcichen-
siillimg erreichk kverde», obgleich i» dieser Aichkuiig:
Flncheiifiilluiig! vorskchlig beeiufluszt wurde.

Vrn» ivird niijsesichtS der vo» Vriksch-Theoretiker»
nls Musterleistuiige» j gezeigke» Flnchenfkilluiige» e!»
Misztrniieii dnrüber siichk uiiterdriicken köiiue», dnsz
die Schüler zu svlche» Ergebulsse» gerndezu gedrillk
oder gnr gezivuiige»! ivurde». LNchk ohue Gruud
iiiuke» solche Arbeikeii blutleer n». Häufig lind jie
nuch erfiiiduiigsnci». j Ls fehlk ihiie» vor aUei» der
persönliche Ausdruck,! kurz, das Leben! 2ch hnbe
imiiier ersnhre»:! Ei»! Klnd niusz fre! schaffe» kön-
»e», es darf »icht Inj vorgeschriebene Bahnen einge-
zivnngt werde», sii» lsbensvoll zu schnffe».

Bnsz die geiicinnken Gesnhren nichk Erfindunge»
»iid Ilnkereien ! eines Schwnrzsehers sind, solle»
zivel Velsplele bezengen, die sicherlich keine Aus-
nnhineii sind. j s

Lin Vritschn»l)änger iveisz das zeichnerische Kön-
»en seiner Schüler flokk voranzubringe», indein er
jeiveils die scheninkisierke» Forinen der nächske» Stufe
n» dle Wnndtnsel zeichnek. Eine Vrikschnnhängeriii
zeigl slels zu Vegin» der llebung e!» Vild nuS de»
Koruiiiaiiiische» VolKskunstinappe», besprichk dieseS
Vild nusführlich iiiit! den Schülern und skellk daiin
eine ühnliche Aufgnhe oder gnr oft dieselve. Dninit
erreicht sie die geivttnschte guke Durchschiiitksleistung.

Vekannklich si»d Kinder leicht zu beelnflusse» und
»eigen skark zur Anchahmuiig. Auf diese Weise knn»
»in», iveii» »inn will, Kunst aller Art: expressioni-
stische Kunsk, anthroposophische Kunst und jeht sognr
Vrikschkuiisk und Volkskunst erzeuge». Den küiist-
lerisch vernnlngken Veurkeller verblüffk vielleicht zu-
Ȋchsk die Leiskung. E>' findet nber bnld hernuS, dasz
er es mit Treibhauskulkur zu ku» hat. Hohl und leer
sind leider so ofk solche Arbeiten. Nichtig und sinn-
los war die Attihe. Hlas Kind fühlk nichks und ivächst
aiich nicht seelisch ber solcher „Arbeit". So musz inn»
sich billig frngen: Tplek diese Ark des Ankerrichkes
»ichk nuch die Seelenkräfke, ivie so innncher nndere
iiiechnniskische Vekries)? Auch die Arbeiten, die aus
dei» Vritsch-Instikuk j selbst hervorgehen, sind nichl
voll überzeiigend. Auch sie zeigen ofk die hier er-
ivähnle» Eilcheiiiuiige». Üch beziehe inich unker ande-
rein nus die Lichkbildreihe», die Vildhauer von Grä-
venlg kürzlich be! eiiiei» Vvrkrag zeigte. Vesonders
die zulehk gezeiglen Vüder: „Aeklung einer Schüle-
rin aus der Ankunsk i» die Vrilschkunst!" ivare»
bezeichnend. Soschc Leisliiiige» besriedigen nichk und
überzeugen »ichk. lrohdei» sie Muskerlelslungen sein
solle». Angesichks solcher Arbeilen inusz »inn uiibe-
dingt )U dein Schlusz ikoiiiine», dnjz die Schüler i» der
Vrilschschule so slnrK nnch einer Aichkung hin beein-
sluszt werde», dnjz ihnen nicht inehr invglich isk,
nus eigeiie» Seelenkräfken zu schaffen. Der Schüler
ernrbeikek dnnn offenbnr seine Gesknlkung nichk nus

eigenen Erlebnisse», sonder» er »beriiiiiiini sie. Sie
ivird nn ih» hernngelrnge» mit Hilse vo» Vorbilder»
»iid Erkläriiiige».

ES ist verivunderlich, dnsz es eiiiei» fo kinre» Geisl
und sicherlich nuch gulen Lehrer ivie Korniiinu» »ichl
gelingt, de» Schüler so z» sörder», dnsz er selii Eigen-
lebe» nusdrücke» lernk. Dninik koiiiinen ivir an eine
Schranke, die viele n» einer richkigen Ausivertuiig
der Theorie hiudert. Vrilsch lreniit die seelischen
Kräfte des AusdruckS vo» der Gestnlkung, weil er
seine Theorie nuf de» künsllerilche» Tnkbestnnd der
bildende» Kiinst eiiischrünkl. Für ih» isl bildnerisches
Geslnlte» »ur „geifkige Vernrbeikuiig von Gefichls-
siiiueSerlebiiisseii". Gleichnishast gesprochen: Ärilscb
beschränkt die künsklerische Arbeik nuf de» Kops »iid
schaitet dns Herz, die Seele dnbei aus. Dniiiik ivird
nber das Kunsllverk von seinein LebenSgrund gelösk.
Küiistlerisches Schnssen isk ebe» doch nicht wesenllich
eine geistige Leislung, svnder» Foriniverde» vo» seeli-
scheiii Lebeii. Ausdruck und Gefknlkung kann innn »ichl
trennen. Vei der Treiinung verliert dle Fori» die
Seele und dninil de» Siii». Die seelischen Kräske
einpfangen doch Gestnlt i» der Forin und werden dn-
durcl) sichlbar. „Die Seele isk der Sin» des Leibes
und der Leib ifk Erscheinuiig, Vild, Ausdriick der
Seele. (L. Klnges.) '

Ferner niusz »in» bedenken: Ls handelt sich bei der
bildende» Kiinst »ichk nllei» »»> die geiskige Vernr-
beilung vo» „GesichlssiniieSerlebiiisseii", sonder» es
fliesze» »och nndere Lrlebnisse inik herei», wie Tnsl-
erlebnisse und Vewegungserlebiiisse. Diese kaii» »inn
ebeiisoiveiiig nus dei» Geslnlte» des Kunsllers wie des
Kindes nusscheide».

Die Seele isk die üuelie der Fvrin. So ivenig sich
der Flusz von der Quelle li'eiine» iüszl, ebensvivenig
knn» die Fori» voi» Lrlebnis und voi» Ausdruck ge-
treiint iverde». ES bleibk dnbei, die Fvri» slieszl und
wächst nus der Seele und eine Kunsklehre niifziibnue»
uiiker Ausschlusz des Anleiles, den der Ausdrucli hnl,
ist Sisyphiisnrbeit. Aus der Treiiiiung vo» Lebe»
und Forin, die uns i» der Theorie enkgegenlrikt, koni-
iiien ivahrscheinlich die Irrlüiner i» der »»keirichl-
liche» AuSiverliing. Der gule Gehnlk der Vrilsch-
Theorie wird dnbei inS Gegeukeil verdrehl, osl bis
zui» Ansin». Es frngk sich überhnupk, ob die Enkivick-
luiigsskufe» wie s!e die Theorie ausstellt, ohne weile-
res glüubig hingeiioiiiiiie» werde» dürse». Die Lr-
kenntiiis, dajz dns Kind die Eiikwickliiiigsskilse» der
Menschheik auch iin Wnchslui» seines bilduerische»
Geskalkens wiederhole, isk jn vo» der Völker- »nd
Kinderpsvchologie längsl seslgeslelll. ES musz jedoch
noch »nchgewiese» werde», ob die Aiifeiiiandersolge
der Stufe», wie Vriksch sie niisslelll, lnlsüchlich sliminl.
Die vo» Kviiiiiinii» »iid vv» nndere» Vritschjchüler»
gezeigken Veispiele sind osl willkürlich zusnininen-
geskelll, nuü dei» l)»jni»»ieiihn»g herniisgerifse», inil
Aücksichl nus die Thevcie nuSgewähil. ^koch »ie
wurde die Enlwickiiiiig e i » e S Schülers voin dlnsnng
bis zuin Ende gezeigl, noch »ie voi» ersle» Schuljahr
n» bis zuiii Abschlujz der Schulbilduiig uud dnrubei
hinniis. Es werde» slels »iir Einzelbeispiele, die »nch
de» Sliife» der Theorie zusaiiiiiiengestellk sind, ge-
zeigl. Ai» die EnlwickliiiigSskuse» ttberzeugend zu
begründe», iiiüjzle» nber Eiikwicklungsreihe» vieler
Kinder und 3uge»dlicher i» lückenloser Aufeinnnder-
solge da sei». Die Vriksch-Theorie skttjzt ihre Ansichl
durch Veispiele nus der Kuiist verfchiedener Zeiken
 
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