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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 6 (Juni 1930)
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Grundmann, Werner: Die Freude an der technischen Form
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0151

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Lisl i» de» spülere» Z»l)re» wcihre»d üer Puder-
l»lSe»lwiclii»»ji lccuche» die Aede»lce» »»s. Der
werde»de s»»j;e Alehsch 'dejii»»! die Di»j;e subjeicliv
.j» dekruchle» u»d zu dewerte», wnhre»d d»S Ki»d
»och vöiiijj >u»hrilisch n» d»s Ohjeiri hi»gegebe»
w»r. iZehk wirdsnuch Techuik uud kechuische Form
erst Erlebuis. Es lcoiumk zu eiuer Stelluugunhme, zu
eiuer Ablehmmg oder »uch begeiskerte» Aiihniiger-
schnst. Wnhreiiü! dte. Beknkiguiig des Kiudes eiue
mehr spielerischö' wär, regk slch jeht der Wuiisch,
jelbllnudig ekwn-j zu serleriie» uiiü zu schnsse», wns
wirliiiche» Werk! hnk, Aus dem Spiel wird »llmcih-
lich eruske Arbeik. 2m Kuiisliliikerrlchk wirlrt sich
diese Wniidlmigj »uch i» dem 2»keresse sür „Tech-
uisches", d. h. ifiir fdie ANtkel deS Mnleus u»d
s)eich»eiis, für Druchversnhre» usw. »us. Die Schü-
ler lioiume» voir selbkt »uf die verschiedeiiste» Dnr-
skelluiigs- u»d Aervielfnlliguiigsmekhode». Ofk scheiiik
es, nis wollte» sie burch Berfeiiierniig der ÄNkkel
u»ü Glcikle der nnszere» Fvrm dns wektmnche»,
wnS sie n» iiiiierem Ailderreichkum verlore» hnbe».

Aei dc'» Schüler» der vbere» Kinsse» siiidek uinii
eiue mehr seiilimeiilnle Elusteliuiig zum Gegeu-
slnud. Sie erlehe» dns Groleslie, Alviiumeiilnle,
Luslige, dns Schöue vüer Hnszliche, dns Freuiidliche
vder Feiudliche idnrci». Mil deiifelbe» Gemülsbe-
ziehuiige» slehe»! sie kechiiische» Diiigeu gegeiiüber,
die »uch sür ihrä Liiistelluug zur Ankur u»d Kuiist
chnrnliterislisch sijid. Llue 2solnkore»lietke hnugt sür
sie „leuchteud uud befchwiiigt vor eudlosei» Hlmmel,
lüiudek vo» ihrem Gieiist" (Aeiigei-Pnhsch „Die
Welk ist schöu"). j

Ti-pisch ist nuch diä Aeiguiig zu symbolischer Aus-
deuluiig dcr Forme» (Brüclie, Turui, Wnnge, Aiug).
Gernde i» dieser Zeik der schweifeude» liternrische»
Phniiknsie lin»» eiiie skiirliere Biiiduug n» de» Ge-
geiislnuü u»d die Befchnsliguiig mit dem Formnle»
»ur vo» Borleil i seiji. Eiuzelue Schüler versuche»
vv» sich nus über^die nllzu subjekkive, geftthlsbetoiike
Eiiisleiluiig HIiinuS hiiiler dns Wese» der Diuge zu
liouime». Auch eiue Ainschiiie ist ei» OrgniiiSmuS,
mil feiiie» Llnieli- imü Formbeziehuiige», »nch be-
slimmke» Gesehefi geordiiek, im Gleichgewichk be-
siiidlich, cihiilich eiiier ^lrchikekkur. Die techuische
Form wird hniipkscichlich bestimmk durch ünS Mn-
lerinl uiid de» Zweck.j Troh dieser Zweckbestimmuiig
üie sie vo» öer Kimft uiikerjcheidet, knii» sie schö»
sei». 2eder Meiisch iirleilt »icht »iir »nch Zweck-
iiiciszigkeit, souder» nnch »nch dei» Gesichkspuiikt der
Schöuheik, weii» er ei» Auto bekrnchtet oder sich
ei» Fnhrrnd knusk oher eiueu lechiiische» Appnrnt.
Die Schönheik liegt iiicht i» überflüjfige» Berzie-
ruiige», souder» i» Üe» Fvcmverhcilkiiisse», >» der
Arnterinlwirkuiig u»d eveiiluell iu der fnrbigeu Be-
hniidluug. j

Es ist gernde die Zeil des 2ohn»»iSfestes. 2» de»
Köpfe» der 2»»ge» spukl dnS Aieseurnd u»d die
Achlerbnh». Sie drii»ge» selbst zur Gestaltuiig dieses
Themns. Der Lehrer? ei'lülll ihre» Wuusch uiid be-
spricht kiirz dns Wefeiikliche mit ihiie». Durch die
Worke, die er wiihlk,lsolle» nuch be! de» Scküler».
die »och »ichk nuf dch» Festplak ivareu, beslimmte
Formvorskelluiige»' erweckt iveröe». Km »icht dnS
übliche Äummelplcchbijd zu erhnlke», beschrniikt ma»
sich nuf eineu bestimmteii Gegeiisknud (Aussisches
And), der dau» gnuz nus üer Aähe bekrnchtet ivird.

Hier sehe» wir dns Anü so groh, dns; wir es gnr
»ichl mit eiiiem Blick überschnue» köiiue». Also
wolle» wir nuch »ur eiiie» Teil dnvo» zeichiie», u»d
diese» »u» recht geunu, de» Ausskieg mit dem Ge-
rttst uud de» jchnukeliide» Goudel», mit deu, Ge-
kriebe uud der BremSvorrichkuiig. Gleich lnuchl die
Frage nuf: Dürfen wir Zirkel u»d Liueal beuüsze»?
Es ist gut, weuii sich die Schlller scho» bei svlche»
freie» Geflnlluiigsaufnabe» a» de» Gebrnuch vo»
Liuenl u»d Zirkel geivöhue». Hier liege» jcho» die
Aiisniige zu spiilere» lechiüsche» Zeichiiuiige» fpro-
jektive» Dnrslelluiige», Werkzeichiiiiiige»). Bei de»
Kiiider» ift »och dns lechiiische 2»terefse vereiiit mil
dem Spieltrieb nm Werke. Sie bewiiltige» eiue
solche Ausgnbe ohue weilereS >» eiiier Doppclsluiidc
uiid hnbeu dnim die Besriediguug der serkige» Lei-
ftuiig (Abb. 1).

Bei der Arbeit ist »icht »ur nuf de» Ocgaiiismus
des Gegeuslaudes zu nchle», souoer» zugleich aus
die Orgniiisnlio» der gegebeiie» Fliiche sFormbe-
ziehuuge», liuenrer Ausbnu, Fnrbe). 2eder Slrich
soll eiue Form iii»reisze». Dns Schntliere» u»d
Aioduliereu uiik dem Skist ist imiiöliger, ost die '
Kinrheil der Zeichuuug slöreuder Auswnud lAbb. ?).
Soll eiue Ausgnbe snrbig behnudelk werde», so isl eü
rnksnm, die Fnrbe »ur dekorntiv, formkliireiid, eiu-
zutrnge», Beslimmte Fnrbe» iverde» -sich hiersür
besoiiders eigueii: Schwnrz, Aok, Blnu, Brnu»,
Grnu. Der Siii» sür die Gesehe der Fliiche isl bei
de» Schüler» der uulereii Klnsseu »och stnrk nus-
geprngt, weii» nuch »icht bewufzl. Die Aiider vder
^Nekeureiheu bilde» ei» ivirksnmes Aiusler nus dem
Zeicheublnll, dle Liiiie» der Zeichiiuug drttcke» zu-
gleich die Spnuiiuug des Blnlkes nus, die Fnrbe
belebt dns Blnkk oh»e „hernuSziisnlleii".

Dns sichere Gesühl der Kiuder sür die Kompo-
sitio» »nch de» Gesehe» der Fliiche geht mil wnch-
seuder Anuuivorslelluug lil, O III) immer mehr
verloreu. ES bednrf dnher besouderer Pflege. Er-
füllt vo» dem 2»leresse n» der Wirklichkeikssvrm
des Gegeiislniides, versucht mnii ei» »aturgekreues
Abblld zu gebe» u»d vergijzk dnbei, dns; jede küusl-
lerische Gestnlluug ei» Umsormeu bedeukek. Dieses
symbolhnfke Kmsesje» der Form wird de» Schüler»
am eiiideuligste» klnr beim Liiiolschuill. Hier köniie»
sie »ichk nlles gebe», wie es ist, soiider» uiüsse» deu
ANtkelu euksprecheiid vereiiifnche». Der Liiiolschuikl
hat »och eiiie» audere» Borzug gegeuüber üer eiu-
fncheii Zeichiiuiig: Es ist etwas Greisbnres lTech-
»isches) dabei zu leriie». Dnher isl er nuch auf der
Mitkelftuse so beliebk. Als Theme» eigue» sich kech-
»ische Bestniide für ih» besviiders guk, weii hier
klare, nusgesprocheue Forme» gegebe» si»d: Aiider,
Geskniige, Plnlte», Aöbre», Kube», die sich durch
eiusache geomelrische Forme» (Kreis, gerade Liuie,
rechter Wiukel) nusdrücke» lnsse». Die Schüler
selbst empsiiide» die Dnrslelluiig svlcher lechiiifche»
Forme» nls verhiilliiismiijzig „leichl" u»d werde»
daher sreudlger n» ei»e solche Arbeit hernugehe»,
nls n» eiiie lniidwirtschnfkliche oder rei» figürliche
Geslnllimg, der sie sich oft »icht mehr gewnchse» füh-
le» (Abb. 2).

Die Schöiiheit der Techiiik krilt imuier deutlicher
i» Erscheiiiuug, je iuleusiver uia» sich mil der Li»-
zelform beschiisligk. Die Gruiidelemeiike der Plnstik
krete» hervor: Kubiis, Kugel, Kegel, u»d Zyliiider.
 
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