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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 6 (Juni 1930)
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Dittmann, Carl: Die Praxis des Naturzeichnens in der höheren Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0163

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de> >l>oüe» >i»ip>essiü»!ste», weil sie der A»s-
s»ssu»„ diejer Zeit s»» »uchste» sl»»de»), vertt»s, »ber
vviii>v»>»ie», welch »itihevoller W«j, i»le»sivsle» ^ia-
l»rsl»di»»is vvrnusgegnsiüe» ist, um M dieser ge-
»inie>i For»ie»sprnche g» gelnuge». Mn» wollte dort
begiiine», wo die Grohe» nushörleii. Durch diese»
Äiisigriss ,,ers!örle iiinnsden Aelz der „Kliidergeich-
»uiig . WnS dnbei heraustini», wnre» kliiiiiiierllche
Slillosiglieite». Hier ist^ i» erster Linie die Anlust
geichiierlsche» Timsi dei" srwnchseiieii Iugend .,» su-
che», die »»bewichk dns AussichtSlose ihrer Mühuiige»
siihlle. ANl ltiileresse nrheiteken »ur die iiiauuell Äe-
gnble», die dnnli ihrer Geschiclilichlieit u»d ihres
vijuelle» Gedi'ichtnisse-- ei» lechiiisch gefcillige-j Er-
gebuis erreichle». s >

ES hnndelt isich i»i» dnrui», ei»e» Weg I» ünS
^inlurstudiui» .,» fiuden.cher zu stilvolle» Ergebuisse»
fiilirk, d. h. .,» Ärbeite», die i» i k l> I » d l i ch e r
Ausfnssiiiig n ll l»c<h l i ch s i ch steigernde
B e o b n ch t u » g s sich ä p f e vereinige». Niemnls dnrf
dei» Schiiler gegeigt wepde», w i e elwns dnrgestellt
werde» soll, dn durch^ eiii solches Verhnlke» de<> Leh-
rers üns individuelle Gesicht der Zeichiiuiig .,erstörl
werde» uius, »»d wiederui» die Geknhr des Scheuin-
lische» der uiiiisllerische» ^lrbeit drvyl. Wohl nber hnt
der Lehrer dnrnus zu nchteu, dns; der Schiilcr mit
grösjler Ehrlichlieit beobachtel u»d grnphisch seslslelli,
ivns er »or sich siehs. Lr linii» ihi» die .,eich»erische
Uebersegung uor der Nntur dndurch erlelchter», dns,
er bei jeder Mbeil der Eiguuiig des Mokivs gemns,
ei» liiiustlerisches Momeiit (elwn Anui», Skosslich-
lieit oder Plnslilc) iiiideiiiBordergruiid riickt, um die
grnphische Behnudluiig i» eiue beskluiuike Mchtuiig
.,» leiike»; deii» bej dex Fiille der Eludrücke, i»it
deiie» ei» Skiicli Bntur Äiif dns Auge eimvirkt, Ist
es »»uiöglich, voi» Schttler ei» stnrkes zeichnerisches
Ersnsse» der Wese»ssori»i.,u verlniige».

Dns eleineulnrste ÄusdruckSinittel der Zeichiiuiig
isl die Liuie. Ihr Aus imh Bieder, Bor und Zurück,
ihre Beweguiig vo» liiiksiunch rechts u»d uingekehrk,
si»d kiliisllerische Gestallu,igselei»e»te, deren Äei., i»i
Dekornlive» liegt. Äus dei» orgaiiische» Lebe» seie»
sttr eiue lineare Behaudluiig Blume», Blätter uud
Grnser »ls geeiguet niigefiiyrk, nuS der gebauke»
Welk lechnische Anlngeu, dere» Schönheit gernde iiiit
der eiiideukige» Linie nm sknrksten erfnszk werde»
kn»» (Abb. 5). Dieses Skudium mus, draujze» i» u»-
millelbnrer Beriihruiig mit der Ankur betriebe» wer-
de» uiiü »ichk vor gevrejzse» oder gekrockiiete» Grä-
ser» uiiler der Glasplakte; deii» »ur i» engster Fiih-
l»»g mil diese» Diisge» wird Anchempfiiide» u»d
^lncherlebe» beii» Schttles' möglich sei». Zi» Zusnm-
i»e»h»»g mii einer Arbeil i» diesem Siime sollle »in»
»»chher Aieislerleiskuiige»! vo» gleicher kiiiisllerischer
Aussnssuiig im Lichtbiid zeige» (öiapnuer, Chiiiese»,
Diirer, Gros; u. n.).

Ei» nnderes Ziel, Antuiltudium zu betreibe», zeigt
sich i» der Belonuiig eiuer starke» räumliche» Ge-
slalluiig. Lag i» der obei, niigefiihrke» Möglichkeit
der Aeiz des Blatkes im Dekorakive», so isk hier dns
Eiilscheideiide ünü slnrke i Ersnsse» der Form. Die
kttiistlerijche» Aiitkel der Ainlerei, Dreidimeiisioiiales
inS Zweidimeiisioiinle zu ubersege», sj»d »uiiinehr zu
kläre». Die Mikkelstuse wird dnsiir nm geeigiiekste»
sei». Bei der wachseiidew Erkeimkiiis besriedigt sie
die »nive Dnrstelluiigsweise des Ileber- uud Aebeu-
eiunuder »ichk mehr.i llhri Bestrebe» !st mehr u»d

mehr nuf eiue iiberzeugeiiüe Wiedcrgnbe der Er-
scheiiiuiigSfvrm gerlchket. U,„ sie iu dieser Aichluiig
zu förder», wird mn» mil möglichsl einfnch gebnute»
Körper» begiime». Archtteiklure» u»d Skillebe», zu-
sniumeiigeskellk auü eiiifnche» Zwecksorme», si»d dnnk
ihrer fvrmale» Ileberschnubarkeit ei» geeigiieker Bor-
wurf <l» de» höheren Klasse» auch Meiisch uiid
Tier); de»u es ist I» der Tnl so, dns, mit der Schwie-
rigkeit, eiue komplizierle Fvrmeiikombiiinkio» zu er-
keime», auch die Schwieriglielk wächst, disse grnphisch
darzustelle». Dns Fnlle» u»d Skeige» der Linie» i»
de» Anum hliiei» n» gerndflächig bsgreuzte» Kör-
per», die Beräiideruug des llreises zur Ellipse n»
Gefüsze», dns Kleiiierwerde» vom Gleichgrvf,e»
bei einer Beweguiig i» de» '-Anuiii hiiiei» sind ein-
gehend z» beobnchke» <Abb. ti). !le giiiisliger der Schii'
ler die Blickrichtuiig wählt, umso skärlrer wird er die
Diuge i» ihrer kuvische» Spniniuiig ersnsse». Zur
Koutrolle u»d Erleichleruug siud bei diese» Arbeiie»
Messe», Loke» uiid Bisiere» durchaus siir de» Schiiler
geeignek u»d »Ichk als uiikiiiisklerische ANllel vo»
der Za»d zu weise», wie es ofk der Fall isk. Alemnls
dnrf aber dieses Sludiui» nls blof,e Aebuiig nui
eiiizeliie» Modell bekriebe» werde». Bielmehr iiiiif,
slels dns Wichligsle nller kttiisilerische» Arbeil iui
Bordergrund slehe», das Geslnlleii eiuer Bildsiäche,
i» diesem Falle dns Gesialle» ,»il de» obe» nngesiihr-
le» Körper». Die räumliche Wirkuug, nuf die eS hier
niikommt, wird verskärkk durch dns bilduerische A!il-
kel der „bleberschueiduiig". Dnmit ist gemeiut d»s
Bor- uud Hiiikereiiinuder mehrerer Körper im Aauuie
uiid zwar so, daf; eiuer de» niidere» zum Teil ver-
deckt. Ei» Abiväge» vo» Form gege» Form, der
reizvolle Wechjel vo» Auiid u»d Eckig, das Bor u»d
Zuriick hnbe» hier ei»e Bildflnche zu eiiiem hnrmo-
iiische» Klaiig zu briuge». Scho» der Aufbnu eiues
Stillebeus i»us, diese» nslhetische» Alouieiike» sich
eiiifüge».

Ilm die plnslische Wirkuiig zu erhöhe», wäre es »ls
Erweileruiig dieser Ausgabe möglich, die Diiige i»
ihrer Toiiigkeil »achzubilde», d. h. die Eiiiwirkuiig
des Lichkes zu sludiere», dns je »ach Eiiifallsrichluiig
uiiü lliiteusität die Körper stärker oder schwächer
modelliert.

A» dieser Stelle sei die „Zeiilrnlperspekkive", nls
ei» Weg, Tiefe zu gebe», fiir de» Schiiler eiilschiede»
nbgelehiit; deii» nlles Schemnlijche u»d Koiislruierle
ist uiiküiisklerisch, da der Wert der iiidividuelle» Ar-
beit dndurch verlore» geht.

Auch hier isk es wichtig, de» Schiiler» n»schliei,e»ü
zu zeige», wie grosze Aieisler zu »lle» Zeile» <vo»
der Gvlik iiber üie Aeiittissniice bis zu de» iiivder»-
slen, Brngue u»d Picnsso) sich iiiii Form- uiid ^inum-
probleme» i» der Ainlerei nuseiiiaiidergesegt habe».

Aoch ei» GesichkSpuiikl, uuler de», uin» Antur-
studium i» der Schule belreibe» knii», sei aiigefiihrli
die Dinge i» ihrer Slosflichkeit dnrzustelle». Ls krill
zur Ilmriszzeichiiuiig die Biniieiizeichiiuug. So sicher
dns Auge die uerschiedeiie» Oberslächenreize i» dcr
Anlur erkeimeii knii», so sicher beslehl fiir de» bii-
dende» Kiiiisller die Avlwendigkeil, grnphische Aus-
drucksiuöglichkeite» dafiir zu fiiide». Hier ist es Aus-
gabe des ZeichenlehrerS, jeiiie» Schttler» de» u»er-
schöpslichen Reichkum zu erschlief;e», mik üem die
Antur ihr Kleid wechselk uud dnrbietet. Dnbei ist
stels nuf dns Typische zu achkeii: den» gerade die der
 
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