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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 7 (Juli 1930)
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Herrmann, Hans: Die Geburt des Bildes
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0189

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vv» hnbeii wir schvn vbeii jiesprvcheii deswepeii
nicht jiehiiiidelt von diesen Dingeii, weil nicht dcis
Wesen des Akvlhischen imd des Äeiligiöseii, überhcinpt
„icht diis iiilgemeiiie derhiilkiiis zur Welt belrachtek
werden soll, soiidern das Mesen der Bildlimist. Das,
aber die bildluinsllerische Leiskimg »icht, allen aii-
deren Aeiiheriiiigeii des Leheus ferue, für sich alleiii
daskehe, davoii wareii Briksch und Koriimaiiii ebeiiso
iiiilerrichtet, wie Pflelderer;! sie hielteii es imr „ichk
der AUihe wert, dnrübeis vies Morke zu iiincheu.

Weim der Lehrer Pso für die Dorbediiiguiigeii
iiiisierliüiislierischer Llrt, die den Alik der Aildschvp-
fimg eriiiöglicheii oder fördern, Svrge trügk, haudelk
er gniig im Siim des TheoxetilierS! de» selber aber
geheu diese Dinge »ichfs ach

Thevrie irgeiideiiier geiskigen Leiskuug kreibeii, heisst
doch alle Erscheiiiuugeii iiuis iiisoferu betrachkeii, alS
sie ebeu nu dieser besoiidereu Leiskuug keilhabeii) !n
uiiserem Fnll nber ainifiiehiueii, dns, nlle Kompoiieii-
ke», die sich ii» eimiialigeii Fnll zur Erscheiiiung des
Kuiiskwerlis .iiisaiiiiueiischliesie», littiistlerischer Äatur
seie», ist »aiv. Der Theorekiker der bildeudeii Kuiist
yak scho» Grüude, wesui cjr — bei allem Wisse»
diiruiu — vo» üer Aetrnchkuiig der religiöse» Bewegk-
heit eiues Madoiineiibsldiiers nbsiehk) er welsi, dajz
die weseiiilich gleiche Ergrisfeuheit ei»e» Dichker oder
eiiie» Btusilier e»is>ai»s»ei> Kaiiii, vder Hns; sie, ohiie
wlederui» ihr eigeiies Wese» zu ciiider», eiiie» Meu-
scheu erfülle» liaii», der gar »icht imstaude ist, e!»
Kuiislwerli zu forme». Die Bekrachtuiig dieser Diuge
wttrde ih» »iir vom eigeiiklicheu Ziel ableulie».

Dns ist aber bei Psleiderer gescheheu: !u se!»c,„
siiiiiwidrige» Skrebe» »nch eiuer mijzverstandeiieii
„Allseikiglieit" verscherzk ersdie geistige Freiheit; er
verfnllk dem „Gegeuskaiid" uiid immer wleder sckweifk
sei» niigsllicher Blicli auf ihsi zurllck. Die alte Unter-
scheiduug zwischeu „darstelleuder" und „dekoraliver"
Kuust war durch die Theorie vou Briksch als un-
weseiiklich gelieuuzeichget worden. Pfleiderer aber
scheuk sich uichk, auf sie zurückzugreife», irregeleitet
öurch seiueu uukheoreksscheü Eiufall vom „Blldwil-
le»". Er sagk, dnsz Oruaiueiik uud Bild sich grund-
silsilich uulerscheide eben aus öem verschiedeneu Ber-
hnlkuis zum Gegeuskaud: z.uur im Berhälluis zu
eiiiem Gegeustnud der ivirlrlichen Welt" bekomine
„dns Erlebuis öer Disknnz, ;.. des interesseloseu I,i-
keresses seiue volle Bedeukuug". Biemaud wird be-
slreikeu wolleu, dafz zwischeir Bild und Ornameuk Uu-
kerschiede beskehe», wohl nber, das; diese Ilukerschiede
daS Wesen der bkldeudeu Kuust bekreffeu.

ES würde wirklich zü weit führe», iveuu mau alle
Worke »»d Meiuuiige» kritisch beleuchke» wollte, die
Pfleiderer ohue Fuiidieruug-uud Zulammeuhaiig her-
beibriugt. Zur Keuuzeichiiung der leichlferkigen Art
aber, iu der er uusere Diuge behaudelk, sei uur auf
die Berweuduug des Works „Begrifssbild" hiuge-
wieseu: Auch hier fällk erinuf gnuz veraltete Au-
schnuuugeu zurück, die damals im Schwuug wareu, als
mn» z»m ersle» Alnl guf dse Problemnlik der Kiu-
derzeichunng ausmerksgi» ipurüei mnu sagte wohl,
i» der erskeu Zeik zeichn? dqs Kiud das, was es vom

Gegeuskaud wisse, uicht, was eS sehe uud Psleiderer
meink dem Siuu nach dasselbe, weiiu er behnupkek,
das; die primitive Kiuder'eichuuug aus „büdlich dnr-
gestellke» Begriffeu" bestehe. Er »eiiuk euksprechend
eiue erste Stufe, die des „B e g r i f f s b i l d e s" uud
stellk ihr eiue zweike, die des „l i u e a r e u K ö r p e r-
b ! tdes" gegeuüber, gauz uuverbuudeu uud i» erusl-
hafkem Gegeusasz. Beide Bameu siud wiederum i»
Hiublick auf de» sichkbnreu Gegeuskaud gewählk u»d
es bestehk eigeuklich kei» siunvoller Gruiid, eine
weuiger dissereuzierie Zeichuuug mlk eiueiu gruiid-
sühlich audereu hlnme» zu belege», nls die weiker
eukwickelke. DnS beweist Psleiderer gege» sich selber,
meun er sagt, dnsz daii», weuu sich der Begriss weiler
eukwickle, auch die Zelchiiuug im gleiche» Siii» fork-
fchreite. Bun ift gnr uicht einzusehe», warum der
i)och öiffereuzierte Begrisf des zeichuerische» Korre-
lats ermangelu folle, ivnruiu also, weuu iiia» die
Pfleiderersche Teriuiuologie niierkeuul, uichk alle
Zeichnuug „Vegleiterscheiiiuiig der Begriffsbilduug"
also „Begriffsbild" sei» soll. DnS ist sie iu gewisseiu
Siuue auch, Begrisf uud niiickaulicher Bvrskeliuugs-
zusammeiihaiig gehe» ja aus demselbeu geiskige»
Gruud hervor und mn» zeichnek scho» das, „mas mn»
weiiz"; mik dieser Feskstelluiig nber ist für die We-
s e » s erkläruug bildhnfker Geslnllung gar »ichls ge-
sagk.

Alles, was Pfleiderer über bildende Kuiisk sagl,
zielt nicht auf dns Weseu, ist bedeukuiigslos uud, weil
es mlk dem Auspruch nufkrikt, dns Wese» erkläre» zu
wollen, durchaus irreführeud. Aechk bezeichiiend für
selue siuuwidrige klnssisiziereude Aleihode ifi der Ge-
brauch des Morkes „Ä n u mbil d"; es ist eine drilke
Skufe der bi.öküiiskierische» Formuiig, die er so be-
zeichnet.

Soll mik Worke», wie „Körperbild" oder „Aauiii-
bild" überhaupt ekwns zum Siuu der Kuiist gesngk
seiu, da»» mub doch die Bedeukuug, die hiuker diese»
Workzeicheu skehk, alleiu, fesk uud uuverwandk auf die
Kuust hiuzleleu. Bei Pfleiderer aber sinkt gerade
dns leszke Wort zum reiu äujzerlicheu Klassifizieruugs-
merkmal herab, uuker dem die verschiedeuartigsie»
Diuge begriffeu werdeu könueii: er redek vo» eiueiu
kttustlerischen, eiuem aufzerküiisilerische» (phoiogrn-
phischen beispielsweise) u»d vou eiuein unkiiiistle-
rischeu Aaumbild. Was soll ei» svlches Work »och
heifzeu? Hm muf; freilich eiu besouderer Siii» über
seiuen eigenklicheu Iiihnli hiunus eiugeblnse» werde»,
wenu es uur eiue» Schei» vo» Werk bewnhre» soli.

Daf; Pfleiderer mit viel Mühe ei» Buch geschriebe»
hat, das ficherlich uur Berwirruug skifke» kauu, !st zu
bedaueru, Empöre» muf, es nber, das, er das Werk
eines AtaimeS, desseu Eiuslusz bei ihm uuverke»»-
bar ist, »ur au zwei Skelle» gnuz uebensächlich er-
wähui; gewissermnszeu mit eiiiem mitleidigeu Lächel»
auf deu Lippeu. Die einzig mögliche und sicher zu-
treffende Eukschuldiguiig sttr sei» Berhalle» isk die,
datz er iu deu Siun der Lehre von Gustnf Britsch
gar »ichk eiugedruuge» isi, dnsz er ih», »nsähig seiue
krisinllene Tiese z» durchschauen, im Zrrlui» angeklagi
uud misznchtel hnk.
 
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