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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 8 (August 1930)
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Hillebrand, Rudolf: Die Breslauer Presse über die Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0216

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204

die Hooh«»e !cho>i n>» So»»»he»d wieder neschlosse»
wicd, — durcl> i»leressnhteS Alaterial aus dein Mu-
iiuiulerricht ergänzs, durch kleiue Kompositlone» und
äiiiprovisaiioiie», Ärhslteu uiusikwisseiischaftlichen
Charnklers u»d IlnisehkiiLe» der melodische» Lluie
i»s grnphische Ailds! z

Was dei» Aelrachler'zuiinchst auffällt, ist der gäuz-
liche Fortfall jenes iiiiihseligen ÄaluralisniuS, mit
dem i» frliherer Zeit die Schtiler geplagt wurden.
Wie beini Aufsnh, iwerden auch beim Zeichiie» The-
uieii gestelll: Aleiisch, Tier, Pflanze »iid die gege-
beiie» Gruiidiiiotlvo. Äa werden Fabelwesen aus
uaiveui Schöpsertuiii hepaus gebore», lchlageud kreff-
sichere Karikalureii'enlstehe», und Akiuelles — etwa
ei» bremieiider Ozeniiüauipfer — fiudet eiue Äar-
stelluug, die a» aufreg^nder Eindriuglichkeit »ichts
zu wiiiische» äbrig DszU llmmer wieder laucht nuch
> die Alaschiue, die Techjiik auf, manchmal mit iiiich-
l leru iugeiiieiirmäszifler Snchlichkeit gesehe» u»d wie-
dergegeben, mnuchmnl s»s ^iomaiilische kühn über-
seljk. Hez'e», Kobolde, j Mnske» siud eiu beiiebtes
Tliema für die durch Märche» uud Sage» augeregte
Phanlasie. Ohne Zwaijg, durch mehr spielerisches
Auleite» werde» die gefühlsbeloiikeii Stoffe nus der
iiiiiere» Aorstelluiifl. des Kiudes hernusgeholk.

Zu ihrer Nealisiexuiigl bedieuk ma» sich verschiedeu-
ster Techiiike». Bleistifk und Aguarell siud das A
uiid O. Mik Oel, !das. dle juiigen „Küustler leichk
zui» Schmiere» verfühch» würde, wird »Icht gear-
beiket, dagege» fiiide» sich iiikeressauke uiid geluugene
Aersuche mit Leimfarbe,». Auch die Plastik ift reich
verkreke», i» Tiergestatke» auS To» oder Plaskilin,
die einer Aenve Sinlenss Ehre mache» würden. Der
„Werkunkerrichl" bediekk sich meiskenS bunter Skoffe,
aus deiie» Puppe», Kasverlefigure», aber auch ganze
dekoralive Wandkeppiche i» „Gemeinschaftsarbeik"
hergestellt werden.s Phanknstische Tempel aus Zolz
und Aast lehren, dasz zjvischen den Kindern und den
Wilden im Kunstschaffen eine enge Berwandkschaft
besteht.

Die primilive Arwüchsigkeit des Gestalkens, die
sreilich unkonlrollierbnre fremde Einflüfse nicht aus-
schlieszt, gibt iiberhnupk-den Ausschlag, verdichkek die
Wirkung bis zu expressivnislischer Äusdrucksstärke.
Die Anlureindrücke werde» nuf naive Ark umgewer-
lek, ius Persönliche!!umfleboge». Aus die Geslallnng
der Aiidslächv legl l»aif ersreulicherweise besondere»
Werl, »ichl uus die nqlürliche, souder» die küusl-
lerische Aichligkeil! dey Perspeklive i» Aeziehuiig
zum Aildrnhmen. Maiichem ausgewnchsenem Äea-
listsn wäre eine folche Schule zu wttnschen. Aufgabe»
mehr prnklischer Lsrk, Entwürfe für Plakate, Glas-
senster, Alosaike» und für Wnnd- oder Auchschmiick,
zwingen den Schüler, DeseheneS oder Erfundenes
auch ,jui» Dekornlive» !hin zu stilisieren. NirgendS
eiue Spur vo» Gewallj vo» Korreklur nus Gruiid
eines empirische» Aesssrwisseus, — nlles ist schein-
bar wild gewachseq wiö i» einem Paradiese, in dem
noch kein Gärlner!„Ord»ung geschaffen" hak.

Weiin nlle diese Aiüleiilrüume reifle», ivenn nlleS
daS, wns hier unversleslte Aegabung verspricht, ge-
hnllen und erfüllt würde, dnnn würe» die Äkademie»
in zehn Inhren übersülsk. Aber der Weg, auf dem
ma» das kiiidliche! Schöpfertum generell durch die
Gesnhre» der Puberlüts hiudurch ins Leben hinüber-

_rellen könnle, ist noch chicht gefundeu worden, wird

vielleicht »ienials gefunden werden. Das ist kein

Fehler. Denn die voriiehmsle Aufgnbe deS Kunsl-
erziehers besteht ja nicht darin, Künstler hernnzu-
ziehen, sondern der Kunst zu dienen dadurch, dasz der
Geschmack, daS Gefühl für geistige und ästhelische
Werke von Zugend auf geschulk wird. Die Arbeit, die
hier in bescheidener Slille geleistet wird, knnn aiso
In jedem Falle der deuische» Kultur nur zugule
kouimeii. Nudolf H i l l e b r a n d.

Areslnuer Zeilung.

il.

Zeilsrageu der künsklerischeu Erziehung.

Die deutschen Kunslerzieher in Areslau.

Kein zweiles Fach verdankk der Schulreform so
sichtbare Erfolge wie der Zeicheiiuiilerrich!, uia»
ist immer wieder überrnscht ttber das was hier ge-
lchieht. Unbegreiizke Möglichkeilen lcheinen vor-
i-anden zu sein, und man kann verskehen, dasz die
Lehrer selbst davon irritiert werden und den Wunsch
haben, Erfahrungen mit Fachkollege» nusziitauschen.
Äiese Ausstellung, die nach Laudesverbändeu geord-
»ek ist, gibk dazu gule Gelegeuheik: deii» ivenn anch
das moderne System die Sustemlosigkeik ist, das
Prinzip, möglichsk wenig n» daS Kind heranzubrin-
gen, sondern es selbst sprechen zu lassen, so hnt doch
jede Gruppe gewilseruinszen ihr Leitmotiv, das sich
in der Leistung uiiö i» dem Geleilwork des Kakaloges
ausspricht. lüedenfalls nber almek alles, was uian zu
sehen, lesen und höre» bekommt Opliuiismus uud
Arbeitsfreudigkeik: nlle sind sich darin einig, dajz es
gilt, die Fähigkeit der künsllerische» Foriunuschau-
ung, d. h. leszlen Eudes das Aerstehe» der künslle-
rischen Form, daS Aerskändiiis für die Kunst zu bil-
den. Technische Ferligkeit ift »icht das Ziel, obgleich
mehr und intensiver denn je Technlke» gettbt wer-
den. Auch die Arbeiken des technisch »icht Aegable»
sprechen zu uns, weiiu sie von der innereii Krnft des
SchauenS zeugen. Aber dnS gröszere Kind will ler-
»en, es siehk seine Anvollkomuieiiheit, es wendet sich
enkkäuschk von der Arbeik ab oder es sucht Nak bei
dem Lehrer. Hier mujz der Lehrer eingreise»: das
schwierigste LrziehungSproblem liegl ihm ob, zu ieu-
ke» uud zu zügel» ohiie zu uiilerdrücke». Vasz hier
Probieme iiege» uiid uia» lroh der Freude am Er-
reichle» uichl slehe» bleiben dars, scheiul alle» Aelei-
ligten klar zu sein.

Die Schlesier, für die i» der Gesnmtausslel-
luug kein Platz war, stelien gesvnderl in der K tt n st -
l e r b u n d h a l l e ai» Ehriflophoripiah auS (biszuin
20. Iuni). Diese kleine Schau bilbet eine liebenS-
würdige Ergäuzung zu der umfnngreiche», gut iiistru-
iereuden Ausslelluug iu den Zoohalle». Ala» hal vo»
eiuer Neiiuuug der Schule», auch der Klasseu Ab-
stand genommen. Gesondert gehängt ist nur Ober-
fchlesien, was sich aucl) in erslaunlicher Weise uuier-
scheidet, in erfter Neihe wohl durch Theine» und
Thpen. Rlan hat sehr gul gewähll und nach rei»
dekoraliven Gesichlüpuiikten geordnet, uud so ist eine
Schau zustande gekomme», die einen reslloS enlzückl.
ES sieht so auS, als ob der Lharme deS Kindes, der
iuiuier wieder ttberrascht und bezaubert und der beim
Erwachsenen so osl spurlos veilchwindel, hier seine»
Niederschlag fäiide. Äiese Arl sich auszudrücke», zeigl
so viel Phnnlnsie, Schlagkrnft, Wisz, Geschmack, dajz
 
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