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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 9 (September 1930)
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Umschau / Sprechsaal / Zu unseren Abbildungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0261

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>ei er bescheide» prpduktiv oder wachsam rezeptiv, be-
wassnet mit eiuei» Orgnn fiir das wirklich Kliiistle-
rische. Seiiie Ausgabe besteht im Wecke», ^lnregen
u»d Eiilivicliel» üer Schöpferkräfte. Seiue Hilfe ist
ieise u»d vorsichtig. Sei» Eiiigriss ist eiiie Haiidhabe
zur Ileberwinduiig vo» Schwierigkeile» I» iiiaiiueller
odsr iutellektuellers Bezlehuug. Er lst sich der hohe»
Missio» beivujzt, a» eiiiem Kullurwerk mitzuarbeike»,
slir das unsere kunstverctrmte Cpoche wege» physischer
iiiid materieller 2»teressen so wenig Zeit u»d Ber-
slniidnis nufbriiigt.! Deshalb ist sei» Wirke» nicht
vo» persönlichem Ehrgölz beseelk, londer» vor nllem
durchkräiikt von eliienn stark sozialen Momeiik, vo»
der Liebe zur konniieiide» Generakion.

s>sk das Kopierp» vpn künsklerischer Eigenart
(Darslelliingsweise)i aus der Borskellung im Zelchen-
unlerrichk geslaktek?

Bon Walker B i e n e feld , Wermelskirchen (Ahld.)

Diese Frage auszuiverfen, veranlgszke eine Unter-
richlsslunde, in der- ich Bilder von van Gogh und
Kanoldl zelgle und besprach. Daran änschliejzend drän-
ien meine SchüleriderlKlasse U. II, ähnliches zeich-
nen und inaleii zu dürfen. Dch geskattete es unker der
Bedlngiing, dasz nur selbskerfundene Landschafken so
darzustellen erlaubt iseien. BUk riesigem Eifer wurde
nun diese Aufgabe bewältlgl. BNk dem Erfotg war
ich zusrieden, zumal ich während dieser Unterrichts-
siunde eine Brüche zum Musikunkerricht schlagen
konnle. Den Begriff Bariakion und Paraphrase, ass
Zdeenverbindung, konnkp ich so ausbauen. 2st nun die-
ser Unlerrichksgang ricytig? Ich glaube, diese Frage
mit „ja" beanlworten zp dürfen, weil dleser Bersuch,
Kopieren von künstlerischer Ligenark (in das Einpfin-
den dessen sich hiiieiiizilversehen, der das Bild bar-
gestelll lzak), geglllckt ist. Durch diese Ark des Kopie-
rens hnlken sich serizer jneine Schnler bemüht, das zu
sehen und zu zeichizen, was die Augen eines andern,
eines „Gröheren" gesehen und dargeslellk haben (ein-
dringliche Kunstbetrachtung). Dem Grundsasz wurde
weiler Äechnuna getragen, dafz bei jeder Arbeil die
persönliche Erfayrung durch den Aeichtum üer Er-
sahrung anderer vermehrt werde. lWährend ich früher
als Schttler ähnlich kopierke, wuchs in mir die Hoch-
achkung und Bewugderung vor dein, was andere ge-
lionnt haben. So hegte tch den Wunsch, durch elfriges
Skudlum und Kopieren ebenfalls eine künstlerische
Darstenung zu erreichen). Es wird wohl meistens rich-
lig sei», dasz man auf diesem Wege zu einem bewus,-
len Einpfinden für oas Schöne gelangen kann! 2n
üiesem Zusammenhang möchte ich noch einen Sas; aus
der jeszt so viel besprochenen Theorie der bildenden
Kunst von Gustaf Britsch (Kornmann) auf Seite 111
erwähnen: Baturgemäfz givk es innerhalb der Nach-
nhmung unzählige Abstufungen, ja man muh wohl
sagen, dafz ein sehc grofzer Teil aller Kunstleistungen
mehr oder weniger init Nachahmungsbeständen durch-
s-llt isk.

Zu der nufgeworfeneii Frage bitte ich die Herren
Kollegen Stellung zu nehmeii. Die Meinungen wer-
den weit auselnander gehen. Ls würde erfreulich sein,
wenn durch rege Aussprachen unserer Kunsterzieher-
arbeit ein weikeres festeS Fundament geschassen
würde. i !

Zu unseren Abbilduugen

Die Abb. S. 235, 237, 23g verdanken wir unje-
rem Amksgenossen Frik Bolkmann, der mil
»roszem Ersolg am Släüt. Wollerslvrsf Gyinnasilim i»
Ballenskedt i. H. täkia ifk. Wir habe» früher aufzer-
ordentllch anregende Werkarbeiken von ihm zeigen
können, die lebyasken Beifall fanden. Scho» darnus
enkiiahmen wir, daf, Fris, Bolkmann ein Kunsklehrer
ist, der sich im Ilnkerricht nicht auf das Zeichnen be-
schränkt, sondern das weike und tiefe Gebiek des bild-
haften Gestalkens in den Dienst der Kunskerziehung
skellk. Er bindek von Zeik zu Zeik die Schlllerschaft zu
einer einheiklichen Schulgeineinde zusammen und führt
mik ihnen Aufgaben -urch, die Work-, Ton- und Bild-
gestaltung in sich lchliefzen. Ilnker seiner Leikung arbei-
iet eine „Spielschar". 3m Dezember vorigen Zahres
veranskaltete er mit ihr „e i n Harzer Spiel:
B r o ck e n g e i sk e r", das, wie aus den Presseslim-
men hervorging, begeislert ausgenoinmen wurde. Büh-
nenbilder, Kulissen usw., alles hatken Schüler der
Klassen Sezta bis U-vekunda selbständig geslallek.
Mit dieser Borführung vervand sich eine Ausslel -
l u n g: „Bildhaftes G e sl a l t e n der Niür-
chen und Sagenwell". Thema: Harzsagen und
frei erfundene Gestalkungen. Den Ausgaben lagen fol-
aende Nichklinien zugrunde: Aus altem Makerial, das
schon einmal einen Jweck erfüllt hak, isk eine Figur
zu bilden, die durch Zlisainmensesjiing, Farbe, Ober-
fläche und stoffliche Wiriiung üer verschiedenen Merk-
stoffe ausdrttckl, wie sie in der Fanlasie geschauk »nd
empfunden wurde. (Ein Kind siebi in dem Skossresl
eines Skaalskleides der Multer immer noch das Hohe
und Feierliche und Schöne des Ganzen.) ES soil ver-
sucht werden, die Einpsindungen, die das Alkmakerial
in seinein ursprünglichen Zulainmenhange ausdrückke,
mit in die neue Figur zu verweben, damik sie fllr das
Kind AuSdruck dafür wird, waS gesühlsmäfzig sich in
ihm um das Gestaltete herum regke. 'Zluch de» Bild-
schmuck des Programms üer Beranskalkung halken
die Schlller geskaltet (siehe die verkleinerken Wieder-
gaben, Seike 237 und 23Ü).

Ohne Zweikel wird durch jolcye Geineinschafksarbeik
innerhalb der Schule ein Geisk lebendig, der alle
gestaltenden Kräfke entfesseln kann. Amlsgenosse
Bolkmann isk mik Necht der Ansicht, dafz das wichtiger
ist als nur einzelne gute Zeichnungen heranzu züch -
k e n. Bon bier aus nann am ehesten eine durchdrin-
gende Belebung und Stärkung aller schaffenden
Kräfte des Schülers erreichk werden.

G. K.

Verichkigung.

3n dem Artikel „Die Geburk des Bildes" in Nr. 7
müssen die drei leszten Zeilen auf Seite 175 laulen:
Wer den scheinbaren Widerspruch der beiden Fiedier-
schen Worke nichk zu iösen vermag, der ist von einem
Iheoretischen Berständnis usw. H.

Veilagen-Hinweis.

Ilnserer Nr. v liegt bei ein Werbeblatk ües Ber-
lags B. G. Teubner, Leipzig, Berlin, belr. „Die
Bildgestaltung des Kindes", Beurkeilung und Förde-
rung oon Dr. W. Meinhof, inik 70 einsarbigen und
4 mehrsarvigen Abbildungen auf Tafeln.
 
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