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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 11 (November 1930)
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Eichelberg, Max: Das Plakat-Preisausschreiben des Sächsisch-Thüringischen Buchhändler-Verbandes
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0302

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Plnluik' abgaben, so liegl üaü darcm, dasz einem Tell
eS nachher am Können gedcach odec sie aber flicch-
teten, sich zu blainieren und gecade der lehtece Grund
hat viele zuin Schiuss voit dec Beteiligung abgehalten.

Abec nlcht nuc die Teilnehmer ivacen interessiert,
sondecn nuch die ANkschiiler und Eltecn. Dnzu liam,
dasz jede-> Plalint auch den Text

„Batec, Aruktex, mic ein Auch!"

tragen muszte. So sollte vnd rvurde den Jugendlicheii
uggeriect, dasz die Lltern ihnen tatscichlich einBuch
chenlien iiiiiszlen, dcsb eS einS der liommenden Ge-
chenlie sein mlisse. tt—söln, eS gab Fälle, wo die
Lllecn die Beteiligung aisi PceiSauSschreiben nicht nur
nicht hindecken, obglelch sje selbst nicht an einen Erfolg
glaubten, aber ihreniBuchhändler baten, dem ltungen
odec dem Müdel einen-PceiS zuzusenden, de» sie
selbec beznhlen wollten, - ivell sie seiber Freude an
dem Eifec des KlndeS hylken und ihm eine Lnttäu-
schung ecspacen ivolljen. z

Wir ivollten abec iauch sehen, ob die Zungen nicht
selbsk eigene Jdeen dec Puchivecbung hätten, wollten
von ihnen wlssen, jvle -si e sich die Buchwerbung
ecfolgceich denlien, wollte» Hinweise, waS an unsecen
jehlgen Plaliaten nccht ßut ist.

Aun bestand zwas! dis Gefahc, dasz unS von der
Ülugend Sachen ausgekischk wurden, die nicht ihce
eigenen wnren, die sie> iibernvmmen, entnommen
hakten. Aber davor! scyühte unü die Schulung ducch
den Fnchmann und seln Äat! denn man liann jeden
Skcich, den ein Ecivachsener hineiiigezeichnet hat,
eckenne»: siehk deiu Einslusz deS LehcerS, lrann in
ihm die geschlossene 'Pecsönlichlieil, die fühck, fühlen,
siehk hinkec Focmen uiid Farben Lharaktec und
Ligenart deS KindeS aNfsteigen, liest seine rassische
Zugehöcigkelt ab, Kucz,i hak die beske Psvchologie
des KindeS. — MeigeS LrachkenS wäre eS für jeden
Buchhündler wichtigj wenn er sich mik den Zeichen-
und Turnlehrern seijier Lehranstalten in Berbindung
setzte und durch sie Enblich in daü kindliche Schaffen,
Denken unü Temperaiichnt bekäme. Deühalb hatke
Ich schon bei dec legkenl Haupkvecsammlung unseres
KreiSvecelnS eine gcöszere Zahl Schtilerarbeiten von
dec Sexta biS zuc^ llnsecsekundn auSgestellt. DaS
Teinpecament, die Zähigkeit bei Tucnen und Spiel
dagegen knnn »inn ja noch nlcht nuf Flaschen gefüllt
vocfühcen und deshalb smusz da jeder selbst beob-
achken. i s

Akan wicd nlS i'sbectrieben nblehne», wenn ich
behauple, dasz ich niis üen Zeichnungen mil Sichec-
hell die dec löungeji von denen dec Mädel unler-
scheiden will, soweit sie in ihcec Entwicklung un-
gebcochen, körperlich uiid geistig gesund sind. Die
äungen sind in den Foxmen nicht so lebendig wie
die Mädchen im selhen Alter, datür steckt aber mehr
Krafk in Focm »nd Fnrbe, während die Mäbchen
in beiden viel zacter siird. DeShalb waren die Enk-
wttrfe der liungein auch im Ducchschnitt bessere
Leislungen, weil sie lkrastvoller wacen und Werbung
Kcast haben mujz. ;Man empsand auch beim
Betrachten, ob der! Enjwurf auS dem 3nnecn ge-
wachsen wac, oders ob Spekulakion sich mlt tech-
nischem Können veceinend zwar unbedingt auch eine
Leistung ecreichte, äie aber auf den Aeschauer ohne
Wickung blleb. ?

Lü wncen auch tatsächlich mauche 3deen enilehnl
und mnn konnte vecschiedentlich die Pecsilsliegec am
Himmel sehen, die in LimmelSschrift den Erden-
bürgern zurusen:

„Bakec, Mullec, mic ein Buch!"

Man hat auch Köpse vo» koSmeLischen Präpacaten
odec von einer gulen Schokolade entlieben und
diesen koketten Schönen dann in einer gar nichl
dazu passenden Kinderschcift die gewünschte For-
decung in deii Muiid gelegt. Mich sind viel gesehene
Bildec, z. B. „ltm Konzert" zum Börblld genom-
ment Lexikonreklame ist nachgemnchl u»d dgl. m.
lta, ein ganz pfissigeS jungeS Mädchen hal sich ein
Büchlein übec Aeklnme gekausk und dncauS aus-
geschnikten, das; ein Plakat den hastenden Arenschen
ausmecken lassen soll, ihm ltntecesse abzunötigen
have und im GedächtniS hasten musz. Dabei soll eS
auch ästhetischen Mert haben und schlieszlich zum
Kauf übecreden. Die junge Dame von 18 ilahren
hestete mir auch diesen ÄuSschnitt an eineS ihrec
Plakate an, die wohl lechnisch guk gekonnt waren,
nber doch den Beschnuec, besonderS chigendliche und
Lltern kalt lieszen.

Da wacen Plakake von Migecen ost viel übec-
zeugender. So schrieb der jüngste Teilnehmer über
sein Plakat: „Wunschzettel", und selne Figur —
zwar unvollkommen gezeichnet — griff doch vollec
Sehnsuchk nach dem im üimmel häiigenden Buch.
Da. glaubt maii dem

„Bakec, Mukkec, mir ein Buch!"

Oder aber, wenn die jüngske Teilnehmerin auf ihrem
Plakat bunle Kisten übeceinandec lücinl, dacaus
einen Stuhl stellt und dann eln Kind von diesem
Turm nach einem hohen Büchecbord greifen läszt,
dann spttct man Kindeüsehnsucht. Doch ktthn dicek!
wurde daS Plnkat eineS 13jährlgen Äkädchens, das
auf selnem Plakat Eltern über eine Skcaße gehen
läszt, deren Klnd zu Hause blieb und nun den Lltern
aus dem Fensler nachrust. DaS Mädelchen hat keine
Ahnung von Perspekkive, denkt nicht darnn, richtig
zu zeichnen, aber so lebenSvoll lst das Plakat, dus;
sicher manche liebe Tante erschrocken aiiSrufen würde:
„DaS Kind füllt ja auS dem Fenster!" Wenn wlr
diesem Plakat nicht den ersten PreiS allein gaben,
so deshalb, weil daS eines chingen in der Bewegung
zwar nicht so lebendig, aber dafür in den Farben
feuriger und zwingender war. Hier hat ein löunge in
einem Bücherregal seine LleblingSbücher aufgebaut.
Die Fnnd elneS Aeileren relcht davo» einen Band
elnem Züngereii. 60 jngendlich und rein in de»
Farben war dieses Plakal und so überzeugend in
der ruhigen Bervegung, dasz wir eS dem andern
gleich sehten.

Bei der Vetrachtung der Plakate »iiiszke ich wieder
und iminer wieder feslstellen, dasz die jüngeren Teil-
nehmer — soweik ihnen nicht geholfen und so ihre
Arbeit verpfuschl wurde — überwiegend daSGesühl
in der Idee und den Farben sprechen lieszen und
daS Gefühlsleben deü BeobnchterS ansprachen. Die
Aelteren verlieszen sich viel mehr auf ihr technisches
Können und verstaiidesmäszige Erwügungen und
schlugen jedes Warmwerden zum andern tot. — 3ch
möchte nicht auf Theorien herumreiten, die man
zwar schon am Leben nblesen, die aber für den
 
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