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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

DOI issue:
1./2. Maiheft
DOI article:
Rosenbacher, Paul: Einiges über die Museen in Konstantinopel
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0400

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Abb. 4

Apostel, Byzantiniscli

in einer prachtvollen alten byzantinischen Kirche befin-
det. Ein neckischer Zufall hat es gefügt, daß der Bau,
der die Kriegserinnerungen birgt, die Irenen-Kirche
war. Nicht nur die Waffen, die dort ausgestellt sind,
sind des Studiums wert. Eindrucksvoll wirken auch
die in Anlehnung an französische Lithographien von
Mitte des 19. Jahrhunderts aufgestellten lcbensgroßen,
mit den Trachten der alten Janitscharen bekleideten
Figuren. Sieht man die Janitscliarenbilder, so zieht
dem Geiste die Geschichte der Türkei vorüber, denn
das Schicksal dieser Kerntruppe bestimmte auch den
Aufstieg und den Niedergang der äußeren Maclit des
Osmanischen Reiches.

Nocli ungehoben ist der reichc Schatz alter Waffen,
den man im alten Scrai fand, aber schon ist der dort
früher halbverborgene überrciche Bestand an altem
chinesischen Porzellan aus den Kellern der alten
Schatzkammer des Serai auferstanden. Schon iin
Jahre 1911 hat Ernst Zimmermann, der Direktor der
Dresdner Porzellansammlung im Cicerone tiber diese
kostbaren Denkmäler chinesischer Keramik berichtet.
Aber damals waren sie der allgemeinen Besichtigung
entzogen und schliefen unter der Kruste alten
Schmutzes einen tiefen Schlaf. Ernst Zimmermann hat
sie im Auftrag von Halil Bey ans Licht gezogen, reini-
gen lassen und von den gefundenen etwa 10 000 Stück
einen Bestand von nahezu 7 000 Stück in einem Ge-
bäude, das früher Aufenthaltsort dcs Sultansgefolges

war, teils aufgestellt, teils hat er ihre Aufstellung
beraten.*)

Damit ist überaus wertvolles und auch in seiner
Menge erstaunliches Material der Forschung und dem
Genuß freigegeben.

Der wichtigste Teil wird gebildet durch einen
Bestand von nahezu 2 000 Stück der sogen. Seladon-
Porzellane. Ernst Zimmermann setzt sie wohl mit
Recht in die Sung-Zeit. Wenn auch heute das Haupt-
interesse der Sammler der sogen. Chinesischen Früh-
Keramik, also den Werken, die vor der Sung-Dynastie
liegen, zugewendet ist, so ist doch diese Riesenschau
der Seladone so einzigartig, daß der Porzellanforscher
sie gesehen haben muß, will er sein Urteil über die alte
Töpferkunst Chinas vertiefen.

Diese Seladone, dem Kundigen wohlbekannt, sind
in den meisten Sammlungen cliinesischer Töpferkunst
vertreten. In Deutschland sieht man den größten
Bestand im Gothaer Museum und im Museum für Kunst
und Gewerbe Hamburg.

Was aber der Konstantinopler Sammlung ihren
eigenartigen Wert gibt, ist außer der großen Menge

*) Herr Prof. E. Zimmermann wird in dem nächsten Heft der
Ostasiatischen Zeitschrift von seiner Arbeit und den bei ihr
gewonnenen neuen Erkenntnissen erzählen.

Abb. 3

Schauspieler, Tischfigur, Römisch, Marmor

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