Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

DOI Heft:
1./2. Augustheft
DOI Artikel:
Gosebruch, Ernst: Kunst und Technik: zur Ausstellung im Museum Folkwang der Stadt Essen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0547

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
unsd itn übrigen dienen sie, indem sie vor den Meister-
werken zurücktreten, dem besonderen Sinne der Ver-
anstaltung, die eine Mahnung an die deutschen
Ingenieure sein soll, nur dem Besten in der Kunst sich
zu verbinden. Wie herriich ist nicht das Beispiel, das
August Borsig, der Begründer der Berliner Lokomotiv-
fabrik, gegeben hat, dessen Oelbiid deti Pinsel Franz
Krügers, dessen Marmorbüste den Meißel Christian
Rauchs zcigt: der erste Fabrikant des Landes gema'lt
vom besten Maler, modeliiert vom besten Biidhauer der

wie in Paris und London und New York heimisch sein
läßt, hat in dem toryhaften Bildnis Rathenaus von
Edvard Munch ihr Denkmal gefunden. Wie seltsam
doch der Gegensatz d'ie'ses Biides, das bei aller Spar-
samkeit der malerischen Mittel wie ein Akkumulator mit
geistiger Hochspannung geiaden schieint, gegen das
friedliche Bildnis August Borsigs von Franz Krügers
Hand, das uns den Fabrikanten ruhevoll mit gütigem,
man möchte sagen landesväteriichem Ausdruck auf
einer Marmorbank vor seiner idyllisch gleich einem

Zeit! Die Zahl unserer heutigen Industriellen, die, wenn
ihre Familien längst erloschen, ihre Werkstätten längst
versunken sein werden, auf solche Weise noch in der
bildenden Kunst weiterleben würden, ist betrüblich
gering. Was wäre es uns zum Beispiel wert, wenn in
jener uns noch nahestehenden Zeit, in der rauhe, aus
dem Dunkel auftauchende schöpferische Kraftnaturen
die Welt der Technik zur Höhe ftihrten, das kongeniale
Talent eines Lovis Corinth berufen worden wäre, ihr
Heldenleben auf die Leinwand zu bannen! In der Aera
dcr unter Kämpfen und Mühen aufsteigenden Industrie
ist die Bildnismalerei hohen Grades leider fern geblieben.
Erst die letzte Form der Wirtschaft, die über die Gren-
zen des Landes hinausgehend Weitwirtschaft geworden
ist, die ihre Führer weltmännisch, europäisch in Berlin

Gutshof gelagerten Fabrik zeigt! Den gleichen Frieden
atmet das bezaubernde Bildnis der kaum bekannten
hessischen Malerin Karoiine von der Embde, auf dem
wir den Begründer der Lokomotivfabrik in Kassel,
Bergrat Henschel mit seiner Frau sehen, — das Zeit-
alter der Industrie, das noch keine großen Lohnkämpfe
und Wirtschaftsschwierigkeiten kennt! Freuen wir
uns iibrigens, daß es auch unserem greisen Max Lieber-
mann noch vergönnt gewesen ist, jene letzte von Edvard
Munchs Rathenau-Bildnis eingeieitete Phase unserer
Wirtschaft in einer Anzahl wichtiger Führerbildnisse zu
verewigen. Seine Darstellungen Carl Duisbergs, ütto
Wo'lffs, Einil Rathenaus, des Generaidirektors Neuhaus
gehören zu den eindrucksvo'listen der Schau.

Mit dem schwierigen Problem des Grappenbildes

521
 
Annotationen