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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Januar - April)

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Nr. 1 - Nr. 10 (2. Januar - 12. Januar)
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fttanme,

Re 1

HLidelherg, Dienstag den 2. Januar 1923

5. Jahrgang

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getreide ist die Einfuhr zurnckgegangen, obwohl die
ausländische Ernte einen erheblichen Fehlbetrag
gegenüber der Vorkriegszeit aufweist. Zwar ist an
Roggen etwas mehr eingefübrt, aber im Weizen ist
der Rückgang sehr erheblich, der auch nicht ausge-
glichen wird durch Vergleiche mit den Wiedemus-
fuhrzahlen im Jahre 1913. Auffallend ist der Rück-
gang in der Einfuhr von Fischen, Milch, Butter,
Käse, Schmalz, Obst, Hülsenfrüchte und Reis. Da-
gegen weisen Margarine und Pflanzenfette eine Zu-
nahme auf, die die sehr nahe liegende Erklärung
zulasten, daß die Bevölkerung zu minderwertigen
Nahrungsmitteln ihre Zuflucht nehmen mutzte. Die
enorme Zuckereinfuhr deutet darauf hin, wie weit
die deutsche Landwirtschaft in ihrer Produktion zu-
rück ist. Früher hatten wir eine reichliche Ausfuhr
bei erheblich höherem inländischen Verbrauch,
Der gewaltige Rückgang in der Einfuhr von Fut-
tergcrste lässt die geringe Viehaufzucht erkennen, dem
das wenig Mehr an Fleisch, Speck und Wurst in der
Einfuhr nicht den Ausgleich geben kann.
Die Lebenshaltung des deutschen Volkes hat sich
wohl gegen der während des Krieges gehoben, aber
sie erreicht lange nicht die Lage vor dem Kriege. Es
ist die NachwiAung des Krieges, die uns nieder-
drückt, die uns in unseren Sorgen und Mühen mit
unerbittlicher Härte entgegentrilt. — Die ärmeren
Volksschichten tragen am schwersten, wie weit die
anderen sich der Last entledigen, soll in der nächsten
Rundschau behandelt werden.

Der Ernst der Situation, i
Unser Berliner Mitarbeiter schreibt uns:
Nach endlosen Verhandlungen hat-die Regierst
Enno schließlich einen Vorschlag für die Paris
Konferenz zustandegebracht, der auf die endg
tige Lösung des Reparationsproblems hiiuM
läuft. Bekanntlich haben die internationalen
verständigen während der Reparationsbesprechu
gen, die Ende September und Anfang November
Berlin stattfandcu, übereinstimmend erklärt, datz eil
endgültige Lösung naturgemäß eine äußere A s
leihe zur Voraussetzung hat. Die äußere Anteil
bildet deshalb die Voraussetzung zur Vcrw-rtlicknst
des deutschen Vorschlages, der schließlich in nicht

Die deutschen Vorschläge fertig-
gestellt.
Berlin, 3ü. Dez. Die Beratung über die Rr-
paratiousfrage find heute zum Abschluß gekommen
Es liegt nun ein endgültiger Plan de?.'
Re i ch s r e gi e r u n g vor, der in geeigneter M'rise
und zu einem geeigneten Zeitpunkt der Entente mbrr-
mittelt werden wird. Dio Parteiführer sind « im
Laufe des Bormittags vom Reichskanzler empfangen
werden. An zuständiger Stelle wird ausdrücklich
betont, datz alle Beschlüsse in der Reparations
vom Kabinett einmütig gefaßt worden NM>.

Gegenüberstellung des Verbrauchs in den ersten drei
Quartalen 1913. Somit fehlen uns an dem Fleisch-
konsum, den wir 1913 verzeichnet?»^ o
Pelzentner, d. h. d>« «sevocrernng hatte einen Ver-
brauch von nur 48,5 v. H. dessen, was wir vor dem
Kriegs zu verzeichne« Pakte-' "'N,,, jvwv ...u:-chmen
müssen, daß der Verbrauch in den Städte u
noch viel mehr eingeschränkt wurde, da infolge der
Viehaufzucht und der Hausschlachtungen aus dem
Lande dort nickst annähernd die gleiche Beschränkung
im Fleischkonsum zu beobachten ist.
Aber der Rückgang in der Lebenshaltung der
deutschen Bevölkerung läßt sich auch in der Minde-
rung der Einfuhr von Leb ensmitteln er-
kennen. Von unserer Handelsstatistik sind bisher
die ersten zehn Monate des Jahres 1922 veröffent-
licht. Sehen wir uns die Ein- und Ausfuhr von
Lebensmitteln an, so ergibt sieb folgendes: Im Jahre
1913 hatten wir im Monatsdurchschnitt eine
Einfuhr an Lebens- und Futtermitteln von 856 851
Tonnen; im Jahre 1922 von 419 912 Tonnen. Also
monatlich eine geringere Einfuhr von 436 999 Ton-
nen oder eine Einbuße von 51 v. H. Die Ausfuhr
in Lebens- und Futtermitteln erreichte 1913 im Mo-
natsdurchschnitt 432 057 Tonnen, wahrend sie 1922
auf 107 498 Tonnen siel. Die Einbuße betrügt hier
75 v. H. Dieses Manko der Ausfuhr käme dein Kon-
sum der deutschen Bevölkerung zugute, deckt aber
nicht das große Defizit in der Einfuhr. Bei der
Gegenüberstellung der Zahlen muß allerdings be-
riicksichttgt werden, datz die Ergebnisse des Jahres
1913 das Reich mit den jetzt abgetretenen Gebieten
umfaßten. Anderseits waren aber die abgetretenen
Preußischen Provinzen Posen und Westpreutzen vom
Standpunkt der Ernährungswirtschaft Ueberschuß-
gebiete, mit deren Verlust die Versorgung der Be-
völkerung durch die deutsche Landwirtschaft weiter
beengt wurde. So wird an denk Zahlenergebnis
sich nicht viel ändern und die Schlußfolgerung zu
ziehen sein, daß in der Mindereinfuhr eine sehr er-
hebliche Einschränkung des Konsums der Minder-
bemittelten statistisch nachgewiesen ist.
Wie an der Wiedereinsuhr die einzelnen Waren-
gruppen beteiligt sind, ergibt die folgende Zusam-
menstellung:
Einfuhr an Lebens- und Futtermitteln
tm Monatsdurchschnitt 1913 im Vergleich zu den
ersten 19 Monaren 19ZL.

im Rheinland, Tira
Mine» im Arbeitsministerin!»,
Mineninspektor Coste teilnahmen.
Dem „Petit Parisien" zufolge gliedert
das Programm der frairzöstschen Regierung in drei
Punkte: 1. Die Frage einer Herabsetzung der
deutschen Schulden, 2. die Frage des Mo-
ratoriums für Deutschland und im Falte der
Bejahung 3. die Frage der Sicherheiten und
Pfänder. Au diesen drei Punkte» führt das ge-
nannte Blatt aus: Frankreich ist bereit, einen Teil
der deutschen Schulden, der den Obligationen ent-
spricht und 70 vis 80 Milliarden beträgt, zu strei -
ch e n, wenn ein entsprechender Teil der interal-
liierten Schulden gestrichen wird. Für die
Zeitdauer des Moratoriums würdeFrankreich scharfe
Ko nt ro llm a tz na h m c n in Deutschland vertan
gen, die in Vertin von» Garantie Komitee zu über
wachen wären. Die P sauber Hüsten zu bestehen:
1. in der Ausbentung der D o m ü ne u Wälder im
urschten Gebiet, wodurch die verlangten Holzriese-
rungen geörN werden könnten: 2. in der Neber-
wachung der K o h r'etJtefer ungen aus dem
Ruhrgebiet für Reparatton^wecke; 3. in der Er-
hebung von Zollet n n a h ncn in« befristen Ge
biet sowie in den ßottämürn Ws liuhrgcbwteö, wo
bei es sich nicht um die Lchaffnsil neuer Zoll» cnze--
sondern um die Erhebung der »eretts bestehe». <n
deutschen Aolttaxc handel» soll; 4. >, wer Erheb ag
eines Teiles der durch die deutsche Aus,».':- tm
Rhein- und Ruhrgebiet eingow-vdov fremden H l-
vtsen; 5. in der Beschlagnahme der Kohlen
steuer itn Rhein- und Ruhrgebiet. Nach der fran-
zösischen Anffassmlg müßte Hand in Hand mit der
Bewilligung des Moratoriums auch die Aufnahme
einer t»t c rnat i o na len A n l c ih e für Deutsch-
land gehen, die schon während der Moratoriums-
dauer möglich sein müßte. Die für diese Anleihe
notwendigen Sicherheiten würden vom Garantie-
komitee in Verbindung mit Vertreter» der Anleihe-
geber kontrolliert werden.
Brüssel, 31. Dez. Mau nimmt hier an, datz
die Pariser M i n i st e r k o n f e r e n z acht bis
; ehnTage dauern wird. Da in diesem Fall alle
zur Beratmrststehenden Gegenstände besprochen wer-
den würden, wird eine weitere Verhandlung in
Brüssel kaum notwendig sein. Belgien
halte sich für die Frage der ev. Streichung der
interalliierten Schulden sehr interessiert. Es würde
im Falle einer derartige» Vereinbarung verlangen,
datz sein Anteil an der gesamten deutschen Repa-
rationsentfchüdignug, der jetzt 8 Prozent beträgt,
erhöht wird.
Parts, 30. Dez. Das „Gioruale d'Jtalia"
meldet, datz Herr Mussolini dem italienische»
Vertreter aus der Pariser Konferenz, Della Torretta,
folgende Weisung gegeben babc: I. Die durck» -cw
London überreichte italienische Memorandum ange-
gebene Linie etnzuhalten, 2. keine Teilnahme Ita-
liens an einer territorialen Besetzung -n Deutsch-
land, 3. die Begünstigung wirtschaftliche- Sank-
tionen.

Dis Pariser Konferenz.
Parks, i>au. BonarLawtst geft - > -«'<»-
mrr'.-g NN 147 w Parts angekomlw'' "in
späten Abend traf Lo.-wurzom aus LMM'E
hier sin. Man nimmt an, daß die beiden englischen
Minister heute auch schon Poincare einen Besuch
machen werden, mährend die o ffiz i el l cn Pariser,
Verhandlungen erst am Dienstag nachmittag*
beginnen sollen. Die französische Reg rung wird,
wie voi« alle,« Seiten vettchtet rgg>-swa
den ReparationsverhmrdlunaAfsein Programm Lust «
eine Reihe von Forderungen zugrunde legen.
Zur letzten Abfassung dieses Programms sand
gestern vormittag ein franzv ; scherMtnistcr-
, rat statt, an dem nutzer P o t u egre der Finanz-
mid olrbeitsministcr, der Minißer 2wr die befreiten
«> le^li^t''"' "nv v.-e M-w,wm.niüo
oMe der Drrenor r>er^
und der

/ WilWWMW MMU
Rückblick auf die Gestaltung der
Lebenshaltung des deuMchen Volkes
Heidelberg, 2. Januar.
Die Presrächittuaen, die wir am Ende des Jahres
Jahres über die wirtschaftliche Entwicklung während
der zurückliegenden Zeit anstelle», werde»« keine Be-
fiedigung ausgelöst haben; es erscheint uns alles
trüb und düster ohne hoffnungsvolle Zuversicht für
das Kommende. Die Veränderungen in unserem
Wirtschaftsleben haben einen ungeheuren Druck auf
die minderbemittelte« Volksschichten ausgeübt; trotz
ver Gehalts- und Lohnsteigerung der Beamten, An-
gestellten und Arbeiter ist die Lebenshaltung au'
ein tiefes Niveau gehalten, da die Preissteigerung
alles überragte, was der Wettlauf im Einkommen
erreichte. Aus den Lohnbewegungen kommen wir
nicht mehr heraus, eine Forderung treibt die andere,
dabei vollzieht sich alles in verhältnismäßiger Ruhe,
da gegenüber de» sprunghaften Preiserhöhungen für
alle Ware» die Berechtigung eines Ausgleichs im
Lohn auch von den sozialpolitisch rückständigsten Un-
ternehmern nicht bestritten werden kann. Eine Hem-
mung kür die Preisbewegung gibt es nicht, denn ge-
rade auf dem Jnnenmarkt wurde die Nachfrage
künstlich bis zum Aenßersten gesteigert. Die schnell
oufsteigcnden Preise verleiteten zu vorzeitigem Ein-
tauf, um nicht später größere Summen anzulege».
Der Einzelne tut recht daran, aber volkswirtschaftlich
entsteht ein schwerer Schaden. Die Preisentwicklung
wird bei einer so fieberhaft sich äußernde» Kaus-
detätigung ohne Widerstand aufwärts getrieben, von
einem Wettbewerb ist kann« mehr die Rede. Anschei-
nend näheren wir uns dem Zustand, wo die Fieber-
kurve eine rückläufige Bewegung «nacht, denn mitt-
ler« eile sind dis Preise so in die Höhe geklettert, daß
die Kaufkraft versagt und damit die Einschränkung
des Konsums weiter fortschrettet.
Die abnormen Erscheinungen des Wirischafts-
kcbcus ninßtcu ihre Rückwirkungen auf allen Ge-
boten zeigen, sie erschütterte.« den gesamten Bau bis
u seine Grundfesten. Handelsgcwohnheite», das
liebliche in der Preisfestsetzung, im Handelsverkehr
und in der Finanzgebarnua aingsu- verloren und
machten einer Auffassung Platz die mehr dem Wucher
«ich näherte, und das Züw.wss in der Ausnützung
dcr kapUattsiiuüett Gewinnchance» als leitenden
-Grundsatz in skrupelloser Offenheit proklamierte.
Die Gegensätze, zwischen Kapital und Arbeit nav-
wen im Kontrast zu, wenn auch mii viel Eistr ver-
sucht wurde, dem Ganzen ein Scheingeprage zu
rwben, hinter den« die kapitalistische Aneignung ziem-
lich harmlos erschien. So glitten wir schnell aus der
Dahn abwärts und suchen krampfhaft nach eincm
Halt, um «richt in das Grundlose zu geraten.
Wenn wir uns heute die Zahlenkontraste be-
trachten, die von Begin«« bis Ende des Jahres in
ver Erfassnng volkswirtschaftlicher Werte entstanden
sind, so werde«« wir selbst erstaunen, in wie kurzer
Zeit sich diese Wandlung vollzogen hat. Zu Beginn
des Jahres hatten wir noch einen Dottarstand von
191,8 im Januarourchschnitt, während wir an« Ende
des Jahres aus 7000 angelangt waren. Eine Ziffer,
die zeitweise noch bis zu 9000 überholt wurde. Da-
mit tn eincm gewissen Zusammenhang steht die Ent
Wicklung der Warenpreise. Geht «na«« bei der Index-
berechnung vom Jahre 1913 aus und setzt hier die
Kaufkraft von 100 Mark ein, so stand der Groß-
handelsindex im Januar 1922 auf 4103, am Anfang
Dezember war er bis auf 149 500 gestiegen, d. h.
gegenüber 1913 War eine Preissteigerung um das
1495sache, gegen den Januar 1922 um das 36fache
eiugetreten. Hinter diese«« Zahlen bleibt allerdings
der Index für die Lebenshaltungskosten
'.ach der« amtlichen Ermittlungen zurück. Hier kau«
der Index im Januar auf 1825 und erhöhte sich im
November nach den bisher veröffentlichten Ergeb-
nissen auf 40047. Nimmt mau die Ausgaben für
Bekleidung hinzu, so kommt man aus eine Ziffer
Von 44 610. Der E rn Ü h r u ng s i »d ex allein
machte eine Austvärtsbewegung von 2463 im Januar
uns 54 982 im Dezember, das bedeutet eine Steige-
rung um rund das 23fache.
Es handelt stck hier um Durchschnittszahlen; «richt
olle Lebensrnittel sind gleichmäßig erfaßt von der
Preisbewegung, die Lebenshaltung sinkt und der
Konsum geht ;u einer miuderwcrttgen Bedarfs-
deckung über.
Ein krasses Beispiel dafür ist der Rückgang im
Fleischkonsum. Die bcschaupslichtigen Schlachtungen
ü« der« ersten drei Quartale,« 1922 ergaben im Ver-
Neich zu demselben Zeitraum des Jahres 1913 einen
Rm'gang der Schlachtungen bei Schweinen um 71,
Düüs.wL-:„Schnfe 23, Kälber 19,6 und
--_v. H. Zugenorumeu c?t die Schlachtung von
-uegei« um 34,4 und von Jungtndern um 15 v. H.
Größer ist die Zunahme der Schachtungen von
Hmrden und Pferden, die für Hunde Mm zu um
194,5, die für Pferde um 58,1 v. H.
(Ls wird kaum ein Beispiel geben, das dutt-cher
Verdrängung der minderbemittelten Suchten
: MS dem Konsum hochwertiger Nahrungsmitkc zur
arsirlluug vringt. Nach der weitere» Berechn ng
Tialisiischcn Amtes «nutz man annehmen. .aß
5AR M2 Doppelzentner au
Doppelzeniner zurückgegangen ist uw

Die internationale Lage.
Eine Ress ves Reichskanzlers
in Hantbnrg.
vamvurg, ,. Ne'^louzler Cuno Hatte
bereits am SonnaboiÄ» M» Absicht, in rwr J-ahres-
vechmmniurw des „Ehrbares Kausmamw zu.spre-
chen. - - Die dcingMtden Be-E"wlwn in der rnepam-
ttonsanmelogvnhett hatten H'.s damit «sh sichert, doch
erklärte sich der' Kanzler verein am .sowntag
in der Hainburger Börse stattgizsij"^^^» soudcrvex-
sanmblung zu sprechen. Der PMsideut der HÄUdet--
kanuner, Venator WdtthSft dlc.itan
suchte Versammlung und beaMtzte I
den Reichskanzler, der von den AMwessndennML^w
begrüßt wurde. Darauf ergriff Dr. Cuno das WE
zu feinen Anssnbrnngen:
Die neue Regierung war vom ersten Tage an bc-
mi'cht, sine Lösung des Ropa>mtionsprob!«nis zu
finden, die von uns getragen und von der Gegon-
sette angenommen werden kaum Wir stehen vor
ein,rin Problem, das u »endlich s ch w irrig und
nutz- «lösbar «st, wenn alle Beteiligten sich entschließen,
die Dinge so zu nehmen und zu seh««, wie sie sind.
Wür alle kennen das Gutnchken des Jnttcnat.
Anleihe-Komitees in Paris vom Juni vergangenen
Jahres. Seime Gedankengänge kehren in den, Gut-
achten der beiden Gruppen interuatiorlMr Sachver-
ständiger tn BexliU wieder. Die Verbuchung des
Gedankens der cndgüttigen Lösung oer Reparations-
frage nut dem Gedanken der Amiethe krnvA sich rbc«k-
so in Veit Vorschlägen des englischen i nswrs'räsi-
deuten gelegentlich ver letzten Preiw'.uunttwc Kon
forenz. Diese Vorschläge waren den« der
endgültigen Lösung der ReparAtio-n
zu öffnen. Heute handelt es sieb darum eins dwftm
Wage weiterzugehen. DentsMand braucht, um leisten
zu können, in 1 ernatio u al. A >« leihe n. l. s hat
aber nur dann Aussicht auf solche, wenn seüne
Leistnngspfltcht endgikltig klargestellt ist. Unser Z-tA,
die Leistunyssähigteit Dmtschlauds fcstzustclleu und
Mittel und Wege zu finde!«, um diese Leistungsfä-
higkeit für die endgültige Löfmtg der Reparations-
A'gge nutzbar zu wach»« ist in der Fühlung mit Per-
sonen und Kreisen des Wirtschaftslebens verfolgt
worren. Das gewonnene neue Bild vor« dem noch
verbleibenden Rest unserer Leistungssäbiigleit ist
trüöe. Die Repamttowskonrmission hat selbst am 31.
August einstimmig die ZahluMsunffähigkeit Deutsch-
lands anerkanitt. Es bedarf also nicht der Unter-
stellung, daß Deutschland sich selbst systematisch
ruiniert halbe. Ein unparteiischses Barometer für
unsere Lsistilngssähigkeir ist der Kredit, den die
Finanzwelt Deutschland zu gewähren bereit ist. Rein
Gläubiger der Welt aber wird Deutschland Kredit
gewähren, ehe die LeUungsfäiftgkeit so bestimmt nm-
schrieben ist, daß er über die Grundlage 'eines Kre-
hftes ein völlig klares Bild hat. Wir sind enttchlos-
sen» eilte erste feste Su;««n« ? auf uns zu nehmen
und sind bereit, dies« in Anleihen durch Vermitte-
lung eines «nternattoutzien Finanzkolilorttums aus
;»bringen und soweit dies nicht im Auleiheweg ge-
lkngt, Zinsen und Tttgungsunote '» becable»., da
die deutsche Wirtschaft für die nächsten Jahre »nbbc-
dtiigt der Ruhe vodarf. Ecne solche Regeinng der
Mmuziellen Seite der Wegx würde die Wege sür die
DnrchWhvung der wirtschaftlichen Roiwendigkcitcn
ebneit, die die Grundlage für ein Zusammen-
arbeite«« der Industrien Europas und
namentlich Frankreichs und Deutschlands geben. Zu
einer solcher« Kooperation sind die deutschm Wirt-
schaftskreise bereit. Die Resthsregienmg nwitz, das;
die wirtschaftttcheil Kräfte Deutschlands entschlossen
sind, did Regierung bei ver Durchftchnlng ihres Vor-
schlages zu unterstützen. Den« Anleihe-Konsortium
wird jede vernünftige Sicherheit eingewmni werde««
könne««. Die Besttmmung dieser Sicherheite«« iM
einzowe«« ist eins Sache der Verhandlungen. Die end-
gültige Lösung «nutz der«« deutschsen Volte die voliti-
»che Freiheit mnv Glcichüerechtiguikg Wiede rgeb en
und dm Abbau der Besatzung der deutschen Lande
am Rhein bringen. Wir haben die Gegenseite er-
sucht oinem Verlreter dcr ReSchsregiermng Gele-
genheit zu geben, der inParis zusannnertttetenden
Konferenz unsere Vorschläge schriftlich voriegu und
«nü-idAch ersäutcrik! zu lassen. Hoffen «vir, daß dieser
Ausweg.«licht durch einen Entschluß vercitelt wird,
der über Wnz Enwpa unabsehbares UnhM brrnige««
würde. Die Verwirklichung der f>olittschen! Pfau-
derPMtik bederiiet den Tod aller wirisclmftlichen
Operationeir. Der Wortlaut der Rede des Staats-
fekvetärs Hughes liegt zwar «roch nicht vollständig
vor, aber so viel kann schon jetzt gesagt werden» daß
die Gevankeugänge des amcvikanischen StaatSniMv-
res sich nahe mit unserer Auffassung berühren und
daß wir ihnen aufrichtig Beachtung wünschen. Die
Bereitschaft Deutschlands haben wir durch Vermitt-
iung einer dritten Macht der französischen Regierung
rnitgeteilt. Zu meinem Bedauern hat Frankreich
dieses Anerbieten abgelehnt.
Der Rede des Reichskanzlers folgte stürmischer
Beifall. Darauf erhob sich der Präsident der Han-
delskammer zu einem kurzen Schlußwort. Er gab
die bestimmte Erklärung ab, daß Handel, Industrie
und Schiffahrt bereit sein würden zu den Mer-
äußersten Opfern, wenn es gelte, die deutsche Wir«-,
chaft ans d-m Fesseln zu befreien, in die der unglück-
liche AnSgau-g l.S Wclikriegss «nit seinen F'chgener-
fchetnuugei, uns uerstcickt habe.

zugfrei»: v.»»«arltchemschliehl. WM KLuEel SeschäftsstundenS—Stthr. Sp«ch,
rraaerlohn -k-llM.-. Anzcigen- EZM WW dWi -Wtz «WI KM Mi Mk stundcn d„R-dakÜon: tt-13 Uhr.
tarife: »«« einspaltige Petitzcilc ZU Wj TZ Wi UN HU UM E Postscheckkonto Karlsruhe Nr.E.
oder bereu Raum (36 mm breit) IWj WM ÄWW« WW MA WH UW WDA. «FU Tel.-Ädr.-NoNszeitungHeidelberg.
Mk.ev—. RcNanicanzeigen <74mm kM., MM MMr. _ AW» Uuterbadische«
breit« Mk. lS0.—. Bei Wiederhol»«- Ms KM« -Heidel-
lner-zeiliim M die mülWeSeMMW der Aonrdezine ßeldelberg. »MA, MM, WWen, AerbM, MMti, ^dem. MderdMUM o. Mntzeün

1913
1922
Mouatsdurchschnitt Ersten IN Mouate
(in Tonnen)
Durchschnttt
in Tonnen
Wcizm
212163
128 052
Roggen
29 378
31369
Malzgerste
12 596
6 053
Futtcrgcrste und Hafer
299 341
17 376
Mais, Dari
76 55S
95 086
Malz
1539
1615
Mühlenerzeuguisse
1 638
2 661
Kartossell«
31838
11 379
Hnlsensrüchte
17 660
3915
Gculüse
26 224
6106
Obst, Südfrüchte
83 548
8160
Zucker
231
21024
Kaffee
14 029
3 522
Tee
358
266
Kakao, Schokolade
4 635
8 020
Fleisch, Speck, Wurst
5 602
7 069
Fische
32 208
17 246
Milch, Butter, Käse
13142
3200
Schmalz
11177
7282
Talg-
2 235
2 569
Margarine
27
1867
Fette
5 349
10032
Reis
39800
17 962
Die Zahlen sind sehr lehrreich.
Selbst an Brot-
 
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