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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Januar - April)

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Nr. 1 - Nr. 10 (2. Januar - 12. Januar)
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: Mouatlich einichliebl.
t^i^Nohn M. I!Ni>.-. An,eigen-
vdcx einspaltige Petit,eile'
Nii en Raum (3g mm breit)
kreist^' Reklameanzeigcn(71mm
»k>,A Mk.1äa.-. Bei W-ederholun-
>lchlab n. Taris. Gehet mmittel-
sktgen finden keine Aufnahme.


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stunden VerRcdaktion: 11—12 Uhr.
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Tel.-Adr.: Volkszeitung Heidelberg.
Druck u. Verlag der Unterbadischen
Verlagsanstalt G. m. d. H., Heidel-
berg. Geschäftsstelle: Schrödcrstr.M.
Test: Expedition LS73 u. Redak.M78.

^Sks-ZkilMg U Sie MrMise MjMllW der Mtskezirke ZeideiSerg. Wiesisch, SillsUiM, Winges. kberdach. MssdO, Büchen, Adelsheim, Bürberg, TünberbiWssheim n. Wertheim
5» Jahrgang Heidelberg, Dienstag, den 9. Januar 1923 Nr. 7

UM-

rmd

Licht-.' zu

zeigen. Gewalt bleibt Ge-

Die deutsche Regierung
fest, -aß nützt mrr tu den

8. Jan.
u eher sicht

Stimmung gegen das deutsche Volt aufrechtzuer-
halten. Der englische General, der vom „Dolch-
stoß von hinten" geredet Haven soll, verneint
dieses ganz energisch. Jochs Reserven, die Luden-
dorfs vernichtet glaubte, standen den Deutschen im
Sommer 1918 gegenüber, als letztere ihre letzten
Kräfte verbraucht hatten. Die Reserven waren meist
Amerikaner, also das Heer, das nach Hergts
Aussage weder fliegen, noch schwimmen, also nicht
kommen konnte. — Dieser verhängnisvolle Irrtum
Ludendorffs hätte auch dem Heerführer eines
anderen Landes passieren können, aber kein Eng-
länder, noch Amerikaner in solcher Stellung würde
Artikel gegen fein Land in feindlichen Hetzblättern
veröffentlichen.
Haß kann und mutz ertragen werden, aber weit
schlimmer ist die Verachtung. Und tiefe, tödliche
Verachtung ist es, was der Durchschnitts-Engländer
für Deutschland und die Deutschen empfindet, und
was leider in dieser Generation kaum anders werden
wird. Es nützt nicht, die wenigen Leute, die anders
denken, Keynes, Morel, Angell anzusühren,
auch nicht die Zeitung „Manchester Guar-
dian", die hier wenig Beachtung findet, während
die Hetz-Presse weiter gedeiht, gelesen und geglaubt
wird.
Leider geben in Deutschland gehaltene Reden der
Presse stets neuen Grund zur Verleum-
dung, und eS wäre gut, wenn jeder Deutsche daran
dächte, ehe er etwas mündlich oder schriftlich ver-
öffentlicht; vor allen Dingen, ehe er über Mitbürger
als Feinde oder Verräter herfällt, denn nichts wird
tu der Presse so betont wie die Aussprüche von
Deutschen gegen Deutsche. Hier predigt inan: „Zu-
sammen halten wir, uneinig fallen wir."
Ist es möglich, daß alle Deutsche dieses endlich
beherzigen? Dann wäre auch die Behauptung, daß
es eigentlich kein deutsches Volk gebe, unmöglich.
Hier wurde gesagt, daß es eben nur deutsche
Stämme gäbe, die sich wie vor zweitausend Jah-
ren untereinander bekämpften und verleumdeten, und
es sind stets Auszüge aus deutschen Reden, deutsche
Micher, deutsche Schriften, die diesen Glauben auf-
rechterhalten zum Kummer und zur Trauer aller,
die Deutschland lieben und ihm Wohlwollen.
Frau Mary Straubing.

lich mehr für die deutsche Republik leisten, wenn wir
die repräsentativen Kräfte durch wirklich aktive
ersetzten und von ihnen nach allen Seiten hin in
Presse, Kirche, Vereinslcben, Alkoholvekämpfung
usw. nicht nur sachkundige, sondern auch psycho-
logisch-feinfühlige Belebung und An-
regung ausgehcn ließen.
Alles in allem, die deutsche Republik soll nur erst
einmal sich selbst ernst nehmen, dann wird sie
auch von den anderen bald ernst genommen werden.
Ohne das aber bleibt alles Bemühen um moralischen
und materiellen Kredit in der Welt vergeblich. Die
amerikanische Presse empfand den Sturz Dr.
Wirths durchaus nicht als erwünschte Verschie-
bung nach rechts, sondern als neue Erschütte-
rung der deutschen Republik, als neues Frage-
zeichen hinter der Weimarer Verfassung, ja als neues
Spiel nlit dem Feuer und Sturz in das Chaos.
Oiscite mvuitil Wir sollen wirklich endlich ler-
u e n, nachdem wir genügsam gewarnt worden sind."
Als weiterer Beitrag und gleichzeitige Lehre für
die deutsche Politik sei folgender Brief wiederge-
gcben, den unter den» Titel „Hie inan in tke Street"
Frau Mary Straubing- Loudon der „Vossi -
scheu Zeitung" schreibt:
London, im Dezenrber.
An die Redaktion der „Vofsischen Zeitung"!
Es ist erstaunlich, wie wenig geborene Deutsche,
die hierherkommen, von der wirklichen Stim-
mung des englischen Volkes in Erfahrung
bringen. Sie werden von der Zuvorrommetcheit, der
Höflichkeit der Engländer, die keine Politischen Ge-
spräche nlit ihnen führen, noch führen wollen, ge-
täuscht, merken die unsichtbare Mauer, die sie
gibt, nicht.
Anders ist es, wenn mau hier geboren, nach
langer Zeit Verwandte und frühere Freunde
Bekannte hier besucht. Marr mag über ein halbes
Jahrhundert in Deutschland gelebt haben, dort er-
zogen sein, dort sein Glück gesunden haben, nur be-
suchsweise seit seiner Kindheit hier gewesen sein,
mari ivird die erstaunlichsten, niederträchtigsten An-
klage» und Beschuldigungen gegen Deutschland an-
hören müsse» und, weit» inan sie abwchrt, als R e -
negat betrachtet werden. Es bedarf energischer
Zurückweisung, um sich zu behaupten, dann aber
wird die unsichtbare Mauer wieder aufgerichtet und
trotz aller Liebe und Zuvorkommenheit ist, man eben
— ein Fremdling aus feindlichem Lande.
Einige der Behauptungen sind unter an-
derem: Die deutsche Revolution war kein «Revo-
lution, sondern wurde von dem Kaiser, seine»
Ratgebern und der Militärparlei inszeniert, um die
Verantwortung für den verlorenen Krieg von sich
abzuwälzen. In einem der sogenannten Nicky-
Briefe habe der Kaiser ja auch dem Zaren geraten,
die Duma einzuberuscn, uM den Frieden rmch deut
Krieg mit Japan zu schließen, und so dem Parlament
die Verantwortung dasiir zuzuschieben. 'Weiterer
Beweis für das „unvcrändertiche" Deutschland sei
der Umstand, daß dieselben Leute noch das große
Wort führen, wie srüücr.
Es sei selbstverständlich, daß die Franzosen
Rachegelüste hegen. Die Deutschen hätten den
letzten, sowie auch den Krieg von 1870 veranlaßt,
allein Bismarcks eigene Aussage über die Emser
Depeickie genüge, um ihre Hinterlist und Tücke zu
beweisen. Hier gilt die Regel, daß Staatsgeheim-
nisse erst fünfzig Jabre Wüter veröffentlicht werden
dürfen. Schade, daß Bismarck diese Regel nicht be-
achtet hat.
Der Friede von Versailles sei, so sagt
man weiter, nach dem Muster von Brest-Ll-
towsk und Bukarest ausgebaut, die Deutschen
hätten also kein Recht, sich darüber zu beklagen.
Hätten die Deutschen gesiegt, wäre ganz Europa,
Deutschland einbegriffen, von der deutschen Militär-
partei versklavt worden.
Während des Krieges habe Heisser ich stets
betont, daß „die anderen zahlen sollten". Die
Deutschen batten daher keinen Grund, sich dagegen
zu wehren, wenn s i e jetzt zahlen sollen und müssen.
Außerdem hätte Helfserichs Finanzpolitik
viel zur jetzigen Verelendung Deutschlands beige-
tragen, er habe Kriegsgewinnler gezüch-
t c t, wie in keinem Laude der Entente zu finden
seien. Hier sind die anständigen Geschäftsleute stolz,
daß ihre Ueberverdienste während des Krieges durch
Steuer der Regierung zuteil wurden und so ihrem
Lande halfen.
St in» es hat neulich gesagt: „Man lärm nicht
eiiren Krieg verlieren und nachher zwei Stunden
täglich weniger arbeiten"; es hätte eher heißen
müssen: „und nachher Einzelne (inckiviäusls) um so
reicher sein".
In einem deutschen Liede heiße es: „Am deut-
schen Wesen soll die Welt genesen." Anwelche m
deutschen Wesen? Vielleicht das der Meuchel-
morde? Vor fünfzig bis sechzig Jahren wurde
London durch Raubmord- und Mordversuche in Er-
regung und Unsicherheit versetzt. Kurz entschlossen,
brachte die Regierung ein Gesetz ein, wonach auf
solche Verbrechen Prügelstrafe verhängt werden
sollte, und was keine Zuchthausstrafe zu Wege ge-
bracht hatte, tat dies« Maßregel. — In Deutschland
gehen die Mörder aber frei aus, die geistigen Ur-
heber brüsten sich ihrer Taten, die von einem Teil,
gerade der gebildeten Stände, mehr als geduldet
werden!
Die Bücher des Kaisers sowie die von
Ludendorff werden viel gelesen und helfen, die

Französische Ingenieure im
Ruhrgebiet.
Paris, 8. Ja». Zu einer Meldung der Ra-
dio-Agentur über die Absendung von 40 franzö-
sischen Mi neni n g e»teuren in das Ruhr-
gebiet berichtet der „Petit Parisicn" ergänzend fol-
gendes: Die Ingenieure, die gestern abend Paris
verlassen haben, werden sich nicht direkt nach Esse»
begehe,». Die werden sich in Düsseldorf aufhalten,
wohin die Regierung ihnen neue Weisungen zuge-
hen lassen wird falls der von dem heutigen Mini-
sterrat entworfene Plan zur Ausführung kommt.
Poincare hat bekanntlich in Aussicht gestellt, daß er
am Samstag in der Kammer eine Erklärung abge-
ben wird. Man nimmt an, daß er schon an diesem
Tage den Abgeordneten Mitteilungen über bereits
durchgcsührte Maßnahmen machen können wird.
Die Abreise der Minen und Marine-Ingenieure
erfolgte gestern abend, nachdem sie ohne weitere
Einzelheiten den Auftrag bekommen hatten, sich zu
dem genannten Zeitpunkt im Pariser Nordbahnhof
einzufinden. um eine Reise anzutreten. Die Chefs
der Jngenieurtruppen hatten vorljer eine lange Un-
terredung mit dem A > b c, t s m int ste r und dem
Generalmspekror der Mine», Eoste. Wahrscheinlich
wird eine neue Gruppe von Ingenieuren am heu-
tigen Montag früh von Paris nach Esst» abreisen.
Fernerhin werden TriipP env erschi e b uu g en
gemeldet. So wird das 149. Infanterieregiment
und das 62. Feldartille: iercgiment die in Epinal
garnisonicrt sind, sehr bald verschickt werden. Die
beiden Regimenter solle» bereits am Mittwoch
am Rh ei nufer stehen.
Die Bedrohung Essens.
Essen, 8. Jan. In der Gogcud von Uerdin-
ge» fiirden große Truvrenübnugen statt zur Vor-
bereitung des französischen Einmarsches in das
Ruhrgebbet. Die französischen MMärbehöMm
halben im Verkehr Zwischen dem vechten und dem
sinken Rhcinufer eine scharfe Post-, Telegraphen-
und Telephonzen suc ei n geführt.
Von der Reparationskommission.
Paris, 8. Jan. Heute nachmittag 3 Uhr hat
die RepariMoitskommisston in einer offiziellen
Sitzung über die deutschen Kohlcnliefcnnigen ver-
handelt- Ihr wohnten unter Führung des Vor-
sitzenden der KriLgsla'teuEommrssioit, Staatssekre-
tär Fisch er, die aus Deutschland gekommenen
Sachverständigen bei, die über dir Koblenlliesernn-
San Auskunft erteilen fallen.
Es waren deutscherseits anwesend Ministerialrat
Ruppel. vom Wied.waufbarinMisterium, Lega-

Kundgebungen.
Köln, 8. Jan. Der Vorstand der Sozial-
demo k r a t i s ch e n P a r t e i für die obere Rhein-
provinz erläßt ein Ausruf folgenden Inhalts: Dem
rheinischen Volk stehen, wenn nicht alles täuscht,
s ch w e r e T a g e b e v o r. An Euch, Parteifreunde,
wenden wir uns in dieser ernsten Stunde mit dem
Appell: „Schari Euch um unser Banner und folgt
der Losung der Parteileitung! Habt Vertrauen
und haltet Disziplin! Also Gewehr bei
Fuß! Ruhe, Besonnenheit, Vertrauen! Die Partei-
leitung ist wach. Sie wird zu gegebener Zeit die
erforderliche Parole ausgeben.
Berlin, 8. Jan. Die GewcrkschaftZ-
verbände im besetzten Rheinland« und im Ruhr-
gebiet haben bei den Gewerkschaftszentralen ange-
regt, im ganzen Reiche große Kundgebungen
gegen den Einmarsch der Franzosen zu veranstalten.
M ü u chcn, 8. Jan. In einer Münchener Kund-
gebung der „vaterländischen" Vereine gegen die
französischen Pläne sprachen v. Kahr, v. Kntl-
ling, Ludendorff imd Hitler, wobei Mini-
sterpräsident v. Knilling „die Wahrung der un-
veräußerlichen Rechte Bayerns" als Anfgabe der
bayerischen Staatsregierung bezeichnete. Angesichts
der ganzen Konstellation der bayerischen Politik ver-
missen wir unter den Rednern nur noch — den fran-
zösischen Gesandten in München.
England wartet ab.
London, 8. Jan. (Priv.-Tel. d. „Frkf. Zig.")
Das englische Kabiitett verhält sich offenbar durch-
aus abwartend, was damit erklärt wird, daß
Wer den tatsächlichen Umfang der französischen Ak-
tion noch nichts bekannt ist. Die vorwiegende Mei-
nung geht jedoch dahin, daß nach dem 15. Januar
cin Uebergrisf auf das Ruhrgebiet unvermeidlich ist.
Für die deutsche Haltung ist zweierlei beachtenswert:
sicherlich machte die Bewegung, welche die ans dem
Fricdensvcrlrag hcrgeleitete französische Saus-
t i o n s P o l t 1 i k und die daraus bezüglichen Artikel
des Friedensvertrags ab lehnen will, in der letz-
ten Zeit weitere Fortschritte. Diese Fortschritte
beschränken sich nicht nur auf die Labour-Parlci.
Jedoch begünstigt die neueste Entwicklung die wich-
tigere und vorherrschende Tendenz umio stärker, in
allen übrigen Fragen die Notwendigkeit der
Aufrechterhaltung des Friedensvcrtrags zu
betonen. Deshalb ist es höchst schwierig abzusckiätzen,
von welchem Grade deutscher passiverRe-
sistenz an die englische Regierung sich gezwungen
sähe, nut Frankreich bei Sanktionen am Rbcin wie-
der zu kooperieren.
London, 8. Jan. Lloyd George richtete
aus Ronda in Spanien ein Telegramm an den
„Daily Chronicle" und „Daily Telegraph", in dem
erBonarLawzu seiner Haltung auf der Pariser

tivnsrnt Fr owe in von» Auswärtigen Amt und
Geheimrat Richter vom ReichsjuMminWerinm,
sowie für den Neichskohkukommissar die Herren
Direktor Wallmichrath und Bronikows-
ki, außerdem von der KpiegAasteukommission Dr.
Meye r. Von interalliierter Seite waren die
ersten und zweiten Delegierten anwesend.
Paris, 8. Jan. Havas berichtet über die
Sitzung der Reparaticnskommisston: Die Sitzung
ist um 5.50 Uhr au-gehoben Worden, nachdem man
dtp deutschen Vertreter angehört hatte. Morgen
vormittag ^10 Uhr findet eine neue Sitzung statt,
wobei der deutsche Vertreter Lübs en vom Koh-
lcnsyndikat, der morgen in Paris aukommt, eben-
falls gehört werd-m sann. Es ist vorgeschlagen, die
Anhörung ziemlich kur; zu gestalten, damit morgen
im Anschluß daran in der gleichen Sitzung eine
Entscheidung getroffen werden kann.
Was macht Cuno?
Berlin, 8. Jan. Die Reichsregierung ist zur
Zeit mit einer eingehenden Prüfung der Lage be-
schäftigt, wie sie sich aus dem Vorgehen Frankreichs
im besetzten Gebiet ergeben würde. Reichskanzler
Dr. Enno wird am kommenden Mittwoch
im Auswärtigen Ausschuß des Reichstags sich ein-
gehend über den Stand dcr ReparntionSsrage und
die drohenden französischen Maßnahmen äußern.
Der Reichskanzler wird bet dieser Gelegenheit die
Behandlung der deutschen Vorschläge erläutern und
di« Grnndzüge einer künftigen deutschen Politik
1-arlogon, aus die sich die Wcitersühnmg der Reichs-
geschäfte durch sein Kabinett stützen soll.
Berlin, 8. Jan. In einem Interview er-
klärte Cuno: Unsere Bereitschaft zur freiwillige»»
Leistling des Möglichen haben wir durch die Tat
bewiesen. Wir haben damit das Unsrige getan.
Wir sind zum Fried-,, bereit. Das .deutsche Volk
ivird aber, wenn es sein muß, ebenso entschlossen
den Weg des Leidens gehen. Unter Druck und
Drohung werden wir nicht handeln. Wir können
der Geivalt nicht mit Gewalt entgMentreten. Was
wir aber im voller Entschlossenheit und volley Ueber-
cinMmmuug mit den» deutschen VE tun können,
das ist, die wirtschaftliche Unvernunft und die Recht-
losigkeit des französischen Barhabens dcr Welt in
ihrem wahren
wellt!
Berlin,
stellt in einer
Kohlonliescriingen, sonder» auch in den übrige»
Sachltefcrungrn Deutschland kerne Versohlung
trifft.

Deutschland im Lichte
des Auslandes.
* Heidelberg, 9. Jgnuar.
Deutschland ist heute wieder außenpolitisch auss
uns *ste umbrandct. In dieser Situation ist es für
"s von hohe,,, Wert, die Sti m m u ngdesA u Z-
<, kennenzulernen, die uns zeigt, wie sehr
«.. "ie «geh die deutsche Reaktion sich als
N„, "dNng des deutschen Volkes erweist. Als
An»K dasiir mögen zwei Stimmen — eine aus
g * i kg, etne aus England — dienen, die wir
daltcu Ibht unseren Lesern mitzuteilen für nötig
rui.I" "ster Linie verweisen wir auf eine Dchilde-
"'m des Genossen Dr. Reinhard Strecker-
'tadt, der zur Zeit eine Amerika reise
wobei er sich in unserem Darmstädter
Neih^ti über seine Reiseeiudrück« u. a. wie folgt
d "Fch hj» jxtzi Mei Monate in Newhork, Pbila-
in « " Und Washington und eine Woche in Toronto
Evi "ki>a gewesen. (Morgen soll die Reise nach
hj' ^go und Minneapolis weitergehen.) Allerdings:
Msclmmerikauischen Zeitungen sind gegen die
' publik, sind gegen die Prohibition. Aber daß sie
«rch ihre Haltung eine Annäherung zwischen
Jeutschlcmd und Amerika erleichterten, kann nur e i n
litisch Blinder behaupten. Freude hat
' dieser Haltung zumeist wohl deutsches Al-
, "olkapital, das an diesen Zeitungen stark
"ercssiert ist, und diedeutsche Reaktion, die
N'auptei, in Deutschland nick» genug Schimpfsrei-
. zu haben und nun hier vom Ministerium Wirst,
rucken läßt, es habe auf Ansuchen Frankreichs nach
'Versuchung durch französische Acrzie und Begut-
"Mung durch Senegalncger auch 20 000 deutsche
udche» ausgeltesert. Derselbe politische Stil ist
h in dem Plan zu finden (ausgerechnet jetzt, wo
"uienceau hier drinsend neue Argumente braucht,
stoch Glauben zu finden), Ka P i t ä n l e u t n a n t
üller eine Vortragsreise durch die Vereinigten
^mateu machen und über Unterseeboote sprechen
cn 'usstu. «Es ob auf dem Boden der auswärtige,!
u^'itik Mt -en gleichen Mitteln Erfolge zu erzielen
dj. wie etwa daheim in einer finanziell gut fun-
kst nationalistischen Wahl mache.
h.^ie deutfchainerikantsche Presse ist nicht „die"
'chamerikanische Meinung (so wenig wie die vom
i "'ischen Kapital korrumpierte deutsche Presse die-
Pr ? des deutschen Volles ist). Höchstens, daß diele
'NM — leider! — manchen nm sein natürliches
- Wndes Augenlicht in der Politik -betrügt. Ich
' "ch verschiedene angesehene deutscha m erika -
t, ' th c Gelehrte, die sich bitter über jene Presse
, "gtcn und zugleich darüber, daß sie gar keine
L'chcstütznug hei den offiziellen Instanzen des neuen
-7 "'^chtand fänden, wenn sie sich für dessen Ideale,
Weimarer Verfassung und für deren gerechte
"'t.digun-g im Ausland einsetzlen. Es ist unseren
k',''Zielten Vertretern auch noch nicht
-//"ngen, Amerika mit der neuen deutschen
o "''Ne bekauntzumachen. Wo uian uns Deutsche zu
-re» sucht, erscheint immer noch die frühere
«tserliche Fahne, während es so leicht wäre,
d""de hier den Sinn von Schwarz-Rot-Gold auch
. Amerikaner eiulenchten zu machen, der auf einem
r herrlichste» Plätze Newyorks, nahe dcr Colum-
, "'Universität, das Denkmal von Karl Schurz,
'd damit die Erinnerung au das Deutschland der
ackeren alten Achtundvierziger vor Augen hat. Ich
in meinen Vorträgen hier diese Anknüpfung
- gesucht, habe, in diesem Zusammenhänge von
Weimarer Verfassung gesprochen (die von
. ' hiesigen Friedcnsgesellschast mit guter Einleitung
englisch^- Sprache veröffentlicht wurden) und
. ''Nie von da aus die große Kulturbedeutung des
Nische» Idealismus von der Wende des 18. Jahr-
"Uderts ins Gedächtnis zurückruse». Ich registriere
sti,. ^"iwchen, wenn ich mitteile, daß mir in dcut-
'At Versammlungen dcr Wunsch geäußert wurde,
lur dorr diesem neuen, kommenden Deutschland zu
ren, ""d daß mir das Vorlesen einiger Para-
"vhcn der Weimarer Verfassung In eug-
cüe» Versammlungen starken Beifall iumit-
' Meiner Ausführungen einvrachte. Wir haben
wahrhaftig gar reinen Anlaß, unsere neue Fahne
'd Verfassung ängstlich zu verstecken.
wi Erschütternd wirkte immer wieder der Gedanke,
E, randers heute Deutschlands Sitna -
" N wäre, wenn es durch eine klügere Politik dieses
"d lstcr nlit seinen ungeheuren Kräften dem Kriege
^"ü'üalten verstanden hätte. Aber die rechtzeitigen
nungcn fanden ja leider bei unseren Lnden-
h r>f und Genossen blinde Augen. Und hier wiin-
w ' Man sich nur, daß so falsche, leichtsinnige Pro-
g„''rn wie die Herght oder Helfferich trotz
nnr"* 'h" politische Rolle vor einem großen Teil
y 'eres Volles immer noch nicht ausgespielt haben,
stnc he r st ü n d n i s v o l l e Mitarbeit au den
gtj ""rzielen der andere» Völker wird die neue Ein-
'«derung Deutschlands in die weltgeschichtlichen
hstn "menhänge der Gegenwart ermöglichen Hier
deutsche republikanische Regierung große
bisk 'rhönc Möglichkeiten, von denen aber
sclwi ""ch keine richtig erkannt worden zu sein
kvst^i- Unsere Botschaft in Washington
Sj e n "ns Milliarden. Sie ist noch stark auf das
Per äsen tat ive zugeschnitten. Wir könnten
Kroße Summen «insparen und trotzdem erbeb-
 
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