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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Januar - April)

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Nr. 71 - Nr. 80 (24. März - 6. April)
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rMs-Zekkvng für dle wkMWeDevMeMg ver AnMezltte SMelSerg. WlesloS, ölvOeiM, Wpülges. VerW, MoZSO. DMen. MelshelN. Zorberg. TMMMMni v. Werlhel«

Pe^ugsVreis: Monatlich etnschNetzL
^rSüerlohn Mk.^E—. Anzeiflk-n»
«rife: Die einspaltige Perirzeile
deren Raum (AZ mm breit)
Vtk.ZZO.—. Nellanrean.^eigen(74mm
*reit)Mk. 600.—. Bei Wiederholuir»
ZenRachlaßn.Tarif. Geheimmnrel«
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Werlapsanüau G. m. b. H., Heil,«»
berg. GcschSsl-fteVr: Schröderstr.M
Tel.: LrpeduioarW» u. öiedak.SNI,


5. Jahrgang Heidelberg, Freitag, den 6. April 1923


Nr. 80

am kommenden

nachmittag die

Kraftwagen re«

Lou-


be-

kaufmänni-
gefatzt als bis-
die in manchen
„selbst in eini-

Dem Bericht-
RepargttonS-
ctwa 50 Mil»
Industrieller!
nachdem Ber-

hosfensiich auch die Fäden ausdccken, die
sächsischen Fasztsten nach Bayern hinüber-
Wie wir erfahren haben, soll eine Ver-
mit Hitler bestanden Haden.

sich
sol-

auffallend grobe Anzahl von nichtbeamtetens
Personen.
Essen, 5. April. Die französische und belgisch?
Besatzung im Rheinland und im Ruhrgebiet ist dazu
übergegangen, die Durchsetzung von Repara-
tionsleistungen und Rcstftuttonen selbst in
die Hand zu nehmen. Zu diesem Zweck wurden von
der Rheinlandkommission und dem militärischen
Oberbefehlshaber besondere Verordnungen erlassen,

Wsndland in einem Privatbriefe ans Paris vom
19. Dezember 1848:
„Die französische Regierung ist decidiert gegen
die Unitüt (Einheit) von Deutschland und hat
aus diesem Grunde den Herrn v. Raumer nie of-
fiziell empfangen wollen. Sie ist daher auch da-
gegon, das; die deutsche Kaiserkrone auf das
Haupt irgend eines Fürsten gosctzt werde. Der
General v. Willisen ist, wie ich mit ziemlicher
Gewißheit vermute, von Berlin hierher gesendet,
um Frankreich für Preußen in dieser Frage zu
gewinnen, alle seine Bemühungen werden indes
Wohl fruchtlos Meiden. Ich kenne die Ansichten
des Herrn Bastidc bestimmt darüber, — das nun
folgende Kabinett umer Louis Napoleon wird
ebenso denken. Rußland denkt ebenso und
har auch größeres Interesse, sich einem solchen Ar-
gument zu widersetzen; ich glaube dies aus ganz
sicherer Quelle zu wissen. Englands Ansichten
sind ohnedies bekannt. Da also alle größere»
lEr.NAMWWrMMiESkSWLSMSkEVWMWSWMSMWrMWW

Die Bemühungen Macdonald.
London, 5. April. Das Neutersihe Bureau
meldet: Ram sah Macdonald sagte in einer
Rede in Porthcawl (Wales), er sei kürzlich in Pa-
r i s gewesen und habe sestgestellt, daß man dort zu-
gebe, Frankreich werde aus dem Ruhrgebiet
keine Reparationen erlangen. Er und seine
Kollegen hätten mit Mitgliedern des französischen,
belgischen und italienischen Parlaments in Paris
und anderswo zusammengcarbeiter, nm genau her-
auszufinden, unter welchen Bedingungen eine Rege-
lung erreicht werden könne. Er vertraue daraus, das;
man der Lösung des Nuhrproblems viel näher
sei als vor drei Worben. Die Arbeiterpartei
bemühe sich, eine englisch-amerikanische Zusammen-
arbeit mit Europa zustande zu bringen.

Mächte dagegen sind, läuft man gewiß keine Ge-
fahr, sich der Sache zu widersetzen .... Wenn
Preußen ebenso uninteressiert als Oesterreich
wäre, würde die Sache von selbst zusa-mmenfal-
len. Allein leider sind die Prätentionen des Ber-
liner Kabinetts bekannt. Eure Königliche Maje-
stät werden in Allerhöchst Ihren Kammern ge-
wiß eine wichtige Stütze finden, wenn Sie ohne
allen Rückhalt offen vor der ganzen Welt verwei-
gern, einen deutschen Kaiser über sich anzuerken-
nen. Der König von Hannover und viele andere
Fürsten werden sich unbedingt dieser Erklärung
anschließen. Wer Eurer Königlichen Majestät
anders ratet, ist nach meiner Ansicht entweder
kurzsichtig oder geradezu Verräter an seinem
König und Vaterland. ..."
Die gleiche Schiebt, die damals in der Reichs-
ein heil eine Gefahr sah, spielt sich nun heute
als einzig wahre Vaterlandsretter aus. Ja, die
Welt ist ein Theater.

Die Beerdigung der bei den Vorgängen bet
Krupp gefallenen Arbeiter sindet
Sonntag statt.
In Bochum besetzten gestern
Franzosen sämtliche Großbanken.
In Bochum wurden zahlreiche
quiriert.
Die Mitglieder des Kruppsche» Betriebsrates
trugen dem Reichskanzler die Vorgänge beim Blut-
bad in Essen vor.
Ter rheinische Großindustrielle Dr. Karl Friedrich
v. Bruck ist aus dem besetzten Gebstt ausgewiesen
worden.
Die französische Befatzungsbehörde behauptet,
eine Korrespondenz gefunden zu haben, der zufolge
mehrere Schupobeamte sowie Offiziere als Arbeiter
verkleidet in der Kruppschen Fabrik beschäftigt wären.

Loucheurs Englandrelss.
Amsterdam, 6. April. (Letztes Telegr.)
cheur kehrte gestern nach Paris zurück und nimmt
dieZusicherungBouarLaws mir, daß Eng
land auch fernerhin neutral bleiben wird. In
gewissen politischen Kreisen hofft man noch auf eine
baldige Gelegenheit für England, zugunsten einer
Verständigung einzugreifen. Louchcur hätte
Lloyd George und Bonar Law erklärt, er
Persönlich sei gegen die Besetzung des Ruhrgebiets
gewesen. Jetzt aber müsse Frankreich doch dort
bleiben, bis Deutschland ein f e st e S A n g eb o t ge-
macht habe. Bonar Law habe darauf erklärt, daß
er an seinem R e p a r a t i c n S p l a n und an
seinem Vorschlag zur Schuldenregelung, die er vor
der Ruhrbesetzung in Paris unterbreitet hatte, noch
festhalte, obwohl wahrscheinlich kleine Aende-
rungen notwendig werden würden.
Reuter meldet ferner: Es verlautet, daß Loucheur
dem Premierminister folgenden Wiederherstel-
lungSplan rm gereift h< e. 1 Die Herabsetzung
der Gesamtsumme der Wiedcrlstrsstlluugcn. 2. Die
Ausgabe einer internationalen Anleihe. 3. Eine in-
ternationale Garantie der Verträge.

Ruhr.
Koblenz, 5. April. Die Zahl der Aus-
weisungen aus dem astbesetzten Gebiet hat in
den letzten Tagen iü ungewöhnlichem Maße zuge-
nommen. Ohne Einschluß der Familienmitglieder
hat die Zahl der Ausgewiesenen am 28. März 1923
2700 bereits überschritten.
Unter den Neuausgewiesenen befinden sich wie-
derum 30 Zollbeamte, 10 Eiisenbahnbeamte und eine

Mannheim.
Paris, 5. April. Trotzdem deutscherseits wi-
derlegt wurde, das; die französische Begründung
zur Besetzung der Motorenwerke Benz in Mann-
heim — es wurden dort riesige Dieselmotors für
U-Boote gebaut —, falsch sei, laßt sich der „Matin"
aus Straßburg melden, daß die französischen
Truppen erfahren hatten daß in den genannten
Werken ein großer Dieselmotor von neuen Aus-
maßen in der Konstruktion begriffen sei. Da der
Fricdensvertrag die Fabrikation von Dieselmotoren
verbiete, sei es interessant gewesen, sich diese
Angelegenheit aus der Nähe auzusetzen. Tat-
sächlich hätten die französischen Truppen einen
Dieselmotor von 15—20 000 PS. in den Benzwer-
ken vor gefunden, der gerade sm Verlaufe
einer 72-stündigen Prüfung die Beweise für sein
glänzendes Funktionieren geliefert hätte. Außer
diesem Motor habe man noch eine große Anzahl
anderer Dieselmotoren von verschiodcncn Stärken
vorgesunden. Die französischen Sachverständigen
hätten nach Prüfung dieser Motoren erklärt, daß
sie davon überzeugt seien, daß diese für Unter-
se ebo o le bestimmt gewesen feien.

Französische Auffassungen.
London, 5. April. Der diplomatische Be-
richtersta'ter des „Daily Telegraph" schreibt, die
augenblickliche kritische Lage in; Ruhr-Gebiet
zwinge die ernsteren Elemente der politischen
Meinung in allen beteiligten Ländern, insbeson-
dere in England und Frankreich, zu der
Einsicht, daß eine baldige Lösung für das doppelte
Problem der Reparationen und der Sicherheit ge-
funden werden müsse, wenn eine europäische Kri-
sis vermiodcn werden soll. Die Bewegung zu Gun-
sten einer praktischen Lösung gewinne in amtlichen
und nichtamtlichen französischen Kreisen an Bo-
dcm Führende französische Staatsmänner und
Militärs hätten die Bekundung des englischen In-
teresses an der künftigen Sicherheit Frankreichs be-
grüßt. Französische Staatsmänner hätten infolge-
dessen die in Betracht kommenden Fragen von einem
weiteren, insbesondere mich mehr
sch en Standpunkt aus ins Auge
her. Der Berichterstaster glaubt
einflußreichen Kreisen Frankreichs,
gen der höchsten", herrschende Au Fassung wie
folgt wiedergeben zu können:
1. Reparationen: Die Gesamtcntschädi-
gung müsse jetzt auf eine verhältnismäßig beschei-
dene Summer herabgesetzt und der Haupsteil der
Reparationszahlungen und -Lieferungen zum Wie-
deraufbau der verwüsteten Gebiete verwandt wer-
den. Frankreichs ermäßigte Mindestforderung für
diesen Zweck betrage 26 Milliarden Goldmark. An-
derseits werde vorgeschlagen, daß die Schulden der
Ententemächte an die Vereinigten Staaten aus
Deutschland übertragen werden sollten. Dadurch
könne die Forderung Großbritanniens an seine Al-
liierten in Höhe der britischen Schuld an die Ver-
einigst« Staaten befriedigt werden,
erstatter zufolge würde die gesamte
forderung aus Grund dieses Planes
liarden betragen. Die deutschen
müßten wesentliche Garansieift geben,
lin selbst die Notwendigkeit weitreichender interna-
tionaler Ueberwachung der Finanzen Deutschlands
bereits zugegeben habe. Deutschland wird natürlich
ein wesentliches Moratorium erhalten.
2. Sicherheit; Es würde eine schrittweise
erfolgende, jedoch rasche militärische Räumung des
Ruhr-Gebietes und der andern in der letzstn Zeit
auf dem rechten Rhein-User besetzten Gebiete durch
Frankreich und Belgien stattfinden, vorausgesetzt,
daß die deutschen Zahlungen und Lieferungen regel-
mässig eingingen. Außer der im Versailler Vertrag
sestgesetzstn neutralen Zone würde keinerlei
Sonderrogime errichtet werden. Das westliche
Rheinland Würde jedoch ein Bundesstaat innerhalb
des Deutschen Reiches werden, von derselben Art
wie Baden und Württemberg. Der Zweck dieser
Einrichtung wäre der, der bisherigen preußischen
Verwaltung ein Ende zu machen. Diese „West-
rheinische Republik" würde, polistfch, wirtschaftlich
Uttd administrativ einen integrierenden Teil des
Reiches bilden; sie würde jedoch unter der Aussicht
des Völkerbundes entmilitarisiert werden; keinerlei
deutsche Truppen dürsten dort gehalten oder rekru-
tiert werden. Außerdem würde das Deutsche Reich
noch einen feierlichen Nichtangriffspakt mit den
übrigen Mächten abschließcn, vorzugsweise in der
Gestalt einer regionalen Vereinbarung zur Anwen-
dung des Artikels 10 der Völkerbundssatzungen.
Was das Saargebiet betreffe, so würde es „das
natürlichste Verfahren" sein, cs dem geplanten
westvhein. Staat innerhalb des Deutsch. Reiches an-
zugliedern; man werde jedoch sogleich für die so-
fortige Schäftung eines autonomen Saarstaates
unter der Aussicht des Völkerbundes eiuireten, statt
zuzulassen, daß die Zukunft dieser Enklave durch
eine Volksabstimmung nach dem Verlaus von fünf-
zehn Jahren bestinlnt werde.
Der Berichterstatter erklärt zum Schluß, daß die
Einzelheiten dieses Planes noch eine aus-
giebigere Prüfung erforderten, daß jedoch sein«
G r n nd gcda nke m Anspruch aus eine ernsthafte
und wohlwollende Erwägung in England hätten.

Die Lage im Reich.
„Vatsrlandspartei".
Die „vaterländischen Verbände" habe»
am passiven Widerstand nicht genug und lassen nun
durch Herrn Bacmeister — eine Paradenummer
^der einstigen Valerlandsparlei — den aktiven Wider-
stand predigen, lieber die Sinnesart dieser staats-
männischen Gespenstergestalten ivsormiert eine Reso-
lution, die unter dem Vorsitz des ehemaligen volks-
parteilichen Abgeordneten Geisler in einer Ber-
liner Tagung angenommen lvurde. ES wird do
verlangt: Abschaffung des Achtstunden-
tages, Aenderung der bisherigen Lohnpolitik
und Einführung des vaierländischenHilfs-
dienstes. In einer zweiten Entschließung wurde
diu Auslösung der Kommunistischen
Pwrtei verlangt.
Tie Hiilerei.
Dresden. 5. April. Im Anschluß an daS
Verbot der Deutschvölkischen Freihcitspartei in
Sachsen haben Haussuchungen in Dresden, Leipzig,
Meißen, Pima usw. stattgesunden. Ebenso wie in
Thüringen und Preußen hat auch das in Sachsen
au "gefundene uird beschlagnahmte Material erwie-
sen. das; die Deutschvölkischc FrctheitSpartci nur
ein anderer Nome ist für die schon früher verbotene
Nationalsozialistische Partei und daß bei beiden so-
wohl Person wie Taktik-und Ziele die gleichen sind.
Die weitere Untersuchung durch die Staatsanwalt-
schaft, der das gesaust Material zu geführt worden
ist, wird
von den
spielen.
Sindung
Ter Revolver als Ueberzeugungs-
mittel.
Von einem für den Charakter und di« Anhän-
gerschaft der „Deutsch-Völkischen Freiheitspartei"
bezeichnenden Vorgang weiß der „Vorwärts"
zu berichten, indem er an eine Mitte Februar im
Reichstag abgehaltene dcutsch-VSstische Tagung
erinnert, in der auch Roßbach als Redner aus-
trat. Der Vorstand des Reichstages hat
kürzlich damit beschäftigt, worüber das Blatt
gendes mitzuteilen Weitz:
In der Reichstaigssitzung vom 27. Februar
richtete der Abgeordnete Künstler: „Als kürz-
lich die Herren Mulle und v. Graefe im Saal
1 des Reichstages ihre Tagung abhielten, kam die
drei- und mohrsache Zahl der angemeldcstn Teil-
nehmer, so daß die "Garderobe auf den Fußboden
gelegt werden mutzte. Dabei kollerten ans ver-
schi tdenan Ueberziehern Revolver und sonstige Waf-
fen heraus." Der Reichstagspräsidcut Löbe rich-
tete daraulbin an den Einiberuser der Tagung, den
deutschvölkischen Mdgeordnestn v. Graefe, ein
Schreiben, worin er um Aufklärung ersuchte und
mitteilre, daß er vorläufig weitere Tagungen der
Deutsch-Völkischen im Reichstage verboten habe.
Gleichzeitig wurden die ReichstagSdicne'r vernom-
men. Sie bestätigten die Angaben Künstlers
und berichteten, daß der Andrang so groß gewesen
sei, datz die Saat sirren zeitweilig nicht geschlossen
werden konnten, so das; manche Redner iin Vor-
raum verständlich gewesen seien; Diener hörten, wie
Roßbach zur Gewaltanwendung aussorderte.
Daraufhin befaßte sich eine Sitzung des Reichs-
tagsvorstandes mit der Angelegenheit. Der hierzu
geladene Abgeordnete v. Graefe suchte die Sache
ins Lächerlich zu ziehen, was ihm eine energische
Zurückweisung durch den Präsidenten und
andere Vorstandsmitglieder einirug. Entgegen den
Ausreden des Abgeordneten v. Graefe wurde fest-
gestellt, daß anstatt der gemeldeten erst 40 und daun
140 Personen rund 400 Personen eingetrofseu waren?
v. Graefe versuchte das Treten von Revolvern da-
mit. zu rcchtsevtigen, daß die Betreffenden Wohl

Fürstenpatriotismus.
Aus Bayern wird uns geschrieben:
Der bayerische Landtag opferte jüngst 750 Mil-
liarden für die Wittelsbachcr, und der bayerische
Lanwagspiäsident Königsbauer gedachte dankbar
der Verdienste der teuren, sehr teuren Dynastie um
das Vaterland. Verdienst um das VaterlandI Hat
wirklich ein Wittelsbacher je mit voller Hingabe
seiner Persönlichkeit die Einheit Deutschlands ge-
fördert, die sich als reichqnellender wirtschaftlicher
Witz kultureller Segen für Bayern erwies? Waren
Nicht vielmehr die Wittelsbacher von jeher eifer-
süchtig aus ihre kleine Fürsteirhcrrlichkeit versessen,
stste heule noch "ihre Platzhalter aus die bayerischen
Neservatrechte? Haben nicht gerade Wittelsbacher
der deutschen Einhcilsbewogung die schlimmsten
Hindernisse bereitet und sich nicht gescheut, die aus-
Ivärtigcn Mächte anzurusen, damit diese gegen sie
'ntervenierten?
Es ist das Verdienst einer konservativen bayeri-
schen Historikers, M. Docberl, diesen königlich
bayerischen Verrat deutscher Interessen festgostellt
ünd mit Urkunden belegt zu haben. In feinem vor
kurzem erschienenen Buche „Bayern und Deutsch-
>rud" behandelt er im besonderen auch das Ver-
hältnis Bayerns oder vielmehr der WittelSbacher
Fürsten zu der deutschen Einheitsbewegung, wie sie
>m Jahre 1848 durch das Frankfurter Parlament
-lach außen verkörpert wurde und in einem deut-
ichen Kaisertum ihre Krönung finden sollte.
Damals schmückte den WittelSbacher Thron von
Kapostons Gnaden ein Maximilian, der sich
»er Zweite nannte. Wie peinlich besorgt dieser
DftsttAhacher uin die Aufrechterhaltung des Klein-
katenwesens war, erhellt aus seinem Vrief-
wechsel nicht nur mit dem preußischen König,
bcn vierten Friedrich Wilhelm, sondern vor allem
Ws seinen politischen Briesen an seinen eigenen
Minister des Auswärtigen und an den bayerischen
Gesandten im Ausland. Dem württenOergischen
Tkaarsrat Kliudworch, einem der übclberüchtWten
Illerweltspione des Vormärz, der gleichzeitig im
^olde Oesterreichs, Frankreichs, Englands und
vrcutzens stand und vom Verrat des einen an den
NH er en lebst, diesem Ktindworth vertraute Maxi-
milian ein Handschreiben an seinen „teuersten On-
-u" Friedrich Wilhelm IV. an, in dem es hieß:
„Du selbst, teuerster Onkel, bezeichnest als
sehr wichtig, datz dessen Fürsten (Deutsch-
lands) HM, sich einigen über die der Zen-
tralgewalt und dem Parlament gegenüber ein-
zunodnevde Stellung. Jeder Verzug scheint mir
gefahrdrohend, da die ste's wachsenden Bestre-
bungen der Anarchisten (??) und vielleicht unge-
bührliche Zumutungen von anderer Seite immer
schwerer dürsten zurückgcwiesen werden können."
Er selbst scheut sich jedoch nicht, solche „nngebrhr-
fchcn Zumutungen von anderer Seite" geradezu
d e r v o rz u l o ck e n. Am 11. Dezember 1848
schreibt er an seinen Geschäftsträger in Paris:
„Es ist Mir sehr wichtig und Ich lege viel
Gewicht darauf, es baldigst und sicher zu erfah-
ren, ob u:rd wie Frankreich über eine deutsche
Kaiserkrone erblich in dem Hause Lothringen
»der Hohenzollern, denkt, ob ferner die übrigen
Kabinette, besonders jenes von St. Petersburg,
gar nicht die Gefahr in Betracht ziehen, welche
hieraus für die Weltlage entspringen muß, ob-
wan die Aufrechterhaltung der Wiener Schluß-
akst schon ausgegeben hat. .
Am gleichen Tage forderst er seinen Außen-
minister auf, die bayerischen Gesandten an den
»'lßerdcutschen Höfen anzuweisen, „zu erforschen,
man denn dort gar nicht aufmerksam sei auf die
^töße der Gefahr, welche für die Weltlage und
ganze europäische Gleichgewicht erwachsen
^utz, wenn Oesterreich oder Preußen zur deutschen
'miscrwürde gelangen, und ob man denn gar nicht
^sonnen ist, die Wiener Verträge aufrecknzuerhal-
:en."
Diese WittelSbacher Entwürdigung ging sogar
sm Außenminister zu weit. Er antwortete dem
Hatz xr zwar keine Bedenken trage, die in
München anwesenden Gesandten der außerdeutschen
calsinette kn Sinne der Wünsche Maximilians zu
studieren.
„Dagegen darf er, der Minister Eurer König-
nchen Majestät, submissest nicht verhehlen, daß
schriftliche Anweisungen in dem vorliegenden Be-
E^fte zu gewagt seyn möchten, indem eine so be-
stimmte Berufung aus die Wiener Verträge aus-
wärts sehr leicht mißdeutet und als eine Auffor-
bcrung zur Intervention hingenormnen werden
könnte . . . ."
Maximilian läßt sich aber nicht so leicht abspei-
Er fordert von dem Außenminister, durch die
»ffwndstn "ö'st Mächte arffmerlswll zu machen, daß
°ie Gewährleistung der Wiener Verträge vom
xstdke 1815 übernommen, ferner welchen Schaden
"rächte, wenn die politische Stellung Deutsch-
evlw damit Europas eine solche Veränderung '
Ko c durch Verwirklichung der deutschen
Kh, 'k" herbeigeführt werden muß. Es'entgeht '
stst nicht, daß cs bei dem mehr als zweideutigen -
Ist ^bwen Preußens eine Lebensfrage für Bayern
Schutzes der Machst gegen die verderb-. <
' Kaiseridec zu versichern." §
E Sinne von diesem WittelSbacher Feind <
deutsche,, Einheit schreibt ihm sein Gesandter i
 
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