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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Januar - April)

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Nr. 81 - Nr. 90 (7. April - 18. April)
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5. Jahrgang

Heidelberg, Donnerstag, den 12. April 1923

Nr. 85

Ein Faustschlag gegen die Republik!

tn

bereits

wird, die republikanische Slaatssorm Deulschlands lh^rer Motorenwerke (vorn;. Benz) wird noch
sei nur ein Mantel. -immer von den Franzosen besetzt gehalten. Dun-

letzte
Volks-

stitut dem toten Reichsminister Rathenau die Re-
verenz erweisen sollten.
Als Belohnung für dieses mannhafte Eintreten
für den Staat werden sie nun von Richterndie -
sesStaateszu drei, vier und fünf Monaten Ge-
fängnis verurteilt. Mögen nun die Angeklagten
wirklich in ihrer Erregung über die von Lenard be-
gangene Betfciteschiebung von Regierungsvor-
schrtsten und Ach.ungsverletzung eines großen Toten
über das strenge Maß erlaubter Normen — verhan-
delt tn einem solchen Augenblick nach Normen? —
hinausgegangen sein, oder nicht: Pflicht des
Staates wäre es gewesen, den wackeren Staats-
bürger» für ihr uneigenn ützes und wak-
keres Eintreten für den Staat Lob und
Dank auszusprechen, Herrn Professor Dr. Lenard
jedoch zu zeigen, daß wir im Deutschen Reiche eben-
sowenig wie eine Diktatur des Proletariats eine
Diktatur eines Gelehrtenspezialisten brauchen kön-
nen und daß Gesetze und Vorschriften im demokrati-
schen Staat für Alle gelten müssen.
Indem das Heidelberger Gericht nun
die Verteidiger der Republik verurteilte, den wirkli-
chen Schuldigen jedoch ruhig seines Weges ziehen
läßt, trägt es dazu bet, die Energie der repu-
blikanischen Kräfte zu schwächen, da ange-
sichts dieses Vorfalls weitere Indifferenz ge-
genüber Politischen Ereignissen die Folge sein mutz.
Ob dies die Richter der Heidelberger Strafkammer
allerdings geniert? Sicherlich »nutz es jedoch die
badische Justizverwaltung genieren, die
durch ihre Instanzen den Weg zu diesem Ur-
teil gebahnt hat. Wie stellt sich nun der badische Ju-
sttzmtnister Trunk, wie stellt sich das badische
Staatsmini st erium dazu, daß man Männer,
die in einem gefährlichen Augenblick für die Unter-
stützung der Staatsautorität cintraten, ins Gefängnis
sperrt, daß jedoch der aus Staatsmitteln besoldete
Feind des republikanischen Gedankens alS Sieger
einhertritt.
Ein wichtiges Problemist von uns aufgerollt.
Von seiner Lösung hängt ein gutes Stück der
Stärke der deutschen Republik ab. Denn es ist ein
Undingsüreinen Staat, daß seine Verteidi-
ger ins Gefängnis wandern, seine Verächter jedoch
sich tn Amt und Würden spreizen.

Entrüstung im Reich.
Die „Frankfurter Zeitung", die
gestern das Urteil scharf kritisierte, erklärt weiter:
Ein Fall unverständlicher Rechtspre-
chung reiht sich im neuen Staate an den anderen.
Mag der vorliegende nicht zu besonders harten Ver-
urteilungen geführt haben, so ist er gleichwohl be-
sonders ekelhaft. Schon das Ablehnen des
Vertagungsantrages in einem Falle wie diesem wi-
derspricht allem Herkommen. Mehr als erstaunlich
aber wirkt es, datz man Zeugenzueinemganz
anderenProzetz zusammensucht-— näm-
lich zu dem vom badischen Oberstaatsanwalt am 27.
Juni öffentlich angekündigtcn Prozetz gegen
den Professor Lenard —, um dann plötzlich
ihre Aussagen in einem Prozetz gegensieselbst
zu verwerten; denn so erklärt es sich, datz in Heidel-
berg nicht die auf der Anklagebank saßen, welche
wirklich Ausschreitun An begangen, sondern die, wel-
che stets ab gewehrt hatten und sich hinterher
freiwillig über den Hergang zu Protokoll vernehmen
ließen. Das Urteil gegen den Schlaffer Zobeley
mag juristisch einwandfrei sein, das natürliche
Rechtsempfinden aber spricht dagegen, datz in solchen
Fällen nicht wenigstens auf die Mindeststrafe erkannt
wurde. Das Urteil gegen den Hauptbeschuldigten
Mierendorff und den Taglöhner Black ist
völlig unverständlich. Nur Wer die Hetze kennt, die
in Heidelberg insbesondere gegen Mierendorff von
allen Kreisen, die mit den völkischen Mordorganisa-
tionen sympathisieren, getrieben wurde, vermag die-
ses Urteil zu würdigen.
Die „Frankfurter Volksstimme" betont:
Mörder gegen frei aus, wenn sie nur das deutsch-
nationale Mitgliedsbuch in der Tasche tragen. Wer
aber bei dem Schutz der Republik ein klein wenig zu
temperamentvoll auftritt, bekommt von unserer famo-
sen Justiz Gelegenheit, Monate lang hinter schwedi-
schen Gardinen feinen Uebereifer zu bedauern. Und
dann wundert man sich, wenn im Ausland immer
wieder auch von sozialistischen Blättern behauptet

Die republikanische Studentenschaft
hinter Mierendorff.
Der republikanische Aktionsaus-
schuß der Universität Heidelberg sendet
uns folgende Kundgebung:
Das Urteil der Strafkammer des Heidelberger
Landgerichts gegen Mierendorff in der Lenard-
Asfäre, durch das jedes Rechtsempfinden
verletzt wird, fordert die republikanische Studen-
tenschaft Heidelbergs nochmals zu einer klaren Stel-
lungnahme heraus. Nach wie vor stellt sie sich mit
aller Entschiedenheit hinter Mierendorff.
Dieser hat aus vaterländischer Gesinnung gehandelt,
uni die Verfügung der badischen Staatsregierung
auf gütlichem Wege durchzufetzen und um so entge-
gen dem provokanten Verhalten Geh. Rat Lenards,
der selbst von der Staatsanwaltschaft nicht nur als
unklug, sondern auch als ungehörig bezeichnet
wurde, das Ansehen der Universität und des Staa-
tes zu wahren.

fühl und Rechtsempfinden sich gegen ein solch skan-
dalöses Verhalten ausbäumt, sie belegt man auf
Monate mit entbehrenden Gefängnisstrafen.
Uns dünkt, der 1ü. April 1923 sei für die badische
Justiz ebenso ein „schwarzer Tag" gewesen,
wie es der 27. Juni 1922 für die badischen Hoch-
schulen war, an denen es geschehen konnte, daß
ein Lehrer und Erzieher des intellektuellen Nach-
wuchses unseres Volkes unter offensichtlicher Dul-
dung des zuständigen Rektors sich in der unerhörte-
sten Weise gegen die Autorität der Reichs- und
Landesbehörden auflehnte.
Das „HetdelbergerLageblatt" schreibt:
Als Geheimrat Lenard vor Gericht als Zeuge
auftrat und tnso ungeheuer arroganter
A r t mit dem Gerichtshof Schindluder spielte,
wie rnan es in solcher Weise in Heidelberg Wohl noch
niemals erlebt hat, richtete er sich selbst als Mensch.
Wäre er ein Herr X., er hätte für manche Unbot-
mätzigkeit vor Gericht sicherlich eine Ordnungs-
strafe erhalten. Man sah ihn seiner Größe ent-
kleidet, rnan sah ihn in seelischer Nacktheit und ge-
wahrte ein Charakterbild, das den alten Spruch aufs
neue bekräftigt, daß großeGei st erseh r große
Schwächen haben können. Die Vernehmung die-
ses Zeugen war der Schlüssel z-um ganzen
Drama. Man fühlte: hier steht der wahre
Angeklagte, der Mann, der Staatsbefehle sabo-
tiert, Weisungen der Universität mißachtet und ganz
das Zeug dazu hat, ruhig« Arbeiterführer bewußt
zu provozieren. Lenard ist der wahre Angeklagte!
Die Leute, die sich von ihm provozieren ließen, die
Stein« warfen, Beschimpfungen ausstietzen und zu
Mißhandlungen schritten, sind die verführten
Mitangeklagten. Aber sie sind wie Spreu vor dem
Wind auseinander geflogen. Keinen von diesen
hat der Staa'sanwalt in Händen gehabt. Die aus
der Anklagebank saßen, waren ältere, als be-
sonnene Leute geltende Arbeiterführer, von denen
die Zeugen erklärten, daß sie immer wieder beru-
higend auf die erregte Menge einwirkten, um
jede Gewalt zu verhüten. Das Heidelberger Urteil
wird in ganz Deutschland Aussehen und
Kopsschütteln erregen. Paragraphcnblind geht
es.an der leidenschaftlichen Erregung jener Ra-
Ithenautage vorüber, wie überhaupt der ganze Pro- ,
zetz in gegenwärtiger Zeit politisch ein Fehl-
griff ist. Die S t a a 1 s a n w a l t s ch a ft hat sich
mit diesem Prozeß, der keine Wogen glätten, sondern
Leidenschaften aufpeitschen wird, kein Ruhmes-
blatt erworben! Und man wird nicht nur hier
angesichts einer ganz offensichtlichen Ein-
seitigkeit des Vorgehens die Frage auf-
werfen müssen, ob dieser Prozeß Mierendorff nicht
eine selbstverständliche Fortsetzung finden mutz min-
bestens in einem Disziplinarverfahren
gegen Lenard. Durch das Urteil der Heidel- '
berger Strafkammer wird hoffentlich das Reichs- i
ge richt einen Strich machen. Das ist die
Hoffnung weitester schwer enttäuschter
kreise.

Karlsruhe.
Beschlagnahme von Holzvorräten.
Karlsruhe, 11. April. Nachdem bereits vor
drei Tagen die Kantinenräume des Sägewerks der
Firma Fuchs Söhne mit französischen Soldaten
belegt wurden, erschien gestern vormittag eine fran-
zösische Kommission, bestehend aus drei Zivilpersonen
und zwei Offizieren, im Bureau des Werkes und
erklärte den Inhabern der Firma in deutscher
Sprache, datz auf Befehl des Generals Degoutte der
gesamte Holzvorrat beschlagnahmt sei
und nächster Tage nach Frankreich abttansportiert
werde. Zur Begründung der Maßnahme wurde an-
gegeben, datz die deutschen Reparationslieferungen
an Holz mit 17VVV Kubikmeter (!) im Rückstände
seien. Die Inhaber protestierten in bestimmter Form
gegen diese Massnahme und lehnte die Unterschrift
unter das Protokoll ab. Ob der Betrieb weiterge-
führt werden kann, ist fraglich.
Mannheim.
Besetzung des Bureaus des
Werkehrsbundes.
Mannheim, 11. April. Die Franzosen haben
den Häuserblock Dahlberg-, Schanzcr-Holzstraße um-
stellt, in dem sich das Verbandsbureau der
Transportarbeiter und Schiffer befin-
det. Eine Abteilung von etwa 60 Mann unter Füh-
rung von vier Offizieren nahm zwischen 9 und 18
Uhr in den Lokalitäten des Deutschen Ver-
kchrsbundes (Abteilung für Schiffahrt) in der
Schanzenstratze eine Durchsuchung vor. Es han-
delt sich offenbar nm Material für weitere Auswei-
sungen. Das Bureau liegt übrigens nicht im Be-
setzungsgebtet.
Zu der Besetzung der Bureau- und Speicher-
räume des Deutschen Vcrkehrsbundes, das im sog.
Jungbuschviertel an der Schanzenstratze außer-
h a lb der bisherigen Besctzungszone liegt, wird noch
mitgeteilt, datz ein französischer Offizier mit einem!
Begleiter in Zivil versuchten, in das Haus einzu-
dringen, datz jedoch die Türen verschlossen waren.
Die in das Haus hineingebenden oder es verlassen-
den Personen wurden von "den Franzosen nach
Geld durchsucht. Allem Anschein hatte man es aus
die Beschlagnahme der im Gewerkschaftshaus auf-
bewahrten Löhneder Rheinschiffer abgesehen, fer-
ner auch auf Aktenmaterial, das man im Bureau des
Deutschen Verkchrsbundes vermutete. Um die Mit-
tagsstunden zogen die Franzosen wieder ab.
Mannhe i m, 11. April. Die Fabrik der Manw-

xr. Heidelberg, 12. April.
Mit Gefängnis von drei, vier oder fünf Monaten
!vird bestraft, wer in der Stunde der Gefahr für die
deutsche Republik die Autorität der versassungsmäßi-
ben Regierung gegen remitende Elemente zu stärken
'ücht: Dies, und nichts anderes, ist das Fazil
er vorgestrigen Verhandlung vor der
Strafkammer des Landgerichts Heidelberg. In
duckten dürren Worten geht dieser für die Existenz
der Republik furchtbare Extrakt des Laudgerichts-
vrieils aus der Begründung des Urteils hervor, das
drei Angeklagte ins Gefängnis weifen will, da sie
..Gewalttätigkeiten" begangen haben, die
in der Stürmung des Physikalischen Instituts be-
fand, zu dem Zweck«, „Studenten aus dem Jnsti-
ffitsgebäude herauszutreiben uitt> den Direktor des
Instituts, Herrn Geheimrat Professor Dr. Lenard
ö»m Flaggen aus Halbmast zu zwingen". Weil also
"ie Angeklagten den uttrareaktionären, völkischen
Herrn Lenard zur Durchführung der Regierungsver-
ordnung, die auf Schließung des Instituts und
Halbmastflaggung während des Raihenautrauer-
iages lautete, zwangen, werden der Kandidat der
Philosophie Kurt Mierendorff zu vier Mona-
len Gefängnis, der Taglöhner Jakob Black zu
wrei Mona'en und der Schlosser Friedrich Zo-
beley zu fünf Monaten Gefängnis wegen Land-
i'Nd Hausfriedensbruchs verurteilt. Geheimrat
mrosesfor Dr. Lenard, der deuischvölkische Magyar
o»s Pretzburg dagegen, der badisches Staatseigen-
tum — solches ist doch das Physikalische Institut der
Universität Heidelberg und nicht Privateigentum
^»es nach Chineseuart erstarrten Gelehrtenspezialt-
tten — zu seiner staatsfeindlichen Gesinnung miß-
braucht, geht vor seinen antirepublikanischen Freun-
oe» als triumphierender Jupiter aus dem Pro-
hervor, selbst wem; teu Zuhörern seiner ;!«»-
Kttrveraehmung vor Gericht die Zipfelmütze auf sei-
kom Schädel wohl gewahr wird.
Wir können eS uns heute versagen, den Tat-
sachen- nnd Prozeßverlauf nochmals aufzurollen,
nachdem wir bereits durch e,»gehenden Lerhand-
wngsbericht und gründliche Beleuchtung der Vor-
uüiige im gestrigen Leitartikel den durch das Urteil
geschaffenen b a d i sch e n I u st i z s k a n d a l — als
E'u solcher wird er auch in der übrigen badischen und
eutscheu republikanischen Presse stigmatisiert — vor
llcr Welt festgcstrllt haben. Was uns jedoch noch
wsty dünkt ist vor allein die Beleuchtung der Aus-
wirkung dieses Gerichtsurteils auf die innenpo-
itische Situation des deutschen Staates.
Als Liguidawr eines zusammengebrochenen
^iaaiswcseus ohnehin schwach und durch die unver-
wohlene Renitenz in Reserveoffiziersfeudaluät nacht-
wandelnder weiter Bttrgerkreisc stark bedroht, hat
Ae deutsche Republik alle Ursache, jenem Stamm
Wahrhafter und mannhafter Republikaner dankbar
?a sein, die ohne Gedanken an Lohn und Vorteil sich
Wurzelt für die deutsche Republik cinsetzen. Beim
l°app-Putsch, beim Erzbergermord, beim
Aat Henau mord, kurzum in allen Stunden der
^ffahr appellierten daher die republikanischen Regie-
?'"aen an die A r b e I t e r s ch a f t als die Kern-
Utppx des demokratischen Deutschlands. Und mit
^rsolg. Willig und opfervoll stellten sich die Arbei-
-W>nossen hinter die von inneren Feinden bedrohte
aatsautorität, wie sie sich im R u h r ka m P s hin-
/r dar von äußeren Feinden bedrohte Vaterland
. M. M;t richtigem Instinkt für die Erfordernisse
S'aatsgedankens forderte dabei das Volk im
. aurpfe gegen die inneren Staatsfeinde die Aner-
dunung der geltenden Staatsautorität von jenen
.ienreuten, denen dies innerlich zuwider, indem
?s Volk tn zutreffender Einschätzung der Massen-
iychologie gerade aus diesem Vorgang sich weit-
eheudste Wirkung versprach. Hieraus ist es zu er-
,^keu, daß bet den großen Demonstraffonen zu
, "reu der deu'schen Demokratie vom Volke vor al-
die Achtungsbezeugung vor den Hoheitszeichen
Deutschen Republik tn den Vordergrund gestellt
ydlde, datz die Anerkennung der geltenden deutschen
l-^ichSfahnc ihm ein wichtiges Symbol erschien, datz
die würdige Einstellung zur Trauerkund-
d? bung für den ermordeten Minister Rathenau —
fähigsten deutschen Außenminister seit Bismarck,
itt» Betsettcschaffung durch deutschvölkische Mör-
^hände das deutsche Volk und sein Reich gerade
ei» fo bitter empfinden und auch erleidet; mutz —
" unerläßliches Mutz dünkte.
„Der Durchsetzung dieses Zieles der Förde-
xUg der Staats autorttät gelten alle Ge-
sq?^" Wer staaispositiv eingestellten Teile des deut-
Vo"es. Alle Mittel des Gesetzes müssen seinem
- nirhalten nach hierfür eingesetzt werden. Und in
^ivnde der Gefahr scheuen die treuesten Anhän-
tz Wer deutschen Republik, das ist die deutsche
g? Weiterschaft, keine Mittel, die Regierung
provozierende Elemente der Reaktion zu stüt-
^r Dies taten denn auch die Heidelberger
ist», oller, indem sie am Tage der Beerdigung
lh °us am 27. Juni 1922, als das deutsche Volk
"lleheucr erregter Empörung über den frechen
dz^j^lmord emporschäumte, auch von den: deutsch-
Professor Lenard verlangten, daß sein
" diesem,

Die internationale Lage.
Mehr Aktivität.
Unser Berliner O-Mitarbeiter telegraphiert uns:
Es ist mehr alS wahrscheinlich, daß der Reichstag
der am Mittwoch begonnenen Sitzungsperiode
noch vor groben Entscheidungen außenpolitischer Art
gestellt wird. Die Besprechungen Loucheurs sanden
in den Wandelgängen des Reichstags große Beach-
tung. In Anbetracht dessen ist es begreiflich, wenn
man im Reichstag am Mittwoch nicht nur bei den
Linksparteien, sondern hauptsächlich auch bei
der Liberalen Volkspartet mehrfach den
Wunsch nach einer aktiven Politik der gegenwärtigen
Regierung zum Ausdruck bringen hörte und die
Fraktion der Volkspartei nachmittags zusammenlrat,
um eingehend über diese Frage zu beraten. Auch
die am Mittwoch in Berlin zusammengetretenen Ab-
wehrausschüsse auS dem alt- und ueubesetzten Gebiet
wünschten eine aktivere Außenpolitik bei Fortsetzung
des Passiven Widerstandes. Aktiv soll die deutsche
Außenpolitik insofern werden, als ein deutscher Plan
zur Lösung des Konflikts verlangt wird. Auch ein
Teil der ReichSmintster verschließt sich der Notwen-
digkeit einer ernsthaften, zielbewutzten Außenpolitik
nicht, so datz vermutlich bald in diesem Sinne ge-
handelt wird.
Dorten in Paris.
Paris, 11. April. Der „Newyork Herald*
schreibt zu der Anwesenheit des rheinischen Separa-
tisten Dortenin Paris, nur die Ungewißheit, mir
der die Bildung einer Rheinischen Republik heute
von der amerikanischen und der englischen Regierung
ausgenommen würde, verhindere die französi-
sche Regierung, der Unabhängigkeitsbewegunis
ihre volle Unterstützung zu gewähren, für die Dorten
jetzt mit größerem Erfolge in milttärischen und dipttd
malischen Kreisen Frankreichs plädiere. Poincarö
habe es bis jetzt abgelehnt. Dorten zu empfange^
aber eS verlaute, datz er seine persönliche Zustimmuilg
zu der Bildung eines autonomenrheinischen
Staates in irgendeiner Form gegeben habe.

Empörung in der badische Presse.
Die „Mannheimer Volks stimme" er-
klärt:
Dieses Urteil — gefällt von den Herren Larrd-
gcrichtsdirektor Storz als Vorsitzendem und den
Räten Erb, Mittermeier, Steidler und
Weindel als Beisitzer» — hat nicht nur unmittel-
bar bei seiner Verkündung im Heidelberger Stras-
kammersaal grobe Bewegung hervorgerufen, sondern
wird überall im badischen Lande, wo man Ver-
ständnis für eine objektive, von keinerlei Gunst oder
Haß beeinflußte Rechtsprechung besitzt, die denkbar
größten Bedenken Hervorrufen. Schlägt es doch all
dem klatschend ins Gesicht, was nicht nur
in der Verhandlung selbst, sondern bereits vorher
von amtlicher Seite festgestellt worden ist bezüglich
der Rolle, die Professor Lenard am Trauertage für
Rathenau gespielt hat. Nun hat das Volk als End-
ergebnis des „Falles Lenard" — denn so fir-
mierte bisher im ganzen Lande mit Recht die An-
gelegenheit, nicht etwa als „Fall Mieren-
dor f f" — das folgende: der Feind der Re-
publik, der sich den Anordnungen ihrer Behör-
den mit Absicht und Vorbedacht widersetzt, dazu auch
noch eine Anzahl feiner studentischen Hörer auf-
reizt und an einem Tage der höchsten politischen Er-
regung die Gefühle der Bevölkerung in unerhörtester
Weise verletzt und die Massen zum Vorgehen gegen
sich geradezu herausfordert, er geht straflos aus;
--...—„ ..... die verfassungs- und g e s e tz es t r eu en
republikanische» Staat» gehörige» In- 'Republikaner aber, derer; Mrnschlichkettsge-

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