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stunveu der Redokttoni !!—1L Ithr.
Postscheckkonto Karlsruhe Nr.WS77.
Test-Ädr.: Volks,citung Heidrlbcrz.
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Jahrgang
Heidelberg, Donnerstag, den 8. Februar 1923
N-. 38
Die Internationale
fordert den Frieden.
* Heidelberg, 8. Februar.
Im Gegensatz zur nationalistischen Hetze des
^Ürgerüims real sich in der Arbeiterschaft
a^er Länder der Wille zum Frieden. So
^hr auch die Chauviniste», die Völker gegeneinarrder
^spielen möchten — am Friedenswillen der Ar-
7^iten>msscn zerschellen diese Bestrebungen. Dies
^>Ste sich diese Woche bei der Tagung des Par -
^iausschusses der deutschen Sozialdemokratie
^ie auf dem französischen Sozialisten-
longrek in Lille. Nachdem wir gestern über
das Ergebnis der Partciausschußtagung berichtet
haben, wollen wir deute ein Bild der Arbeit der
Sozialisten des Auslandes geben.
Die französischen Sozialisten hielten
diese Woche inLille, das vier Jahre lang von den
dMtschenTruMen besetzt gewesen ist, ihren Partei-
g ab. Im Namen der deutschen Sozial-
demokratie nahm Genosse Hilferdiug an
der Tagung teil. Am Sonntag hielt er neben ande-
ren Ausländern, wie wir schon kurz berichtet haben,
ft in« Begrüßungsrede. Sic fand stürmischen Beifall.
Hilferdiug führt« ans, die deutschen Sozialdemo-
kraten Hal en immer verlangt, das; die deut? ch e
roh i n dustrie die notwendigen Garantien
llebe, um eine militärische Okkupation zu vermei-
den. Im Ruhrgebiet wie im Orient handle es sich
Uu> die Frage des festen und flüssigen Brennstoffs,
Sohlen im Ruhrrevier, Petroleum in Mos-
iul. „Wir erkennen die wirtschaftliche Beden nng
dieses Problems, aber man sollte den Brennstoff
in die Oesen tun, um zu produzieren und ihn nickst
benutzen, nnl di« Welt miss neue in Maud zu
stecket«." Wir deutsche» Sozialisten wollen nicht
bar, das; Frankreich die Reparationen erhält, sondern
wir wünschen auch, das; ihm die notwendig en
Garantien gegeben werden. Die deutsche So-
zialdemokratische Partei habe alle Anstrengungen in
dieser Richtung gemacht, aber es sei ein sonderbares
Mänomen: jedesmal, wenn die deutsche Sozial-
demokratie innerhalb Deutschlands einen Feld
?ug ;» diesem Sinne unternommen habe, dann er
eigne sich wie brnch Zufall regcunäßig im Ausland
irgend etwas, was die Anstrengungen der deutschen
Sozialdemokratie zmrichw mache. Trotzdem ist eine
Losung noch möglich. Wenn wir jedoch bei den
Franzosen den Wunsch verspüren, Deutschland von
de» Gebieten zu trennen, die ihm gebSren, dann
Antworten wir: Nein, nein und dreimal nein. Hit-
ff'rding schloß mit der Aufforderung, man solle keine
Türen für die Möglichkeit von Verhandlun-
llen verschließen. Die gange Hoffnung der deut-
schen Sozialdemokratie vereinige sich auf die Mög-
lichkeit einer Intervention. Wir rechnen aus die
fianzösischen Sozialisten insbesondere und auf die
Sozialisten der übrigen Länder im allgemeinen, nm
diese Intervention herbeizusühren.
Der Generalsekretär der französischen So-
iiialistischen Partei antwortete und sagt«: Wir wol-
len zu einer französisch-deutschen En -
legte gelange», die nach unserer, Meinung das
finzig« Mittel darstellt, durch welches der Frieden
der W-'- wiedrrbergestellt werden kann. Auch der
Delogierte schloß sich diesem Stand
i Ferner wurde ein Telegramm der fran-
öi>: o m m u ni st i s ch e n Partei verlesen, in
dem ein gemeinsames Vorgehen gegen die
istuhrbesetzung nnd die Gefahr eines netten impe-
rialistischen Krieges vorgeschlagen wird.
Am Schluffe der Borrnifiagsitzung des Montag
tum <es dann zu einer internationalen
Kundgebung in der Fonn eines an den Völ-
kerbund uitd an die Negierung nnd das Volk der
Vereinigten Staaten gerichteten Ersuchens
Um Intervention in der Reparationsfrage,
bas den französischen und den ausländischen Dele-
llier'en von dem französischen Vertreter Vincent
Äu.viol zur Unterzeichn,mg vorgelegt wurde. In
seiner Begründung erklärte Auriol, daß es trotz
des Versage,rs des Völkerbundes von Wich-
tigkeit sei, ihn vor feine Verantwortung zu stellen.
Die Entschließung faßt, ins einzelne gehend,
die Vorschläge der sozialisttsckum Parteien zur Re-
darattonsfrage und zur Wiederaufbau frage,
Uffe sie im März 1921 in Amsterdam, im Februar
Und März 1922 in Paris und Frankfurt und erst
kürzlich noch auf dem Weltkongreß im Haag gemacht
Uwrden, noch einmal zusammen. Die wesentlichen
VestandtMe dieses Programms sind: 1. Endgültige
Festsetzung der deutschen Schuld im
Nahmen der deutschen Leistungsfähigkeit nach Matz-
stabe der für die Wiedergutmachung der Kriegsschä-
den und die Wiederherstellung der verwüsteten Ge-
biete ersorderilichen Maßnahmen. 2. Streichung der
'nteral liiert en Schulden. 3. Durchfüh-
rung von internationalen Krcditoperationen
witens des Völkerbundes. 4. Unmittelbarer Mb-
wstnß von Abmachungen in vorstehenden! Sinne.
Näumnng aller auf Grund des Versailler Ver-
wagZ besetzten deutschen Gebiete.
Der Schluß der Entschließung stellt eine-An-
klage gegen die Regierenden nnd den
Völkerbundsrat dar. Die Regierungen hatten
dem K'onfkM, von dem der Weltfrftdc aühnnae.
Uichts unternommen. Der Völkerbund
1' rbs sich selbst Mw der Menschheit gegenüber die
Pflicht, einzugrotfen, nud Deutschland die Rechte Begleitung belvassneter Husarei« zur gewaltsamen
eines den assoziierten Ländern gleichgestellten Ver- Requirierung von 5 Zimmern über. Gegen diesen
haudlungsgegners zu verleihen. Der Völkerbund Eingriff, der den gefaulten Betrieb lahm«,«legen
stcbe vor einer einzigartigen Gelegenheit, sich selbst drohte, wurde entschieden Einspruch erhoben. Die
als eine Positive Macht zu erweisen. ! Franzosen belegten schließlich 5 Zimmer des oberen
Unterzeichnet haben für die französische Stockwerts und erzwangen unter Anwendung von
Partei der Generalsekretär Paul Faure und der OZasscngclvalt die Belassung der elektrischen Leitung.
Stbgeordnete Blum, für die Belgier VHndervelde,
van Noosbrooeck, für die Deutschen Hilferdiug,
für die Italiener Matieoti, für die Englän-
der Wallhead nnd Roberts.
Ausurdem rühren sich die Holländer. Für
den 7. Februar haben die Sozialistische Partei und
der Niederländische Gewcrkschaftsbund in zahlreichen
holländischen Städten Einspruchsversamm
lnngen gegen die Besetzung des Ruhrgebiets ein
berufen. In Amsterdam werden sprechen: der Füh-
rer der Kammerfraktion der Sozialdemokratie, der
Vorsitzende des Niederländischen GewerkschaftSbun-
dcs nud Genosse Vreiffff^reid. Ferner wurde
auf der Generalversammlung der englischen
Unabhängigen Arbeiterpartei Londons und der
südlichen Grafschaften eine Entschließung angenom-
men, die gegen die Besetzung des Ruhrgebiets
Einspruch erhebt. Schließlich erklärt das Zen
tralbnreau der Gewerkschaften Lettlands in
einer Resolution, der infolge der Ruhrbefetzung
drohende Zusammenbruch des politischen rmd wirt-
schaftlichen Lebens in Deutschland werde unaus-
bleiblich eine verheerende Wirkung auf die
Nachbarländer Deutschlands und die gesamte
Weltlage ausübcn. Daher sei es Pflicht der lett-
ländischen Regierung, die Beilegung des französisch-
dcntsckun Konflikts durch den Völkerbund ener-
gisch zu befürworte» und für eine Revision des
Versailler Friedens einzutreten.
So regt sich die Internationale der Ar-
beit, um die Imperialisten aller Länder zurückzu-
weisen und etilen Wirtschaftsfricden zu erreichen,
der die Möglichkeit der allmählichen Genesung von
den Kricgsgreneln gewährleistet.
--—. .. - -
Vom besetzten Baden.
Renchen b. Achcrn, 7. Febr. (Drahtbericht.)
Di« Lage im neubesetzten badischen Gebiet hat sich
wenig verändert; all, jede« Fall trickst zu
gunsten der Bevölkerung. Mau kann eher von eurer
Verschlechterung sprechen, nachdem die Vep-
haudlungen zwischen den verschiedenen Beamten--
und Arbeitervcrtretuugen und dem französischen
kommandierenden Oberst schließlich doch zu keinem
Resultat gesührt Haven. Die französische Besatzungs-
behörde hat einige Bestimmungen, die zum Teil be-
reits aufgehoben, teils auch gemildert worden
waren, wieder verschärft. So hat sie den
Rachtverkcyr von neuem verboten und zwar
in der Zeit von abends 8 Uhr bis morgens 5 Uhr.
Auch die Wirtschaften müssen abends 8 Uhr schließen.
Nur diejenigen Restaurants, welch« französische Mi-
«tärpcwsouest verköstigen, dürfen bis 10 Uhr abends
für die Franzosen offen halten. Die „Offenburger
Zeitung" jft aus zwei Tage verboten, weil sie die
Bedingungen der Gewerkschaften zum Teil in Fett-
druck veröffentlichte, was den Franzosen nicht gepatzt
hat. Die kleine
Gemeinde Schutterwald
südlich Von Offenburg ist ebenfalls besetzt worden.
Der verhaftete Postdirektor Krieg ist nach Kehl
oder Straßburg gebracht worden mW soll vor ein
Kriegsgericht gestellt werden.
Der verhaftete Vorstand der VetnebSinspektion
Offenburg, Regiernngsrat Sänger, ist von den
Franzosen in das Militärgefäugnis Mainz über-
sührt worden.
Der Telephon Verkehr sowie der Bahn-
verkehr ruht vollkommen. Wann ein« Aende-
rung in der Betriebsstillegung, die für das Ge-
schäftsleven von Offenburg autzcrordcutlich nach-
teilig ist, eintreten wird, läßt sich zur Stunde noch
nicht sagen. Die Verproviantierung der französischen
Truppen erfolgt auch jetzt noch aus eigenen Bestän-
den; irgendwelche Requisitionen, toeder in der Stadt
Offenburg, noch in den besetzten Dörfern wurden
nicht vorgenommrn. Einige Offiziere, denen es in
den Offenburger Hotels nicht gefiel, haben eigen-
mächtig Privatquartiere bezogen. Ein daraufhin
erfolgter Protest des Oberbürgermeisters wurde von
dem Obersten zur Kenntnis genommen mit dem Be-
merken, daß er dafür sorgen werde, daß sich derartige
Vorfälle nickt wiederholen. Es ist beabsichtigt, in
dkn allernächsten Tagen; möglichst schon Freitag,
zwischen Keuchen und Offenburg eine Kraftwagen
Verbindung berznstellen.
Karlsruhe, 7. Febr. Die „Telunion" teilt
mit: Als die Franzosen in Offenburg einrückten,
zogen Truppenteile in die ehemalige Kaserne, in der
das VersorgungSmnt uulergebracht ist. Abends ver-
lcmgie ein Zug französischer Husaren Unterkunft im
Versorgungsamt. Dem Ersuchen, anderweitig Quar-
tier zu suchen, wurde nicht entsprochen. Die Frau
des Hauswarts wurde mit der Schußlvaffe bedroht.
Nachdem die Franzosen im Flur übernachtet hatten,
erschien am Montag morgen im Amt ein französischer
Offizier und verlangte Räume für seine Zwecke. Die
Abgabe wurde ihm von der Leitung verweigert.
Daraufhin erklärte der Franzose, er werde die Räu-
me, falls sic ihm nicht gutwillig übergeben würden,
requirieren. Nachdem zuerst ein Zimmer belegt Wor-
den war, ging der Esladronchef Dienstag mittag in
Infolge dieses gewaltsamen Eingriffes mußte der
Geschäftsbetrieb des Versorgungsamtes vollständig
aufgehoben werden. Dir Interessen der Kriegsbe-
schädigten im Bezirk Offenburg sind dadurch auss
schwerste beeinträchtigt.
Zur Verkehrslage.
Karlsr ir Ye, 7. Febr. Nach einer Mitteilunig
ser Reichsbuhndireklion ist die Lage in Appenweier
und Offenburg unverändert.
Am Dienstag nachmittag sind die Bahnhöfe
Basel (Bad. Bahnbos) und Waldshut für den Gil
ikcvcrlchr aus Deutschland gesperrt wovden. Dic
EisenbahtMrekiion Karlsruhe hat alle deutschen
Stationen angewiesen, für diese beiden Uebergangs-
Nationen keine Güter mehr anzunehmcn. Es wird
als nicht ausgeschlossen betrachtet, daß die Güter
sperre auch noch auf andere Uebergangsstationen
ausgedehnt wird.
Karlsruhe, 7. Febr. In Appenweier haben
die Franzosen an die Eisenbahner das Ansinnen gc
stellt, einen Kohlenzug nach Straßburg zu führen,
was die Eisenbahnbeamten jedoch ablchnten. Im
Laufe des gestrigen Tages brachten die Franzosen
etwa 120 Mann Sisrnbahntrnppcn heran, anschei-
nend, um damit den Betrieb aus der gesperrten
Strecke für 'hre Zwecke in Gang zu bringen.
Der von der Reichsbahndirekfion von und ab
Renchen, Niederschopfheim und Ortcnberg eingerich-
tete Pendelverkehr hat sich glast abgewickelt. Für
die stillgelegte Renchtalbahn wurde Krafwagenbetricb
eingerichtet. Durch das besetzte bftbiet dagegen be
steht noch kein Kraftwageiwerlehr. Nachdem der
Verkehr im Bahnhof Appenweier ruht, Verkehren
die Züge aus der Strecke von Kehl nach Appenweier
nur noch bis LrgelShurst.
Eine württembergifche Kundgebung
Stuttgart, 7. Febr. Jin würstemberMchen
Landtag gab der Präsident Walter unter lebhafter
Zustimmung des Hauses eine Erklärung ab, in der
er
Einspruch erhob gegen die Besetzung und de»
Uebersall auf zwei badische Städte
mW betonte: Namens des jvürttembergischen Land-
tags schließe ich mich der Eiuspntchskundgcbung der
badischen Negierung gegen diesen neue» Gewaltakt
an. (Bravo.) Der hartbetroffenon badischen Be-
völkerung sprechen wir für iür mannhaftes Verbal
tcn unseren beißen Dank und unsere volle Anerken-
nnng aus. (Beifall.) Sollte etwa der Ueberfall aus
dic Städte Appenweier und Osfenbnrg der Anfang
eines Unternehmens der Lostrennung des deutsawn
Südens von dem deutschen Norden fein, so werden
diese Bestrebungen an der den eschen Treue Süd-
dcutschlanbs zerschellen (Bravo), dem: Süddeutsch-
land, nicht zuletzt Schwaben, halten an unserem
schwergeprüften deutschen Vaterland fest- (Lcbhas
ter Beifall.)
Die Ruhrbesetzung
Sabotage der deutschen Gerichts-
barkeit.
Köln, 7. Febr. Die Rh einla n kommis-
klon hat gestern in später Abendstunde folgende
Verordnungen erlassen: Jedes deutsche
Gericht oder jede Behörde, die eine Person
bestraft oder iür Simsen androbt durch irgendein
Manöver ans sic einzuwirken sucht, den Befehlen der
Rheinlandkommission in Angelegenheiten der Pfän-
derpolttik zu widerstehen oder ihr entgegenzuarbet
ten, wird mit Geldstrafe bis zu siv Millionen Mark
oder Gefängnis bis zu 6 Jahren bestraft. Keine
Person oder Firma, die den entsprechenden Befeh-
len der RveinlanÄkomntisston Nachkommen will, darf
daher von den deuifchen Gerichten oder durch ein
Disziplinarverfahren gemaßregelt werden. Ist
eine solche Person oder Firiua angeklagt, so» hat sie
der Airklagebehörde zu melden, daß sie sich mrter
den Schutz der R h e i nla nd ko mmi sf i on stellt.
In diesem Augenblick ist das betreffende Gericht oder
die Behörde verpflichtet, die Klage sofort dem Kreis-
delegterten zuzustellen. Bet einer Verhaftung
ist der Verhaftete, der sich auf die Rheiulandkommis-
sion beruft, in gleicher Weise dem Krcisdelegierten
zuzustthren.. In dringenden Fällen ontscheidci die-
ser selbständig, in normalen Fällen die Rhein-
la nd ko mmiss io n, und zwar mit Beschleuni-
gung. Firmen oder Gesellschaften, oder Unterneh-
mungen irgendwelcher Art, die gemäß den Vorschrif-
ten der Rheinlandkonlimfssion Zölle oder S t e u-
e r N irgendwelcher Art entrichten, oder Handlungen
irgendwelcher Art begehen, können weder von ei' er
deutschen Behörde gezwungen oder veranlaßt wer-
den, diese Beträge oder Ware herauKzugeben, iwch
für ihre Handlungen bestraft iverden.
Diese Matzitabme der Rheinlandkommission stellc
einen Gewaliakt dar, dein jede Rechtsgrundlage nnd
jede Recknsvsrbindlichkeit fehlt. Di« RHeiUlaud-
kommission ist ans Grund d«s Rheinlandabkommens
lediglich berechtigt — ohne Eingriff, in die deutsche
Verwaltung und die deutsche Justiz —, diejenigen
Masplahtneu dnrchzufttbren, die für de» Unterhalt
und die Sicherheit der Besatzungstruppen
notwendig sind. Jrgendlvelche Befugnisse, die sich
auf die „Psänderpolitik" beziehen, hat sie überhaupt
nicht. Mit demselben „Recht", so schreibt zutreffend .
die „Voff. Ztg.", könnte die französische Re-
gierung direkt Befehle und Verordnungen an die
Bevölkerung des Rheinlaitdes erlassen. Es muß auf
das Nachdrücklichste festgestellt werden, daß alle
Maßnahmen, die aus Grund dieser neuen Verord-
nung getroffen worden, eine krasse Verletzung deS
internationalen ReckNes darstellen und von jedem
unparteilichen Gerichtshof in der ganzen Welt als
das bezeichnet werden müssen,'was sie sind: G e^
waltakie, verschärft durch den geborgten Schein
des Rechtes.
Zur Situation.
Düsseldorf, 8. Febr. Die Zustände im Ruhr-
gebiet, die sich angeblich gebessert haben, werden von
dem Berichterstatter des „Petit Journal" und an-
deren als sehr bedenklich geschildert. 300 Ki-
lometer des Eisenbahnnetzes seien herstopft. Loko-
motiven und Wagen setzten Rost an. Die Förde-
rung habe um 7'> Prozent nachgelassen, sie werde in
welligen Tags» um 80 Prozent geringer sein.
Zur Streckung der Kohleiworrätc fallen gegen-
wärtig im Frankfurter Hauptbahnüof
über 30 Züge aus. Außerdem ändert sich der Fahr-
plan fortwährend durch die Zugsveräuderungeu.
Durch den Streikim D i r e kt i o n s b c z i r k
Mainz des besetzten Gebietes ist der links- und
r-xh.srüeinifche Eisenbahnverkehr Völl kg unterbro-
chen. Der Eisenbahnverkehr ruht vollkommen,
nach den rechtsrheinischen Orten Wiesbaden, Rüdes-
beim, Eanb, Oberlahnstein nstv. und nach den links-
rheinischen Plätzen Mainz, Bingen, Bacherach, Bop-
pard, Koblenz, Die Strecke nach Darmstadt ist für
dem Z-ugveckenr noch völlig intakt.
Paris, 7. Febr. Wie aus dem Ruhrgebiet
gemeldet wird, hat die Ervebungvo n>Z öllen
bis jetzt keinerlei Schwierigkeiten ergeben. Allein
für den 4. Februar sollen nach hiesigen amtlichen
Berichten in Duisburg und Düsseldorf di« franzö-
sischen Zollbeamten 200 Mtll. Papierinark an Zöllen
eingenommen haben.
Der Arbeitsminister Le Troquer und Grue-
ral Wchgand sind bereits wieder seit gestern
abend in Düsseldorf.
Dem Düsseldorfer Berichterstatter des „Echo de
Paris" zufolge wurde die Frage weiterer
Strafmaß nab men gegen Deuischtand geprüft.
Es hattdele sich um eine vollständige Blok-
kade. Die Kohlen zusuhr nach Deutschland
sei bereits eingestellt. Ebenso solle ein Verbot
auf Einfuhr von Erzen und Metallen,
die man in deir Fabriken brauche, herausroimnen.
Köln, 7. Febr. Nachdem die Franzosen sämt-
liche Eisenbahnlinien, die von der englischen Zone
ins neubesctzte Gebiet und ins unbesetzte Deutsch-
land führen, unter ihre Kontrolle gebracht habet«,
steht sich dir englische Zone auf allen Setten
von belgischen und französischen Truppen einge-
schlosse,!. Es besteht jetzt au sich für die Fran-
zosen die Möglichkeit, den gesamten über
die Grenze deS alt- und nenbesetzten Gebietes ins
übrige Deutschland gehenden Eisenbahnver-
kehr zu »verwachen und zu regulierens
Ein Aufruf der BergarbelLer-
verbände.
Bochum, 7. Febr. Die Bcrgarvciter-
verbände veröffentlichen einen Aufruf, in den«
sie sich gegen die brutale Gewalt wcrwen,
mit der die franzö fissch en Imperialisten
der Ruhrbevölkerung ihre Herrschaft aufzwingen
wollen. Die Ver Haftung und Mißhand-
lung friedlicher Bewohner nehmen in erschrecken-
dem Maße zu. Mit der Kohlensperrc verübe
man einen neuen brutalen Gewaltakt gege-r das
wehrlose deutsche Volk. Jetzt grrkse man auch noch
in dic ureigensten Rechte der Bergleute ein, indem
die Deputats! oh len für dic Bergarbeitersa-
milicn auf offener Straße und auf den Zechenpläinn
rücksichtslos beschlagnahm! würden. Durch Spitzel
und deren Helfershelfer suche man auf den verschie-
densten Schachtanlagen Unruhe zu stiften. Einen,
Bctliebsratsmitglied sei für-gewisse Auskünfte ein
täglicher Judaslohn von 20 Ovv Mark geboten »vor-
dem ein Ansinnen, das entrüstet zurttckgcwiesen wor-
den sei.
Der Aufruf wendet sich gegen das Verhalten der
Kommunisten, Unionisten und Syndi-
kalisten und fordert die Bergarbeiter auf, nur den
Beschlüssen und Vereinbarungen der Gewerkschaft^
oroanifationen zu folgen u. schließt mit einem Abbe»
a.i das Menschlichkeit sge fühl mv-r Böner
der Welt mrd mit einer scharfen Anklage gegen»»- r
*