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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Januar - April)

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Nr. 31 - Nr. 40 (6. Februar - 16. Februar)
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Pvslichelklnnto Karlsruhe Nr ezö77.
Tcl.-Asr.:Vol!s;eitung Heidelberg.
Druck u: Verlag der Unicrbadiichen
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berg. lSeja.äsisstclle: Schröderstr.3I>.
Tel.: Erpednion u. Redak. L878.

rkgks-ZeüWg für dle werklküiseVevSlkkrMg ker Vm:sdezlrke Melbers. MesW, 6!Mew, Evvüiges. Tberbch, MsbM. DEes. Melsbeüs. Dorberg, TollbrrbWossbew u. WeMeüs

6. Jahrgang

Heidelberg, Donnerstag, de« 15. Februar 1923

Nr. 39

Äik MW M UW.
* Heidelberg, 15. Februar.
An die Einer der P r c i s z i s s e r u Werden Nul-
st» über Nullen angehängt. An der Börse herrscht
ein Nullentanz. Die Zahl an den Zisfern dc:
T-laarssinanzon wächst ins Fabelhafte. Zahlen, die
früher nur Astronomen zu lesen verstanden, sangen
an, Allgemeingut im Begriffsleben des einfachen
Cannes zu werden. Die Post bring! jetzt schon
Briefmarken mit drei Nullen — zu IWO und 3000
Wart Wert — heraus. Nur die Reichsbank träumt
«Vein auf weiter Für, sich des Nullenausturins
durch Massendruck von Hundertmarkscheinen crweh-
lcn zu können. Der Zchnmusendmarkschein, das
größte deutsche Geldzeichen, hat heute einen Gold-
ivcri von 75 Pfennigen. Früher konnle man mit
dem größten Geldschein (Tausend Mark) eine große
Fuhre Scbnialz kaufen, heut« nicht ein Fünftel
Pfund. Gleichwohl wird die Ncichs-bank erst jetzt
wii Fünfzigmustnd- und Hundcrtiausond-Mark-
Tcheir.en hcmuskommen Die allein ist von der Nul-
lenslui noch nicht angestectt.
Was wir heute aus dem Geldmarkt erleben, ist
»och nicht dagewcsen. Datz diese Kalastrophenab-
ivicklung auch das französische GelL schwer in Mit-
ieidenschast gezogen bat, zeigt, dass der mitteleuro-
daische Strudel Weir aus-greist.
Der Banknotenumlauf Deutschlands nähert sich
bereits stark der zweiten Billion. Der Umlauf an
Rlichsbanknoten betvug nämlich in Millionen
Ä><ark:

Ende 191S
1958
Ende 1918
22188
Ende 1920
68 805
Ende 19-21
' 104 567
1. November 1922
469 459
30. November 1922
754 08«
15. Dezember 1922
970 202
30. Dezember 1922
1 284 095
6. Januar 1923
1336500
15. Januar 1923
1437 780
2L. Januar 1923
1 654 574
30. Januar 1923
etwa 1900 OW

Die letzte Zahl wird geschrieben 1 900 0W0W0M
und heitzr: eine BUtw« rirunhundert M^wrdcu
Ä!ark.
Aehulich lawirwnhaft ist die Schuld des Deut-
zen Reichs angnvachfen. Sic betrug am 31. Marz
1914 die schöne Summe von 4, 9 Milliarden Mark.
Heute ist sie fast drei Billionen Mark. In Gold
«usgedrückt Hai sich infolge der Geldentwertung die
"ieichsschuld nicht vermehrt, sondern stark vermin-
dert. Tenn die VorkricgSschuld von 4,9 Milliarden
Noldmarl und die 3 Billionen Schulden von heute
sind hei einem Dollvrstand von HO 000 nur noch 0 25
Aiilliardrn Goldmark.
Die Welt ist ein Irrenhaus geworden. Im
Haushalt des Reiches vergrößert sich der M'stand
Zwischen Ausgaben uud Einnahmen von Tag zu
Tag. Durch die Geldentwertung wachsen die Aus-
gaben ungeheuer, die Einnahmen in Paviermark
«der nur zaghaft. Vom 11. bis 20. Januar, also in
ch'lin Tagen bat das Reich 268,8 Milliarden Aus-
gaben, aber nur 58,2 Milliarden Einnahmen gehabt.
Also säst vier Fünftel der Reichsansgaben waren
ahne Deckung. Der ungedeckte Nest bat durch neue
Schulden (Druck neuer Scheine) ausgebracht wer-
den müssen. Die Zwangsanlvihe Hal in diesen zehn
Dogen überhaupt keine Einnahmen gebracht.
Der Rur-sch geht ins Aschgraue. An der Börse
wachsen die Kurse zu einem guten Teil ulst Nullen.
Dcder versucht, seine Paviermarkfetzen in Sachwcr-
unterzubringen. Und wer solche in Händen
i'at, gch, st? nicht her. Der Verlumpteste Schuldner
^'ird wieder zahtmigsfähig. denn die Nullen helfen
'bin wieder auf die Beine. Der kleine und große
^cntnerstand geht gleichzeitig vollends vor die
'Winde. Das VermSgM, das ihm Existenzsicherung
^rs Mter ivar, schmilzt zusammen wie Butter an
"er Sonne. Di« Arbeiter, Angestellten und Beam-
On nagen immer stärker am Hungertuch. Ihr
Haushalt wird immer kümmerlicher. Die Frauen
Ergehen vor Sorgen. Die Kinder iverden unter-
1>»ahri. Immer trostloser werden die Verhältnisse.
Den, einen sind dle Nullen Hoffnung und Zuver-
"cht und dem andern Schrecken und Verzweiflung.
Wir stehen auf dem schwammigen Boden von
Lullen wie auf Sumpf. Wir sind schon bis zur
Ahle versunken. Mr den Rest will das imperiali-
»'fche Frankreich sorgen. Die besten Helfershelfer
,t es bei diesem Bemühen an den deutschen Dve-
wanteu, Wucherern und Sachwertbesitzern, denen
.volksparteiliche Negierung Emro als Verfechter
freien Wirtschaft freie Bahn gibt.
Sv geht der Nullentanz ungehemmt weiter. —
--
M Sitsüiri M brr Ml.
Dortmund, 14. Februar.
H Die matzgebenden Instanzen des Ruhrgebiets —
"""^en, Industrie, Handel — haben B-espre-
über die allgemeine Lage im Industriegebiet
Insbesondere wurden die Sperrinatz -
h '—en der Besatzung sowohl für .flohst wie
allurgische Produkte erörtert. Es wäre unrichtig,
das; man sich in dieser Besprechung nicht
Folgen dieser belgisch-französischen Taktil

Virgen
^führt.
'> ä b n,

klar geworden ist. Wer trotzdem bleibt festzustellen,
daß sämtliche Vertreter der genannten Instanzen
über den Ausgang des gegenwärtigen Kampfes
optimistischer Auffassung sind.
Diele Auffassung, von der wir nur den Wunsch
haben, das; sie sich in Zukunft als berechtigt er-
weist, ist deshalb erfreulich, weil sie zu einer Zeit
ausgesprochen wurde, in der die Besatzung «inen
neuen Schlag gegen Deutschland verübte. In We-
sel und Emmerich sind belgische Truppen ein-
gerückt, und an anderen Stellen haben sich die Fran-
zosen neue Gewaltakte erlaubst Sowohl di«
Entfernung der deutschen Zollbeamten in den Grenz-
städten Wesel und Emmerich, die Aufsicht über den
Verkehr in den Häfen dieser Städte, wie auch di«
menschenunwürdigen Roheiten an anderen Stellen
des Industriegebietes, scheinen mis nur als Fort-
setzung der bisherigen belgisch-französischen Tak-
tik gewertet werden zu können. Wesel istUeber-
gangsstatton für die holländische Zufuhr nach
dcm Industriegebiet und Norddeutschland; E m me -
rich besitzt den wichtigsten Umschlags- und
U-ebergangshafen sür den imernationalen
Verkehr von und nach Holland und weiter von und
nach England. Durch die Kontvollmöglfchkeist Vie
man über diese wichtigen Verbindungen hat, ist der
Verkehr belgischer Willkür ausgcliefert, wird vor
allem die weitere Versorgung deutschen Ge-
bietes mit LebenSinitteln aus Holland von der
Gnad« oder Ungnade gut oder schlecht gelaunter
Osflzfare avhängcn. Damit kann in erster Linie der
Ring der indirekten Unterbindung der Le-
bensmkttelzusuhr eine nicht zu unter-
schätzend« Erweiterung erfahren. Endgültige Aus-
wirkungen müssen natürlich abgetvartet worben.
Bedauernswert bleibt gerade unter diesen Um-
stünden, datz den Franzosen und Belgiern durch die
Stillegung der fünf größten Fern-
sprechzentralen des Industriegebietes, dar-
unter Esten, DNisburg und Oberbauseist in gewissem
Matze bet der Durchführung ihrer Pläne gedient
wird. Außerdem sind Düsseldorf und Aachen jetzt
noch binz«gekommen. Das Recht erfordert den Hin-
weis, daß ein Teil der Armier durch Gewalrmatz-
nahmen der Franzosen stillgelegt wurde. So-
weit das aber nicht der Fall war, und sich dar Per-
sonal in den Streikt reiben lietz, erwarten
wir, datz die Arbeit bald wieder aufgenomm - n
wird. J e derSireik auf der Eisenbahn, soweit
sie noch in Betrieb isst und den Telepbonämtern mutz
in dieser Zett zweimal überlegt sein. Bor
allen Dingen ist die w i r t s ch a f t l I che S chS d i -

London, 14. Fcbr. Im weiteren Verlauf sei-
ner Parlamentsrede wies der englisch« Premier-
minister Bonar Law noeb darauf hin. datz die
Zahl der Arbeitslosen um 25 Prozent gesun-
ken sei und daß die Lage des H a n de l s sich b e s -
sere. Zur Orientsrage bemerkte der Erste
Minister, niemand in England wünsche den Krieg.
Er glaube fest, datz es keine Kriegsgefahr gebe. Die
Türken sollten sich aber nicht so fest aus die britische
Kricgsnvüdigkeit verlassen. Zur Reparations-
frage sagte er noch, Großbritannien habe vorge-
schlagen, daß Deutschland 2500 Millionen Pfund
Sterling bezahlen könne und bereit gewesen sei,
ans dieser Grundlage zu verhandeln. Die Be-
ding u n ge n, die P o t n c a r 6 gestellt habe, mach-
ten es indessen unmöglich, ein Ucberetnkonnnen zu
erzielen. England habe sich nicht dagegen gewe-n-
dei, datz ein Druck auf Deutschland ausgeübt wer-
den solle, sondern dagegen, daß «in derartiger
Druck ausgeiibt werde, um unerfüllbare Be-
dingungen zu stellen. Einer der Gründe der briti-
schen Ablehnung des französischen Vorschlags kei
gewesen, datz die Franzosen die Ansicht vertreten,
Deutschland würde imstande sein, in 15 oder 20
Jahren die Gesamtsumme von 2500 Millionen
Pfund Sterling abzubezahlen und dann in einer
ebenso starken Stellung wäre wie früher. Dieses
Gefühl mangelnder Sicherheit
kann niemand aus dem Geist der Franzosen hemus-
rettzen und dieses Gefühl war der Grund, daß
Frankreich die englischen Vorschläge zurückwtes.
Nicht nur Poincarö, sondern auch das franzö-
sische Parlament stände auf diesem Standpunkt.
Keine französische Regierung, so erklärte Bonar
Law, haste auch nur einen Tag vor der Kammer
bestehen können, wenn sie nicht auf die französischen
Vorschläge gehört hätte. Darum ständen alle
Franzosen, der Politiker wie der Mann der Straße,
zwischen zwei Alternativen. Sie möchten Geld
von Deutschland haben, weil die Finanzverhättnisse
das erforderten; gleichzeitig aber fürchteten sie
ein Deutschland, das stark genug wäre, um be-
zahlen zu können.
Das französische Volk wolle sich nicht mit der
Lage abfinden, bevor der Versuch mit der Besetzung
des Rubrgebictes gemacht worden sei. Ich
hoffte, sagte Bonar Law, wir würben in die Lage
kommen, den Wiede raufbauEurovas Seit«
an Seite mit Frankreich wieder durchzuführen. Wir
waren der AnfiM. daß der sM"'/"'sck'e Schritt gt-
s ö b r l Ich ü.»Vv erh 8 n g ni s k> o I l für das Wirt-
schaftsleben Europas sei. Die Ereignisse haben daS

gung zu ungunsten Deutschlands durch eine
Arbeitsniederlegung und damit die Verletzuw
der Abwehr front überhaupt mit dein evtl. Verlus
am Prestige, der durch die Verwirklichung des einer
oder anderen französischen Ansinnens entstehe:
könnte, vorsichtig abwägen. Die Beamtenschaft ds
Lelephonämter darf nicht vergessen, daß dcn Füb
rern in diesem Wwchrkamps die Möglichkeit de
Beschlußfassung über neue Abwehrmaßnahmcn in
folge der Delephonstreiks nur noch schwer möglict
ist Zur Zeit ist auch nur jede schnelle Verständ:
gung über eine Zuscnnmeukrrnft nur unter dem
Aufwand großer Kosten und nach Uebcvwindung
großer Schwierigkeiten möglich.
Die s ch w er st e n Ta ge in den; augenblicklichen
Mngen stehen noch bevor. Nichts könnte dcn
Franzosen angenehmer sein, als Vorkommnisse, die
zu neuen militärischen Zwangsmaßnahmen auch nur
dcn geringsten Anlaß bieten könnten. Daher gilt
Ruhe jetzt als erste Pflicht- Der übergroße Lei-
der Bevölkerung entspricht dieser Nvlwenbigkcit in
gebührendem Sinne, trotz der jämmerlichen Flege-
leien französischer Reitpeitschcn-Ofsiziere und Sol-
daten. Rnhe und Besonnenheit aber werden nicht
gefördert durchEinbildungen von Journalisten,
die schon seit Lagen ein Pnlversatz, zumal in Essen,
i« die Lust fliegen sehen.
Ge«»alttaten.
Der Lokomotivputzer Franz Ettaen vom
Betriebswerk Jünkerath wurde gestern beim
Ueberschveiien des Bahnkörpers von einem fran-
zösischem Posten ohne erkennbaren Ansatz er-
schossen.
In Gelsenkirchen bat sich ein neuer
Zwischenfall ereignet. Ein französischer
Offizier, der in der Vorhalle des Hauptbahn-
hofs durch sein Benehmen die Bevölkerung aufge-
wiegelt hatte, wurde, trohoenr er von der Schupo
beschützt wurde, von der wütenden Menge erheblich
am Kopfe verletzt, so datz ibn» ärztliche Hilf« zu-
teil werben mußte.
In Wester holt ist gestern eine Frau von
französischen Soldaten iiberfallen und vergewal-
tigt Worden.
Der Verantwortliche Redakteur der „Freien
Presse" in Aachen, Ernst Cascher, tourde ver-
haftet, gefesselt abgeführr und sodann unverzüglich
ausgewtesen. Seine Familie ivurde ebenfalls aus-
gewiesen mit einer Frist von drei Tagen.
Der stellvertretende B tt r g-e r me i st e r von Essen
wurde verhaftet und weggeführt.

bestätigt. Was ich befürchten mußte, ist geichcbem
und es ist nochkein Ende abzusehen. Mit der
Besetzung des Ruhrgebietes habe Frankreich eiwas
unternommen, was nicht nur für Deutsch-
land, sondern für Frankreich selbst ver-
hängnisvoll sei. Es sei vollständig richtig, daß
Frankreich noch nichts aus dem Ruhrgebiet b er-
ausgezogen bade, aber es sei auch richtig, datz
das Ruhrgebiet die Schlagader der deutschen Indu-
strie sei und indem Frankreich diese Ader durchschnitt,
habe es sich sowohl selbst als auch Deutschland un-
heilbaren Schaden zugefngt. Fetzt sei die franzö-
sische Regierung gebunden, ihren Plan durchzu
führen. Er (Bonar Law) wisse nicht, ob es
ntögstch sein werde, die englischen Truppen
noch lange in Köln zu belassen. Die franzö-
sische oder die deutsche Regierung würde es
Vielleich« den englischen Truppen unmöglich
machen, in Köln zu bleiben. Das wäre ein gro-
tz e s U n g l ü ck. Solange seine Truppen im Rhein-
land ständen, habe Ewchand Fühlung mit der
Lage. Es wäre sehr bedauerlich,
wenn die Entente aufhöre
und das würde in des Wortes weitester Bedeutung
der Fall fein, wem; England sein« Truppen
zurückzöge. Ich hoffe noch immer auf ein
Ereignis, das England ermöglichen würde,
mit Aussicht auf Erfolg vermittelnd einzu-
greifen.
Auf den Beschluß Frankreichs, das Ruhrgebiet
zu besetzen, hätte Großbritannien mit einem B - u c>
der Entente antworten können; aber er glaube,
daß dies unklug gewesen wäre. (Beifall.) Als
aufrichtiger Freund Frankreichs fühle er sich ver-
pflichtet, zu sagen, er könne nicht sehen, datz Frank-
reich das bekomme, was es wünsche, und wenn das
Ergebnis der Rubrbesetzung und der Besetzung des
linken Rheinufers darin bestehe, das deutsche
Nattonalgesübl zu stärken, werde später
ein«. Gefahr daraus erwachsen. Es sei zwecklos,
den Völkerbund anzurufetr, wenn man sicher
sei, datz Frankreich nichts mit ihm zu tun
haben wolle. Er sei sicher, daß dies die Hal
tung Frankreichs sein würbe. Möglicherweise werde
Frankreich ineinigen Monaten dies als mög-
lich betrachten; dann würde der Augenblick
da sein, einen Versuch zu machen.
In der Debatte wünschte der Unionist R o -
berts Frankreich Erfolg bei seiner Aktion
wenn er ihn auch nicht kommen sebe. Ebenso trat
her Unionist Co l ki n gw oo d - Hughe s für ei»

Zusammenarbeiten mit Frankreich ein. Der Sozia-
istensührer Ramsey Macdonald wies auf
>asChaos in Europa hin, das aus dcm Jmperia-
ismus entstanden ist. Die einzige Sicherheit tüc die
Zukunst besteht in einem wirklichen Völker-
> u n d.
London, 14. Febr. Im Oberhaus sprach
n a. Lord Grey, der sich besonders den fran-
i ö s t s ch-e n g l I s ch e n Beziehungen M-
vandte und erklärte, daß seiner Meinung nach
Frankreich und England niemals in Sicherheit sein
würden, wenn eine Mitz stim m u n g zwischen
ihnen zutage trete. Die Haltung, die Frankreich
eingenommen hat, ist nicht nur verkehrt, sie
würde nach unserer Meinung zu einem Unheil
führen. Abce das ist kein Grund sür uns, mit ge-
kreuzten Armen vor dieser Aktion stehen zu bleiben
und uns in ein mysteriöses Schweigen zu hüllen.
Die einzige Lösung der Reparaiionsfrage liegt
nach der Meinung Lord Greys in einer schieds-
richterlichen Tätigkeit des Völker-
bundes.
In seiner Antwort erklärte Außenminister Lord
Curzon: Die Rubrbesetzung habe bisher
keinerlei Vorteile gebracht, im Geginteth
alle deutschen Zahlungen und Sachliefcrungen seien
eingestellt worden. Es gebe in ganz England
niemanden, der nicht die größte Sympa-
thie? ürFrankreich sichle und der nicht unzu-
frieden darüber sei, das; Frankreich die ihm geschul-
dete Entschädigung noch nicht erhallen habe. Die
britische Regierung wünsch« nichts zu tun, was
geeignet wäre, das Gelingen der französischen Aktion
zu erschweren, obwohl fte ihr nicht zustim -
men könne. Dke Lage der britischen Trup-
pen im Kölner Gebiet sei aber sehr schwierig
Jeden Augenblick könne eine unerträgliche Span-
nung entstehen, und es dürfe nicht verhehlt wer-
den. daß die Spannung tatsächlich sehr groß sei. Di«
Regierung fei aber dcr Meinung, daß die britische«
Truppen
nicht zurückgezogen
iverden sollte». Das wünschten weder die Fran-
zosen noch die Deutschen. Die Lage könne sich in-
dessen ändern unv müsse je nach den Umständen be-
urteilt iverden. Was die Frage betreffe, warum
England nicht interveniere, so erkläre er, dies könne
nur geicyeheu, wenn beide Parteien damit
einversta nden wäre«.

Vom besetzten Baden.
Zoll- und Verkehrssperre.
Karlsruhe, 14. Fcbr. Die Franzosen haben
nunmehr auf der Brücke Maxau—Maximi-
lians au die Z o l!k o nxr o l l e eingeführt. Die
gesamte Ausfuhr aus dcm besetzten in das unbesetzt«
Gebiet (Lebensmittel einbegriffen) unterliegt der
Genehm igning des Ein- und Ausfuhramtcs in
Ems. Für die Einfuhr vom unbesetzten in das be-
setzte Gebiet sind noch kein« Bestimmungen getroffen.
Von zuständiger Stelle wird mitgeteilt: Seit dem
12. Februar vormittags weisen die Franzosen auf
der Manjthcim-LudwigshafcnerRl, ei ir-
r'rUcke jede Warenausfuhr vom besetzten in das
unbesetzte Gebiet zurück, soweit nicht eine französisch«
AuSfuhrgcnehmtguf'.g vorgelegt wer-
den kant». Die Einfuhr aus dem unbesetzten in das
besetzt« Gebiet wird nicht behelligt, jedoch verlangen
dabei die Franzosen für AuSlandSwaren ebenfalls
eine französische Ausfuhrbewilligung. Die Waren-
Verkehrssperre kam gestern mittag auch a»f der Max-
auer Mheirrbrücke zur Durchführung.
Die Fürsorge der Konsumvereine.
Di« Lebensmittelversorgung der Be-
vdlkening von Appenweier ist sehr gefährdet-
Am Ersuchen der badischen Regierung hat sich der
„B e z i r k s ko ns u m v e r e i n Baden" bereit
erklärt, die Gemeinde Appenweier mil den notwen-
digsten Lebensmitteln auf unbestimmt« Zeit zu ver-
sorgen. Die Gemeinde Appenweier ist Mitglied des
Bezirkskonsumvereins Baden geworben und bat die
Verteilung der Lebensmittel selbst in die Hand ge-
nommen.
Besprechungen.
Karlsruhe, 13. Febr. Die Reichsbahn-
dircktion teilt «fit: Die Angaben über die Ver-
handlung«,» wegen der Wicdcrerösfnung der
Wcrkftiittc Offenburg sind im wesentlichen richtig.
Verhandlungen wegen Wiederaufnahme des Bahn-
betriebs in den neubesetztcn Bahnhöfen haben
nicht stattgefundcn. ES find lediglich, einer von
französischer Seite auSgegangencn Anregung fol-
gens, B ospr c jungen zwischen Besatzungsbe-.
Hörden und Vertretern der Eisenbahnbcamten und
Arbeitern der Bahnhöfe Kehl und Appenweier dar-
über abgehakten worden, ob und nnrer welchen
Voraussetzungen für die französische Besatzung im
reubesetztcn Gebiet BervflegungStrPnS-
v orte von Kehl in den Bahnhof Appenweier ein-
geführt werden müßten, wobei bezüglich der Be-
st-t-ung des Bahnhofs Appenweier Erleichterungen
in Aussicht standen.
kN e Stitttme.
Paris, it. FSbr. Als einziges Bwtt bcschäfi
tigt sich Home die bürgerlich radikale „Ere Nou-

KM» M U ÄlwM
 
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