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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Januar - April)

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Nr. 21 - Nr. 30 (25. Januar - 5. Februar)
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6' Jahrgang Heidelberg, Mittwoch, den 31. Januar 1923
^"i! IM« N"?ffiz^iiiM?i>sSMssWSisiMS^SMSirüMMiiMMi?uM-»TS^^ E -.—--

Nr. 26

Vom Abwehrkampf.

In unserem Kölner Parteibiati die!
„Rheinische Zeitung", änes
der stärksten Bollwerke der Reic» in-!
heil im besetzten Gebiet, verösfenttickst
Reichstagstabgeordneter Gen. Her-
mann Ried Miller, der bekannt-
lich vor einiger Zett seinen Ditz von
Emmendingen nach Köln verlegte, fol-
gende mahnenden Ausführungen:.
Jin Abwcbrkamps, den das deutsche Volk gegen
MPerialtsttsche Raubgier zu führen gezwungen ist,
ha, es zeitweilig den Anschein, als wären alle Mas-
kttMgensiitze überbrückt, weil Arbeitgeber und Ar-
beitnehmer ein Stück Wegs zusamlnennmrschieren.
Tygar Helfserich verkündet, daß der Kampf um die
Slaatsform ruhe, solange der Feind im Lande stehe.
Ts besteht durchaus kein Grund, Zweifel in die Ehr-
lichkeit dieser Worte zu setzen. Ein Verantwortlicher
Parteiführer, der die Schicksalsstunde des deutschen
Volkes zur Verwirklichung monarchistischer Pläne
benutzen würde, würde in seiner eignen Partei Wi-
derstund finden.
Wenn aber die Reaktion einen Gottes frieden per-
l' ird et, heißt es für die Arbeiterklasse, doppel« vor-
k hiig sein. Es entsteht zurzeit eine Atmosphäre, in
' elchex der monarchistische Sarnen ganz mächtig ins
raut schicht. Die Gegenrevolutionäre werd«,» nach
bwchr des französisch-belgischen Einfalles Ernte-
aukfeste feiern können, wenn das Proletariat nicht
>if dem Posten ist. Wenn wir uns mit aller Macht
egen den gallischen Imperialismus wenden und in
>iescm Abwchrkampfe des deutschen Volkes an der
Spitze nmrschieren, dürfen wir nicht vergessen,
Marschsicherungen auszuscnden. Di« grösste Gefahr
'M gegeMvärtigen Augenblick ist der überhitzte Na-
iiomckiSmuS, der von der bürgerlichen Presse treib-
bausartig gezüchtct wird. Was beut« sich uvspielt,
iriwrert nur zir sehr an manches Uevel aus dem
Bahre 1914. Ein Kraftmeicrtum nmcht sich breit,
das um so lächerlicher ist, als es keiice realen Un-
terlagen bat. Aber auch Nationalücilige ivill >nan
dem Volke wieder auf den Altar setzen. Die Hinden-
burg und Ludendorff-Berehrmtg scheint sich nun
chst Fritz T h v i i e n Ätzerlragen zu ivr .i'cn. Sol-
che Art Götzendienst wäre für die Arbeiterschaft noch
cheutger tragbar, als die militärische Götzendienerei,
denn in diesem Falle handelt cs sich um Leute, die
sich als geschworene Feinde des Achtstundentags Sf-
leimich bekennen Ntld Gegner einer durchgreifenden
Toztalpolitik sind. Unsre Presse hat die Aufgabe,
diese kitscistge Itinnnnilg auf das richtige Mast zu-
riickzusühren.
Fiir besondere Ehrungen bat die Arbeiterschaft
ins folgenden Erwägungen heraus kein Verständnis:
Sie erkennt am das; die bis jetzt ausgewiesenen ho-
ben Beamten ihre Pflicht getan haben, wie sie an-
erkennt, daß die Zechenherrrn sich einwandfrei be-
nommen haben. Aber fett wann ist es denn in
Deutschland Sitte, daß über eine selbstverständliche
VAichterfüllung so viel Wesens geniacht wird?
Wurde bis jetzt nicht dem deutschen Beamten nach-
tzcviihmt, das; er unter allen Umstände» seine Pflicht
dem Staate gegenüber erfülle? Hatte inan schon
Grund zur Annahme, das? dieses uicht mehr zutrefse?
Eine besondere Hervorhebung dieser Pflichterfüllung
könnte leicht zu dieser Annahnte verleiten.
Aber noch eine andre Gefahr birgt diese Art von
Heldenverehrung: der Abwehrkamps wird nicht die
Arbeit einiger besorrders hervorstechender Persön-
lichkeiten sein. Der Bergmann an der Ruhr und der
Eisenbahner vor allem schlagen diese Entscheidungs-
schlacht. In ihren Händen ruht das Geschick
Deutschlands. Mer auch sie tun nur ihre Pflicht
und verlangen keinen Kultus ihrer Leistungen. Was
beute von jedem einzelnen zu fordern ist, inus; in
dem Worte „Treue zum deutschen Volke, mag werden
was will", zusammengefatzt werden. Der chauvini-
stischen Stitnmung und dem so gefährlichen, blöden
Uebcrnationalismus entziehen wir den Boden am
besten, wenn ar, unfern, entschlossenen Willen das
Ruhrabenteuer der Frmrzosen scheitert.
Der Abweürkampf gegen die Gewalt an der Ruhr
so« eiweu mit einem Siege des deutschen Volkes,
Und dieser Sieg soll im eignen Lande nicht gemin-
dert werden durch ein Vordringen der monaEstisch--
Nationalistischen Elemente gegen die Republik.
Ein neuer Mechtsbruch.
Ludwighafen a. Rh„ 30. Jan. Wie wir er-
fahren, ist das pfälzerNctzder Reichsbahn vom
vverkommandterenden General ab 3V.
Januar übernommen worden. Beamte und Arbeiter,
dir nicht unterschriftlich sich bereit erklären, den Be-
fehlen des kommandierenden Generals unbedingt
Holge zu leisten, sind entlassen. Der Präsident
der Eisenbahndircktton wurde ab gesetzt.
Die Beamten und Arbeiter der Eisenbahn haben
infolgedessen die Arbeit ntedergelegt.
Mafsenamtsenthebungen.
Koblenz, 30. Jan. Bürgermeister Dr. Uhde
-n Trabentrarbach, Bürgermeister Rausch in Zell,
-Süvgernrcister Schllrholz in Köln-Land, Bürger-
meister Schumacher in Engkirch, Bürgernreister Dr.
Wendel in Plankenrach, Bürgernreister Weitz in Bü-

cheubüren und Bürgermeister Schmidt in Seuuheim
wurden infolge einer dem französischen Kreisdcle-
gierten übermittelten Entschließung vom 24. Januar
1923, die sich gegen die erlassenen Verordnungen
aussprach, ihres Amtes enthoben.
Fortgesetzte Ausweisungen.
Koblenz, 30. Jan. Im ganzen sind bis jetzt
über 100 Beamte allein aus dem altbefetz-
1 e n Gebiet mtt Familien ausgewtefen worden.
Wieder eine Bluttat.
Bochum, 30. Jan. In Hervest-Dorsten wurde
ein Zugschaffner von französischen Soldaten
erschossen.
Der Verkehr ruht immer mehr.
Koblenz, 31. Jan. Der Verkehr aus dem
Ruhrgebiet nach Westen und Süden ist vollstän-
digunterbunden, da die Eisenbahner hier
zum größten Teil in den AuSstand getre-
ten sind. Linksrheinisch liegt der Personen- und
Güterverkehr vollständig still. An verschiedenen
Orten wurde das Lokomotivpersonal, das deutsche
LebenSmittelzüge befördert, mtt vorge-
haltenem Revolver gezwungen, französische
Transporte zu fahre». Im Ruhrgebiet liegen Reck-
linghausen, Bottrsp, Oberhausen, Oberhaufen-Weft.
Düsseldorf-Derendorf, Grotzenbaunr, Kettwig, Wer-
den und Kupferdreh vollständig still. Gestern abend
um 5 Uhr wurde der Hauptbahnhof Main» uud die
Bahnhöfe MainzkSastcl, Mainz-Süd sowie Mainz-
Mombach von französische« Truppe« besetzt. Aus
die Drohung der Eisenbahner, »et Nichtzurückziehung
der Truppe« abends 7 Uhr die Arbeit einzustelle«,
wurde,« die Truppe« zurückgezogen.
Parts, 30. Jan. Der „Petit Paristen" be-
zeichnet die Zahl der tu, Ruhrgebiet angekommeueu
beloisiven und französischen Transportarbeiter als
über 3 0 0 0. Sie sei nach Ansicht, der Sachverstän-
digen genügend «rotz, um die mrentbebrlichsten
Züge verkehren zu lassen für den Fall, das? der
Streik allgemein werden würde.
Eine Verordnung des Reichs-
verkehrsministers.
Berltn, 30. Jan. Im Auschlutz an die gestrige
Kabinettssitzmm bat der Reichsverkehrs-
miui st er den in Frage kommenden Eisenbahn-
direttionen des Westens Anweisungen erteilt,
in denen es u. a. heißt: 1. Kohlen-, Koks-und
Brikcttran Sporte sowie Transport« von im
alte» und neue» besetzten Gebiet geschlagenem Holz
nach Frankreich mW Belgien sind weder im neuen
noch im alten besetzten Gebiet zu befördern, auch
nicht in der engtisckun Zone. 2. Französische und
belgische Truppen uud Nachschubtransporte für
das neubesetzte Gebier dürfen weder sm alten noch,
im neuen besetzten Gebiet gefahren werden. Aus-
nahmen: Es sind zu fahren s) Transporte, aus
die die Besatzungstruppen nach dem Rheiulandab-
romnren Anspruch haben, b) Verpflcgungszüge auch
sür das ueubesetzte Gebiet, um Requisitionen zu
Vermeiden, c) MilirärtranSporre aller Art auf dem
in der englischen Besatzungszone gelegenen Strecken.
3. Zusammenarbeiten mit französischem und
belgischem, aus deutschen Strecken eingesetzten Eisew-
bahnpersonal wird untersagt. 4. Wenn frem-
des Personal Züge über Strecken zu befördern sucht,
die von deutschem stationärem Personal besetzt sind,
so sind diese Züge mit allen im ordnungsmäßigen
Betrieb vorgesehenen Mitteln zum Hatten zu brin-
gen. Ihre Weiterbeförderung ist zu verhindern.
Ein zweiter Erlaß lautet: Gegenüber einer etwa-
igen Requisition des deutschen Eisenbahnpersonals
durch sr-mde Militärbehörden aus Anlaß des rechts-
widrigen Einfalles in das Ruhrgebiet befehle ich:
Sämtlichen Beamten und Arbeitern der Reichsbahn-
vcrwattung wird hiermit aüsdrücklich ver-
boten, anderen Befehle» als denen der
zuständigen deutschen Stellen Folge zu leisten.
Verhandlungsmöglichketten.
London, 30. Jan. Dem „Daily Chronicle"
zufolge würde die französische Regierung Ver-
handlungen mit Berlin einleiten, um von
neuem das gesamte Reparationsproblem zu er-
örtern unter der Voraussetzung: 1. daß Deutsch-
land den ersten Schritt tut, um einen Wirt-
schafisfrieden zustande zu bringen und 2. daß
Deutschland unzweideutig seine Absicht bekundet,
seine im Versailler Vertrag niedergeregten Ver-
pflichtungen zu achten und zu « rfüllen.
Vor einem Putsch in der Pfalz?
Neustadt a. d. H., 30. Fan. Nach Müinhener
Blättermeldungen rührt sich die „Freie Pfalz" -
Bewegung wieder. Es soll einPutsch mtt der
Besetzung der verwaisten Regierungsstellen mit den
Hochverrätern geplant sein. Ob cs dazu kommt,
steht dahin. Die Haas und Genossen haben An-
schluß an die Kommunisten der wilden Streiks

ttn Ludwigshafen gefunden und werden von den
,Franzosen offensichtlich unterstützt. Die früheren
deutschen Beamten Bürgermeister Dr.x Braun von
Schifferstadt und Vezirksamttnam, Dr. Maurer zu
St. Ingbert, die jetzt als ehrlose Söldlinge im
Dienste der Franzosen stehen, sind daran betei-
ligt. — Eine andere Meldung besagt, daß in der
Pfalz sür die allernächsten Tage eine Schicksals-
iw ende bevorstehe. Die Franzosen wollen das
iAenßerste und Letzte in der Pfalz wagen.
Internationale Solidarität.
London, 30. Jan. Unter den, Vorsitz des Ar-
beiterführers Macdonald traten gestern die Mit-
glieder der Arbeiterpartei zusammen, um
Wer di« Lage im R u h rg eb i e t zu beraten. Für
den nächsten Sonnigg wird die Arbeiterpartei eine
große Demonstration in London veranstalten,
nm die englische Regierung aufzusordern, aus diplo-
matischem Wege einzuschreiten und vor Men Dingen
auch den Völkerbundzu veranlassen, dieRuhe
und Ordnung im Ruhrgebiet wieder her-
zu stellen.
Amsterdam, SO. Jan. Die Exekutivkomitees des
Internationalen Gewerkfchaftsbundes (Amsterdam),
der Zweiten Internationale (London) »nd der In-
ternationalen Arbeitsgemeinschaft Sozialistischer
Parteien (Wien) haben am 26. nnd 27. Januar
gegen die Ruhröesetzung protestiert, sofortigen
Rückzug der Okkupattonstruppen ver-
langt und u. a. weiter gefordert, in allen Parlamen
ten auf Vie Regierungen einen Druck auSzuüben,
um sie dahin zu bringen, daß der Völkerbund
angerufen wird, in den vor allem Deutschland
mtt de« gleichen Rechten wie die anderen
Rationen ausgenommen werden muß.
Nationalistischer Unfug.
* Das deutsche Volk und vor allem umere Brü-
der im Ruhrgebiet leiden unter dem brutalen Ge-
waltstreich Poincares furchtbar. Täglich wird der
Strick enger gezogen. Man sollte mm «reinen, daß
das wutsch« Bürgertum und die bürgerliche Presse
wenigstens einen Frurken Verständnis haben sür *4«
Qualen, die das hungernde deutsche Volk durch-
machen mutz, ein gewisses Einfühlungsvermögen für
die darbenden Massen aufvringen. Jedoch weit ge-
fehlt! Gleichwie in? Kriege glaubt man dem Volke
große» Tamtam vormachen zu müssen, nm sowohl
das Volk wie aber auch sich selbst über die wahre
Sachlage zu täuschen. Ein Teil der bürgerlichen
Presse feiert die nach Auferlegung einer Strassunnne
(wer zahlt ste wohl?) aus der Hast entlassenen In«
du strie Herren als Natsonakveroen, die man
geradezu vergöttern müßte, während es tatsächlich
die schwer leidenden Fraue « und Mütter, die
Hand- und kopsarbeitenden A rb e i t s m a n» en
sind, vor deren einsichtiger Abwehrbereitschaft nran
in Bewunderung nicderkuien müßte. Noch weiter
geht aber der Teil der Presse, der sich der speziellen
Würdigung des nationalen Gedankens rühmen zu
müssen glaubt«. Wie er im Kriege die Tatsachen
ii»s Stegenteil umdeubeu zu urüffen glaubte, so meint
er auch heute nur durch falsche Spiegelbilder dem
Volke „Stimmung" beibringen zu können. Ein ge-
fährliches, sehr gefährliches Spiel, das sich
eincs Tages sttrwer rächen kann! Aus diesem Grunde
müssen wir im nationalen Interesse es als sehr
bedenklich bezeichnen, wenn die „Badische
P o st" in einer Leitartikel-Zuschrift aus
Mainz unter dem Tttel „Ruhrgeist auf dem

Die Kommunisten gegen die
Arbetterregierung.
Dresden, SO. Jan. Der Landtag «M in sei-
ner heutigen Sitzung den kam in « niesttschen A n-
trag, dem Minister des Innern, Lipinski, das
Bcrtriruen zu entziehen, mit 54 Stimmen der B ü r
gerliche «und Kommunisten gegen 39 Stim
men der Sozialdemokraten angenommen
Rach Verkündigung des Resultats verlas Mini-
sterprästdent.Buck eine Erklärung, in der er in
Uebrrrinstimnmug mit seinem Ministerkollcgen daS
ihln vom Landtag übertragene Amt als Minister-
präsident in die Hände d:s Landtags zurücklcgt.
Die Regierung sei bereit, vis zur Bildung der
neuen Regiorung die Geschäfte weiter zu leiten.
Die kommunistische Strategie feiert wieder mal
einen Triumph. Die von ihr ausgegebene Schein-
parole der „Einigung der Arbeiterschaft" hat sich
darin getätigt, mit den Bürgerlichen der sozialisti-
schen Regierung Sachsens ein Mißtrauensvotum zu
erteilen. Die Forderung «rach einer „Arveiterrcgie-
rung" wurde bekräftigt durch den mmmhr erfolgten
Sturz der sozialistischen Regierung Sachsens. So
siebi die Wirklichkeit der kommunistischen Theorie
aus. Die Arbeiterschaft weiß jetzt klar, was ste
Von den Kommunisten zu halten bat.

Marsche" folgende Ausfassungen als herrschende
Volksstirmnung auszugeben sucht:
Es geschehen Z e i ch c n u n d Wunde r. Wie
eine Befreiung von Druck und Drang wirst
die „glorreich« Eroberung" des Ruhrgcbietes durch
die „Große Nation". Von Herzen mutz man
wieder einmal dew Erz- und Erbfeind dankbar
sein für seinen Mangel an Augenmaß. Nichts
besseres konnte uns Deutschen zugcfügt wer-
den, als die schmählich« und hinterlistige Verhaf-
tung der Führer der Industrie. Nicht törich-
ter konnte der verblendete Feind Verfahren, als
di« Führer, die zu wahren Volkshelden geworden
Waren, nach Mainz zu schaffen.
' Heute uud hicrchricht und zerschmilzt das EiS
unter dem gewaltigen Druck einer alles mit sich
reißenden seelischen Entspannung, wie
sie zu den höch sten Erlebnissen im Dasein
der Menschen und Völker gehören. Laut und
lauter anschwellend, brausen die alten deutschen
Lieder „Deutschland, Den fchlaud über alles", „O
Deutschland hoch in Ehren" über den Platz. Ge-
waltige Steigerung: Die „Wacht am Rhein".
Wirklich und wahrhaftig: Der Ruf braust wie
DonnerhallindenOhrenderganze»
Welt, in den Ohren besonders der armseligen
Werkzeuge verblendeter gallischer Anmaßung.
Kein Zweifel: Der Deutsche am deutschen Rhein
darf sein deutsches Wesen wieder bekennen. So
schlimm er's erdacht m?d gemeint, der aliböse
Feind, wir danken ihm von Herzen.
Angesichts der b i t t e r e r n st e n Stimmung
(wenn nicht mehr) der weitesten Volkskreise über
das furchtbare Elend dieser Tage ist es wahrlich
schon mehr als ein Unfug, Auslassungen die-
ser Tonart zu veröffentlichen. Ihre Wirkung ist
die g e g en t«e t l i g c als die „Badische Post" glaubt
und es kann vielleicht der Augenblick kommen, wo
es dem Blatte leid tut, durch Wiedergabe der Zu-
schrift eines unverantwortlichen schwatzhaften Narren
eine nichtvorhaNd-ene Stimmung vorgetäuscht z«
zu haben.
WI«M N — > '
Kurze Meldungen.
XDer Telefon- und Tclegraphenvelstyr zwischen
Paris und dein Rheinland ist nach wie vor gestört.
r- Als Früchte des Rtthrabcntcuers dni Frank-
reich 13 Hochöfen in Lothringen und 7 Hochöfen i«
Luxemburg in Ermangelung von Brennmaterial
ausgehen lassen müssen.
Die ReichSbankdireklioi» Esse,« ist von den
frangösischen Bcsatzungsbcbörden gesperrt worden»
-h Auf der Tagung des Völkerbundsraies erklärt«
Balfour zum Orientkanflikt: Die Türken haben den
Schiedsspruch" des Völkerbundes nicht angenommen.
Die englische Regierung steht auf dem Standpunkt,
daß, wenn di« Türken ans dieser Zurückweisung ver«
Harrn, dies eine Kriagsdrohung darstellt.

Die Lage im Reich.
Der Süddeutsche Senat beim
Staatsgerichtrhof.
Berlin, 30. Jan. Die Zuscmlmensctzung des
Süddeutschen Senats beim Staatsgerichtshof wird
nunmehr bekannt. Es gehören ihm an: für Naher»
Unwersitätsprofessor Dr. Ealkcr München, Ober-
landcsgcrichksprLsidntt a. D. Klamm-Nürnberg,
Oberbürgermeister Wächter Bamberg; für Würt-
temberg Staatspräsident a. D. Blos - Stuttgart;
für Baden Reichskanzler a. D. Feyrenbach; für
Hessen Bürgermeister Adlung-Mainz.

Dresden, 31. Jan. (Prwatiekegramm unseres
Spezialkorrcspondeirten.) Es ist das zweite Mal,
daß di« Kommunisten in Sachsen einen schweren
Schlag gegen,die rein sozialistische Re-
gierung geführt haben. Jin Herbst v. I. stimm-
ten sie gerneinsam mit den Bürgerlichen für die
Auslösung des Landtags und hofften, dir
sozialdemokratische Partei schlagen zu können. Aber
ebenso wie für die Bürgerlichen war auch für die
Kommunisten der Wahlausgang keineswegs
erfreulich. Die sozialdemokratische Partei ge-
wann sogar ein Mandat. Aber wie im altem so
bildete die kommunistische Partei mich im neuen
Landtag das Zünglein an der Wage. Jetzt
hat sie, was die vereinigte» bürgerlichen Par-
teien nicht erreichen konnten, mit deren Hilfe
zustande gebracht, den Sturz der sozialistischen Re-
gierung Sachsens. Dieses Verhalten der Kommu-
nisten kann natürlich nicht ohne Folgen aus
die Politik unserer Partei in Sachsen bleiben. Es
hat sich auch in Sachsen gezeigt, daß mit den Konr-
munisten unmöglich regiert werden kann.
Wenn jetzt unsere sächsischen Genossen den Versuch
unternehmen werden, eine neue Regierung auf
breiterer Basis und unabhängig von
den Kommunisten-zu schaffen, dann weiden
sie von den Kommunisten wieder als „Arbciterver
röter" und „Kapitalsknechte" bezeichnet werden. Die
arbeitende Bevölkerung DcntscWards aber wird auS
dem sächsischen Beispiel tttar ersehen, wo Vie
wirklichen Arbcitervcrräter sitze»,

Rücktrittder sächftschenRegierrmg
 
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