Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Januar - April)

DOI Kapitel:
Nr. 21 - Nr. 30 (25. Januar - 5. Februar)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48725#0107
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Heidelberg, Samstag, den 27. Januar 1923

Nr. 23

'M

M 3^8 8 Aff T «L7S?LL^7!i-N«
A.ÄL^K-?« MW U U MW «M W U WWNWMM K«MLL«
M M M^A /W MM M M MM MM MM
N.zr«",L d V M fA V V W M V VW
!«lk»-3ellmi slr dlk «»MllkMMkmi« Okk WMM -eHlklierg. Merlild. kwdelii. WIMS. lsterm. Mills-, A-k», MeUew, Lsritts. kMttllUMel» «. Mkww
-- .-.^.1^
Jahrgang

AMDWW!ll MM

PlWkWW M WMAsMIsk.
Berlin, 27. Januar 1923.-
Während sich an der Ruhr der stille aber zähe
Kamps der Arbeiterschaft gegen die Besetzung und
9egen die willkürlichen Eingrisse der Entente in die
deutsche Produktion abspielt, wachsen die Sorgen um
d'e Gestaltung der Marktlage im ganzen Deutschland.
Ter Dollar steht aber auf 20 000, und zwar ist es
Trutschland selbst, wo die Kurse immer nach oben
drangen, während das Ausland auf die panikarti-
Ke„ Verschlechterungen des Markkurfes verhältnis-
fähig „ar zögernd reagierte. Wenn in Deutschland
das Mißtrauen in die Mark grösser zu sein scheint,
cks an manchen Auslandsbörsenplätzen, so liegen
dem schon Tatsachen zugrunde, die auf eine Ver-
schlechterung der Mark hindrängen. Es sind dicsel-
den Tatsache», die auch von uns öfters geschildert
Morden sind. Die Aussicht aus einen erhöhten Be-
darf von Auslandskohle, die Gefahr gewaltiger Stö-
rungen der deutschen Wirtschaft durch die rticksichts-
fsc Geltendmachung der französischen Koks- und
eünanzforderungen aus Kosten Deutschlands, die
Möglichkeit, daß für unseren Juchortbedarf erheb-
liche Beträge an Exportdeviscn, die das Ruhrgebiet
d-l ungestörter Tätigkeit der deutschen Volkswirt-
schaft zur Verfügung stellen k .inte, durch die Ein-
griffe in die deutsche Produktion vorübergehend aus-
lallen können — alle diese Momente veranlassen na-
'ärlich die Devisenbesitzer zur Zurückhaltung, die
^cgehrer fremder Zahlungsmittel aber zu um so
fblmsierer Nachfrage, und es ist daher kein Wunder,
dap, der deutsche Markt für das deutsche Geld schlech-
chl gestimmt, als das Ausland.
Die sachliche Würdigung dieser Tatsachen ist not-
wendig, um in dieser Zeit, wo sprunghaft steigeirde
'-Kreise und fast noch stürmischer davoneilende Devi-
senkurse fede Hoffnung aus eine Besserung der Lage
f-s arbeitenden Volkes zerschlagen, nicht falsche
miftassuhgen Platz greisen zu lassen und Hoffnungen
f's Avhilssm'.ttel zu wecken, die sich bei sorgfältiger
Prüfung als Quacksalbereien erweisen müssen. Da-
durch etwa, das; man die Börse schliefst oder die De-
visennotierung » in Deutschland streicht, wäre gar
Nichts zu erreichen, außer höchstens einer Verwir-
Ung der Auslandsmärkte, die nun um so stärker aus
u-lde Nachrichten von schwarzen Börsen — wie sie
uoctsrll bei einem Verbot des Devisenhandels Pilz-
äNig Hervorschietzen —, reagieren und so noch stärker
den Kurs der Mark herabsetzen. Die Erkenntnis
Uber, datz die Mittel zur Beherrschung des Devisen-
marktes durchaus beschränkt sind, darf nicht dazu
verleiten, nun auch die wenigen Mittel, die wir
vaben, ungenutzt zu lassen. Zu einem Teil sind sie
'->wn bei dem Vorschlag der Sozialdcmokratte zur
Sanierung der Währung ausgiebig erörtert worden
^eit damals aber bat sich die Lage noch wesentlich
verschlechtert, ohne datz bisher auch nur der ernst-
hafte Versuch gemacht worden wäre, in den Devisen-
'td i» den Warenmarkt beherrschend einzngreifen.
as „Kabinett der Arbeit" hat sich auf diesem Ge-
v'-eie durch eine hervorragende Untätigkeit ausge-
ichnet, wen» ihm auch nicht abzuerkennen ist, datz
die Abwehr der wirtschaftlichen Ucbergrifse
Frankreichs an der Ruhr selbst nach bester Kraft un-
1-rstützi.
Wohl ist eitle ganze Reihe von Ausrufen zu ver-
^iümen, in denen die Industrie und Landwirtschaft
,^e Ungehörigen ibrer Berufe zur Mäßigung in der
Vtcisbcmcssuug mahnen. Wohl ist eine verschärfte
Ankündigung der Wuchergesetzc angeküitdigt. Es
Whlt keineswegs an gutgemeinten Zureden auf der
^n-eir, an Versicherungen der Opserbereitschast aus
°rr anderen Seite. Nachdem tvir aber mehr als
vier Kriegsjahre und ebensoviel« Jahre der Geld-
entwertung hinter nns Haven, fehlt uns der Glaube
vn die Durchschlagskraft dieser frommen Wünsche
"Nd der Wucherbckämpfung. Auf einer ganzen
äeive von Gebieten werden wir obne Bewirtschas-
iungsmatznabmen nicht durchkommcm Zum min-
desten müßte die Einfuhr der lebenswichtigen Nah-
ftlngsinittcl rind Rohstoffe straffer organisiert wer-
den, um bei einer Verschärfung des Mangels Nah-
rung »nd Beschäftigung nach Möglichkeit sicherznstel-
wn. Schon jetzt befürchtet man Bctlicbscinschrän-
"ngen uns -Stillegung.» infolge Kohlen-mcingüs.
-lliwischeit aber führt das Kohlensyndikat Kohlen
^ü, die Reichsbahn kauft Devisen am freien Markt
v'id treibt die Kurse in die Höhe, nirgendwo regen
-sch Anzeichen für eine Organisation der Kob len be
Schaffung. In der Ernährungslagc lauten die ofsi-
,'Wse» Kundgebungen etwas zuversichtlicher. Man
vvfft vis zur Mitte des Jahres bei vollem Eingang
Umlage die Ernährung mit dem notwendigsten
<ndarf stcherznstcllen. Zu wünsche» wäre cs, daß
v^se Hoffnung sich bewahrheitet. Ob aber die Tat-
mche genügend in Rechnung gestellt ist, datz das
''Uhrgebiet t» seinem Abwehrkampse doppelt eftier
mtsreichenden Belieferung n>it Lebensmitteln bedarf,
vteft Frgg^ muß offen bleiben. Jedenfalls bedürfte
., stier ganz umfassender Vorbereitungen, um aus
Eine» Feig eine Minderung der Nahrungsmittelver-
'vvgnirg eintreten zu lassen. In einer Kundgebung
häbe» sich vis Landbündlor ganz gegen ihr« bis
.Etige Propaganda bereit erklärt, auf eine ver-
^'""rste Ablieferung hinzuwirken und haben sogar
ftssty-stjge Sammlung von Nahrungsmitteln für
Ruhrgebiet empfohlen. Mit ihrer Forderung
- > o restloser Aushebung der öffentlichen Getreide
' -ttschaftnng steht das in Widerspruch. Wenn
Vm Agrariern ernst ist um diesen Beschluß, der

Die amtliche Korrespondenz Hoffmann teilt
mit:
Bekanntmachung über die Verhängung de»
Ausnahmezustandes lm rechtsrheini-
schen Bayern.
Der Druck des Feindes auf Deutschland verlangt
zur Zeit die Zusammenfassung aller Kräfte zu ein-
heitlicher Abwehr. Jetzt ist nicht Zeit zu politischen
Auseinandersetzungen, durch welche die Gefahr von
Zusammenstößen unter den Deutschen selbst herauf-
beschworen wird. Den Führern der
nationalsozialistischen Arbeiterschaft
wurde daher eröffnet, daß unter diesen Umständen
anläßlich ihres Parteitages Veranstaltungen und
Festlichkeiten unter freiem Himmel nicht -»ge-
lassen werden könnten. Sir lehnten die Beach-
tung dieser Verordnung ab und drohte»», der
Staatsgewalt Gewalt entgegcnzusetzen. Damit
hat die nationalsozialistische Arbeiterpartei de»» ge-
setzmäßigen Boden verlassen und der
verfassungsmäßigen Regierung den Kampf angesagt.
Um jeder Störung von Ruhe und Ordnung, von
welcher Seite sie auch immer kommen mag, zu be-
gegnen, hat die bayerische StaatSrrgierung beschlos-
sen. den Ausnahmezustand zu verhängen. Sie
erwarte» von allen Staatsbürgern genaueste Beach-
tung der bestehenden Gesetze und der ergehenden
Anordnungen.
München, 26. Jan. Anschließend an die Be-
kanntmachung werde»» verschiedene Verordnungen er-
lassen. Sie gehen auf die Gestaltung eines Geue-
re» l st a a t s k o m m i s s a r s, zu dem der Mini-
ster des Innern bestellt ist. Außerdem werden
zur A u fr e ch t e rh a l t u n g der ösfentlichen Ord-
nuna und Sicherheit besondere Beaustragteder
Negierung bestellt, und zwar di« Regierungspräsi-
denten.
Die Drohung der Nationalsozialisten
München, 26. Jan. lieber die Gründe zur
Verhängung des Ausnahmezustandes teilt die T.U.
mit: Die Vorgänge in der Nationalsozialistischen
Arbeiterpartei batten die Befürchtung hervorgehoben,
eatz anläßlich des Parteitages vom Samstag
ois Montag ernste Dinge passieren könnten.
Die Regierung hatte daher jede Versammln n g
unter freiem Himmel verboten. Darauf-
hin beschwerte sich der Parteiführer Hitler bei dem
Minister des Innern nird drohte mit Gewalt.
Jir zwei Stunden könnte die Regierung
erledigt sein. Die Veranstaltungen würden doch

grundsätzlich nur zu begrüßen ist, so wäre jetzt der
Augenblick, wo man versuchen sollte, durch unmit-
telbare Verbindung der landwirtschaftlichen Erzeuger
mit den Verbrauchern, eine geregelte Nahrungsmtt-
telverforgung zu gewährleiste»», soweit das mit Vs»
Jitlandsvorrätcn möglich ist.
Wir brauchen mehr Aktivität, mehr Wirtschafts-
führung. Daß die privaten Unternehmer sich inmit-
ten dieser Wirrnis nach Kräften gegen alle Hem-
mungen wehren werden» die ibre Profite be-
drohen, selbst wenn einzelne einsichtige Gruppen
ernsthaft eine besondere Preispolitik betreiben soll-
ten, darum braucht sich die amtliche Wirtschaftsfüh-
rung wirklich keine Sorgen zu machen. Auch die Ge-
währ der Betriebseinschränkungen schreckt die Börse
nicht davon ab, die Aktienkurse in blinder Anpassung
an die Dovisenstcigerung in die Höhe zu setzen«. Die
Börse bat tbre Gründ« dazu, nicht nur deshalb, weil
der Wert der Anlagen, wie er sich im Falle einer
Ltquidaiion ergeben würde, mit dem Dollar steigt,
sondenr auch weil von einer Zurückhaltung irr der
Dividendenpolitik nirgendwo etwas zu bemerken ist.
Ein Kennzeichen der gegenwärtigen Zeit ist auch der
große Zusammenschluß in der chemischen Industrie,
der ein führendes Werk der Braunkohlenteergewin-
nung, Erdölraffinerie und -Einfuhr, die Deutsche
Petroleum A.-G. mit dem führenden Werk auf dem
Gebiet der Steinkohlentsergewinnnng und -Ver-
arbeitung, den Rüttgers-Werken A. G. mit ihrem
von Westfalen bis Overfchlosien sich ausbrettendeu
Produkttonsgebiet zusammenschweitzt. Hier drängt
der steigende Mangel zu einer Vertikalkonzentration,
die ähnlich lote die großen Konzerne der Montan-
und Elektro-Jndustrie eine Vereinfachung und In-
tensivierung des Produktionsverfahrens zur Folge
hat. Lachende Erben sind natürlich die Aktionäre,
die außer einem Bezugsrecht auf neue Aktien noch
eine Ausschüttung in bar erhalten — soweit wenig-
stens die Deutsche Petroleum A. G. in Frage
kommt. Diese erhalten für die Anstrengung ihrer
Ingenieure und kaufmännischen Letter 100 Prozent
als Entschädigung
Die Sorge um das Etnzelunternehmen ist also
weniger Angelegcnhcit der AUgemeinvett als viel-
aeür die Abwehr der Schädigung«»», di« aus der
drohenden Notmarkttage der Allgemeinheit

abgehalten. Infolge dieser Drohung beschloß
der Ministerrat, Maßnahmen zu treffen »mV ver-
hängte den Belagerungszustand. Zu Verhaf-
tungen ist es noch nich » gekommen.
Ludendorff an der Arbeit.
Uober die Tätigkeit Ludendorffs in Mün-
chen weiß der ..Vorwärts" zu berichten: Ter
Bund Oberland hielt seine Reichsgründuugs-
feter ab, zu der die Mitglieder in militärisch
gegliederten Trupps mit schwarz-weitz-
roten Fahnen unter Gesang des Ehrhardt-Lie-
des »mV anderer monarchistischer Gesänge durch
die Straßen Münchens zogen. Der Vor-
sitzende des Bundes, Weber, eröffnete die Feier
mit einer Rede, in der er u. a. erklärte: „Wir Haf-
fen den Staat, der ohne zu erröicn, seine Unter-
schrift unter den Fricvensvertrag gefetzt hat. Dieses
Reich der Schande ist ehrlos, wehrlos, treulos."
Als Hauptredner erging sich General Luden-
dorfs in heftigen Angriffen gegen die Republik.
Der Geist der ehrlosen Erfüllung behcrriM
auch die heutige R ichsregicrung. Höhnisch bezeich-
nete er die Einheitsfront als eine Fassade, solange
sich noch Marxisten in leitenden Stellungen befinden
und solange nicht Nationalisten in der Reichsr.rfte-
rung und allen Landesregierungen herrschen. Lü-
tzendorfs schloß mit den Worten: „Kameraden, Ihr
folgt dem Geist vesKönig s."
München, 26. Jan. In der Nacht von M i t t-
woch auf Donnerstag kau» es im Anschluß an
den Empfang des ausgewiesenen Regierungspräsi-
denten v. Cvlingensperg zu neuen Ausschrei-
tungen in München. In der Hotz nach Aus-
ländern wurde das Hotel „Grünewald" und das
EasS „Hungavia" demoliert.
Berlin, 27. Jan. (Tclegr. unseres Berliner
^--Mitarbeiters.) Bet einer Sistierung eines Tnipps
Von 250-300 jungen Leuten aus Mecklenburg
und Pommern, die aus der Reue zum völkische»
Parteitag »ach München begriffe,» waren, fand
man bei dem Führer eine dicke Aktenmappe, die
vollgesptckt mitZehntausrnd-Mark-
Scheinen war. Welche Summen tatsächlich ver-
schleudert werden, kann man schon daraus er in essen,
daß allein die Fahrt dieses Transportes von 250
bis 300 Mann von Mecklenburg und Pommern «Ser
Berlin nach München auf über eine halbe
Million zu stehen kommt, die Verpflegung ganz
abgerechnet. Dabei sollten unterwegs aus Thürin-
gen wettere Abteilungen z« dein Trans-
porte stoßen.

erwachsen können. Es ist dringend zu fordern, daß
die Regierung hier endlich Maßnahmen vorbereitet
und ergreift, die willkürlicher Preistreiberei einen
Riegel vorschieben. Die Tatsache, das; in der letz-
ten Woche, der Woche der Markkakastrophc, die Wa-
renpreise im Großhandel mit einem Schlage um 60
Prozent in die Höhe gegangen sind und daß im
Kleinhandel die Teuerung eil» bisher nickt gekanntes
Ausmaß und eine bisher unbekannte Schnelltgkeit
zeigt, sind Sturmzeichen, die ernsthaft zu denken ge-
hen sollten.

Mk MWeM
Abschnürung von Deutschsand.
London, 26. Jan. Wie der diplomatische
Korrespondent der „Daily Mail" schreibt, bereitet
die französische Regierung langsam und methodisch
ihr Projekt vor, das gefainte Ruhrgebiet
vom übrigen Deutschland abzuschltetzen. Wenn
die Einschließung durch die Truppen und durch die
Zollbeamten beendet sein wird, wird das Projekt
für die vollständige Besetzung durchgeführt wer-
de»». Dies sehe vor allen» die Ausweisung aller
Patzbeamtcn vor. Die G e »n e tnd e b e h ö r de n
sollen zwar ihre Tätigkeit dann fvrtsetzen, dürfen
jedoch mit Berlin keinerlei Verbindung mehr unter-
halten.
Parts, 26. Iain Dem „Journal" zufolge ist
die Schaffung einer neuen Münze für das
Rheinland und das Ruhrgebiet beschlossene Tatsache.
Die Sachverständigen machten jedoch daraus auf-
merksam, datz es richtiger sei, eine Rhein mark
statt eines Rheinfranken zu schaffen.
Verhaftungen und Ausweisungen.
Düsseldorf, 26. Jan. Die Ausweisungen
von Staatsbeamten aus dem besetzten linksrhctnt-
schen Gebier nehmt» immer größeren Am
fang an. In Speyer sind sämtliche Beamte der
Regierungsforstkammer von» Regierungsdirektor bis

zu« jüngsten Referenten hinunter von der Be-
satzungSbchörd« ausgewiesen worden.
Düsseldorf, 26. Jan. Bürgermeister
Schmidt, der Stellvertreter des Oberbürgermei-
sters, ist heute mittag von der französischen Be«
satzungsbehörde verhaftet worden.
Mainz, 26. Jan. Der Poüzeidirekior 'Loh-
nt a n n und Pokizeikommissar Enders sind aus -
gewiesen »rnv schon heute über die Grenze ge-
bracht worden.
Trier, 26. Jan. Landrat von Daun ist
heute von der Besatzungsbehörde verhaftet
worden.
Kreuznach, 26. Jan. Gestern abend würden
Umzüge durch die Stadt veranstaltet, bei denen va-
terländische Lieder gesungen wurden. In der Knr-
hausstraße fielen einige Schüsse. Ob dabet jemand
verletz» worden ist, ist nicht bekannt. Ueber Stadt
und Bezirk Kreuznach ist der Ausnahmezu-
stand verhängt worden.
Koblenz, 26. Jan. Die für gestern abend an-
gekündigte Ausführung von Wilhelm Lell im
Stadttheater ist von der Interalliierten Rheinlands-
kommissiqn verboten worden.
Essen, 26. Jan. Der Geschäftsführer des
Duisburger Parteiblatres, Wilhelm
Müller, ist von belgischen Kriminalbeamten ohne
Angabe von Gründen Verb astet worden. Die
Verhaftung hängt wahrscheinlich mit dein Verbot
der „Volkssttmmc" zusammen.
Duisburg, 27. Jan. (Letztes Telcgr.) In»
Anschluß an eine Demonstration kam es zu einem
Z »i s a m m c n st o ß, wobei die Belgier mir blanke»
Waffen Vorsingen. Eine Anzahl Personen wurde
dnrck Säbelhiebe verletzt.
Ueber Koblenz wurde der Belagerungszustand
verhängt.
Die unerhörte Lsbensmittelpreise.
Essen, 26. Jan. Dnrck die Besetzung des Ruhr-
gebiets stnv vom 11. bis 20. Januar die wichtigsten
Lebensmittel uin 46,3 Prozent gestiegen, die
'Preise für Fette sogar um 13,4 Prozent. Seitdem
Haven die Preise abermals um 25—50 Prozent an-
gezogen. Die ohnehin schon unzulängliche Esse-
ner M i l ch v c r s o r g u n g wird dadurch weiter
beschränkt, das» die Besatzungsbehörde für die fran-
zösischen Offiziers täglich 50 Blanko Milchknrten ver-
langt und somit den Kindern ihre Mttch weg-
nimmt,
Ablehnung des Moratoriums.
Paris, 26. Jan. Die Reparativ nskom»
»nission hat heute nachmittag auf Antrag Bar-
thons und Delacroix eine allgemeine Ver-
fehlung Deutschlands mit drei Stimmen bei einer
. - c-.upai.ttmg »derjenigen des englischen Dele-
gierten) feftgesteilt.
Paris, 26. Jan. Die französische Delegation
im Hotel Astoria bat Poincarö davon in Kenntnis
gesetzt, daß Belgien beabsichtigt habe, den Ver-
; ichl auf die Erörterung der Moratoriums-
bedingnngcn zu beantragen, weil der Beschluß
dcr Reparationskommission bei der gegenwärtigen
Haftung Deurschtanvs keinerlei praktischen Wert
bätte. Diese Ansicht ist auch auf französischer
Seit« laut geworden.
Parts, 27. Inn. (Letztes Telegr.) Die Nepa-
rationSkommission ha« unter Ablehnung des Mora-
toriums vahin entschieden, daß nunmehr das Schema
des Londoner Abkommens vom Jahre 1921
wieder in Kraft trete und an die deutsche Rrgterung
die Mitteilung zu richten ist, daß sie am 31. Januar
eine halbe Milliarde Gold mark zu zah-
len habe.
Belgrad, 26. Jan. Die durch dcr» s rauch fi-
schen Einmarsch in das Rubrgebiet geschaffene euro-
päische Situation veranlaßt die Staaten der Klei-
nen Entente zu einer Zusammenkunft,
um einen Gedankenaustausch über die Reparations-
frage herbcizufütften
Eine französische Antwort.
Berltn, 26. Jan. Auf die deutsche Protestnot«
wegen der Verhaftung der Beamten tm
Ruhrgebiet ist die folgende Antwort einge-
laufen:
„Herr Geschäftsträger! Aus Befehl Ihrer Re-
gierung haben Sie gegen die im Ruhrgebiet vor-
genommene Verduftung deutscher Beamten Ein-
spruch erhoben, die sich geweigert halten, die Befehle
französischer Militärbehörden auszusühren. Ich
kann mich nur ans die Antworten beziehen, die auf
Ihre früheren Mitteilungen ergangen sind. Ich
wiederhole, daß die diesbezüglichen Maßnahmen Vie
Folgen der Verletzungen des Vertrags
von Versailles sind, die die deutsche Regie-
rung begangen hat. Ich füge hinzu, daß dieses
Schreiben im Voraus alle »vetteren Mitteilungen
beantwortet, die ich etwa in dieser Angelegenheit
noch von der deutschen Botschaft erhalten werde."
Internationale Solidarität.
Die Vorstände der im Niederländische»
G e w e r k s cd a f 1 s b u n d zusammeugeschlossenen
Körperschaften haben beschlossen, zunächst 2!L Pro-
zent des Vermögens des Niederländische»»
 
Annotationen