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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Januar - April)

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Nr. 71 - Nr. 80 (24. März - 6. April)
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raZks-ZelMg für die WeMWeNeoMerlW 8er Amlsvezitte ßellrelberg. Wiesloch. Sinsheim. Wlngen. KSerbach. Mosbach. Nachen. Meisheim. Norberg, ranberbischossheim n. Wertheim

5» Jahrgang Heidelberg, Samstag, den 24. März 1923

Nr. 71

Wo bleibt der Staats-
gerichtshof ?
Angesichts der wachsenden Hetze der
VSMschen Kretse richtet Gen Reichstags
abgeordneter Müller-'S ranken fol-
gende Mahnung on Volk und Re-
gierung, die durch die neuesten Em-
hüllungen der deutschvöiMchstn Pläne noch
bedeutend an Wert gewinnt:

französische Annexionisten für Lockspitzel in München
auSgoben. Die deutschen Faszisten besorgen dort aus
eigenem Antrieb die politischen Geschäfte der
Franzosen. Und die bayerische Regierung steht ge-
lassen zu. Sie gewährt diesen Landesverrätern mil-
dernde Umstände, weil sie so national tun. Dafür
werden die bayerischen Arbeiter auf dem Poste«
sein.
Aber auch in Norvdeutschland verdient das zer-
setzende Gebühren der Rechtsradikalen die erhöhte
Aufmerksamkeit der gesamten Arbeiterklasse. Hier
suchen sie besonders eifrig in allen Mittelstandskrei-

kommunistischen Aufstand bescheren möge, damit sie
in Aktion treten können. Ihr Sehnen blieb bisher
ungestillt. Die politische Reife des marxistisch ge-
schulten deutschen Proletariats hält die Masten der
deutschen Arbeiterklasse fest unter der Fahne
der Vereinigten Sozia lr em akrati-
schen Partei. Die deutschen Faszisten suchen
deshalb verzweifelt nach anderen Vorwänden
zum Losschlagen. Sie wetzen ihre grünen Schnäbel
gegen die cingeblldetcn Feinde, die Cuno und seine
Regierung angeblich stürzen wollen. Wer aber will
das? Die Regierung Cuno, die von alliierter Seite

Zum Kriegsührcn gehört Geld,
Geld und nochmals Geld! Rotzbach braucht seh: Vie'
Geld. Er reist in allen preußischen Provinzen her-
um, um Geld zu sammeln. Augenblicklich sind iechs
Millionen Mark Schulden vorhanden. (Heiterkeit.,'
Einer Aufstellung Rotzbachs zufolge sind 79 Millio-
nen erforderlich, außerdem für die Leitung 10 Mil-
tonen und sür besondere Propaganda 11 Millionen.
Erfreulicherweise mutz festgesteM werden, daß
die RetchswchrkommandoS
in der Provinz und die Reichswehvzentrale es strikte

Wer Gelegenheit hat, mit Ausländern über das
skanzösische Gvwaltrrgiment an der Ruhr zu reden,
ilifft immer wieder Worte höchsten Lobes über die
Pallung der Ruhrbevölkerung, die trotz aller Quä-
lerrieu und Brutalitäten eines fremdm Mi itarts-
n>us heldenhaft im passiven Widerstand ausharrt
>md sich nicht zu Unbesonnenheiten provozieren läßt,
aus die die Pariser Gewalthaber nur warten. Durch
'bren gewaltlosen Wirerstaud gegen den
kränksten Druck der in der Weltgeschichte
w.nals mitten im Frieden gegen eine
Bevölkerung ausgeübt wurde, haben die
Opferen Bergleute, Hüttenarbeiter, Angestellten und
Beamten für Deutschland in der Welt moralische
Eroberungen gemacht.
Während so in diesem schweeüedrängteu Ge-
biete die Willensstärke der Massen auf die härteste
Probe gestellt wird, feiert vas Maulheldentum im
Hinterland? wahre Orgien. Zum zweitenmal wird
bie Dolchstoßlegende von denen in Umlauf gesetzt,
''ie alle feige zu Hause blieben, als der kaiserliche
Litton znsaiumerckrachte. Eine gewissenlose natio-
"aiistlsche Presse hetzt sagen den gewaftlostn Wider-
kland und sucht politisch unreifen Elementen aus-
enianderznsetzcn, daß aktiver deutscher Widerstand
köstlich sein müsse, weil mit passivem allein die
Franzosen nicht wieder von der Ruhr w:gzubringcn
-bärerr. In dieser Hetz- und Haß'ampagne tut sich
bor allem das Blatt des weiland evangelischen Pa-
'iors Maure nbrecher hervor, der seit einiger
Zett auf seinem Rutsch nach rechts bet den Deutsch-
Nationalen angolaugt ist. Wie lange noch, und er
'0>rd sicherlich den Weg vom Nationalsozialismus
Baumanns bis zur nationa.'ozia.istischen Ar-
-'eüerpartei Hitlers, von Jesu b.s zu Wo-
'e>n finden. Gläubige wird er auch daun haben,
^un die völkische Jugend ist so stark im Glauben,
bie schwach im Wissen.
Täglich predigen die Rationalisten aller Schal-
drungen der deutschen Jugend, daß wir wieder ein
einig" Volk von Brüdern werden müßten, in Ssin-zr
','vt uns trennen und Gastchr. Kurz nach dem Ruhr-
ubruch der Franzosen konnten naive Gemüter
Wirklich glauben, daß es den Paientnaüonalcn mit
Schrei nach der Einheitsfront Ernst wäre. Sie
'-'rachen so eindringlich, daß sie jetzt das Reich ber-
uhigen wollten, so wie es ist, und den Streit um
, e Staatssorm einstweilen zurückst-llicu. Sie dach-
sich dabei, daß der Ruhreinbruch der Franzosen
^'e nationalistischen Wogen so hoch miben würde,
"§ß sie das ganze Land überschwemm'en Damals
^es Herr Hergt auf dem Partei'ag der deutsch-
Uniionalen Pommern warnend aus: „Hütet Euch,
Sozialdemokraten! Ihr seid d-c Situation
uicht mehr gewachsen!" Dieser lunche Prophet re-
^'te sich wirklich ein, daß die Massen jetzt das Ban-
t des Sozialismus verlassen würden. Und so wie
' rodeten und schrieben landaus landab die Kleinen
oit den Deinen. Heute sind diese Helden des WoAs
' o der Feder um eine Illusion ärmrr. Die so-
'^ldcniokratifchen Volksversammlungen sind so -mas-
'chaft besucht wie je, wenn über Sosialdemokratie,
'"chrabenteuer und Verhandlungsbereitschaft gere-
gt wird. Wenn eine von allen gu>en Geistern ver-
msene Rogieruug den Reichs: ag auflösen
"vllte, so würden in einer Zett des sinkenden Dol-
nutz steigenden Preise, sicr zunehmenden Ar-
'^lÄosigkeit und des versuchten Lohnabbaus die
^ionalistsschen Phrasendrescher ihr blaues Wunder
' stben. Die verbrauchten Tiraden der Kriegszeit
"chen nicht mobr.
In dieser Erkenntnis haben die rechtsradikalen
Oe die Einigkeitsmaske wiewr abge-
8 t. Sie reden zwar noch von der Einheitsfront,
wir einem Zynismus iondcrzleichn geben sie
' e Parole aus: „Erst Reinigung, dann Einigung."
.7^ ^^cn Zwar noch von der Vergeilung an den
auzosen, aber sie meinen die Rache an den „No-
st-berverbrechern". Das Ziel ist klar: alle rochts-
, ''vtierten Elcnicute sollen in einen Zustand na-
aaler Raserei versetzt werden. Das Gewitter
w aber nicht gegen den „Erbfeind" entladen,
gegen die Republikaner. Erich Luden-
. soll sich wieder einmal morgens 6 Uhr mit
m Passe und ohne blaue Brille am Branden-
Tor zeigen dürfen.
München renommiert Herr Hitler damit,
, ' ""lles" in Norddeulfchland auf ibn warte, und
ouuim, frech und chulich:
Verrat, der durch oas Phantom einer
?"^rfront gedeckt wird, mutz Stück sür Stück
W : gebrochen werden. Wir vaben vor der
^"äeschichix unser Teil geleistet, wenn wir den
kmberverbrechcrn ein Ende bneiten."
^rren Poincare, Dcgoulte und Fach können
üb nm Hitler und die Seinen tun ihnen wirk-
äeriu-, sauberes Handwerk ist nur darauf
ke- , die Abwehrfroni oes veuischcn Voi-
'töxxn. Es ist schade um das Geld> das

sen Jünger zu werben zum Kampfe gegen das „vcr-
judete", „marxistisch verseuchte" neue
Deutschland. Wozu der Marxismus alles Herbar-
ien muß! Als Karl Marx vor 40 Jahren die Augen
für immer schloß, hätten seine treuesten Apostel nicht
geglaubt, daß die kleinen Epigonen bismarckscher
Gewaltpolitik im Jahre 1923 Anhänger zu werben
suchten mit der — leider falschen — Behauptung:
das Deutsche Reich wäre so vom Sozialismus durch-
tränkt, daß es vmn Marxismus gereinigt werden
müßte. Aber wie viele von denen, die so gegen den
Marxismus Wettern — der ehrenwerte Lndendorff
eingeschlossen —, haben jemals auch nur ein Werk
von Karl Marx in der Hand gehabt? Marx wäre
übrigens für die Köpfe solcher Leute eine zu schwere
Lektüre. Sie sind gewohnt, ihre politische Weisheit
aus dmn Hammer-Verlag zu beziehen. Ihre „wis-
senschaftliche" AuMärung entströmt den Protokollen
der „Weisen von Zion".
Gewiß sind diese Kreise als geistige Macht nicht
ernst zu nehmen. Ihr Argument ist der Revol-
ver. Sie hoffen aus das große Du rch einan-
der, das sie zu Rettern des Vaterlandes machen
soll. Sie beten jeden Sonntag inbrünstig zu Gott,
daß er ihnen doch endlich in Mitteldeutschland einen

als die Regierung der diskontfähigen Unterschriften
immer herbcigewünscht wurde, und nm die sich die
Arbeitsgemeinschaft fester denn je gruppiert, muß
ihre geschichtliche Aufgabe lösen, d. h. den Akkord
mit der Entente finden, der uns in der Reparations-
frage die Endlösung bringt. Das kann aber die
bürgerliche Regierung nur als Vertreterin eines
neuen Deutschland, in dem nicht der Straßenterror
rechtsradikaler Elemente die Politik bestimmt, son-
dern der demokratische Wille eines fried-
fertigen Volkes, das endlich zum ungestörten
Wiederaufbau kommen will.
Das Jahr 1923 mutz Europa endlich wirkliche
Befriedigung bringen. Die Nuhrbevölkerung
mutz von ihren Qualen erlöst werden. Das wird
eine langwierige, schwere Aufgabe sein. Wer ihre
Lösung durch Inszenierung von Putschen und
Pogromen zu stören versuchen würde, beginge
ein Verbrechen au Deutschlands Zukunft. Des-
halb ist cs höchste Zeit, daß allenthalben den rechts-
radikalen Elementen, die glauben, im Trüben fischen
zu können, nicht nur aus das Maul, sondern aus
die Fäuste gesehen wird. Wozu haben wir ein
Gesetz zum Schutz der Republik? Wozu
haben wir einen Staats gerichtshof?

Minister Severing über das

abgelehnt haben, mit Roßbach in irgend eine Ver«
bindung zu treten, aber nicht ganz so Widerstands,
fähig gegenüber seinen Lockungen Haven sich
eiwge Offiziere
erwiesen. Am letzten Samsrag sind in Potsdam
Offiziere nicht nur aus Potsdam, sondern aus dem
ganzen Reiche bet der Besprechung zugegen ge-
wesen, die von Roßbach präsidier: wurde. (Hört,
hört! links.) Der Reichsweyrminister ist mit mir
der Meinung, das; sür solche Offiziere in der Reichs-
wehr! kein Platz mehr ist. Nun hat Roßbach
Zuzug bekommen durch Herrn Lepius in Berlin,
Herr Lepius ist allerdings nicht der geeignete Monn
zur Aufstellung von Freikorps. Gefährlicher sind
Roßbach, Dudendorff und Hitler.
Seit einigen Wochen besteht eine organisatorische Ge-
meinschaft zwischen Henning, Wuüe, v. Gracie und
Roßbach einerseits und Hitler und Ludcndorff an-
derseits. (Lebh. Hört, hört! links.) In einem Briefe
an Rotzbach heißt es z. B., daß Herr v. Graefe sich
Hillen als Führer der Pariei unterstelle. In einem
anderen Bries heißt es dann: „Teilen Sie bitte Rotz-
bach mit, daß die Verhandlungen mir Graefe in un-
serem Sinne ausgefallen sind. (Hör', HSrN 'inks.)
Die Verhandlungen Ludendor fsS mit der Ehr-
hardt-Organisation seien gescheitert (Leb-
hafte Bewegung. Zorns links: Und Lndendorff ist
immer noch nicht verhaftet!) R otzbach bat den am

deutsch-völkische Komplott.

Berlin, 23. März.
Auf der Tagesordnung des preußischen
Landtags steht die sozialdemokratische Interpel-
lation betresfend die
Tätigkeit der Selbstschutz-
verbände.
I« Beantwortung der Interpellation erklärt
Minister Severing:
Wir haben zunächst der Kämpfer an der
Ruhr zu gedenken. Man hat eine sensationelle
Rede von mir in Aussicht gestellt. Der Umstand, da3
ich mich bemüht habe, die Angelegenheiten, um die
es sich handelt, in Verhandlungen Mil den zuständi-
gen Reichsstellen zu erledigen und datz ich hier nicht
darüber gesprochen habe, ist der beste Beweis dafür,
daß mir nichts ferner liegt als eine Sensa-
tion. Ich führe auch nicht einen scharfen Kampf
gegen die nationalistischen Verbände. Richtig ist nur,
datz ich g c g en a l l e R uh e st ö r e r im Staate Vor-
gehen will, ganz gleich, welchen Mamel sie sich um-
hängen. (Beifall.) Wenn gesagt wurde, datz die
Setbstschutzorganisationen
Sammelbecken des Bürgerkrieges
seien und werden könnten, so trisfl das meines Er-
achtens allerdings das Nichtige. Darüber kann gar
kein Zweifel sein: Wenn diese Organisationen so
weiter rüsten wie bisher, dann hätten wir zwar
beute noch nicht den Bürgerkrieg, aber es ließe sich
mü malhematischer Sicherheit berechnen, wann er
losgehen würde. Ich habe das Gefühl, daß wir von
diesem Termin nicht mehr weit entfernt sind. (Leb-
haftes Hört, hört!) Ich lege Wert darauf, mit der
Reichswehr in guter Fühlung und bestem Ein-
vernehmen zu stehen. Polizei und Reichswehr haben
die Aufgabe, Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhal-
len und, falls Ruhe und Ordnung gestört find, sie
wiederherzustellen. Da geht es nicht an, datz die
Polizei nach links und die Reichswehr nach
rechts zieht. Beide verfassungsmäßigen Organe
müssen in Eintracht Zusammengehen. Ich habe mich
deshalb mit dem Rcichswehrminister in Verbindung
gesetzt, als der Verdacht austauchte, datz gewisse sich
Hauptmann und Major nennende sühnende Personen
dieser Verbände aktive Offiziere wären. Es mußte
scharf durchgegrissen werden, und es wurde auch er-
reicbt, datz das mystische Halbdunkel über gewisse
Selbstschutzorganisalionen gelüftet wurde. Von der
preußischen Regierung werden
Selbstschutzorganisalionen jeglicher Art verboten.
Sie werden aufgelöst und die Schuldigen zur Ver-
antwortung gezogen. Wie von rechts her die Poli-
tische Heuchelei betrieben wird, geht aus einem Brief
eures Reichstagsabgeordneten an den Herrn Reichs-
kanzler hervor. In diesem Brief wird vom Reichs-
kanzler verlangt, er solle durch einen Appell an alle
völkisch Gerichteten den Aufmarsch gegen das hoch-
verräterische Treiben der Linksradikalen, deren rote
Armeen fortgesetzt ausgestellt werden, veranlassen.
Der Briefschreiber, so sährt der Minister fort,
heißt Wulle. (Allgemeine Bewegung.) Der Brief

ist am 46. März geschrieben, bereits nn 7. März habe
tch aber erklärt, datz der Bezirk Suhl mil Schutzpoli-
zei belegt werden wü»de, um der Bildung von roten
Hunderlschaften ein Ende zu machen. Zu gleicher
Zeit habe tch erklärt, daß, wenn sich in Remscheid
Hundertschaften bildeten, die sich politische Befugnisse
anmatzt-en, auch solchen Selbstschutzorganisalionen
von links ein Ende bereitet werden mütz'e. Diese
Arbeiterbataillone, diese rote Armee, w'e solche Orga-
nisationen genannt werden, sind nun bei weitem
nicht so gefährlich, wie die Organisationen aus der
rechten Seite. Sie (zu den Kommunisten) sind
politische Kiitder.
(Große» Lärm bei den Kommunisten, Heiterkeit bet
den anderen Parteien.) Haben Sie schon jemals in
der „Deutschen Zeitung" oder in der „Deutschen Ta-
geszeitung" einen Artikel mit der Ueberschrifi gesun-
den: „Aufmarsch der rechtsgerichteten Selbstschutz-
organisatnonen" ? (Heiterk.) Den Gefallen tun Ihnen
die Herren nicht. Der Kampf der Staaisregiernng
hat sich gleichmäßig gegen beide Seiten zu
richten. Bei dem Roßbach-Putsch handelt es
sich um die Beseitigung der sozialistischen Minister.
In einem der Briefe Roßbachs heißt es, datz der
Reichskanzler Cuno in Severing einen Schädling
sich: und sich aufrichtig bemüht, dieses H.ndernis
loszuiverden. (Lebhaftes Hört, hört!) Ich kenne keine
Stelle, so betont der Minister, die mich von meinem
Pesten entfernen kann, als nur den preußischen Land-
tag. Ich betone dies allen Versuchen gegenüber, an-
dere Behörden und vor allem andere Zentralbehör-
den auszuwicgeln und bet ihnen zu inieroenie' en, wie
man das diplomatisch nennt. Roßboch und seine
Gesinnungsgenossen verlangen, das; oie Reichsregie-
rung evtl, über Preußen und sein Parlament souve-
rän Hinwegschreiten müsse. Dies ist di- nackte Aus-
sonderung zur Diktatur! Es bleib» aber auch
nicht bet papierenen Protesten. Das geht u. a. aus
einem Flugblatt hervor, das im Anschluß an den
Hiudenburg-Fäckelzug verbreitet wurde und worin
der Wille verbrecherischer Elemente, <ur T a l über-
zugehen, Ausdruck sindes. In der letzten Woche hak
die Organisation Roßbach versucht, all- sogenannten
nationalen Verbände in örtlichen Kartellen zuiam-
menzuschlietzen. Der Sportklub „Olympia", der Ver-
gnügungsklub „Humboldt" und vieles andere sind
niwts anderes als
militärische Organisationen,
(TeW. Hört, hört!) Die „harmlosen" Hundertschaften
Roßbachs sind nichts als militärische Kompagnien,
zum Teil ausgerüstete und ständig geübte Kompag-
nien. Noch weitergehendes Material ist dem
Strafrichter übermittelt. Aus einem Briefe vom
Januar geht hervor, daß sich die Verbände selbst als
militärische Organisationen mit eigenen Waffen be-
trachten. Es wird hervorgehoben, datz die Leute aus-
gebildet sind mit dem Gewehr 98 (Lebh. Hört, hö-t!),
datz die Marschordnungen durchgenommm wurden,
daß in Döberttz F e l d d t c n st tt b u n g e u gemacht
wurden. (Lebh. Bewegung.) Noch am 22. November
ha: der aufgelöste Verband nattonalgesinnter Sol-
daten dem Abg. Wulle telegraphisch bestätigt, daß
er treu zu Ihm siebe.

letzten Samstag hier versammelten ReiDswebrossi-
zieren erklärt, der preußische Minister des Innern
habe die Absicht, am 31. Mär; alle Sr-'bstschntzorga.
nisalionen aufzulösen. Das werde sich die Deutsch-
völkische Freiheitspartei nicht gefallen lassen, eß
werde zu Putschen kommen, bei denen sich rann --
die Reichswehr nicht nemrnl
verhauen könne. In einem anderen Briese eines
Führers der Selbstschutzbewegung an Roßbach beißt
cs, die Leute wollten nicht länger warun und mail
werde zur Tat schreiten. Der Minister schließt tust
der Hoffnung, daß durch die Unschädlichmachung der-
jenigen, die diesen Hochverrat verübt haben, durch
die Verhaftung der Führer, die dabei beieiligl sind,
dnrw Beunruhigung der Kreist, die in dem Verdacht
standen, Hilfe geleistet zu haben, die Morlichkeu ge-
geben ist, die nächsten schweren Monate u überstehen.
In Preußen ist die Staatsmachi erfreulicherweise
wieder so stabilisiert, daß wir uns zuiranen können,
Verschwörer niederzuballen, ob von re^ns oder links
wo immer sie sind, ihnen mit der Staatsgewalt er-
folgreich enkgegenzutreken. Mit einer Berliner Zei-
tung antworte ich: „Nicht verzweifeln, erst 'inmal
dieinseyiagenl"
Es wird dreingeschlngen werden!
Sie können sicher fein, das; die Polizei in Prenßeit
stark genug ist^ Ruhe und Ordnung aufrecht-,
zu erb alten

Die deutsch-völkische FreihsitrparLe?
verboten.
Berkin, 24. März. Die preußische Regierung
hat die Deutsch-Völkisch« Ficiheitspartei verboten.
Der Nationalverband deutscher Soldaten bleibt
ebenfalls aufgelöst.
Gegen alle Organisationen, die sich polizeilicht
Befugnisse aumaßen, wird mit aller Schärfe borge«
gangen werden. Die Polizei ist angewiesen, nicht
verbotene Versammlungen mit allen ihr zu Gebote
stehenden Machtmitteln zu schützen
Berlin, 24. März. Im amtlichen Erlaß dcv
preußischen Regierung wird die deutschvölkische F:ei-
ch ftspariei mit allen ihren Zwcigvereuuu und Or-
ganisationen einschließlich ihrer Jugeudvereiittgung
mit der Begründung, datz die Partei eine Fortsetzung
der verbotenen irattonalsozialistischcn Arbeitervaslei
darstelti, verboten. In einem wetteren Erlaß gegen
die Sloßtruops der nationalsozialistischen Arbeiter-
partei wird, da die Ucverwachung der össenk'ichci»
Sicherheit lediglich der Staatspolizei obliegst erklärt:
Sobald eine Selbstschutzorganisation oen Charakter
einer militärischen Organisation trägt, soll gcgen
d'ele aus Grund der Verordnung des Reichspräsiden-
ten vom Mat 1921, die die Durchführung der Ent-
waffnung betrifft, strafrechtlich'vorgcgangen werden.
Die Verschwörung in Thüringen.
Weimar, 23. März. Die vor etwa 14 Tagen
eiwgoledteten Erhebungen über reaktionäre Umtriöbt
in Thüringen haben ebenso wie die in Preußen an-
gestellten außerordentlich viel Belastungsmaterial
ergeben. Aus Grund zahlreicher Haussuchungen ist
bereits eine große Zahl von Sistierungen und Fest-
nahmen erfolg:. Die Ermittlungen haben einwand-
frei den Beweis dafür erbracht, datz die Rechtsradl-
 
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