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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Januar - April)

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Nr. 51 - Nr. 60 (1. März - 12. März)
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Tel.: Erpevttio» iM» u. Redak.M7».

Jahrgang

Heidelberg, Dienstag, den 6. März 1923

Nr. 55

iederholun»
beimmittcl»
Aufnahme.

TrZn?k,°^'»' Monatlich elnschlletzl.
taris»"^" Mk.SÄXl.—. An^eiaen-

^8ks-ZettWg für S!k kverMgeTeONerMg Ser AMßvezltte 6e!dklSerg. Wiesloch. Sinsheim, Wpinges, EberbO, MZSach, Büchen. MelshelA, Voröerg. rMMMsheivl u. Wertheim

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breittlm?'^^klamean,eiacn<71,nm KWK.M^ DW^ KHU Druck u. Berlag der Nntcrbadischeit
acnm Bei Wikderbolun. M WWA ^WWA »WMd KIM MMb WH» WMWW Berlaasaubalt l8. m. b. H., Heidel.
a»,7,"chlahn.Taris. iSeheimmittcl- d M MM WW7 WM '«8M«MWr WM der-.«eschiiftsftelle: Echrs8rrftr.lt»
'»'« finden leine Aufnahme. -W« ^AlM AM U WM Tel.: ikrpedi«ion iR7S u. Redak.rS7R

Stabilisierung.
» Heidelberg, 6. März.
Man tail» zlvcisellos eins Granate auf einem
^joneit balanziercu. Die Granate kann so in ru-
^>6er L-mge geyallen werden. Wie lange? Vis
E"ii> nächsten Windstoss, denn ihre Gleichge-
wichtslage ist keine stabile, wie sie cs ans feste»,
-'Uin-d nnd Boden wäre, sondern nur eine labile.
Zwischen der Lage der Granate aus der Baso-
"^tsbitze und der festen Haltung der Mark
W> Rublkliege in den Händen des Herrn Cuno
"netzten wir eine gewisse Aehnlichkcit erkennen zu
"chssci,. Sind aber nicht die Maßnahmen der
Regierung, zumal die Ausgabe von Gold-
ichatzwechseln, die von der Sozialdemokratie gefor-
derten? Ist nicht auch das Hauptmotiv dasselbe,
">r uneuldlichen Welle der Teuerung einmal Einhali
gebieten, endlich zu verhindern, daß die Preise
Lebensunlerhaites den nachhinkenden Löhnen
'»ch Gabältcnl in immer noch größer werdendem
W^tandc davoneilen? Als wir im November
Goldanleibe als eine Maßnahme zur Sta-
^hsicunug forderten, da wurde sic von all dcnen,
heute sich als Reiter der Mark in bürgerlich n
Zcstungsspalten Denkmäler setzen, als undurch-
uihrhar bezeichnet, und die bürgerlichen Mini-
''^tt die heute den Relchsbanldireklor Hadenftein
^»M Einsetzen seiner Devisenwerte und der Gokd-
^'erven zwingen, haben damals seinen Protest
^Sen die sozialdemokratischen Forderimgen am ets-
chsien unterstützt nnd sie zu Fall gebracht. Soll
Uns aber stören, daß diese Herren, die auf unserem
^°gen einherhumpeln, behaupten, sie hätten nun
, chlbrachl, wozu die Ssziardenrolratte unfähig gc-
W^en sei, oder sollen wir uns nicht großzügig lä-
der schtietzlichen Durchfiihrung unserer For-
w^uirgeu freuen? „Des Lobens ungemischte Freude
vavd keinem Irdischen zuteil", und der Grund der
W^no u„h Becker für ihre wunderbare Bekehrung
w Zugleich der Grund für uns, in der Stabilität
""" „Stabilisierung" zu zweifeln.
Die Männer, die Fahre lang gegen die Ersül-
'"raäpotiiir geeifert nnd nach den, nationalen Wi-
verstand gerufen, habcil lamn ein paar Wochen au
^eMrung, das erreicht, was der Regierung
W'UH und der Sozialvonwkratte bis dahin gelungen
zu derhinidcrn: Mil der aller Welt, die Politik
'"cht mir durch deutsche ZeitungslctMre treibt, völ-
'b unbegreiflichen Nichtlieferung von IM Mi) Ton
k» Hoble und eurige» 10l)M Mkbilmeter Holz
"urd« hem französische» Imperialismus der Anlaß
l>"r Besetzung des Ruhrgebiets geliefert Nun ivurde
Erfüllung des FriedenLvcrtrageS im ganzen
'Asa»g ausgesetzt, der viel geforderte nario-
')le Widerstand" setzte ein nnd der Krieg begann
u der Ruhr von neuem. Und dieselben Herren,
küen noch vor Wochen die Lage der Arbeiter und
. wgrchelllen sehr gleichgültig tvar, greifen heute die
. W^We dor Noichsban-k an, tim die Mark sta-
halten, damit der mit allen Mitteln der
k ^Propaganda hergestellie nationalistische Tau-
ntch, w>rch ciuc Well« stürmischer Preisstcige-
»!"chcn «bgeschtvächl werde, damit das deutsche
l °tk der Katastrophenpolitik, in die man es ge-
vtzt hat, sich nicht bewußt lvcrde au der Dol-
vstirve, die vor der Intervention der RetchSbank
^'"S M lW jiderschritten alte.
- ^s wir unter der Regierung Wirch die Schaf-
iveribestäudtgen Anleihe forderten, da
r."^n die wesentlichen Punkte unseres StabNsie-
, 'zz^plancs ein Moratorium für die Reparativns-
wlimgen ans einige Jahre, die HerstclUnrg des
,^"^ac>vtchts und Einschrätrkung der Einfuhr. Da-
sollte ein wertbeständiges Anleihepapier den
sich- Hes inländischen Verkehrs nach einer Wert-
befviodigen, der bislang nach Devisen ge-
fr» so auch einen Faktor der Devise-nnach-
ncd-.m andere» tvcsentllcheren dargestellt hatte,
sßou bcutl miil diesen Faktoren? Die
f?, witonszablungeu sind zwar ausgesetzt, aber
am." " l ch wet ß, wie lange der gegenwärtige
M. '"^llswtdrigc Zustand andauern kann, und
si>,.h vermag zu sagen, wie groß die Lasten
H - die uns an feinem Ende erwarten. Von einem
r^tchgcwicht Budget kann keine Rede
M ' '"w in der letzten Woche Hai die Reichsbank aufs
Di/</ch>a ei„e halbe Billion Papiergeld gedruckt,
de» ^,'"suhr endlich wird mehr und mehr durch
pg ° "ersuch, kren Ausfall an Richrkohle durch Jm-
bk>l-.^"s England auch mir einigernratzen zu decken,
werden, während die Ausfuhr zurückgcht
Druck der deutschen Preise, die die des
djx w"drs überflügelt haben. Niemals war
icii^oli i-sche wie die ivirtschaftliche Lags Deutsch-
alle !" unstche r, so gefährlich, niemals waren
gm,,-,, 'Ewen Faktoren dr>r deutschen Mark so un-
ä wie heute.
^»rs Vie Reichsbmrk in dieser Situation den
verej,^'' ^lark mn das Doppelte gehoben und ihn
w w^,.^Wge Wochen auf dieser Höbe gehalten hat,
kirnst,, E Wie Maßnahmen nicht mir durchaus
^e-dei,^' Ludern auch außerordentlich kostspielige.
Se,yj.. aufs neue muß den Kräften enlgegen-
biitfxsi . werden, die das Kabinett des Nuhrkrieges
stu„d . und die die Mark schon in den Ab-
Dollarkurscs von MlM getrieben ba-
blk man riesige Dcvifenbeiriige aus allen
Börse» der Welt auf de» Markt wirft.

Tag für Tag »ruß das so künstlich balairzierie
Gleichgewicht an der Börse, das ebenso ost wieder-
um ins Gleiten zu kommen droht, mit großen Mit-
teln wioder hergestellt werden, so daß man es hier
nicht mn eine einmal mit dauerndem Erfolge vorge-
nommene Aktion zu tu» Hal, nicht mit einer Stabi-
lisierung. Was heute geschieht, könnte man etwa
„Labilisierung" nenüen, ein täglich neu her-
gestelltes Provisorium, das zusammenbrechen muß,
wen» eines Tages die zur Verfügung stehenden
Mittel erschöpft sind. Air diesem Wesen der gegen-
wärtigen Aktion kann auch die Ausgabe von Gold-
schatzwechsel» nichts ändern. Was man mit ihr er-
zielen kann, ist lediglich die Erleichterung eines
und nicht des wesentlichsten Faktors, der auf dis
Mark drückt, die Verlängerung des Atems der
Rcichsbank bei der kostspieligen Stützungsaktion
mittels der von den Käufern der treuen Wechsel ein-
gezahlten Devisen und schließlich ei» glänzendes
Geschäft für die Banken, die von der Aktion der
Reichsbank informiert waren, Zn hohen Kursen zu
verkaufen, zu ermäßigten Devisen, einkaufen konn-
ten, und die nun diese Devisen zu 6 Prozent ver-
zinslich autogen können.
Im ganzen betrachtet vermögen wir in der heuti-
gen Stützungsaktion keinerlei dauernde Vorteile zu
erkennen. Denn sind über kurz oder lang die De-

visen der Reichsbank in den Portefeuilles der Ban-
ken verschwunden, so wird ein großer. Auf-
wand vielleicht die letzte finanzielle Reserve der
Republik schmählich vertan sein, und die Kata-
strophe droht Uber die Mark und das deutsche
Volk i>n ungeheuerlicheren Ausnratzen hcreinzubre-
cheu als wir es je befürchteten. Soll aus dieser sehr
unsoliden Methode der „Stabilisierung" eine wirk-
liche Stabilisierung werden, so müssen neben der
Goldanlcihe die anderen Faktoren des ursprüng-
lichen sozialdemokratischen Sanierungsprogramms
geschaffen werden, so muß vor allem mit der Poli-
tik der natomslistischcn Vabanquespicler gebrochen,
so muß die deutsche Außenpolitik „stabilisiert" wer-
den. Die Rückkehr zur E r sü l l u n g s p o l i t i k
auf Koste» der Scharfmacher, die Deutschland zum
zweiten Male in eine nationale Katastrophe getrie-
ben haben, kamt allein die Kräfte in der Welt mo-
bilisieren, die imstande sind, eine Lösung des
Reparationsproblcms und der Ruhrfrage herbeizu-
führen. Bedeutet der Ruf nach der Stabilisierung
der Mark für uns die Forderung nach dein täglichen
Brot, so mag man bedenken: nicht umsonst steht
in dein alten Ruf der arbeitenden Masse „Friede,
Freiheit und Brot" der Friede voran. Dem: er
ist die Vorbedingung für ihr Brot »ud ihre
Freiheit.

Ludwigshafen.
Ludwigshafen, 5. März. Der Eisen-
bahnverkehr im Bezirk Ludwigshafen ist sehr
erschwert. Die Franzosen gehen dazu über, di«
Strecken zu militarisieren. Aus der Strecke
Goddclau-Ludwigshafcn-Lauicrburg werden die
Züge bereits von srauzösischem Personal geführt.
Ludwigshafen, !>. März. (Drahwer., 8 Uhl
abends.) Am gestrigen Sonntag haben die Iran«
zosen, wie die „Pfalz. Po st" feststem, im ganze»
etwa eis Züge herausgcbracht, während dil
normale Zahl 90 beträgt, da sonst ebensoviele ein«
laufen. Da die Fahrkartenschalter geschlossen sind,
fc kann jedermann ohne Entgelt die Züge be-
iriitzcn, was jedoch von der deutschen Bevölkerung
mtt Recht abgelehnt wtrd.
Ludwigshafen, 5. März. Im Haupt-
bahn h o f Ludwigshafen sind alle Schalter ge-
schlossen. Die Züge werden dunst die Franzose»
c.us dcur Bcihuhosplatz ausgcruscu. Auch aus allen
übrigen pfälzischen Stationen Hai das Militär die
Beamten verdrängt. Die weiter entfernt wohnenden
Arbeiter der Badischen Anilin- und Sodafabrik sind
i» der Fabrik untergebrncht und werden dort ver-
pflegt, weit sie nicht mehr nach Haufe können; die
näher wohnenden Arbeiter wurden auch heute in
Kraftwag en zur Fabrik befördert. De» In-
habern von Dienstwohnungen in der Pfalz
sind diese auf 8. März gekündigt worden.
Wohnungsausweisungen.
Ludwigshafen, ö. März, lieber die AnS»
Weisung der pfälzischen Eisenbahner aus ihre«
Dienstwohnungen wird noch berichtet, daß von dieser
Maßnahme nicht nur die eigentlichen Dienst-
wohnungen, sondern auch die Wohnungen in
den von derElsenvahnbaugenossenfchaft
erbauten Häusern (in Ludwigshafen allein etwa 100
Wohnungen mir der gleichen Anzahl Familien) be-
troffen werden. In Germersheim müssen 14
Wohnungen geräumt wcrdcn. Insgesamt werden
rund 13 00 Wohnungen in Betracht kommen.
Die Räumung mutz bis Donnerstag, den
8, März, »wrmittagS 8 Uhr vollzogen sei».
Darmstadt.
D a r m stadt, 5. März. Heute mittag verhau»
dcltc der Arbeiterbeniebsrat der Eisenvahuwerkstälte
mtt d«m Präsidentcu der französischen UMerkommis-
sion über di« Wiederaufnahme der Arbeit. Da die
Franzosen verlangter», daß unter ihrer Aufsicht
gearbeitet würde, scheiterte» die Verbandiungen.
Rhein und Ruhr.
Weitere Besetzung.
Essen, 5. März. Südlich vo>l Elberfeld sind
stark« französische Truppenbüvegungen in» Gange.
Die Franzose» haben heule cinen neuen Vormarsch
begonnen. Sie sind von Vohwinkel aus in den
frühen Morgenstunden südöstlich nach Gräscath mar«
schiert und von dort aus bei Solingen vorbei nach
Cronenberg und Remscheid. Von Remscheid mar-
schierte die Spitze der Truppe am Nachmittag weiter
»ach Wippcrsülth. Der Vormarsch ist etwa 25 bis
ZO Kilometer weit gekommen. Di« Franzosen haben
damit das englisch Gebiet durchmarschicri. Es hat
dcn Anschein, als ob dieser Vormarsch Vie Verbin-
dung des »rcubesetzten Gebietes mit dem Brückenkopf
Koblenz Herstellen soll.
Griesheim a. M., 5. März. Heilte abend nach
7 Uhr drangen französische Soldaten in das diesige
Stationsgebäude «im Die Eisenbahner ttgten dar-
aufhin den Betrieb still. Von Frankfurt aus werden
kein« Züge mehr in der Richtung »ach Griesheim-
Nied abgeiasserr.
Gelsenkirchen, 6. Mürz. Auf der Zem«
Westerholt ist der Bergmann Franz Groote etnT'.
Meldung der „B.A.Z." zufolge von einem französi-
schen Posten erschossen worden. Die Belegschaften
d r Zechen Westcrholt und Berginaunsglück sind in
dcn Proteststreik etngetreteu.
Bochum, 5. März. Der Bochumer Oberbür-
germeister Dr. Graff wurde von der Paßkontrolle
verhaftet.
Mainz, 5. März. Die Oberpostdirektton in
Koblenz ist von den Franzosen besetzt worden.
Die Berufung der Zechendirektoren
Essen, 5. März. Der Pariser Kassations-
hof hat die Berufung der Zechendtrektorc» gegen
das Mai,«er Kriegsgerichts»»««» angenommen
, nd wird nun selbst als letzte Instanz das Urteil
fällen.

Die Stickstofflieferungen.
Berlin, 5. März. Die Neichsregierung lehnt-
es angesichts des französischen Einfalls ab, zu einer
Besprechung der Reparationskommtssion über die
Siickstosflieserung Vertreter zu euiseuden, ist dagegen
bereit, mit italienischen Vertretern unmittelbar zu
verbandeln.

Der französische Einbruch.

Karlsruhe.
Karlsruhe, 5. März. Der Slftdtral hielt
hertte eine außerordentlich« Sitzung ab und beschloß,
dcm Kommand«»r der französischen Truppen im
Rbeinbafen eine Entschließung zuzustellen, in der
Verwahrung eingelegt wtrd gegen den völker-
rechtswidrigen Gewaltakt im Rheinhascn. Die
Bevölkerung wird vom Stadtrat zur Besonnenhett,
Ruhe nnd vor allem zur Würde ermahnt. Die Ge-
rüchte über eine Besetzung des Karlsruher West-
bahnhofes Werden dementiert.
Mannheim.
Zu M l Besetzung der Häsen von Karlsruhe und
Mannheim werden »och solg.ndc Ergänzungen mit-
geteilt: Bei der Besetzung der Mannyrtmer
Ha fenanlagen Handelt es sich um das wg. altc
Hase »gebiet, das flußabwärts, aiko nördlich
der Rheinbrücke liegt, und das Rbcinvorland, den
Mttblauhauscn, den Binnenhafen uird den Verbln-
oungskamst, den Neckarhasen nnd den Jndnstrtehafc»
umfaßt. In diesen Gebieten befindet sich vor allen
Dingen das Hauptzollamt und das städtische
Elektrizitätswerk. Alle Zugänge zu diesen»
Gebiet sind besetzt und abgeschnitte n. d>e Hafen-
unlagen wurden von den Franzosen in di« Rhein-
zollgrenze einbezogen. Aus diesen Maßnahmen der
Franzosen geht hervor, daß cs sich weniger um eine
milttärische Aktion handelt, a,s vielmehr um eine
wlrtschastl lche zur einheitlichen Durchführung
der Rhei»zollgrenze. Im Mannheimer Jn-
dustriehafen, Mühlauhafen und Rbeinbafen lag
früher eine Besatzung von nur 10 Mann, seit Be-
rinn der Ruhrakrion 30 Mann, nnd im Karlsruher
Hafen befanden sich von Anfang an etwa 50 Mami.
M anubeim, 5. März. Die Frairzosen Haven
die Besatzung in der Hilda schule verstärkt
Dcr E i s c u b a h uv e r kc h r über die Rhcln
brücke Mannheim — Ludwigshafen
ruht vollkommen. Im Hauptgüieramts-
Hafen wurden von den Franzosen ellc Waren be-
schlagnahmt. Die im Neckar ltegenden Schiff?
dürfen den Hafen nicht mehr verlasse». Ein Kran-
schiff wurde von den Franzose» besch.agnahmt.
Mannheim, 5. März. Die T. U. meldet: Da
das städtische Elektrizitätswerk in die von den Fran--
zosen am Samstag durchgeführte Etnschttcßungs-
linke des Hafens fällt und mit einer Wache, beste«
hcnd aus zehn Mann und zwei Chargierte» belegt
wurde, so beriet die Arbeiterschaft darüber, ob sie
unter den Bajonetten der Franzosen Weiterarbeiten
sollte. Nachdem die französische Militärbehörde er-
klärt hatte, daß Eingriffe nicht beabsichtigt seien, be-
schloß die Arbeiterschaft, die Arbeit for.zu-
setzen, wenn kein Eingriff in den Betrieb erfckg».!
Mannheim, 5. März. Die unwütd ge
Neugier der Menge führte am Samstag nach-
mittag bei dem Htldaschulhaus, in dem die fran»ö
fischen Truppen untergebracht sind, zu derartig gro-
ßen Menschenansammlungen, dock' die Po-
lizei energisch durchgreifen mußte, um zu verhüten,
daß die unüberlegte Menge nicht ähnliche Erfahrun-
gen mit den Franzosen machte, wie drunten im
Ruhrgebiet.
Mannheim, 5. März. Auf dcm Haupt-
bahr» hos Mannheim geht der Betrieb auf
den Hanptlinien unverändert weiter. Der
Wag en verkehr auf der Rheinv rücke wird
durch eine neue Maßnahme der Franzosen stark
eingeschränkt. Man läßt die Fuhrwerke
uneingeschränkt iiber die Rhcinbrücke hinüber, aber
auf dem Rückwege wird von den Führern e>n Wert-
zoll von 10 Prozent gefordert, durch welchen die
Franzose» bereits beträchtliche Beträge eingenom-
men haben. Da die Franzosen die Zufahrtsstraßen
zum Zentralgttterbahnhvf besetzt halten, kann eine

Abholung und Anlieferung dcr Waren nicht mehr
erfolgen. Eine Reihe von Kohlenvorräten
sind bereits beschlagnahmt worden. Die
Güterbahuhöfe Neckarstadt, Waldhof mw Käfertak
nehmen einstweilen noch Güter an und versuchen,
soweit es ihnen möglich ist, sie z» befördern.
Mannheim, 5. Mürz. (Drahtver. 8 Uhr abdS.)
Die Frmtzosen haben auf der Strecke Ludwigs-
hafen-Oggersheim, sowie auf der Rhein
brücke für vier Tage für die Zett von S Uhr abends
btS 6 Uhr morgens jeden Berlehrverboten.
Der Staatspräsident in Mannheim
Mannheim, 5. März. I,»folge der Plötzlich-
st« des Ettrtressens konnte die vom Staatspräsiden-
ten Remmele und Finanzminister Köhler ge-
wünschte Besprechung mit den Vertretern der Be-
amtenschaft, der Arbeiterschaft, des Hande s und der
Industrie wicht in vollem Ausmaße stattfinden. Es
fanden daher Einzelbesprechungen mit den
entsprechende» Instanzen statt. In einer Besprechung
nrit dem Retchstagsabg. Gen. Oskar Geck kam
zum Ausdruck, daß die badische Regierung alle
Maßnahmen getroffen hat, um dcr durch
die Ausdehnung der französischen Besetzung betroffe-
nen Mannheimer Bevölkerung die von Reich und
Land für diesen Fall vorgesehene Hilfe zuttst werden
zu lassen.
Offenburg.
Offenburg, 5. März. Die Franzosen haben
einen umfangreichen P a t r o u t l l e n d i e n st zwi-
schen Renchen und Offenburg und zwischen Ossen-
burg und Orteuberg eingerichtet. An den. Dorsaus-
gängen der kleinen bei Appenweier gelegenen Ge-
meinde Ebersweier sind Posten ausgestellt wor-
den. Die P a s s a n t e n l o u t r o l le und Durch-
suchung wird von den Franzosen sebr eifrig geübt.
Offenburg, 5. März. Bürgermeister Dr.
Bührer ist ausgewiesen und in Renchen ab-
gesetzt worden. Er befindet sich zur Zeit in
Karlsruhe. Die Behauptung, Dr. Bührer sei
nach Landau gebracht worden, tst damit widerlegt.
Das Offenburger Reglement.
Offenvnrg, 5. März. Der Komnrandant des
Gebiets Offenburg wiederholt in einer Verord-
nung die bezüglich des Verkehrs mit den» Ein-
bruchsgebtct herausgegebenen Verordnungen, denen
zufolge zwischen Offenburg und Appen-
weier kein Wagen — sei cs Auwmobil oder
Pferdewagen — welcher mehr als fünf Personen
^enthalten kam» (außer den» Wagenführer), tvelcher
zum allgemeinen Transport h-rgerichtet ist oder Per-
sonen befördert, abgesehen von der wirklich trans-
portierten Zahl der Reisenden, fahren darf. Die
Kraftfahrzeuge, welche dcr obigen Verordnung zu-
widerhandeln würden, werden gezwungen sein, z u -
rückz u k e hre n; bei einem zweiten Verbot würden
die betr. Wagen beschlagnahmt. Der Verkehr
ist dagegen frei sür diejenigen Lastwagen, welche die
Absicht haben, im unbesetzten Deutschland Lebens-
mittel für den Verbrauch der Bevölkerung dcr
besetzten Gebiete zu holen. Jeder Reisende muß im
Besitz eines Identitätsausweises mit Licht-
bild sein. Jede Person, welche das 16. Lebensjahr
überschritten hat und keinen derartigen Ausweis
besitzt, setzt sich der Gefahr aus, vor das MiIi: är-
ge richt gestellt zu werden. Von auswärts kom-
mende Personen, die nicht im Besitze eines Jdenti-
tätscltlswetscs sind, müssen eine Kaution von
1000 bis 10 000 Mtt stellen. Der Bevölkerung wird
die Befolgung der Vorlchrlsten aus» eindringlichste
angeratcn.
 
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