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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Januar - April)

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Nr. 71 - Nr. 80 (24. März - 6. April)
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Jahrgang

Heidelberg, Montag, den 26. März 1923

Nr. 72

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deren Raum (»i! -nm breit) ^jkW dMMM WjM' WM MM 8^W ^W» ^rLW- Tel.-Adr.: DvUszeUung Heidelberg.
. Reklan,ean,cigenc74mm «MH- »PM MM -WM MZU Druck u. Verlag der Unterdadiichrn
. Bci Wicderbolun. « W^d-UW" WW» Lerlaasanstan G. m. b. H., Heidel-
»'"Aachiatzn.Tarif. Weheiininittel. «juM M MI W^S- ^WSWWiLM WDM berg.lSelchäslsstelle: Schröderftr.»».
""«eigen finden 'eine Ausnahme. ^0e I ""iW^ HKM Tel.: Expedition LS7S u.Redak.g67S.
lllkes-ZelMg für die mtttWeMölkmW der Mtsbezirke öeidelderg. Wieslsch. KMeim. Evvinge«. VerbaS. Mosbach. Bachen. MMelur. Barbera, rauberbischasrhew u. Werthel«

tzmgen in den Kreise), der Tcul s cd i,«,» Laudwittschast.

völkischen Freiheitspariei im Berlin und
anderen Städten sind auch hier H aussuch nngen
vorgenommen worden. Von Berlin waren zu die-
sem Zwecke fünf Beamte der politischen Partei er-
schienen; es wurden drei Personen in Haft
genommen, und zwar der Herausgeber der deutsch-
völkischen Zeitschrift „Der Sturm" und Leiter der
hiesigen deutschvölktschen Ortsgruppe Georg Quindel,
ferner der frühere Hauptmann Brinkmann und der
ehemalige Major von Oelsnttz.
Breslau, 25. März. Auch in Breslau wurde
eine Anzahl Personen im Zusammenhang mit den
deutschvölktschen Putschabsichten festgenommen, näm-
lich der Ingenieur Erich Witt, der Ingenieur
Heinz W i sti n gh au s en, der Kaufmann Hans
Werner Stirius, ferner eine Frau von Rei-
chenau bei Breslau und ein ehemaliger Leutnant
von Tettenborn aus Berlin.
Weimar, 24. März. Das „Berliner Tagebl."
berichtet: In der heutigen Nacht sind in Gera
drei Kuriere verhaftet worden, in deren
Besitz sich geheime Befehle befanden. Darauf hieb
es, daß sich die Mitglieder der Hundertschaft
in Hof (Bayern), soweit sie sich auf thüringischem
Boden befinden, also vor allem die Truppen in
Weida, sich bis heute mittag um 12 Uhr in Hof kin-
zustnden hätten. Von dort aus erhielten sie weitere
Marschziele, die geheim zu halten seien. Die
drei Kuriere kamen von Plauen Heu im Auto-
mobil, nachdem sie die Plauener Hundertschaft be-
reits alarmiert hatten. Nach den Aussagen der Ku-
riere sind in der vergangenen Nacht noch weitere
Automobile mit Kurieren mit ähnlichen Aufträgen
abgegangcn. Sämtliche Offiziere trugen die offiziel-
len Armbinden der N atio n a l s o z i a l iste n.
Berlin, 25. März. In Gräfenroda wurde der
völkische Schriftsteller Artur Dinier nach einer
Meldung der „Deutschen Zeitung" durch Gendarmen
verhaftet und in das Amtsgertchtsgcsängnis
nach Liebcnsteitt cingeliefert.

Rekognoszierungsversuche in Baden
Der „Frkf. Ztg." wird aus Karlsruhe tele-
graphiert:
Auch in Bade» versuchen die verbotenen
Organisationen Anhänger zu gewinnen. Vie
hielten in den letzten Wochen au verschiedenen Orten
Versammlungen ab, so in Karlsruhe, Neu-
stadt und Bon Udorf. Viel Erfolg hatten sie
nicht, da die bedächtige badische Art extremen poli-
tischen Strömungen wenig geneigt ist. In der Karls-
ruher Versammlung, an der etwa 300 Personen teil-
nahmen, wurden von Rednern, die sich als Arbeiter
bezeichneten, die üblichen konfusen Anspra-
chen gehalten. Die Versammlung in Bonndorf sah
in der Hauptsache ländliche Besucher. Der Minister
des Innern hat Vorsorge getroffen, daß die
in dieser Zeit mehr denn je gefährlichen Bestrebungen
einsichtsloser GefühlSpolttiker für die Zukunft unter-
bunden werden.

Weiteres Material vorhanden.
V erliu, 24. März. Von amtlicher Preu-
s, ischer Stelle wird zu der heutigen Landtags-
rede des Ministers Severing erklärt, daß die Vor-
sicht, mit der der Minister es vermieden hat, das
von einzelnen Teilen des Hauses erwartete Mate-
rial über den von der „Deufichvölkischen Freiheits-
partei geplanten Gewaltftreich dem Parlament zu
unterbreiten, darauf zuriickzuflihren ist, daß noch
wichtige E x e kn t ivm a tz n ah m en im Gange sind
und die durch den Oberrcichsanwalt in Angriff ge-
nommene Untersuchung nicht beeinträchtigt werden
soll. Aus innen- und außenpolitischen Gründen un-
terlief; Minister Severing Einzelheiten über den rein
militärischen Aufbau, über die rechtsradikalen
Kampsorganisationen mitzuteilen, die genau bekannt
sind. Amtlicherseits wird nochmals auf die Gefähr-
lichkeit der völkischen Pütschabsichten hingewiesen.
Rechts- und Liirksbolschewisurus.
Berli«, 25. Märtz. Die deutschnationale ReichS-
'.agsfraktion hat zwei Interpellationen eiirgebracht.
Eine Interpellation wendet sich gegen die „Hebel-
griffe" des preußischen Ministers Severing, eine an-
dere Interpellation verlangt Vorgehen gegen die
zum Umsturz aufreizenden Aeußerungen der kom-
munistischen Presse.

ReichAsinailzminister Hermes
logt auf Verlangen der Sozialdemokratie seine Stel-
lungnahme zu dem Anträge auf Verbilligung des
Brotes und Ausbringung der Unkosten durch Bela-
stung des Besitzes dar und erklärt: Dem Gmrndge-
danken der beantragten Entschließung kann ich zu-
stimmen. Anschließend hieran erklärt Dr. Hermes
zur Steuerfuage, die neue Befitzbelastung kann nur
im Anschluß an bestehende Stenern erfolgen. Als
Ausgangspunkt für die neue Befitzbelastung wird
die Zwangsanleihe betrachtet werden: können. Im
Laufe des Monats Mat wird das Ergebnis der
ZwmrgsanMhe vorliogen, und dann wird sich auch
einigermaßen übersehen lassen, mit welchen Steuer-
einnahmen überhaupt zu rechnen ist.
Die Abstinynung kann nicht vorgeuommen wer-
den, da die Siechte in Obstruktion den Saal verlassen
hat, so daß sich die Beschlutzunfähigkeit ergeben hat.
In der nach zehn Minuten Pause beginnenden neuen
Sitzung erklärt
Slbg. Dittman» (Soz.)
zur Geschäftsordnung: Vor der ganzen Welt stelle
ich fest, was sich hier abspielt. Der Erirährungsetat
sollte möglichst schnell erledigt werden, diesen Wunsch
hatten die Rechtsparteien, die jetzt das Haus be-
schlußunfähig machen. Diefelben Parteien, die noch
vor Ostern diesen Etat verabschiedet wissen wollten,
wett die Landwirtschaft wissen müsse, ob Zwangs-
wirtschaft oder freie Wirtschaft bestehen solle, ver-
hindern jetzt die Entscheidung. Das mutz vor dem
Lande gebrandmarkt werden. Es-rnuß angenagelt wer-
den, wie die Rechte mit den vitalsten Interessen des
Volkes Schindludcr treibt. Ich beantrage über alle
sachlichen Anträge zu diesem Etat die namentliche
Slbstttnmung.
Abg. Müller-Franken (Soz.) beantragt, den Haus,
hallt des Ernährungsministeriums erneut auf die
Tagesordnung zu setzen. Er könne nicht begreifen,
daß die Abgeordneten der Rechten so pflichtvergessen
gewesen feien, abzureisen und daß die Fraktionen
sie nicht hierhalten konnten, so daß sie jetzt Sorge we-
gen der Abstimmung haben. Er stimme durchaus der
„Sreuzzeitung" zu, die heute geschrieben habe: „Mit
einer bürgerlichen Mehrheit, die wohl Diäten und
Freifahrkarten bezieht, aber im Hause nie vorhan-
den ist, wird denr Volke nicht gebierst sein."
Nack) längeren Auseinandersetzungen zwischen
den Abgg. Ledcbour, Leutheufen Müller-Franken,
Fehreubach und Dittmann schließt die Debatte.
Abg. v. Graefe (Deutfchn. Freiheitsp.) verliest
dann eine Erklärung, in der er gegen die Auflösung
der FreiheitSpartci durch den preußischen Minister
Severing Einspruch erhebt, sie für unzulässig erklärt
und die Reichsrcgiernnig ersucht, gegen solche Ver-
gewaltigungen Front zu nrachen. Auf den Zwi-
schenruf der Kommunisten: „Feige Gesellen" nist
Graefe: „Kommen Sic nur herauf, ich werde Ihnen
zeigen, wer feige ist!"
Abg. Mnktzan (Komm.) stürzt sich auf die Red-
nertribüne, während von der anderen Seite der
deukschvöMsche Abg. Henning zur Tribüne eilt.
Gleichzeitig folgten mehrere Kommunisten dem Abg.
Maltzan, so daß der Präsident cingreifen mußte.
Abg. Graefe appelliert fortscchrend an das .Haus,
znm Protest gegen das Verhalten Severiugs eine
Vollsitzung abzuhaltcn.
Aba. Schultz-Bromberg (Dntl.) teilt mit, daß
seine Partei eine Interpellation an die Negierung
tv-sgen der Auflösung der Freihcitspartci gerichtet
habe
Abg. Mittler-Franken (Soz.) verweist gegenüber
der deutfchnationalen Interpellation auf das So-
zialistengesetz.
Abg. v. Graefe beantragt, der Präsident möge
noch für heute nachmittag zur Aussprache über diese
Fragen eine Sitzung anbevaumen.
Slbg. Müller Franken (Soz.) widersprach dein
mit Rücksicht auf die Befchlutzunsähtgkeit des Hauses
lmd beantragt seinerseits Vertagung auf den 11-
April.
Das Haus beschloß demgemäß gegen die Stim-
men der Deutschen Freiheitspartet, der Deutsch-
nationalen und der Volkspartei.

Reichstag.
Obstruktion der Rechten.
Verteidiger der Deutschvölktschen.
Berltn, 24. Mär« 1923.
Im Reichstag brachte nach Beginn der Sitzung
Reichsschabminister Dr. Albert die vom Reichs-
tag gewünschte Denkschrift Wer die Kosten der
Rheinlaudbesetzung ein. Die Besatzungskosten haben
bis Ende 1922 rund 4,5 Milliarden Goldmark be-
tragen ohne die Kosten für die Besetzung des soge-
nannten Sanktiousgebiets und für die alliierte Kon-
trollkommission.
Im weiteren Verlauf der Sitzung behandelte der
Retchslag den Etat des Ministeriums für Ernährung

Die internationale Lage.
Der Sozialismus für Friede.
London, 24. März. Bei einer Rede vor der
auswärtigen Presse erklärte der englische Soziali-
stensüchrer Macdonald: Was wir wollen ist, daß
die verschiedenen Länder unser Land als Bundes-
genossen und Freund aufshen und daß wir zusam-
men die großen Probleme Prüfest die die Mensch-
heit beunruhigen. Macdonald sprach weiterhin von
der interalliierten sozialistischen Abordnung, die nach
Berlin gesandt wurde, um über die Lage in Deutsch-
land und die Absichten der deutschen Sozialdemokra-
tie zu berichten. Eine neue Zusammenkunft werde
in Paris in der nächsten Woche stattfinden und man
werde einen Plan für die UeLcrwindung der Schwie-
rigkeiten ausarbeiten. Es werde sich nm Vorschläge,
die allen Beteiligten vorgelegt werden sollen, han-
deln.
Die Berliner Sozialistenbesprechuug
Berlin, 25. März. Die Besprechungen zwi-
schen Vertretern der Sozialdemokratischen Partei
Deutschlands und den Delegierten der Pariser So-
zialtstenkonscrenz haben ihren Anfang genommen.
Besonders wird das Reparation sprobkem
behände».
Das deutsche Januarangebot.
Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht
nach einem Bericht des Hearst-Vertreters Karl von
Wiegand Angaben Wer das Angebot, daß die deut-
sche Regierung bereit war, der Pariser Konferenz im
Januar zu unterbreiten, das von dieser aber nicht
i entigsgengenonrmen wurde.

Ä MWsllM M MW«
MWUlkN.
Erhöhte Alarmbereitschaft.
Berlin, 25. März.
Da sich an verschiedenen Stellen Preußens Be-
gebungen bemerkbar machen, die gegen die Sicher-
Veit des Staates gerichtet sind, hat der preußische
Tnnenminister Severing die erhöhte Alarm-
bereitschaft der Schutzpolizei angeordnet. Wenn
<wch Meldungen über gewaltsame Versuche bis jetzt
nicht vorliegen, so zeigt doch die Tätigkeit der abge-
iangenen Hitler-Kuriere und der Eindruck, den
v>c Maßnahmen des Innenministers in deutschvölki-
ichen Kreisen hervorgerusen Hai, daß polizeiliche Si-
herungsmatznahmen am Platze sind. Das Rnnd -
Telegramm Severiugs, in dem die Alarmbereit-
schaft befohlen wird, hat folgenden Wortlaut:
„Wegen drohender Unternehmungen radikaler
Elemente erhöhte Alarmbereitschaft der Schutz-
polizei überall anordnen. Ebenso ist größte
Aufmerksamkeit der Kriminalpolizei geboten. Er-
warte gegebenenfalls schärsstes Zugre ifc n."
Dem Rundruf ging eine Konferenz zwischen Mi-
nister Severing, Polizeipräsidenten Richter-
merlin und dem Kommandeur der preußischen
Schutzpolizei, Oberst Kaupisch, voraus. Inzwi-
schen mußten in Hamwvcv zwei neue Verhaf-
tungen vorgeuommen werden. Es haWelt sich
um den Herausgeber der dentschvölkischcn Zeitschrift
..Sturm" und einen seiner Mitarbeiter, die beschul-
vigt sind, eine militärische Organisation geschaffen
w haben, die sich in diesen Tagen zum Losschlagen
bereit hielt.
Notwendige Usbereistimmmrg!
Berlin, 25. Mürz. In einem Leitartikel zur
^lktscheu Putschgefahr schreibt der „Vorwärts":
Der preußische Minister des Innern, Gen. Se-
bering, hat nicht nur zwei gute Reden gehalten,
Ludern aikch eine nützliche und notwendige Tat
Uetan, indem er auf Grund des Gesetzes zum Schutze
ver Republik die D c u t schv ö l k i sch e Fr ei-
ne itsp arte i aufgelöst bat. Er findet mit
seinem Verhalten die volle Billigung unse -
-er Partei, und es darf Wohl im wohlverstande-
nen Interesse des Staates und des Reiches erwartet
Werden, daß sich hinter ibn bis weit über unsere
Atttet hinaus eine sehr starke „Einheitsfront" stellen
«skd. Das ist im Fistercsse der inneren wie der
nutzeren Politik des Reiches eine unbedingte Not-
wendigkeit.
Die Rechtspresse bat den Versuch unternommen,
w der Frage der Geheimorganisattonen einen G e -
Ansatz Mischen der Reichsregternng und der
breutzischen Staatsregicrung zu konstruieren. Sie
Wtgt dabei, skrupellos wie immer, uur ihren eigenen
barteitaklischen Bedürfnissen. Welch ein Unheil
wäre, wenn ein solcher Gegensatz tatsächlich be°
vude, braucht kaum näher ausgesülirt zu werden.
Wer wie sollte er entstehest da sich die preußische
Wgierung bekanntlich auf diegroße Koalition
mitzt, ost Reichsregierung aber aus drei Parteien
^ser Hu Reich nicht bestehenden Koalition, nämlich
wfi Volksparkei, Zentrum und Demokraten? Es sei
eun, mau nehme an. die Reichsregierung suche nach
echtz eine Koalitionserweiterung, die ihr nach links
w feh^ und die Reichsrcgierung wäre in demselben
T^aße deuischnational beeinflußt wie die Staatsre-
"wstlng sozialdemokratisch! Einer solchen Mißdeu-
wg ihrer Absichten cntgegenzutreten, liegt im Jn-
"esse -ex Reichsregierung selbst.
Tatsächlich kann sestgesteM werde», daß sich die
. ^Ußische Regierung bei ihrem Vorgehen gegen die
z/Mchen Roßbach-Banden in Uebereinstim-
" n g mit der Reichsvegierung befindet, tnsbeson-
auch mit der Stelle, auf die es am meisten
wnnnt, mit dem R e i ch s w c h rm i n ift e r l u m.
^ erade weil wir cm der Tätigkeit dieses Ministe-
üms oft Kritik zu üben genötigt sind, halten wir
k eine Pflicht der Loyalität, festzustellen, daß
y § Reichswehrministerinm schon längst von Roß-
h W als einem gefährlichen Abenteurer gewarnt und
Wunsch ausgesprochen hat, daß.ihm das Hand-
hj r gelegt werde. Von den Reichswehroffizicren,
wm " den Versammlungen der Geheimbündler teik-
der baden einige das auf Befehl zum Zweck
«eberwachung getan, und sie haben über die
<m?dängx j„ ihnen: Meldung erstattet. Daß gegen
Reichswehrosfizierc, die sich aus anderen
«en s - beteiligten, mtt größter Schärfe vorgegan-
wrrd, ist ein selbstverständliches Verlangen.
kstm raiw aber, weil die Tätigkeit der Reichsregie-
eim« wft jener dm preußischen Staatsregierung tiber-
stst' ""nrn mutz, ist es notwendig, diese Uebereiw-
vanz gegenüber allen Mißdeutungsversuchen
" miftverständlich klarzustellen. Der
' w Lebensfragen des Staatswesens einen
bcr Auffassungen zwischen Reich und
k» r konstruierest läuft auf eine Politische
^be» " ° »Vergiftung hinaus, der vorgebeugt
Weitere Verhaftungen.
iwn llover, 24. MälT, In Verbindung Mil
Verhau - -

Deuttchlaitd bot damals Fmickreich dreißig Mil-
liarden Goldmark als die endgültige Reparations-
snmme für die Alliierten innerhalb seiner Leistungs-
fähigkeit an. In dieser Smttme waren nicht einbe-
griffen die bereits geleisteten Zahlungen in bar,
: Waren, Kohlen, Farbstoffen, die beschlagnahmtet«
!oder liquidierten deutschen Besitztümer in den alli-
ierten Ländern, die Handolsslotte, die deutschen
Kabellinien, die Saarbergwcrke usw. Die 30 Gold-
milliarden sollten vermittels dreier internationaler
Anleihen aufgebracht werdest die durch ein interna-
tional es Bankenkorilsorttum zu begeben seien. Die
erste Anleche würde zwanzig Milliarden betragen,
die sofort auf Reparationskortto eingezahlt werden
sollten, damit Frankreich bares Geld erhalte. Die
zweite Anleihe nach fünf Jahren sollte fünf Milliar-
den, die dritte nach weiteren fünf Fahren ebenfalls
fünf Milliarden betragen. Die deutsche Industrie
und die Banken sollten dem internationalen Banken-
konfortinin die nötigen Garantien und Sicherheiten
für die drei Anleihen gewähren. Drei Bedingungen
waren daran augckuüpst: Internationale Handels-
freiheit für Deutsclstand auf der Grundlage der
Gleichheit mtt anderen Nationen, schrittweiser Ab-
bau der Rheinkandbesetzung, um die ungeheueren
Koster« zu vermindern, völliger Rückzug der Besat-
zungstrnppen aus Düsseldorf, Duisburg, Ruhrort.

Ruhr.
Paris, 24. März. Tas 2. Jägerbataillon, da-
in Conde stationiert ist, Hat Besohl bekommen, am
komm eichen Montag in das Ruhrgebiet abzurücken.
In Wetter a. d. Ruhr wurde, wie die T U. berich-
tet, ein französischer Korporal erschlossen. Einzel-
heiten über die Tat waren noch nicht zu erhalten.
Neue RechtsprechungsmeLhode.
Paris, 24. März. Havas meldet aus Koblenz:
Die Rhcinlandkonrmtssion hat eine neue Verordnung
erlassen. Mit dieser Verordnung wird den Militär-
gerichten der Besatzungsarmee das Recht erteilt, all«
Gewaltakte, Badrohungei« oder EinsckSichterungpn
sowie alle Sttaf- und Untevdrückungsmaßnahmen,
die gegen Personen deshalb unternommen werden,
wett sie in dienstlicher Beziehung zur Kommission
oder zu den Verbündeten Mächten stehen, abzuurtei-
len. Auch die Airgehvrigen der verbündeten Mächte,
die sich wegen ihrer Nationalität bcdroltt sehen soll-
ten, werden zugleich für "sich selber das Recht fest-
setzen, allen denen, die körperlich oder materiell
Schaden durch öffentliche Unruhen, Verbrechen oder
Vergehen, begangen von bewaffneten oder unbe-
waffneten Ansammlungen, erleiden sollten, Scha-
denersatz zuznerkcnnen in Anwendung der Grund-
sätze deutscher Rcchtsprechbng. Ueber die Kollekliv-
Haftung hat die Kommission entschieden, daß dieser
Schadenersatz vorläufig von den Gemeinden zu tra-
gen sei, Vorbehalten der Ansprüche, die gegen das
Reich oder die Staaten bestehen sollten.
Offenburg.
Offenburg, 24, März. Am Ftschmarkt ist
von den Franzosen eine Bekanntmachung angeschla-
gen, daß Arbeiter, welche Kohlen verladet«, gesucht
werden. Als Lohn werden 800 Mk. pro Tonne ge-
währt. — Bei einer Durchsuchung des Gasthauses
zum Anker wurde der Wirt und drei Bahufchlosser
verhaftet und in den Gasthof zu der« Drei Könbgen
verbracht. Zwei weitere verhaftete Arbeiter Warden
alsbald wieder auf freien Fuß gefetzt.
In der Anqelegenbeit des Bürgermeisters von
Windschläg wird jetzt berichtet, daß der Bürgermeister
gar nicht verhaftet gewesen sei, sondern nur von den
Franzosen, da er nicht in Appenweier gerade anwe-
send wag in einem Auto beigeholt worden ist. Nach
csner andern Meldung soll sich der Bürgermeister
unter dem Zwang der Franzosen damit einverstan-
den erklärt haben, die geforderten Räume des Bahn-
hofs zur Verfügung zu stellen und aus Kosten der
Gemeinde möblieren zu lassen.
Ludwigshafen.
Ludwigshafen, 24. März. Von der sraik-
zöfischen Kriminalpolizei wurden in Ludwigshafen
neue Verhaftungen vorMiwmmcu. Verhaftet wurde
Dr. Wolff, Chemiker der Bad. Anilin- und Soda-
Fabrik, Mitglied der Nationalsozialistischen Partes
Kaufmann Wilhelm Schweizer, dcr Kretssekreiär des
Kriegerverbandes Ludwig Hcfscr, sowie Kaufmann
Arlmin Fiedlef, bei dem kürzlich eine Haussuchung
stattgefunden hat, weil bei ihm verbotene Zeitungen
gefunden wurden. Die Verhaftung der übrigen sott,
wie verlautet, wegen angeblichen Vergehens gegen
die Ordonnanz Nr. 71 (Gefährdung der Sicherheit
der Besatzungstruppen) erfolgt sein. Die Verhaf-
teten wurden ebenso wie dcr gleichfalls verhaftete
Kaufmann Franz Bullinger in den von der franzö-
sischen Besatzungsbebörde bcscblagnahutten Teil dcS
Ludwigshafener Amts-erichisgesängnisses eingelie-
fert.

Kurze Meldungen.
X In München zogen MU gestrigen Sonntag trotz
der neuerlichen Enthüllungen die Vaterländische«
Verbände als militärisch organisierte Hundertschaf-
ten, die aus München und anderen Städten dcS
Landes zusMiimeugezogen waren, geschlossen von
einer großen Fcrvdicnstüöung in die Stadt ein.
Die oldcnburgtsche Regierung bat im Land-
tage einen Gesetzentwurf Mer die Verlängerung dr»
Wahlperiode des Oldenburgev Landtags um ein
Jahr eiirgebracht.
 
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