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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Januar - April)

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Nr. 61 - Nr. 70 (13. März - 23. März)
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Teges-ZelllW für Vke WettWeZeslillerung Ser MlsSezitte öeldelbew. W!es!srh. Külsheim. EWingea. KSerSO. MosSM. BMeil. Melsheim. Dorbera. TMerMMelrn v. Werlheim

DK

E». Jahrgang

Heidelberg, Montag, den 19. März 1923

Nr. 66

Äkl MWlWlll ill WM

Ein

vorgeführt >md
Er sagte aus,
seiner Wissens

unterstellen. Es soll ausschließlich von General D e-
gou 1 te verwaltet werden.
Offenburg, 17. März. Wegen versuchten
Diebstahls eines Sackes Hafer wurde der Küfer
Gottlieb Ulmer vom französischen Kriegsgericht zu
einem Jahr Gefängnis verurteilt.
Mannheim, 17. März. Fast täglich wird, so
berichtet die „T.U.", Hier in der besetzten Zone pri-
vates Eigentum von den Franzosen weggenmmnen.
Gestern beschlagnahmten diese bei der Speditions-
sirma Lassen drei Lastautos mit Waren, di« der Fir-
ma zur Beförderung übergeben waren.

Das
sentiert durch di« pscudo-vcrfaffvngstrcue Bayerische
Volksparwi, di« offen verfassungsseindltchc deutsch-
naiionate Mittelpavtet nebst deren zwischen Räte-
republik und „angestammtem" Herrscherhaufe hin-
und herpendelndem bautrnüündlcrischc» Anhang,
hat sich nicht entblödet, der Familie Wittelsbach als
Scknnerzensgeld für den Verlust ihres Thrones 750
Milliarden Papiermark zuzuschanzen. Als Mng
rechnende sorgsanre Hausväter begnügten die Wtt-
telSbacher sich mit einer baren Liebesgabe von
„nur" 60 Millionen, da sie den Schwerpunkt ihrer
Forderungen von Beginn der vier Jahre dauern-
den Verhandlungen au aus die Uehcrlassung von
Sachwerten gelegt hatten. Als solche kommen an
erster Stelle tu Betracht Wer 700Ü Hektar vorzügli-
cher Siaatswäidev, dann Güter, Liegenschaften,
Schlösser und Kunstschätze sowie Wohnungsrechte in
den Palästen verschiedener Landesteile. Damit aber
das bayerische Volk die Erinnerung an die Dyna-
stie nicht aufgibt, werden Teile der sehr zahlreiche»
Familie recht häufig von dem ihnen eingeräumte«
Rechte der unentgMlichen Benutzung zlveier Pro-
szeniumslogcn in den beiden Slaatstycaterin Ge-
brauch machen. Der Zweck dieser letzteren „Abfin-
dung" läuft daraus hinaus, den Glanz der Familie
WittelSbach aufrecht zu erhalten und die Wiederher
stcttung der Monarchie etappenweise herbcizus.hreur
so können die Prinzen und Prinzetzchen durch ihr
DhoaierprivAag auch persönlich dem Volke nähe»
treten.
Man nmh «S den bayerischen Reaktionären zu»
gestehen: Sie haben mit einem Eifer und einen«
Geschick, die sie niemals für das Reich oder die
bayerische Republik auitwendeten, di« Sache so ge-
dreht, das; st« im Landtag, bei der bestehenden Par-
leikonstMaiion, glatt durchgehen mutzte. Vorarbeit
hatten die Kronjuristen, insbesondere der Reichs-
tagsadgeordnete Dr. Beyerl«, in ausreichender
Weis« geleistet. Sollt« eS sich doch um eine Rechts-
frage, beileibe nicht um «ine politische Angelegen-
heit handeln. Da cchcr die Regierung selbst in del
Begründung ihrer Vorlage zugestehen mutzte, auk
wie wackeligen Flitzen imS „Recht" der Wittels-
bacher stand, so verlegte umn sich auf die „gemüt-
liche" Seite, lieb das Milliardengeschenk als „No-
bile Offtnium" des demokratischen Staates erschei-
nen, als Gegenleistung für die WlttelSbacher um
das Wohlergehen ihres Volkes.
Die Drahtzieher und Etlrpeitschcr hatten die
Sache so „gedeichsM", daß die Volksvertretung nur
noch rum Ja sagen gebraucht wurde. Der von
der Rogierung mit den Wittelsbachern abgeschlossen»
Vertrag lieb looder eine Abänderung noch ein«
Prüfung ihrer Ansprüche zu. Alles war hinter den
Kulissen abgemacht. Was kümmerte sich die Gefolg-
sclmst der raaktionäven Landtagsnuchrbcit um di«
historische Tatsache, datz durch das Zivilistengeseh
di« Apanageanfprüche der Wittelsbacher den Cha-
rakter öffentlich-rechtlicher Ansprüche erlangt hat-
ten, die durch die Revolution beseitigt waren, und
was um das Milliardcndcfizit des Staates, der an-
gesichts -Mer sich täglich steigernden Not des arbei-
tenden Volkes einer gutsituierten Sippe Milliarden
zuschicbt und ihr fürstliche Wohn-gelcgenheiten ver-
schalst, wo Millionen fleißiger Menschen in Löchern
hausen müssen?
Um dem Wenks monarchistischer LieveStätigkeit
die rechte Weihe zu geben, schuf mau unter der
Firma eines „Aus-gleichsfonds" eine öffentlich recht-
lich« Stiftung, di« ihrem Wesen nach nichts anderes
ist, als ein Fideikommiss zugunsten der Wittelsbacher.
Di« Verwendung dieses Fonds liegt ganz in ihrer
Hand; nur bei Veräußerungen aus diesen: Fonds
steht dem Staate ein Vorkaufsrecht zu. Sollten aber
einmal, was bet der Fruchtbarkeit des Geschlechts
kaum einirctei» dürfte, di« Wittslsbacher bis aus das
letzte Prinzetzchen ausgestorben sei, dann fallen di«
Schlösser, Wälder, Liegenschaften und Kunslfchäye
nsw. wieder dem Staate zu. Bis zu dieser nebel-
haften Möglichkeit haben die Anwärter der Restau-
ralion einen Kampffonds gegen die Republik in der
Hand, der gegebenenfalls sich zu einem neuen Rep-
tilienfonds entwickeln könnte.
Betrachtet man di« Abfindung der Wittelsbacher
im Zusammenhang mit der übrigen Tätigkeit der
aus den Angst-Wahlen von 1920 entstandenen Land-
tagsmehrheit und Negierung, so ergibt sich ein ab-
gernnldet-es Bild des zielbewutzten Willens zur Be-
seitigung der Republik und zur Wiedergutmachung
des „Verbrechens" der Revolution. Aber es ergibt
sich auch zugleich das getreue Konterfei eines
fürstlichen Geschlechts,, das während scin«r tausend-
jährigen Geschichte dem Grundsatz: „noblexsg
adlige" n t c gehuldigt hat. Die Geschichte der Witt
.telsbacher ist nur «irre ununterbrochene Kette von
aus Vermehrung ihrer Hansmacht oder Förderung

Monatlich elnIchlleSl.
t/Ä/rtohn Mt. Il >0.—. Anzeigen»
Die einspaltige Petitzeile
Dik g > Raum (Zt mm drei»
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°H'°»»-Tarif. Sckeimminel-
"»ige» sinpe» leine Ausnahme,

th„?E^^Präsidrnt (xbert hielt gestern eine weitere
, bor einer Volksversammlung in Hamm.
bis ^"vßenrninister v. Rosenberg bat seine Rede
"ach Ostern verschoben

Geschenk von 75Ü
Milliarden.
Durch di« deutschnationale Provinz.
presse geht ein« Meldung, wonach
Kronprinz Rupprecht von Bayern di«
von ihm geforderte Mililärpcnston als
General seldmarschall deut bayerischen
Kri«g«rbun>d überweisen will, woran-
dann allerlei Schlüsse über Monarchie
und soziale Gesinnung gezogen werden.
Wie es tatsächlich um die Freigebigkeit
der Witrelsbaklwr steht, zeigt folgend«
Zuschrift aus München:
Parlament des Freistaats Bayern, reprä«

Die internationale Lage.
Eine Note an Amerika.
Das amerikanische Staatsdeparte-
ment bestätigt, datz der deutsche Botschafter eine
Note überreicht hat, die die deutsche Auffas-
sung über die Ruhrfrage darlcgt. Offiziell wird
erklärt, datz diese Note keine Aufforderung
zu einer Vermittlung enthalte und datz
Deutschland die Vereinigten Staaten um keine Ant-
wort ersucht. Man fügt hinzu, datz die amerikanische
Regierung keinerleiSch ritte unternehmen und
auf die Note nicht antworten wird.
New York, 18. März. (Letztes Telegr.) Die
amtlichen Kreis« von Washington beobach-
ten über die Haltung der Bundesregierung gegen-
über dem deutsch-französischen Konflikt Still-
schweigen, doch lassen die heutigen Abendblätter
den Eindruck erkennen, den auf Staatssekretär Hug-
hes gewisse Darlegungen der Regierung über die
Möglichkeit einer Schlichtung deS Ruhr-Streits
gemacht haben.
Keine Aussicht auf Lösung.
London, 17. März. Da weitere Gerüchte über
ein« Vermitteln ngsaktion im Umlauf sind,
toird nochmals festgesteltt, daß Großbritannien an
seiner Neutralitätspolitik gegenüber der
Ruhrfrage fest hält und die Auffassung ver-
tritt, daß eiire offenbare Lösung darin bestehen
würde, datz Deutschland Frankreich und Belgien
sondierte.
Englische Auffassungen.
London, 17. März. In einer Rede meinte
Lord Robert Eecil: In der französischen Presse
und auch an einer anderen Stelle sei ein Vorschlag
gemacht worden, der der Erwägung wert sei, näm-
lich, daß, um die Ostgrenze Frankreichs zu schützen,
eine entmilitarisierte, neutralisierte
Zone zwischen Frankreich und Deutschland bestehen
soll, nichteinseparaterPufserstaat. Ein
solcher werde nicht zweckentsprechend sein, vielmehr
dürfe kein Versuch erfolgen, die politisch« und kom-
merzielle Hoheit der Zone zu verändern, sie müsse in
jedem Falle frei bleiben und dürfe nicht zu mili-
tärischen Vorbereitungen benutzt werden. Ferner
müßten di« Eisenbahnen neutralisiert
werden. Er glaube, datz eine solche Neutralisierung
vorgenommen werden könne. Was die Repara-
tionen betreffe, so glaube er, das;, wenn man erst
einmal die störenden Elemente beseitigt habe, die
Verhandlungen in sehr kurzer Zeit eine Lösung
finden werden. Der erste Schritt müßte sein, die
Angelegenheit kn die Atmosphäre des Völ-
kerbundes zu bringen und sie, wenn eben mög-
lich, an den Völkerbund zu verweisen. Es wäre
wünschenswert und notwendig, datz Deutsch-
land veranlaßt werde, dem Bunde b c i z u t r e t e n.
In der gleichen Versammlung führte der Arbei-
terführer Clynes aus: Sicherheit und Reparatio-
nen ließen sich nur erreichen durch die Frage einer
größeren gemeinsamen Allianz, insbesondere zwi-
schen den größeren Mächten Europas. Er würde
gern sehen, daß Schritte unternommen würden,
um klarer und endgültiger seine Ansichten zu erklären.
Anderseits würde er gern eine baldige Erklä-
rungDeutschlands sehen, was es tun zu kön-
nen glaube und zu tun bereit sei.
Wo bleibt der deutsche Vorschlag?
In der „Voss. Zt g." schreibt G«org Bernhard:
Das unverrückbare Ziel verdeutschen Po-
litik muß es sein, entweder Verhandlungen
zu ermöglichen, oder klipp und klar vor aller Well
zu erweisen, daß Frankreich diese Verhandlungen
nicht will. Das einzige Mittel dazu sind
fest umrissene deutsche Vorschläge
zur allgemeinen Reparationsfrage, die auch in; Aus-
land verstanden werden, und durch deren Ablehnung
sich Frankreich offenbar ins Unrecht setzen würde.
Die französische Politik, wenn sie wirklich auf di«
unbedingte Vermeidung von Verhandlungen ab-
zielte, würde ja schon wesentlich erschwert werden,
wenn Deutschland rechtzeitig die Vorschläge, die
der Staatssekretär Bergmann mit nach Paris nahm,
verössentlicht hätte. Das Versäumnis von
damals sollte jetzt eben nachgeholt werden. Und
deshalb ist es vielleicht bedauerlich, datz der deutsche
Minister des Auswärtigen v. Rosenberg seine
ursprünglich bereits geplante Rede Hai verschieben
müssen, weil Professor Hoetzsch, der Berichterstatter
des Reichstags für den Auswärtigen Etat, in Dor-
pas weilt und nicht rechtzeitig zurück sein konnte.
Denn nirgends besser als bei der Beratung des

Ruhr.
Neue Ordonanzen.
Die Interalliierte R heinlandkom-
Mission bat drei neue Ordonanzen bru-
talster Art erlassen. Die erste Ordonanz bedroht wie
bereits früher die Eisenbahner, die Post- und Fern-
sprcchdienstbcamten bei Sabotage mit Zwangsarbeit
und harten FreiheNsstrasen. Die zweite und dritte
Ordonanz baut das System der Requisitionen hin-
sichtlich weiterer Beschlagnahmen von Gegenständen
der Reichsregicrung und Bestellungen der alliierten
Regierungen oder ihrer Staatsangehörigen bet der
Deutschen Regierung oder bei deren Staatsangehöri-
gen aus Grund des Versailler Vertrags aus.

Die Geisel» von Buer freigegeben.
Bu « r, 18. März. Die als Geiseln für di« Stadl
Buer von den Franzosen wegen der Ermordung der
beiden französischen Offiziere Verhafteten, OL«rvür-
germeistsr Zimmermann und der Sparkas-
se n d i r e k t o r der Stadt, wurden vorgestern abend
dem französischen Befehlshaber vorgesühvt. Der Ge-
neral erklärte, er könne sie aus der Haft entlassen,
denn die französische Untersuchung der Mordangeie-
genHeii hätte ergeben, daß die Stadt Buer und die
Bevölkerung kein Verschulden treff«. Die mutmaß-
lichen Täter seien der Kriminalbeamte Burghof
und der Monteur Wittershagen, die auf dem-
Weg -um Gefängnis in Recklinghausen an der Stra-
ss zwischen Westerbolz und Buer einen Fluchtversuch
gemacht hätten und von den französischen Gendav-
men erschossen worden seien. Ferner wandt«
sich der G«neral gegen die Meldungen, nach denen
zwei Schiitzpolizeiheatnte im Hofe des LyzeumS von
den Franzosen erschossen worden seien. Einer der
beiden wurde aus dem Gefängnis
dem Oberbürgermeister präsentiert,
datz der andere lotgesagte Beamte
nicht in Byer gewesen sein könne.
Von deutscher Sette werden dies« Erklärungen
deS Generals als ein Täuschungsmanöver bezeich-
net. Auf Grund eidlicher Zeugenaussagen wurde
festgestellt, datz der Kriminalbeamte und der Mon-
teur vom Radbaus auf den Hof geschleppt und dorr
niedergeschlagen wurd-n. Ebenso verhält es sich
mit der Erschiessung der beiden Schutzpottzeibeam-
t-en. Es sei unbedingt erforderlich, datz/endlich die
von den Franzosen bisher verweigerte Feststellung
der Personalien der beide» im Lyzeum Erschlagenen
vorgcnommen werde. Eine neue Version nimmt
an, daß es sich hierbei um die Leichen zweier fran-
zösischer Soldaten handle, die als Täter in Frage
kommen.

SeschSflsstundenS—«Vhr. Sprech.
Hundt« der Redaktion: II—Uhr,
Posncheülourn Karlsruhe Nr.2LS77.
Tel.-Aor.:Vollszeitung Heidelberg,
Truck u. Verlag der llnlerbadsiche«
VerlagsonsiaU G. m. b.H., Heidel«
berg. iLeschäflsstelle: Schrödersir.ZÄ.
Tel.: Expedition L87Ä u. Redal.Mll.

keine Bereitschaft
'U freier und gerechter Verständigung, zu der die
^»tsche Regierung immer bereit war und bereit ist.
Noch herrscht bet ihnen der Geist mMtärtjchcr und
-v'rischaftijg.^ Diktatur. Niemand von uns
Bw darüber im Zweifel sein, was es -bedeutet:
urde, wenn wir uns den Macytge-üstcn Frank-
üchz nn crwürfcn: dann wäre es geschehen um
eitand, Selbstbestimmung und Zukunft der dem
^n Republik, um di« wirtschaftlich« und sozial»
Wellung der deutschen Arbeiter und ihre Weiterem
^'cklnug, dj? vgm französischen Kavttattsmus ein
-^orn im Auge ist. Diese Erkenuimis gibt uns den
willen und die Kraft, auszuvalten in der
F vehr. Auf uns allein gestellt, müssen wir di:-
schweren Kampf wciterführen; wir sind wehr-
können ihn nur führen mit der Waste
Widerstandes, gestützt auf unsir gutes
E "uf unseren festen, unbeugsamen Willen. Btt
Männer von der Ruhr liegt di« Last der
aber auch ihre Kraft! Auf Euch vertrau!
ruh" Hastet aus, seid wie bisher tapfer; fest
>g uny besonnen. Dann ist unftrer gerechten
»wc der Erfolg sicher. Und dazu: Glückauf!

Hamm, 18. März. Reichspräsident Ebert,
dieichsarbeitsminister Dr. Brauns. Neichswirt-
kchafisminister Dr. Becker, preutzischer Minister
"es Innern Sier > ng sind zu Besprechungen mit
den Führern der Behörden, der wirtschaftlichen Or-
ganisationen, der Gewerkschaften und Arbeitgeber-
verbände des Nuhrgcvieies in Hamm eingetrosfen.
einer im Lause des Nachmittags, von etwa 1500
delegierten und Vertretern des wirtschaftlichen und
öffentlichen Lebens des Ruhrgebiets befuchiten Ver-
sammlung führt« der Reichspräsident aus:
„Wir können mit ruhigem Gewissen vor aller
Eöelr Mistellen, datz Deutschland es nicht war, das
diese Auseinandersetzung verschuldet oder gar ge-
sucht hat. Die Unruhestifter, die Schuldigen
a>r diesem Konflikt, der immer weitere Wellen schlägt
und heute schon ganz Europa in Milleidenscltaft
zseht, sitzen da, wo man schon seit Jahrhunderten
Nach der Rhcingrrnze strebt, wo man deutsche
Stämme und Gebiet« wie Negerkolonien mit Gewalt
an das eigene Land anschmieden will, wo man die
Richrbesetzung schon lange beschlossen hatte, ehe man
sich di« Ziffern der Kohlen- und Holzlieserungen zu-
recht gomacht hatte. Dieser Einbruch eines fremden
Heeres in ein friedliches und arbeitsames Gebier,
Heuchlerisch de» Welt als Entsendung einer Jn-
aenieurkommisston mit geringer militärischer Be-
deckung angekündigt, ist der leichtfertigste Bruch von
Necht und Moral, den die neuere Geschichte kennt,
durch nichts veranlaßt und begründet, wiN'chastlich
°i» vollkommener Wahnsinn. Kein Plan über
Organisation und Methode der Abwehr lag vor.
Aus dem Boden der Hetinat, aus dem zähen Willen
sein--.- Bewohner, aus eigner politischer und wirt-
schaftlicher Erkenntnis entstand spontan und aller-
"ns die
Front d«S Widerstande«
aegen nrilitärtsche Vergewaltigung. Sie haben durch
diese Haftung, durch diesen impulsiven Willen d«r
Einzelnen, der zusammienflotz zu dem Willen eines
^---'les, der Welt gezeigt, datz dir Macht der Idee
aeötzer und stärker ist al« die Idee der Macht. In
Herzlicher Bewegung gedenka» wir aller derer, die in
diesem Avwehrkamps im Vorderircs'cn sichen, der
Beamten des Reiche«, des Staates und der
Kommunen und der Männer der Sch u y p s l i z e i,
argen die sich mit besonderem Haß die brutale Roh-
düt einer enttäuschten Soldateska richtet, der Ec-
lcnhahner aller Dienstziveige, di« eher Freiheit
Haus und Hof dahingeben, als sich fremdem Joche
beugen, der Schiffer und T ran s P o r ita rb c i-
ier, yi« verächtlich mif all« Lockungen und Bedro
Zungen blicken, vor in zähem und entschlossenen!
Zillen zusmnmenstchenden Bergleute, der Füh-
rer des Bergbaues und aller Arbeitgeber und Ar
Zeitnehmer, die die Noi und die Last dieses passt-
en Widerstandes tragen. Was von der Ruhr
Aist, giu vom Rhein, von Hessen, der Pfalz
und Baden. Allen danke ich im Namen des
Deiches aufs herzlichste. Ni« wird und darf Dentsch-
^tny vergessen, welch große Dienst« die Kämpfer an
"ar Ruhr u o Rhein dem Vaterland in schwerer Zeit
geleistet bn eu. In Trauer und Empörung gcdeuien
wir aber ,uch der erschreckend zahlreichen toten
Volksgenossen, di« eine brutale, Recht und Gesetz
Uüt Füßen tretende Miliiärwillkür ermordet hat, die
Nu«m unmenschlichen Mitttärterror zum Lpfcr g"-
iull«n sind. Ihrer Hinterbliebenen zu gedenken.
'»Nen unser« Fürsorge znzuw-enden, soll eine Ehren-
uslicht des ganzen Volkes sein.
Vis setz, ist per fremde Anschlag aus diesen durch
Nach, und Arbeit geheiligten Boden unserer Väter
^bgewehrt, am eisernen Willen der Männ r
"r roten Erde zerschellt. Aber noch zeigt der Geg-
ner

Zur Lage.
Mülheim a. d. Ruhr, 18. März. Di« Ver-
kehrslage ist unverändert. Der Kohlen-
verkehr nach Holland ist wieder ausgenommen,
Dortmund, 18. März. Gestern nachmittag
wurde der vor einigen Tagen erschossene Arbeiter
Chyssel unter großer Beteiligung der Bevölkerung
beerdigt.
In Velbert ist das angekündigte französische
Regiment ISS mit rund 1000 Mann und 33 Offizie-
ren eingetrosfen und hat Quartiere bezogen. Neber
Elbersehaben heute früh französische Flieger
Flugblätter abgeworfen.
Essen, 18. März. In der Nacht zum Sonntag
wurde der Buchdruckereibesitzer KurtSchulte von
französischen Soldaten durch einen Kopfschutz so
schwer verletzt, datz er beute nachmittag gestor-
bne n ist.
Neue Ausweisungen.
Darmstadt, 18. März. Am Freitag vormit-
tag traf an der hiesigen EifenbahnbrMe ein von
Franzosen geführtes Lastauto ein, das mit zehn aus-
gcwicfenen Personen, meist Beamten, besetzt war.
Unter diesem Transport befand sich auch der Redak-
teur Genoss« Hirsch von der „M ainzer Volks-
zeitung", dessen Kollege Jbing bereits vor meh-
reren Tagen ausgewiesen wurde. Unser Mainzer
Parteiorgan ist damit seines Redaktionsstahes völ-
lig entblößt. Der Ausweisung des Genossen Hirsch
ging eine Durchsuchung der Geschäfts- und Red ak-
tiv ns räum« der „Mainzer Volkszeitung" voraus, die
von 18 französischen Kriminalbeamten vorgenom-
men wurde. Das Resultat der Haussuchung blieb
jedoch erfolglos.
Das besetzte Baden.
London, 17. März. Wie der „Daily Tele-
graph" milteilt, hat Frankreich dein Wunsche Eng-
lands Rechnung getragen, das badische besetzte! Auswärtigen Etats bätte sich die Möglichkeit ge-
Grbiet nicht der Rheinlandlommifsio»« u bolen. deutsche Erklärungen abzugeben.
 
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