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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Januar - April)

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Nr. 61 - Nr. 70 (13. März - 23. März)
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^'''»°nfinv?n!e.n°Äuin->dm- d LM NM Tel.-E-ipeP..io„MnRedak.2«7».
^ses-ZelLung für die lvetttWeDevSIkkrung der ArnMezkrke öe!de!ders, Wiesloch. 6Mew. Evoingev. Kerdach. Mosbach. Bache». Melsheim. Vorberg. TauberbWossbeim a. Wertheim

Jahrgang Heidelberg, Freitag, den 23. März 1923 Nr. 70
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Eine deutschvölkische Verschwörung aufgedeckt.
26 Personen verhaftet. — Pläne gegen die Reichsverfassung. — Attentatsabstchten. — Verschwörerzentralen.

» Heidelberg, 23. März.
Nicht von ungefähr traten in den lebten Tagen
*>'e Osfenstvabsichten der Deulscyvöl-
^'schen immer mebr zutage. Es ließ sich nicht
^»gnen, daß etwas i mGange war. So sehr die
^Ustchvölktschcn Kreiss sich auch bemühten, ihre
^iä„e im Dunkeln zu halten, so ist cs glücklicherweise
'''-'"mehr doch gelungen, die Verschwörerpläne
^Scn Versagung und Reich aufzudecken. Vor allem
preußischen Innenminister Severing ist es
iu danken, das; die Pläne der Deursckwölkischen recht-
*'"ig ausgedeckt wurden.
Nichts Geringes hatten nach vorliegenden Mel-
dungen die Pläne im Auge. An einem genau ve-
'E'uitnien Tage sollten in kurzer Frist die Reichs-
-Gierung und die preußische Regierung gestürzi
"'"den. Die sozialistischen Minister in den einzelnen
-ändern, vor allem der preußische Minister d-s Ju-

wurde heute früh eine Haussuchung vorge--
nommcn. Zahlreiche Akten, die gesamte Korrefpon-
dinz Roßbachs und die Korrespondenz der Organi-
sation Abteilung ll der Deutschvölkische» Freiheits-
partei wurden beschlagnahmt.
Die hochverräterische Umtriebe.
Berltn, 22. März. Die Untersuchungen haben
Material wegen hochverräterischer Um-
triebe und Geheim bündelet ergeben. Es
ist der Zusammenhang zwischen der Deutschvölkische»
Freiheitspartei, den bayerischen Nationalsozia-
listen Hitlers und der Groß deutschen
Arbeiterpartei festgeftcTt. Alle Einzelheiten
werden von der preußischen Regierung auch den
Reichsstellen gegenüber heute noch geheim gehal-
ten. Ein Teil der in den verschiedenen Städten ver-
hafteten Personen wurde nach polizeilichem Verhör
entlassen, ein anderer wird den zuständigen
Richtern vorgeführt.
Tie Ausbreitung im Reich.

"tten, Sevcring, sollten durch Attentate b>-
'eitsgt werden. Reichstag und Landtag
iollicn auseinandergejagt werden, die Wei-
"--rer Verfassung für aufgehoben erklärt
'"'d an ihrer Stelle eine nationale Dikta' ur der
v-Utschvölkischen und nationalsozialistischen Führer
sichlet werden. Der ganze deutschvölk-sche und
äälionalsozialistische Heerbann in Preußen u.ch Bay-
ü war aufgeboten. Die A u s ma r s ch P l ä n e der
^"Zeinen Hnndertmannschaften in den Ortsgruppen
über das Reich zerstreuten Organisationen wa-
'e>, bereits auSgcarkn-itct. Gegen Berlin sollte
-in konzentrischer Angriff dnrchgesührt werden.
2o sollte ein neuer ülS ins Einzelne ausgearbei-
k'er Kapp. Put sch — riesig« Geldmittel standen
ur Verfügung — das deutsche Bott in aeina' o-' e
'wtvtertgste inne» und außenpolitisch« Wirren stür-
So steht di« .Einheitsfront" der „natioimlen"
»völkischen" Kreise ans. Will die Reiawrecae-
^'"g, wollen die Landesregierungen wahrhaft
'"'io na la Politik treiben, so muß es ihre
Gerste Ausgabe sein, diesen zerstörenden Bazillus an
"l Wiedergesundung des deutschen Volkes und sei-
Staates mit unnachfichtlicher Strenge
""szimierzen.

Man fand dadurch geheimes Maie-

26 Persone« verhaftet.
e rl i n, 22. März. Dkepreußische Staats-
^üierung ist einem Komplott ans die Spur ge-
^unueen, der von den rechtsradikalen voll-
" chen Parteien und den ihneit nahestehenden
chei mbü »den ausgebt. Der soztaldemokra-
chc Mtntster des Innern Severing, der die
§"'rze Untersuchung in der Hand bat, wird morgen
" iitag j,u preußischen Landtag Mitteilun-
über diese Vorgänge machen, denen man mit
^vßer Spannung enigcgenstcbt. Den Ausgangs-
^"»kl der Untersuchung bildet die am Montag er-
o'ä'e Verhaftung des Fretscharensübrers Roß-
""ch. Man fand dadurch geheimes Male-
das auf die Spur anderer Teilnehmer
'idrte. Henle hat die- Berliner politische Polizei
älls s uch u u g en in den Bureaus der deutsch-
blktschxn Freiheitspartet vorgeiwmmen.
' Laufe des heutige» Tages ist in Berlin eine
' ^b« von Ortsgruppcnführer >« der unter
Leitung der Abgg. W u Ile, Henning und v.
k ' äcfe stehenden Deutschvölkische rr Frei-
.^^'sp axtei verhaftet worden unter dem Ber-
ate, an einer Verschwörung beteiligt zu
/ Im Laufe des Vormittags wurde auch die Ge-
d Üstsstelle der Deutschvölkischen Freiheitspartei in
Dessauer Straße durchsucht und dabet verschiede-
Material beschlagnahmt. Soweit wir un-
^"ichtet sind, beträgt die Anzahl der in Großberltn
k "steten am Abend 2 6. Wir möchten annehmen,
Ni worgen mittag dazu noch eine Reihe Weite-
verhaftungen außerhalb Berlins kommt,
hal^'tiiu, 22. März. Unter den In Berlin ver-
de, deutschvölkischen Ortsgruppenführern besin-
^vi,Major Sncthlage, ferner Kapitän
des " w dros. Daniüc sowie einige Führer
w»rd 'aeudbnndes Die Verhafteten
Sn tz b» heute >m Polizeipräsidium vernommen. Vis
fteig " Abendstunden war noch niemand von ihnen
k,«uft»^en. Auch im Bureau der „Deutschen Ans-
Ober^ ^"6 sich in der Wohnung des verhafteten
lltnants RoßbaH in Wannsec befand,

Berlin, 22. März. Die polizeiliche Durchsu-
chung, die am Donnerstag vormittag von Beamten
der Berliner politischen Polizei in den Geschäfts-
räumen der Dcu schvölkischcn Freiheitspartet und bei
verschiedenen Führern dieser Partei in Berlin, zu-
gleich aber auch in anderen preußische» Städten wie
Kassel, Erfurt, Halberstadt, Hannover, Köse», Mag-
deburg, Merseburg, Minden, Raumburg und Stolp
in Pommern vorgenommen wurde, ist wegen drin-
genden Verdachtes hochverräterischer Umtriebe er-
folgt, ferner wegen Verstoßes gegen die Verordnung
des Reichspräsidenten vom Z4, Mat 1821.
Rechts- und Lmksbolschervismus.
Berlin, 22. März. Die Rechtspresse behaup-
tet, daß die rote Armee der Kommunisten schon
vor irgendwelchen Toren stehe. Der „Vorwärts"
weist daraus hin, daß in den letzten Tagen kom-
munistische Sprengkommandos in sozialde-
mo trat-schon Versammlungen- austreten, Erst
gestern wurde der Sozialdemokrat Künstler, der
weil auf dem linken Flügel der Partei steht, wäh-
rend einer Versammlungsrede durch Kommunisten
überfallen und mißhandelt. Der „Vorwärts" schließt
daraus, daß aller Wahrscheinlichkeit nach
Zusammenhänge zwischen Kommunisten und
Rechtsradikalen
zu gegenseitiger Erregung von Unruhen bestehen.
Freilich erklärt das sozialvenwlratische Zentralorgan
dann, so tief die Meinungsverschiedenheiten inner-
halb der Arbeiterschaft mich seien, so werde sie doch
in der Abwehr gegen den Rech:sradtkastsmus
entschlossenen Widerstand leisten und,
Wenn nötig. Gewalt gegen Gewalt setzen.
Die Unschuldslämmer.
Berlin, 23. März. Unser Berliner Büro le-
legvaphiert uns: In einer längeren Erklärung gib:
die Deutschvölkische Freiheitspartei von der Verhaf-
tung einer großen Zahl von OrtSgr uppcnsühreru
und der Beschlagnahme -der Mitgliederlisten nsw. in
ihrem Hauptbüro Kenntnis. Die Haussuchung sei
nur vorgeirommcn worden, „um dielen ungeheuer-
lichen Rechtsdruch gegen eine politisch-parlamenta-
risch vertretene Partei einigermaßen rechtfertige« zu
können. Wie wir wissen, ist auch die Verhaftung der
völkischen Abgeordneten geplant." Nach der gleichen
Erklärung soll die Aktion der Polizei zuriickznführcn
sein ans „die Entlarvung eines Polizeispitzels na-
mens Richter, der sich in die Turnerschaften der Frei-
hoitspartei eingeschlichen hatte." Dieter Richter ha»
sich angeblich besonders in Spandau betätigt und soll
dort wiederholt zu politischen Morden ansgefordert
haben. „Vor allem sollte Clara Zetkin beseitigt tver-
den." Diests Ansinnen sei immer abgelebt« worden.
Wo stecken die Papiere?
Berlin. 23. März. (Priv.-Telgr. unseres O
Mitarbeiters.) Im Berliner Hauptbureau der Wullc-
Partei hatte nran, wie das leider schon öfter der
Fall, Wind von den Vorgängen erhalten und das
hauptsächlichste Aktenmaterial vorher entfer-
nen können. Die Vermutung scheint nicht unberech-
tigd zu sein, daß die drei Führer der Dcutschvölkischen
Freiheitspartet, Wulle, v. Graefe und Hen-
ning, die Akte« in ihre Arbeitszimmer im Reichstag
haben bringen lassen, wo st« insofern geichützt sind,
als ohne Genehmigung des Reichslagspräsidenten
im Reichstagsgebäude keine Haussuchung vorgenom-
men werden kann. Die Meldung, daß auch diese
drei völkischen Führer verhaftet seien, ist unrichtig.
Im Lause des Donnerstag nachmittag fanden
zwischen den maßgebenden Stellen in Preußen- und
im Reiche wichtigePolittscheBesprechun-
gen statt. Im preußischen Landtag wird der Preu-
ßische Jnnerrmiriister Gen. Severing bet Beant-
wortung der sozialdemokratischen Anfrage wegen der
Selbftschutzorganisattonen der Oeffenttichkeit Auf-
sehen erregende Mitteilungen über das
Treiben der rechtsradikalen Parteien und Gruppen
machen

Die bayerische Reaktion.
Eine bayerische PersönliMett gibt in der „Frank-
furter Zeitung" folge lüde interessante Darstellung
über die drei Gruppen der bayerischen Reaktion:
Auf der einen Seite steht die Partikularistisch-
bayrische Gruppe Kronprinz Ruprecht, Kahr,
Heft» ustv., die ein loseres Verhältnis zum Reich
Wiederherstellung der Wittslsbacher Monarchie, An
Niederung von Deutsch-Oesterreich (ohne Wien!)
und Stärkung des klerikalen Einflusses erstreben.
Die Rationalisten sind dagegen weder klerikal noch
bestimmt monarchistisch, noch vactikularisiisch; sie er-
streben gewaltsame Ntcder-wersung der Sozialisten,
Misschaltung, Unterdrückung oder Austreibung der
Juden, sie erstreben eine von Bayern ausgehende
Diktatur für ganz Deutschland. Die Ludendorff-
Gruppe endlich ist antiklerikal und ausgesprochen
mitipautikularistisch; sie stützt sich vor allen» aus große
Teile des früheren Offizierskorps und norddeutsche
Elemente, sie will eine Restauration, die denr MVi-
talismus wieder zur Herrschaft in ganz Deutschland
verhilft, in der HoMumg ans Wiederherstellung von
Deutschlands Größe.
In engster Fühlung mit den beiden ersten Grup-
pen stehen Elemente, die bei ihren Putschpiänen aus
die Hilfe Frankreichs rechnen, die mindestens immer
wieder bestimmt versichern (bei ihrer geheimen
Werbetätigkeit), daß Frankreich bet solchen Putschen
nicht gegen Bayern einschreiten werde. Die Verbin-
dung mit solchen Elementen wird zwar stets -abge-
leugnet. Wie auch bei dem neuesten Falle Fuchs-
Machhaus-Bnnb „Blücher"; sie ist aber vorl-mwen,
und die Musterungen der Führer ergeben deutlich,
daß man mit einer stillschweigenden Duldung rech-
net. Ganz anders die Ludendorff-Gruppe, die Ge-
danken wie den der Donaumonarchie energisch aü-
le'biU urrd die bei ihren Plänen stets mit einem End-
kampf gegen Frankreich gerechnet hat.
Neuerdings har sich Lndendorff ganz voir den
bayrischen Bestrebungen losgcsagt. Er will jetzt
seine eigenen Pläne gegen die Republik in erster
Linie mit iden nordveittfchrn Monarchist!-» gemeinsam
verfolgen. Allerdings habe» sich seine Emissäre in
letzter Zeit auch sehr bemüht, in uordbayrischb'. Of-
fizierSkreise» Stimmung für die Lndcndorfscknn
Bestrebungen zu machen; sie scheinen dabei erfreuli-
cher Weise keinen Erfolg gehabt zu Havert.
In einem Punkte wor Wohl die M« erzähl einig;
vielfach und allgemeiner, als die Ocssentlichleit ahnt,
war man gswillt, loszufchlagcn, wenn Vic Regierung
Cuno zurüütrete und durch eure Regierung
Br eit scheid, oder eine ähnliche, ersetzt werde.
Jetzt fcheiitt man auf Letzteres »ich! mehr zu rech-
nen (leider ist zutreffender der Ausdruck: zu hof-
fen), sondern un-ternirmnt bereits Sturmläufe ge-
gen die Regierung Cuno selbst und den Neichstaz.
die beide „versagt" haben, und von denen man
zuviel Entgegenkommen bei den Verhandlungen,
die ta irgend wann einmal den Ruhrlamps aLscblie-
ßen,nüsfen, befürchtet.

Die internationale Lage.
Die deutsche Abrüstung.
London, 23. März. Im englischen Unter-
hause erklärte der Untcrstaatssekretär des Krieges,
daß die nach dem Friedcnsvertrag vorgeschlagencn
Streichungen im deutschen Heere an Mannschaften
und Material so dnrchgeführt wovden sind, daß sic
eine wirksame Abrüstung bedeuten.
Die Haltung Englands.
London, 22. März. Im Zusammenhang mit
ter „Sicherheitsfragc" sind folgende Vorgänge im
Unterhaus interessant:
Wedgewood fragte: 1. ob die französische
Regierung die englische gefragt habe, ob Großbritan
nicn geneigt sei, sich Maßnahmen anzuschlteßen, die
dazu bestimmt seien, die Ausführung der Bedingun-
gen des Versailler Vertrags über die Enlwass
nung Deutschlands und die Tätigkeit 1er in-
teralliierten Militär kommission zu er-
zwing e n; 2. ob mit Rücksicht aus das unabhängige
Vorgehen der Franzosen im Ruhrgebiet die englische
Regierung davon Abstand nehmen wolle, General
Bingham, denr englischen Vertreter in der Mili-
türkom Mission den Befehl zu erteilen, mit der
Kommission zusammen >«wirken. Bonar
Law erwiderte, die Antwort auf die erste Frage
laute bejahend, auf die zweite verneinend.
Wedgewood sagte darauf: Dann wirkt also Ge-
neral Bingham mit der MiMärkontrollkommisfion
zusammen? — Bonar Law antwortete: Ja.
London, 22. März. Im Oberhaus betonten
Song, Carson, Haldane und Grey die Not-
wendigkeit, alle überflüssigen Ausgaben
in Mesopotamien und Palästina durch Räumung zu
sparen, um, wie Lord Grey ausführte, die S i
cherhett Londons zu gewährleisten. Lord
Haldane erklärte, Frankreichs Freundschaft sei für
England ebenso wichtig wie Englands Freundschaft
für die Sicherheit Frankreichs. Grey und Salisbury
betonte» übereinstimmend, England müsse sich dar-

über klar seim daß es strategisch »licht mehl
als Insel zu betrachten sei.
Die Hoffnung auf Loucheur.
Paris, 22. März. Die „Humanste" veröffent-
licht ein ihr durch einen Zufall auf den RedaMonS-
tisch geflatterets, an Herrn PotncarL gerichtetes ge-
icimcs Memorandum, in dem der nationalistisch«
Abgeordnete Propost de Launay seine Eindrücke vo»
einer Reise durch das Ruhrgebiet nievergelegt hab
Der Verfasser, der die geheimen Ziele des Ruhrun-
tennehnrens billigt, erklärt darin: Tas einzige Mit-
tel zur Sicherung »es Erfolges sei dtt Verschärfung
der Maßnahmen, die rücksichtslose Anwendung aller
Machtmittel. Dazu bedürfe es zunächst -iner erheb-
lichen Verstärkung der Bcsatzungöarmee und der
Einsetzung eines Diktators mit unbeschränkten Voll-
nrachten. Als der einzige Mann, der die Fähigkeit
babe, das Unternehmen noch zu einem glücklichen
Ende zu führen, werde heute in allen kompetente»
Kreisen Herr Loucheur genannt.

Ruhr.
Die Verkehrssperre.
Frankfurt a. M, 22. März. Die Besatzungs-
behörde hat die Beaufsichtigung der Grcnzüber-
giinge durch Milititrpoftcn außerordentlich ver-
stärkt. Sie hat sehr scharfe Anweisungen für et-
waige Nebrrfchrcitungen der Grenze für Personen ».
Fuhrwerke erlasse,». Ferner sind sogenannte flie-
gende Streifen längs des Grenzkordons einge-
richtet, die r ü »sich tsloS gegen jeden vorgehen,
der während dA Sperrstunden die Grenze zu über-
schreiten versuchen soMe.
Todesopfer.
Duisburg, 22. März. In Duisburg
wurde in der Nacht zum Dienstag zum Mittwoch de»
Kesselheizer Hermann Drosten von einem französi-
schen Posten erschossen. Der Ermordete hinterlaßt
Frau und sechs Kinder im Alter von 1^ vis lf
Jahren.
Paois, 22. März. Der in Buer ermorde «
Leutnant Colbin wurde gestern in Lille unter großen
Trauerkundgebungen und militärischen Ehreudezm«
gungen bestattet. Als Vertreter der Regierung hielt
Marschall Franchot d'EsPernay eine Trauerrede.

Düsseldorf, 22. März. Die Franzosen be-
schlagnahmten gestern bei der Stad hrmptkaffe
Millionen Mark. Angeblich als Kontribution für
die Beschädigung von Fernsprech'estungen in -den Be-
zirken Düsseldorf-Eller und Düsseldorf-Rach. Der
Oberbürgermeister hat gegen das Vorgehen beim
kommandierenden General Protest eingelegt. An-
dere französische Kriminalbeamte drangen in die
Ränme der Postkassc ein und beschlagnahmten zirka
30—40 Millionen Mark, die für Gehaltszahlungen
bestimmt waren. Zwei Postbeamte sind verhaftet
worden.
Dortmund, 22. März, Die „Deutsche Allg,
Ztg." Weitz folgendes zu melden: I» der Nacht vom
19. zum 20. März drangen mehrere französische Sol-
daten in sieben Häusern der Leierstraße eilt. Sie setz-
ten den Bewohnern die Pistole airs die Brust und
nahmen ihnen Geld- und Wertsachen wcg. Insge-
samt sielen ihnen so IZH Million Mk. Bargeld in die
Hände. Zahlreiche Wertsachen wurden geraubt.
Personen, die allein in ihrer Wohnung angettoffe»
wurden, wurden von den Franzosen in der gemein-
sten Weise belästigt. Der französische Kommandant
in Dortnrund hat eine strenge Untersuchung der Vor-
fälle angeordnet.
Essen, 22. März. Der Kommandierende bel-
gische Kommandant Borremanns in Sterkerade hak
dem Regierungspräsidenten in Düsseldorf auf dessen
Protestfchreibeu in der Angelegenheit der Erschie-
ßung des Schuhmachermeistcrs Stockborst und der
Verletzurrg eines Straßeiwahnfchasfners in Essen-
Winirop durch den belgischen Korporal Franck und
den belgischen Soldat Fischer mttgeteilst daß fick» die
beiden Belgier in Notwehr befunden hätten. Das
Verfahren gegen die beiden Täter ist eingestellt.
Paris, 22. Mürz. In Düsseldorf wird dek
japanische Vizeadmiral Abo, der stcllvcrtrciendcl
Ches des japanischen Admiratstabes, zum Besuch
des Ruhrgebiets erwartet.
Offenburg.
Offenburg, 22. Mürz. Das französische Be«
satzungskommaicho hat angeordnet, daß vom 25«
Mürz die Preise der Lebcnsmrtrcl und der Gegen«
stände des täglichen Bedarfs rn allen Läden angc^
bracht werden müssen, und daß es d«n Geschäften
verboten ist, «n di- Bssatzungstruppen ihre Erzeugt
nisse zu höhcrrtG» s«n zu verkaufen als sie vonj
Publikum vevla:' .den. Der Stadtteil soll dies«
Verordnung dnMst-yrcn. Ferner haben die Freist
zosen verlangt, daß der frühere Exerzierplatz,
 
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