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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Januar - April)

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Nr. 11 - Nr. 20 (13. Januar - 24. Januar)
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Volkszeitung

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K. Jahrgang Heidelberg, Samstag, den 20. Januar 1923


-1!... ...DM
Nr. 17

Die Ruhrbesetzung und
die Reichsregierung.
Es wird uns geschrieben:
Unter Verletzung des Versailler Vertrags hat
der französische Kapitalismus und der mit
ihm verbündete und wesonsverwandte Milita-
rismus vom Lebenszentrnm dxr deutschen Wirt-
schaft Besitz ergriffen. Französische und belgische
Truppen sind kriegsmäßig in ein Gebiet intensivster,
friedlicher Arbeit eingersiclt. Die milgesandlen frem-
den Ingenieure und Kaufleute werden nicht ver-
hindern können, daß rohe Gewalt die zahllosen lei-
den Fäden zerreißet'., die komplizierte Ma-
schinerie des rheinischen Industrie-
gebiets mit täppischer Hand stören wird. Das ist
die neue und sehrernste Lage, mit der wir zu
rechnen haben, da wir uns dagegen weder mit mili-
tärischen noch mit wirtschaftspolitischen Mitteln
wehren können.
Diese neire politische und wirtschaftliche Ge-
walttat des westlichen Imperialismus hat nicht
nur in ganz Deutschland, sondern auch bei
derArbeiterschastdeSAuslandesEnt-
rüstung hervorgerusrn.. Die deutsche Sozial-
demokratie verurteilt aufs schärfste diese
Vorgänge im Ruhrgebiet, wenn sie auch aus be-
stimmten Gründen gemeinsame Protestseiern abge-
lehnt hat. Die Reichsregierung hat unsere Gesandten
abberufcn — ihre Stellvertreter samt Personal aller-
dings dort belassen — sie hat die Abreise des Kohlen-
fhndikats an-geordnet, der Reichskohlenkommissar hat
die Lieferung von Kohlen an die Vertragsbrüchigen
Mächte verboten. Ueber die Wirkungen dieser Maß-
nahmen kann inan aber verschiedener Ansicht sein.
Wir wollen auf all dies jedoch nicht eingehen; es ist
geschoben und damit ein wichtiger politischer Schritt
getan, freilich nur nach der negativen Seite.
Damit kommen wir ans die ungleich wichtigere
Positive Seite dieser Politik der Reichsregierung
zu sprechen. Das Werktätige Volk, von dessen Arbeit
und Wohlfahrt auch das Wohl und Wehe des gan
Sen Reiches abhängt, hat das Recht und die Pflicht,
nach dieser positiven Politik der Reichsregierung zu
tein'-u'. Rüchen,wird, wie Genosse
Müller-Franken im RetcbSiag ausumrn, v>c»> .
Zwist ansgetragen. Ein Dechzigmillionetwolk ist da,
es muß arbeiten und leben, weil es u n m ögltch
ist, diese sechzig Millionen aus der Welt
zu tilgen. Ebensowenig wie wirtschaftlich kann
es politisch und kulturell verschwinden. Es ist der
Glaube an unser Volk und seine Aufgabe, den wir
t-an aller Schicksalsschläge haben müssen und auch
hohen.
Politik kann nicht mit Gefühlen und Wünschen,
sondern einzig und allein mit dem nüchternen, eis-
kalten Verstand gemacht werden. Der Staatsmann
kann Gefühle und Empfindungen Wohl in seine
Rechnung einstellen, und jeder gute Politiker tut das,
aber diese Rechnung selbst mutz mit einer eiser-
nen, unentrinnbaren Kouseguenz nach dem gesteckten
«lösten Ziele hinführrn. Und damit kommen wir
wieder auf die Fruge: Treibt die Reichsregierung
solche Politik? — Wir muffen offen gestehen, wir
vermögen weder einen Weg noch ein Ziel zu sehen.
Es gab eine Zeit nach dem Kriege, wo wir diese
weg und zielbewußte Politik oder wenigstens An-
sätze dazu batten, die von vielen geschmäht, von
»roch mehr Deutschen überhaupt nicht verstan?-en
worden ist. Es tvar, nachdem die ersten Jahre de.
innerpolttischen Befestigung der Republik bcnun
dienen müssen, die Aera R a th e na u - W i r t h.
Natbenau hatte erkannt, daß unsere auswärtige Po-
litik ihren Aussangspunkt von der Wirtschaft her
nehmen müsse, und zunächst rnit Frankreich das
Wiesbadener Abkommen und später ms*
Rußland den Rapallo-Vertrag abgeschlossen.
Beide lagen in der Linie der Konsolidierung der
festländischen Wirtschaft und einer Verbindung der
wirtschaftlichen Einzelinteresfen zu größeren wirt-
schaftliche» und damit mit Naturnotwendigkeit auch
Politischen Ziele«!. Die Grundlage dazu bot Wirw
mit seiner E r s tt kl u n g s v o l t t! k. Mit Nathe
naus zu frühem Tode wurde diese verheißungsvolle
Entwicklung jäh abgerissen. Weder der Vertrag mit
Frankreich noch vor allem die wertvollen Beziehun-
gen zu dcm zwar zerrütteten, aber von Natur aus
unermeßlich reichen Rußland wurde richtig ausge
nützt. Von dieser Perspektive ans gesehen war es
unvermeidlich, daß einige Zeit darnach auch Wirth
.scheiterte.
Was für eine Politik verfolgte unsere jetzige Re
gisrung? Wir wollen darüber nur so viel sagen:
Wir hatten schon einmal eine Regierung, die ihr
teilweise ähnlich war, das Kabinett Simons
Fehrenba ch. Vestigüa tsrrentl Hier sollten die
Spuren doch schrecken, umsomehr, als Henle die
Lage nm vieles knister ist! Die Regierung dar-
gewiß keine Politik gegen Engkand trei
den, aber ebenso sehr muß sic daran denken, daß,
wie einmal ein bekannter Politiker unserer Partei
sagte, England und Amerika in ihrer Abgeschie
denhett uns viel weniger nützen als das
benachbarte Frankreich schaden kann. Auch
jetzt gab es Möglichkeiten zu solcher Politik. Die
Pläne Poincarös entspringen, abgesehen von dem
brutalen Vc-rs-im ilire- ' n-cbfübrnng, nicht allein
U n l i o u a l -- i m p e r i a l i st i s ch e n G edanke n-
LisULLiw lw beruhe» muh aus dem Plane Mus-

solinis der Bildung einer kontinentalen
großen Wirtschaftsgruppe unter Einschluß
Deutschlands; ohne daß darin eine Spitze gegen
England liegt, wenngleich auch damit der europäisch«
Latinismus gehoben werden soll. Konnten wir auch
allen diesen Zielen nicht beipflicht-en, der Weg war,
wenn nicht alle Anzeichen trügen, aus eine kürzere
oder längere Strecke gemeinsam. Diese Chancen
mußten von der deutschen Diplomatie ausgenntzt
werden.
Ist so die Basis für ein« aktive Außenpolitik noch
Weiler eingescürumpft als bisher, so bleibt der
Reichsregiernng um so mehr auf dem Gebiet der
Innenpolitik zu tun. Wie Stein nach dem
Zusammenschluß Preußens durch weitgesteckte, aller-
dings später teilweise verhinderte Reformen der
Wiederaufstieg einleitet, so sind heute einschneidende
Maßnahmen, eine völlige Neugestaltung besonders
unserer Wirtschaft das Gebot der Stunde. Schon
haben Geschäftswelt und Jndustrlefchaft ihrePreise
wieder verdoppelt, das Einkommen der großen Ver-
bränchermaffe ist gleich geblieben! Soll das so
wcitcrgehen und wielange noch? Die Reichs-
regierung will sich noch mehr als bisher auf Handel
und Industrie stütze». Wo bleibt, da zweifellos da-
mit die Arbeitgeber gemeint sind, die große
Masse der Arbeitnehme r, die nun ganz unent-
behrliche Mitarbeit der Landwirtschaft? Da-
mit, daß der Reichswirtschaftsminister Becker erklärt:
„Wir müssen unsere Betriebe ein- und ab-
stelle n, wir müssen mit Arbeitslosigkeit
rechnen und uns vorsehen", ist gar nichts getan. Und
kann ein Land mit bedeutender Landwirtschaft eS
ertragen, wenn es nicht zugrunde gehen soll, daß
die Größe der bebauten Felder, ihre Ergiebigkeit,
die Menge der erzeugten Milch usw. dauernd ab-
nimmt? Die immer in solchen Zeiten angekündigte
Schließung der Vergnügungsstätten u. a. m. tnt eS
auch nicht. Es ist Sand in die Augen des Volkes
gestreut!
Der Grundsatz des „ißaisser iair, laisoer aller"
nmtz endlich aufgegeben werden. Das verlangt nur
wirtschaftliche Einsicht einzelner, sondern auch der
gesunde Sinn der Muffe. Da unsere Industrie ge-

genwärtig nicht sehr leistungsfähig ist, indem wir
uns bereit- in vielen Artikeln, eine Uebertragungs
Produktion iw der ganzen Welt gegenüberseben, muß
die Hebung unserer landwirtschaftlichen Produktion
durch Meliorationen, Feldbereinigungen, verbesserte
Düngung; Anwendung aller Errungenschaften von
Wissenschaft und Technik, verbesserte und vermehrte
Organisation usw. in erster Linie angestrebt und ver-
wirklicht werden, nachdem man bisher schon viel da-
rüber geredet hat. Die aus der Krieg »zeit erhaltene
Rumps-Zwangswirtschaft muß durch bessere Orga-
nisation ersetzt werden. Da die Hebung der land-
wirtschaftlichen Produktion auch eine Geldfrage ist,
mutz die neue Form in einer Verbindung von ge-
meinwirtschastlicher oder genossenschaftlicher Pro-
duktion u. genossenschaftlicher Konsumption
(Verbrauch) gesucht werden.
Auch einNeuaufbau der ganzen inneren
st aa t l iche n O r gan i s a ti on, die noch aus der
Zeit des alten Obrigkeitsstaates stammt und
heute gewaltige, unproduktive Ausgaben verlairgt,
ist unbedingt nölig. Mit dem Grundsatz, daß durch
bürokratische Gesetze und Verordnungen die Wirt-
schaft intensiviert, die Moral gehoben werden kann,
mutz endlich gebrochen werden. Möglichst wenige
und kurze Gesetze, diese dann aber rücksichtslos a n -
gewandt. Vieles Hot sich überlebt. Manche Be-
hörden können ganz verschwinden oder allmählich
abgebaut werden, andere sind unnötig groß und
sollten verkleinert werden. Die nötigen Beamten und
Angestellten aber müssen ausreichend besoldet wer-
den. Die Zuständigkeit und damit auch die
V e ran tw o r 1 u n g der einzelnen Stellen muß er-
höht werden, scharfe Auslese wach der Tüchtig-
keit ist zu verlangen.
Das ist naturgemäß nur ein Bruchteil der nöti-
gen Reformen und vielleicht die zurerst vorzuneh-
menden. Aber geschehen muß etlv-aS, und deshalb
fragen wir wieder: „Hat die Regierung hier ein
Progrannn und welches?" Möge sie damit nicht
bald, sondern sofort hervortreten und nicht war-
ten, vis die vom Sturm der Ereignisse aufgewor-
fenen Wellen uns Alle verschlinge u!
K- l—r.

ebenfalls einige vor der Anilinfabrik liegende Koh-
lcnkäyne beschlagnahmt. Darunter befindet sich auch
ein Kahn mit einer englischen Kohlenladung. Wie
zuverlässig verlautet, sollen die französischen Piraten
bei Nierstein auch ein auf der Fahrt von Rotterdam
nach Mannheim befindliches Getreideschiff angehal-
ten haben.
Frankreichs Antwort.
Paris, 19. Fan. Auf die durch den hiesigen
deutschen Geschäftsträger der französischen Regie-
rung überreichten Protestnote Hai die französische
Regierung nunmehr geantwortet, daß die von
ihr ergriffenen Maßnahmen keineswegs eine
militärische Operation darstellten und
durchaus im Einklang wären mttdemFrie -
densvertrag und sämtlichen seilens Frankreichs
angeküudigten Maßnahmen. In der MitteilnW
heißt es weiter, daß besonders der Widerstand
der deutschen Industriellen die französi-
sche Regierung gezwungen habe, zu R eq u i s i ti o -
nen überzugehen. Diese Reguisttionen sollen sich
zunächst auf K o h l e n l i c f e r u n ge n beziehen,
die Deutschland auf ReparationSkonto leisten muß
und dann auch aus sonstige Bedürfnisse
Frankreichs im Ruhrgebiet und auf der linken
Rheinscite.
Berlin, 26. Jan. Ju der französischen
Antwort heißt es zum Schluß: Die Alliierte»
haben augenblicklich die Pflicht, vor allem für die
Abwicklung der fälligen Reparationsleistungen, für
die Bedürfnisse des Ruhr- und des linksrheinischen
Gebietes zu sorgen. Den anderen Teilen
Deutschlands wird lediglich der dmmch ver-
bleibende Ucberfchuß zugeführt werden
können. Sollte also durch die Schuld der deutschen
Behörde» oder der Industriellen die Förderung un-
ter die gegenwärtige Ziffer herabsinken, so würde«
dadurch möglichertveise alle Kohlensendungen nach
Deutschland verhindert werden. Ich bitte Sie,
die deutsche Regierung für alle Fälle hierauf ans-
merksam machen zu wollen, (gez.) Poincare.
Die deutsche Erwiderung.
Berlin, 26. Jan. (Letztes Telegr.) De», rutsche


Besetzung der RelchsbanksteAen.
Die französische BcsatznngSbehörd« hat gestern
im bcfetztcn Gebiet, offenbar »ach einhrsliichmn Plan,
Vie Besetzung aller R ei ch tz b a »kstel len
in die Wege geleitet. In den späten Abendstunden
wurde in Mainz v-e Reichs dank besetzt, alle
Auszahlungen, jedes Fortschasscn von Wert-
papiere», Altem« ü - und Wattigen Effekten wird
durch persönliche maa -a-g p erkindrrt.
Der Zugang zur offen, also auch die
Einzahlung; bei dem Verlast«»- Gebäudes er-
folgt Kontrolle gegc: w Mitnehmrn ve.> wer-
ten, In Wiesbaden vollzog sich ein gleicher
Vorgang. Der D o p prlp o st cn vor dem dortigen
Rcichöbankgebstude hat starke Erregung in der Be-
völkerung hcrvorgerufen. Dasselbe liegt mich hier
ei «Mi r offenen Meldungen inTrier und WormS
r, so daß offenbar ein c i nh r i t l i ch eS g e w gi t-
am es Borgehen im ganzen fr-uizSsisch befttz-
trn Grbier anzun- hme» ist.
Wie wir erfahren, «eu s-.r> pcntr p-org -« auch
vor der Reich ihanlft -te »n Luvwt Waken ein
Posten, und v ? » avgrM sen, ftaat
lrche und a. - ee Ko.::en v« spchcrerr, w«H.
rrnd der P » p : -dcn »bwtckeft.
Auch hat die Besa-ruugsa.r-örde der bayerischen
Zweigstelle des Kohlenkom-rttssariats in Ludwigs-
hafen die Weisung erteilt, sich nur nach ihren Be-
fehlen zu richten.
Meldungen der Pariser Presse» wonach die
Reichsbaukfiliale in Mainz gestern ihre Vorräte an
Papiergeld fortacschafft mrd ihre Schalter gc-
schloffen Hilde, treffen also nichtzu. Damit erweist
ch auch die weitere Nachricht der Pariser Presse, daß
diese Schließung von Frankreich mit 'Einführung
iuer eigenen Währung im besetzten Gebiet beant-
wortet werde, als Kombination.
In Wiesbaden zahlten heute vormittag die Pri-
vatbanken nur Betrage in geringer Höhe ans.
Dttsseldorf, 19. Jan. Die Franzosen haben
beute vornritrag mit der Beschlagnahme der
Gelder bei der Reich sbankhauptstelle in
Düsseldorf begonnen. Sie forderten von der
Polizeivrrwaltung vierzig Polizeibcamte zur Ab-
icrrung des Hindenburg-Platzes, wo sich das
Rcichsbankgebäude befindet. Die Polizeiverwaltung
rkliirte, daß sie keine Beamten zur Verfügung habe
-<nd die Aufforderung ablehnrn müsse. Die vor
der Rcichövank halte,wen Autos wurden von den
Dranzoscn beschlagnahmt.
Weitere Meldungen über Verhaftungen
-md verweigerte Einfuhr bei den Zechen siede unter
Letzte Telegramme.
Die Belgier haben weitere Verstärkungen
ins Ruhrrevicr gesandt.

Kundgebungen.
Der „Reichslau d b u n d" snot-estiert in einem
Ausruf gegeu die Ruhrbesetzung und erklärt, daß die
Lcmdwirte alles ausbicten müßten, nm die
schwere Zeit zu überwinden — den Kommentar dazu
lieferte der Badische Landbund bei den Landtags-
vcrhauidlungen der letzten Tage.
Berlin, 19. Jan. Der Verein Deutscher Eisen-
uud Stahl-Industriellen protestierte auf seiiter Ta-
gung gegen de» französischen Gewaltakt.
Beschlagnahme der fiskalischen
Gruben.
PariS, 19. Jan. Der „Petit Panstcu" schreibt:
Die dem preußischen Staat gehörigen fis-
kalischen Gruben, deren jährliche Ausbeute
etwa S Mill. Tonnen beträgt, werden heute voll den
Alliierten in der Gegend nördlich von Essen (also die
Smatsgrnbett bei Gclseukirchen) beschlagnahmt
wcrden. Im Ruingebiet hat der gestrige Tag ge-
stattet, auf Rhcinschiften 116W Tonnen Kohlen in
Duisburg und 28 666 Tonne« in Mannheim zu
reqn! iereu. Kot- »vw'derr 7gya Tonnen rr-
a.lft!- > ! N".:-c 'wt Eisenbahnzügen.
' c co o.. tetzi u, B-naMsse der Rheftiland-
»--m--r.rston über d-.c ' - s v-e msGK-S- der st stak -
l,c'.- j» Forsten teilt das Blatt mit: T>er eng-
lische Vertret-.? , der Rbelnlandkommisstsn,
Lorn Kilmarnock, vaice b-m ersten Beschluß der
Kommission, die Bollmachreu ver Jnaenieurkoinmis-
sion in Essen ans da? linke Rheinufer auszudehnen,
zu gestimmt. Dagegen bat er den gestrigen
Beschlüssen Uber die Beschlagnahine der staatlichen
Borsten «sw. seine Zustimmung verweigert.
Tie Beschlüsse der Rheiiilaudkoimnifston wurden da-
her zum erstenmal nicht einstimmig gefaßt,
Düsseldorf, 18. Jan. Belgische, italienische
und französische Zollbeamte sind gestern in Koblenz
cingetroffen, umvtcKontrollederdeutschen
Forsten, die Frankreich für sich ausbeuten will, zu
übernehmen.
Essen, IS. Jan. Die Franzosen beginnen die
Verkehrs» erhältnisse immer bedrohlicher
zu verwirren. Die Franzosen gehen jetzt ganz raf-
finiert vor und verlangen auf den Strecken die
Herausnah in e einzelner Wagen aus den
ganzen Kohlenzügen mW die Umleitung der Wagen
nach den von ihnen angegebenen Richtungen. Es ist
anzuuehmen, daß die Franzosen bei ihrem weiteren
Vorgehen aus Widerstand der Eisenbahner stoßen
werden.
Karlsruhe, 19. Jan. Französische Besatzungs-
truppen hielten rhrinaufwärtSfahrcnde Schlepp-
züge bei Frankenthal an, nahmen dabei den
Schiffern die Papiere ab und zwangen sie, am linken
Nheinufer anzulegen. Dort wurden dann die Schlepp-
züge von den Franzosen bewacht. In Mannheim
haben französische Soldaten om Rhetnkoi zwei
Kähne einer Mannheimer K-'blenfirmn be-
icht a g n a h M t. Auf der linken Rheinseite wurden

Geschäftsträger von Hösch wurde daraufhin be-
auftragt, Poincare zu antworten: Die deutsche Re-
gircung yatt iro« weitere Erörterung über
den französisch-belgische» Einmarsch fürkberflüs»
s i g. St« kann nur ihrer Verwunderung Aus-
druck grben, daß die französische Regierung vor aller
Welt de» offenkundige» Charakter ihrer Attis» auch
jetzt noch ableugnen zu könne» glaubt. Di«
deutsche Regierung mutz sich jedoch dagegen ver-
wahre u, datz die französische Regierung mit ihrer
Begründung der geplanten Reguisitionen und an-
derer Zwangsmaßnahme» einen neuen Versuch
macht, den wahre» Sachverhalt zu verschleiern.
Die Umnögltchkeit, Kohlen für AeparattonSzwecke
und für den Bedarf des besetzten Gebietes aus ord-
nungsmäßigem Wege z» liefern, ist nicht die Folge
des Verhalte,»» der deutsche» Regierung oder
anderer deutscher Stellet!, sondern die Folge des
rechtswidrigen Einmarsches.
Die Hoffnung auf
Rußland.
* Heidelberg, 2V. Jan.
In ver kritischen Lage, in der sich gegenwärtig
Deutschland befindet, zeigt sich erneut der unpoli -
tische Sinn und die illusionäre Einstellung
breiter Kreise des deutschen Volkes. Es ist nicht mir
bezeichnend, daß man sich über die ungeheure Wirt-«
schastliche und politische Tragweite des Konfliktes
mit Frankreich keine Rechenschaft abgibr mW
sich wie in den Jahren des Krieges an patriotischen
Phrasen und großen Gesten berauscht, noch
wesentlicher ist, daß man sich in denselben unpoliti-
sch cn Kreisen des Volkes Illusionen bingibt, die in
krassem Widerspruch zu der Wirklichkeit stehen.
Eine dieser Illusionen ist die Hoffnung auf
Rußland. Wieder, wie zur Zeit des russtsch-
polittschen Krieges, machen sich Anzeichen einer n a -
tionalbols chewi st ischen Bewegung in
Deutschland bemerkbar. Träger dieser Bewegung
sind gerade jene Kreise des Bürgertums, die sich
sonst mit Hatz und Ingrimm a e g e e. d e n Sozia-
lismus und Kommunismus lvcnden. Si«
sprechen auch heute verächtlich von den sozialpoliti-
schen Bestrebungen der kommunistischen Partei mW
der Sowjetregierung. Was sic wollen, ist diemili»
tdrische Unterstützung. die sie in Sowjetruß.
land zu finden hassen. Diese Spekulation, die ebenso
verkehrt wie verbrecherisch ist, findet merkwürdiger-
weise Anklang auch in solchen Kreisen, die mit den
reaktionären Zielen der Natioimlbotschewisten nichts
gemeinsam haben. Man glaubt, wie im Sommer
1926, daß man nur dieHand auszustrecken
brauchte, um die russische rote A-mee und die angeb-
lichen großen Wassenvorräte Sowjelrutzlands d«>n
deutschen Volke zur Verfügung zu stellen. Und man
vergiß !. daß inan-durch solche Erwartungen nicht
nur den Blick von den wimichen Problemen der
 
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