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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Januar - April)

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Nr. 91 - Nr. 100 (19. April - 30. April)
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MkS'Mvna für d!e werktiktige BevSlkerNg der Amtsbezirke Melbers, Wiesloch, Sinsheim. Winsen, Verbach, Mosbach, Buchen, Mlsheim. Norberg, Tauberbischossheim u. Wertheim

Heidelberg, Samstag, den 28. April 1923

6. Jahrgang

Nr. 99

MUS

»Ml m WllWMll

Der Stinnesskandal

durchzudenken und vorzuberei-
und sein Außenminister können
jetzt vor einer Aufgabe stehen,
Und wir möchien glauben, datz
Regierung stehenden politischen

In vor Angelegenheit Stinneskonzern—Devilen-
geschäft schreibt uns der Sozialdemokratische Parla-
mentsdienst:
Der Reichsbankpräsident hat in seiner letzten Rkde
vor dem Zentralausschutz der Neichsbank unverblümt
zugegeben, datz matzgebende Kreise der deutschen
Wirtschaft an dem neuen Sturz der Mark nicht un-
schuldig sind. Leider Hai er vergessen, die Namen
zu nennen, während sonst gerade seine ihm politisch
nahestehenden Freunde Todesstrafe für diejenigen
fordern, die sich gegen das Vaterland vergehen.
Trotzdem ist aber nicht unbekannt geblieben, datz
auch Herr Stinnes zu den Spekulanten gehörte.
Acht Tag« lang hat er sich den Vorwurf dar Speku-
lation machen lassen. Erst jetzt erklärt seine „Deut-
sche Allgemeine Zeitung", „daß weder Stin-
nes noch seine Firma zur Zeit des letzten Mark-
sturzes Devisenkäufe vorgenommen haben",

Unsere Mitteilungen über den Kamps der
Schwerindustrie gegen die Mark haben
die bürgerliche Presse veranlaßt, von der Reichs-
regiorung Aufklärung über die Vorgänge am
Devisenmarkt zu fordern. Das „Berliner Ta-k
geb latl" teilt bei dieser Gelegenheit mit, datz ihr
von ernst zu irehmendcr Seit« versichert worden ist,
in den kritischen Tagen seien geschlossene Finanz-
gruppen für die Hebung des Dollarkurses tätig ge-
wesen. Wir selbst haben miigcteilt, datz der Sr 1 n -
nes-Konzern als Devisenkäufer in
grobem Umfange aufgetreten ist. Ergänzend 'et
dein heilte hinzugesllgt, daß speziell die Herrn Stin-
nes nahestehende Berliner Großbank, di« „Ber-
liner Handelsgesellschaft", als Gwtz-
käusvr für Devisen austrat. Außerordentlich zutref-
fend Weist das „Berliner Tageblatt" darauf hin,
datz die vielgcschmähte Devisennotverordnung die
Möglichkeit gibt, die wichtigsten Devisenkäuser nam-
haft zu machen und dabei auch zu ermitteln, ob die
Devisenkäufe notwendig gewesen sind. Es fährt
fort: „Diese Untersuchung mutz sofort vorgenom-
men werden, und ihre Resultate müssen schonungs-
los offengelegt worden. Erweist es sich als richtig,
datz von irgendwelchen Seiten ein Dolchstotz gegen
die Abwehrfront an der Ruhr geführt worden tst,
so müssen diejenigen Kreis« bloßgestellt werden, die
ihn geführt haben — zur Verhinderung von Ver-
dunkelungen und zur Abschreckung für die Zukunft."
De-r Forderung nach einer Untersuchung können
wir uns nur anschließen, ja, wir halten st« zu einer
Entgiftung der Politischen Atnwsphäre für unbedingt
notwendig. Viel versprechen kann man sich aller-
dings von der Untersuchung nicht, nachdem die
Reichsrcgierung bisher noch nicht so viel eigen«
Initiative aufgebracht hat, um aus den ihr seit
mehr als acht Tagen bekannten Tat-
sachen die notwendigen Konsequenzen zu ziehen.
Man schreckt offenbar vor dem Einfluß der Schwer-
industrie zurück. Deshalb läßt sich schon jetzt sagen:
Ob Untersuchung oder nicht, fest steht, daß die
Schwerindustrie ihr eigenes Interesse dem der Ge-
samtheit voranstellend die Markstützung unterhöhlt
hat. Um das sestzuhalten, genügen vollkommen die
Mitteilungen, die der Reichsbankprästdent vor dttn
Reichsbank-Ausschuß gemacht hat. Wie auch der
Ruhrkampf ausgeben mag — wir hoffen, daß er
trotz der Schwerindustrie bester ausgeyen mag. als
sie es verdient —, das deutsche Volk wird diej-ni-
gen nicht vergessen, die durch eine neue Dollarbauste
seine soziale Verelendung in der höchsten Not
Deutschlands noch zu beschleunigen suchten! Dazu
gehört Herr Stinnest

im Laufe des
spätestens am Mittwoch überreicht
seiner vorläufigen Fassung ist
fertigge stellt. Am Samstag
Röichsknbinctt in erster Beratung mit

krcdite ins Ausland verbracht«, kauften deutsch«
Industrielle und Banken die zur Stützung abgegebe-
nen Devisen zum Hamstern aus. Auch hier tut
die Erinnerung gut. Als man die Erfassung der
Sachworte propagierte und früher schon, bei dem
Erlaß des Neichsnolopfers, behauptete die reaktio-
näre Presse, die Sozialdemokratie wolle „das deut-
sche Volksvermögen andie Entente aus-
liefern". Eine kleine Schattierung anders, aber im
Grundtone genau so unterstellte man ihr, als die
Kohle sozialisiert werden sollte, man wolle di«
deutschen Kohlenbergwerke derEntente in die Hände
spielen. Und als man gar vor mehr als einem
halben Jahre eine Stützungsaktion für die Merk
unter Zuhilfenahme des Reichsbankgoldes
befürwortete, Pfisfen aus demselben Loche die glei-
chen Töne. Und was ist heute? Heute bestätigt
uns der wider seinen Willen zu einer aktiven Wäh-
rungspolitik gezwungene Reichsbankpräsident, der
bislang «in so eifriger Beschützer des Privatkapitals
gewesen ist, daß es „ernsthafte Wirtschastskrcis«"
gibt, di« das Privatinteresse über das Gemeinwohl
stellen und die aus lange Zeit hinaus sich mit De-
visen eindecken, Wohl wisseitd, datz ein Ersatz für
sie nur durch Verpfändung oder Ver-
äußenmg des Reichsbankgoldes beschafft werden
kann! Wir erleben es also, daß profitlüstern» Un-
ternehmer, die sich sehr dagegen verwahren würden,
mit einem unwissenden Dutzendspekulanten auf eine
Stufe gestellt zu werden, sich in den Goldbe-
stand aufteilen, der dem Volksganzen gehört.

England erwartet ein Angebot.
London, 27. April. Der „Franks. Ztg." wird
telegraphiert: Der allgemeine Eindruck ernster Be-
obachter ist, daß ein konkretes Angebot un-
erläßlich ist und in Anbetracht der unsicheren
Aussicht auf ein« wirksame Unterstützung durch die
englische Diplomatie darauf berechnet sein muß, über
die Regierungen hinweg unmittelbar auf die
Völker «in zu wirken. Kein Angebot, das
unter vierzig Milliarden zurückbleibt, würde nach
englischer Ansicht genügend Widerhall finden.

tarise: Die einspalt. Petitzeile oder
deren Raum (38 mm breit) Mk. S00,
für Auswärtige Mk. LS8. Reklame-
anzeigen (74 mm breit) Mk. E, für
Auswärtige Mk. 888. Bei Wieder-
holungen Nachlaß nach Taris.

Es sind dieselben Leute, die gegen di« „Auslieferung
des Goldes an den Feindbund" io flammend Pro-
testierten.
Abwehr matznah men gegen die Spekula-
tion sind, wenn auch vorerst noch unzulänglich und
vor allem viel zu spät, getroffen, Die Reichsbank
hat endlich ihren Diskont von 12 auf 18 Prozent
heraufgesetzt, eine halbe, aber immerhin ein« Maß-
nahme zur Beschränkung der Kredite. Sie reicht
nicht aus, um den bevorzugten Firmen, die von
der Reichsbank unmittelbar ihre Kredit« bekommen,
Visen und Sachwerten zu bereichern. Die vor-
gesehene Anmeldepflicht für die De-
visen ist nur ein Probemanöver, über dessen Erfolg
man erst wird reden können, wenn man steht, wel-
che weitergehenden Konsequenzen daraus gezogen
werden und ob sich eine wirkliche Kontrolle
des Devtsenverkehrs daraus ergibt. Durch
die veränderte Taktik, di« man jetzt bei der Mark-
stützung anwendet, indem man nicht mehr starr an
einem festen Markkurs festhält, sondern mancherlei
Schwankungen bewußt und absichtlich zulätzt, wird
die Spekulation in Unsicherheit gehalten. Am
Warenmarkt allerdings sind die nachteiligen Wir-
kungen schon jetzt zu spüren. Die Preise sind fast
überall, besonders aber bei den wichtigen Lebens-
rnitteln, in die Höhe geschnellt. Daß sich
daraus für die bis jetzt mit großer Zurück sa'.tung
betriebene Lohnpolitik Konsequenzen er-
geben müssen, wenn die Pretshöhe anhält, liegt auf
der Hand.

HI Berlin, 27. April.
Di« heftige ErschütterungdesDevtsen-
Marktes, die voir einer leichtfertigen Spekulation
und von einer nicht minder fkrupelsreien Industrie
in prächtigem Einvernehmen mit den Banken hor-
beigeführt Worden ist, wirkt noch jetzt, eine Woche
später, aus den Stand der Mark und auf die Waren-
preise «in. Der Dollar Pendelt um 25—30 000 Mk.
herum. Der Neichsbank, dsren Letter Herr
Havenstein viel zu spät auch ein« treffende Kenn-
zeichnung dieser Treibereien zuwege gebracht hat,
ist der Vorwurf nicht zu ersparen, daß sie sich von
der Spekulation Hai überraschen lassen. Das
war nicht etwa erst an dem berühmten 18. April
der Fall, wo dor Kurs der Mark ins Wanken kmn
und die Neichsbank notgedrungen, nicht aus freiem
Antrieb und aus ruhiger Ueberlegung heraus, ihre
Stützungstaklik ändern mutzte, schon wesentlich
früher har diese Entwickelung eingesetzt. Die
Politik der Reichsbank hat versagt in demselben
Augenblick, wo das Zentralnoteninstitut zum ersten
Male seit der Revolution überhaupt es gewagt hat,
verantwortliche Schritte zur Aufrecht-
erhaltung der Währung zu unternehmen. So lange
eine Regierung bestand, in der Sozialisten vertreten
waren, hatte Herr Havenstein es herzlich leicht. Er
stützte sich in seiner Diskontpolitik und in seiner
Kreditpolitik, ebenso wie in seiner Währungspolitik
aus die Ratschläge jener famosen Bankiers und In-
dustriellen, di« an der Geldentwertung so glänzend
verdienten. Das waren ja die „bewährten Führer
der Wirtschaft", denen selbstverständlich die „mar-
xistischen" Gewerkschaftsführer kein Verständnis cnt-
gcgenbrachten. Teils aus offener Unfähigkeit, die
wirtschaftlichen und währungspolitischen Zusam-
menhänge zu durchschauen, teils aber auch aus einer
inneren Feindseligkeit gegen das neue Regime, ras
gerade gut genug dazu war, auf Englands Veran-
lassung der Neichsbank später die Autonomie zu
verleihen, wehrte sich Havenstein mit sei-
nen Getreuen gegen jede gemein wirtschaft-
liche Politik, die die Herrschaft des Staates
gegen die erstarkende Macht der Sachwertbesitzcr
hätte festigen können. Er war der entschiedene und
schließlich auch entscheidende Gegner der beabsich-
tigten Gründung einer Gemeinwirtschastsbank, die
im Jahr« 1920 unter Zustimmung eines erheblichen
Teiles der Industrie geplant war, er bekämpfte nicht
nur jede Inanspruchnahme des Goldes der Reichs-
bank zu Sttttzungszwecken, auf ihn konnten sich auch
Banken, Industrie und Handel oftmals berufen,
wenn sie gegen irgendwelche Beeinträchtigung ihrer
Bewegungsfreiheit zugunsten des ganzen Volkes
ihren üblichen Sturmlauf veranstalteten.
Es ist notwendig, diese ganzen Zusammenhänge
aufzurollon, um zu verstehen, warum wir heute in
der Frage der Markstütznng wieder an einem An-
fangspunkte stehen, nachd«m mehr als zehn
Wochen hindurch der Dollar auf einen Stand von
etwa 21000 stabil zu sein schien. Wie erwähnt,
hatte früher die Privatwirtschaft mit ihrem hem-
mungslosen Profitstreben in Herrn Havenstein eine
ihrer stärksten Stützen, die sie auch geschickt benutzte.
Wurde gleichwohl irgend eine Maßnahme gegen
den Willen der Re-ichsbankleitung unternommen,
wie die Devisennotverordnung, so führte sie Herr
Havenstein zwar als Beamter korrekt durch, aber
buchstäblich nur als Beamter. Nur was unbedingt
im Rahmen des Gesetzes lag, geschah — darüber
hinaus erfolgte nichts. So kam es, daß man schließ-
lich mit dem Beginn des Ruhrkampfes die
Stützungsaktion als notwendig hinnahm, aber wie-
der auch nur die Stützungsaktion; kein Hinweis
aus di« gefährlichen Erfahrungen, die in früheren
Perioden der Geldentwertung gemacht worden sind,
keine Mahnung, wie sic so ost in dor sozialiststchen
Presse, aber auch in dem einsichtigen Teil dor bür-
gerlichen Presse ertönten und noch zahlreicher von
den wenigen unbefangenen Sachverständigen, die
der Regierung zur Verfügung standen, geäußert
wurden, konnte di« Neichsbank davon überzeugen,
daß es mit den althergebrachten Mitteln
nicht mehr ging, datz man einen Wirtschastskamps
auf Leben und Tod, wie den an der Ruhr nicht mit
der Notcnpressc und noch weniger mit dem gemüt-
lichen Vertrauen aus die patriotische Einsicht der
Untornehmer führen könne. Man wollte nicht glau-
ben, datz die schärfsten Maßnahmen der
Vorsicht gerade gut genug dazu waren, um den
hemmungslosen Spekulationsdrang einzuschränken
»md lietz sich auch durch den Fehlschlag der Devisen-
anleih« nicht belehren.
Und so kam es, wie es kommen mutzte. In der
Zeit der größten Not des Volkes bereicherten sich
nicht nur die Tagesspekulanten an den billigen De-
visenabgaben der Neichsbank, auch Industrielle
haben, wie Herr Havenstein später zugcben mutzte,
in Beträgen, die nach Goldmtllionen zählten, De-
visen in der Hoffnung auf einen späteren Markllurz
gekauft odor für Zwecke von Kapitaltransaktionen
im Ausland erworben, die ruhig hätten für eine
besiere Zeit vertagt oder vorläufig ganz unterblei-
ben können. Während di« Reichsbank in steigen-
dem Matze — insgesamt soll es bereits fast ein
Drittel ihres gesamten Goldbestandes sein, Tlile
ihrer letzten Goldreserve als Unterlage für Devisen-

Schon die Absassung dieses Dementis beweist,
datz Sünnes Mir reines Gewissen hat. Er mag
behaupten und dementieren lassen, soviel und was
er will, jedenfalls nehmen wir nicht das ge-
ringste von dem Gesagten zurück, son-
dern erweitern es im Gegenteil insofern, als wir
feststellen, datz Stiunes am Tage, als die
Stützungsaktion der Mark zum ersten Mal durch-
brochen wurde, 100 000 Pfund Sterling, das sind
rund 2 Millionen Goldmark, ansordern ließ, ohne
sie für Warencinfrchr noiwcndig zu haben. Damit,
Herr Stinnes, ist nicht behauptet, datz Sie „zur
Zett des letzten Marksturzes Devisenkäuse vorge-
nommen haben".
Nachdem Stiunes als würdiger Vertreter der
deutschen Wirtschaft seine Devisengeschäfte bestritten
hat, erwarten wir von der Reichsregierung, die im
Besitz umfangreichen Materials über di« letzten Bör-
senspekulationen ist, Aufklärung über den
Vaterlandsverrat. Sollte sie auch weiter-
hin zögern, dann dürfte die sozialdemokratische
Reichstagsfraktion ihr sehr bald den notwendigen
Antrieb zur Arsskläruug der Dinge geben, die zu
wissen jeder deutsche Steuerzahler ein gutes
Anrecht hat. Im übrigen dürfte sich die Regierung
in Uebereinstimmung auch mit der Reichstagsfrak-
tion der Volkspartei, insbesondere mit Herrn
Stresemann, befinden, wenn sie die notwendig«
Untersuchung sofort einleitet.
Die „Beweisführung" von Stinnes
Berlin, 27. April. Der „Vorwärts" schreibt:
Die Devisenankäuf« des Stinneskonzerns, die frag-
los zum Marksturz wesentlich beigetragen haben,
da an einem einzigen der kritischen Tage allein
100000 Pfund Sterling oder mehr als zwei
Millionen Gold mark, wurden von der
Presse dieses industriellen Magnaten hartnäckig de-
mentiert.
In dem Originaltelegramm, das der „Newyork
Herald" brachte, findet sich nun folgende interes-
sante Meldung:
Der Vertreter (des Stinneskonzerns. Red.)
sagte: Diese falsckzen Nachrichten sind von Zeitun-
gen, wie der „Frankfurter" und der „B. Z. a. M.",
die die jüdischen Interessen unterstützen, und dem
sozialistischen „Vorwärts", der mit den Juden
verbunden ist, fabriziert. Der Vertreter erklärte:
„Stinnes hat englische Pfund legitim ge-
kauft, um damit ausländische Rohmaterialien,
die er für seine Produktion braucht, zu bezahlen.
Der Grund, datz er so grobe Käufe machte, ist,
datz er mit d«r Beilegung dcS Ruhrkonflikts bis
zum 15. April rechnete. Als nun an diesem Tage
di« Verhältnisse sich nicht geändert halten, mutzien
die Käufe, die solang« htnausgeschoben worden
Waren, gemacht werden. Viele andere Indu-
strielle haben dasselbe getan." Der Vertreter von
Herrn Stinnes sagte ferner, datz vom wirtschaft-
lichen Standpunkt ein Kurs von 30000 ver-
nünftig wäre; damit ist wohl angedcuict, datz
Unzufriedenheit mit dem vorigen Kurs von 21 000
bestand.
Herr Stinnes lietz also durch seinen Vertreter
verkünden, daß er die Devisen habe kaufen müssen.
Durch seine „Deutsche Allgemeine Zeitung" versucht
er nun den Anschein zu erwecken, als habe er über-
haupt nicht gekauft. Eine sonderbare Beweis-
führüng!
Nachdem er so dem darbenden Volk das Schmalz
um 40 bis 50 Prozent verteuert hat, schi'ebi Stinnes
die „Fabrikation" seiner Devisenläuse den Juden
zu! Echt industrieritterliche Kampscsweisel i

Internationale Lage.
Eine Aufforderung an Cuno.
In ziemlich deutlicher Weise rügt die „Frank-
furter Zeitung" die zögernde Haltung des
Kabinetts Cuno gegenüber den englischen Mahnun-
gen, indem sie in einem Leitartikel u. a. schreibt:
Die Beratungen der Reichsregierung
haben auch bis heute noch nicht zum Ab-
schluß, noch nicht zum Entschluß geführt. Un-
mittelbar nach der Rede Lord Curzons, am Sonntag,
hatte sie verlautbart, daß sie diese Rede als ein«
wichtige politische Tatsache betrachte, die die bis-
herige Situation nicht unwesentlich beeinflussen
könnte, und daß sie Wer die sich ergebenden Folge-
rungen in Erwägungen eingetreten sei. Diese Er-
wägungen dauern an, und cs ist nicht ganz deutlich»
ob st« sich auf das „Ob" oder ans das „Wie"
beziehen. Aber das erstere, nämlich daß die Re-
gierung Cuno jetzt vor der Ausgabe steht, den Sie-
germächten (nicht einer Macht allein) offizielle und
klar formulierte Vorschläge für die endliche Herbei-
führung eines wirklichen Friedenszustandes zu un-
terbreiten, ist doch wohl absolutdeullich. Und
das zweite, was Richtung und Inhalt dieser Vor-
schläge zu sein hat, ergibt sich, so viel schwieriger
es natürlich ist, doch tatsächlich daraus. Es war ja
auch in den dreletnhalb Monaten des Ruhrkampfes
(wie in de» viereinhalb Jahren seit dem Zusam-
menbruche) Zeit und Anlaß genügend
vorhanden, es
ten. Der Kanzler
also unmöglich
die sie überraschte,
in den hinter der
Parteien, insbesondere auch in dellen der Deut«
scken VolksparteI, die ja der jetzigen Regie-
rung ganz ihr Gepräge gibt, tatsächlich eine recht
weitgehende Uebereinstimmung in der klaren Er-
kenntnis des jetzt Notwendigen besteht, wie ja sogar
bei den Deutschnationalen schon vor geraumer Zeit
der Abg. Prof. Hoetzsch höchste politische Akti-
vität von der Regierung gefordert hat.
Die Feder »nutz das fruchtbar gestalten, tvas
das Schwert, die geistige Waffe unseres
Passiven Wider st an des, gewonnen hat.
Popularität nach innen tst freilich mit solcher
staatsmännischen Führung schwerer als mit der
heldenhaften Pose des unentwegten Ncinsagens zu
gewinnen. Aber es darf n i cht u m b i l l i g e P o »
Pularität gehen, wenn es sich in Wahrheit mn!
die vielleicht letzte Chance zur Rettung
von Staat und Volk bandelt. Die Regierung
Cuno hat es leichter als alle ihre Vorgänge-
rinnen. Denn dies« waren geschwächt durch die
Opposition der Deutschen Volkspartei, di«
immer kritisierend abseits stand, die auch im Mai
1921 aus der Negierung ausschied, der sie cls Mo-
nate angebört hatte, und die Führung anderen
überlieb, statt selbst dir Pflicht und die Last deS
Handelns aus sich zu nehmen. Die Regierung Cuno
dagegen ist praktisch eine Regierung de»
Volkspartei. Und der Führer dieser Partes
im Parlament, der Abg. Dr. Stresemann selbst
tst es gewesen, der in der grossen politischen Aus-
sprach« im Reichstag am entschiedensten sich für eine
positive Politik eingesetzt bat. Die Regie-
rung Cuno hat also den Weg fr et. Und dieser
Weg ist durch die Lag« klar gewiesen.

SeschSftsstimdenk—«Uh*. Sprech-
hund»« der Redaktion! tl—18 Uh,.
Postscheckkonto Karlsruhe Nr.WöTk.
Tel.-Adr.: Volkszeitung Heidelberg.
Druck u.Verlag der Unterbadische»
Werlagsanstali G. m. b. H., Heidel-
berg. Geschäftsstelle: Schröderstr.38.
Tel.: GrpeoitionMS u. Redak.387».

DA MU 8 WOO OO
deren Raum (38 mm breit! Mk. g «, MM vNMM.

Das deutsche Angebot.
Berlin, 28. Ackril. Unser Berliner Bureall
telegraphiert uns:
Das deutsche Angebot wird den Regierungen der
alliierten Länder voraussichtlich
DienStag,
werden. In
das Angebot
wird sich das
der Note beschäftigen. Für Sonntag ist der Empfang
der Parteiführer zur Unterrichtung über den Inhalt
unseres Anerbietens geplant. Am Montag soll das
Kabinett die endgültige Formulierung vornehmen.
Angeboten sollen werden, unter Benenung be-
stimmter Garantien, deren Erörterung einen breiten
Raum einnehmen, 20 Milliarden Mark plus x., die
unter bestimmten Voraussetzung von „Autoritäten"
festgelegt werden sollen.
Eine Rede Loucheurs.
Paris, 27. April. Im Generalrat des Notö»
departements hat sich Loucheur Wer die Lage der
verwüsteten Gebiete ausgesprochen, wobei er n. a.
erklärte:
 
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