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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 13.1913/​1914

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XIII, heft 8.

Die Werkstatt der Kunst.


behielt ihn nicht, das böse Berlin, den' großen, den
größten aller modernen Italiener, den Futuristenpapst
Marinetti. Ja, er hat sich sogar zu einem Interviewer
des „(Normale d'Italia" über seine Berliner Eindrücke ge-
äußert, und zwar so freundlich, daß wir erröten, „was
für eine prächtige Futuristenstadt ist doch dies Berlin!
Ohne Antiken und Trümmer und archäologische Narren!
Line Stadt, in der nicht, wie in Rom, die Corrado Ricci,
die Venturi, die Giacomo Boni und andere Infektions-
herde (!) dieser Art kommandieren. Darum habe ich aber
noch lange keine absolute Bewunderung für Berlin. Die
deutsche Rasse reicht an die italienische nicht heran.
Absolut nicht. Sie entbehrt unserer Schöpferkraft. Aber
ich lobe Berlin, weil ich auf jede weise die Moderni-
sierung von Rom erstrebe. Die gewaltsame, auf Grund
von Dynamit! Das ist für mich absolut eine Lebens-
frage." (!) Alsdann führte Marinetti aus, wie er und
seine Partei, „die jugendlichen Massen Italiens" (es wer-
den richtig fünfundzwanzig Mann und fünfzig Pennäler
sein), die radikale Umwälzung Italiens verlangen und
dereinst auch durchsetzen werden. Museen, Bibliotheken,
Galerien werden abgeschafft, Bilder und Statuen ver-
steigert, Professoren und Advokaten zum Kuckuck gejagt
und für das gewonnene und ersparte Geld werden Dread-
noughts gekauft. „Erst dann wird Italien gebietend und
präxotent in der Welt dastehen, wenn es aufgehört hat,
ein Land der Kunst und der Mondscheinpoesie zu sein, um
ein Land des Ackerbaues, der Elektrizität und des Krieges zu
werden . . . Mehr Ohrfeigen und weniger Küsse!!!"
Soweit Marinetti. Unsere Antiquare und Kunsthändler
sind avisiert . . . Großer Ausverkauf italienischer Antiken!

Nur schade, daß Signor Marinetti das Datum des Aus-
verkaufs verschweigt.
Künstliches Tageslicht. Dem oft empfundenen Uebel-
stand, daß bei künstlicher Beleuchtung eine Farbe ganz
anders aussieht als bei Tageslicht, soll jetzt eine Erfindung
abhelfen, die, dem „Declmica! ^Vorlcl N3.Z3.2ine" zufolge,
der amerikanische Physiker Or. h. L. Ives gemacht hat.
Er stellt ein „künstliches Tageslicht" her, das von dem
natürlichen nur durch seine Stetigkeit unterschieden sein und
keine verschiedenen Helligkeitsstufen zeigen soll. Or. Ives
benützt eine gewöhnliche Gasglühlichtlampe. In einem
quaderförmigen Glaskasten ist an der Decke ein kuppel-
förmiger Ausbau angebracht, in dem die Lampe hängt;
ihr Licht wird nach unten reflektiert, muß aber auf dem
Wege durch zwei Lichtfilter gehen, die alle die Farben-
strahlen zurückhalten, die im natürlichen Tageslicht fehlen.
Das eine besteht aus Glas von grünlicher Farbe und das
zweite aus purpurroter Gelatine. Natürlich sind die Farb-
stoffe dieser Lichtfilter unveränderlich. Dieses „künstliche
Tageslicht" würde auf den verschiedensten Gebieten zur
Anwendung kommen können. Für das Publikum käme
es wohl in erster Linie für Geschäfte in Frage, wo man
sonst beim Kaufe eines farbigen Gegenstandes die Farb-
wirkung oft nur im Tageslichte beurteilen kann. Außer-
dem haben viele Gewerbe schon längst ein dringendes Be-
dürfnis nach einem Licht, das dem Tageslicht durchaus
gleicht: die Textilindustrie, die Garnspinnerei, Betriebe, wo
farbige Drucke hergestellt werden, die Papierfabrikation und
viele andere Industrien können die feineren Arbeiten nur
bei Tageslicht ausführen.

Vermischter Nachrichtenteil.

Geplante Ausstellungen

München. (DieSchwarz-weiß-AusstellungderMün-
chener Secession.) Da in den Frühjahrs- und Sommer-
ausstellungen der Münchener Secession für die Schwarz-Weiß-
Kunst nur wenig Raum zur Verfügung steht, hat der Aus-
schuß der Secession, wie schon gemeldet, beschlossen, in der
diesjährigen winterausstellung der Secession in sämtlichen
Räumen des Kgl. Kunstausstellungsgebäudes am Königs-
platz eine größere Schwarz-Weiß-Ausstellung zu veranstalten.
Die Ausstellung findet von Anfang Dezember bis Anfang
Februar statt. Zugelassen find Zeichnungen und Werke
der graphischen Künste, Lithographien und Holzschnitte,
Radierungen u. a., ferner dekorative Entwürfe, Aquarelle
und Pastelle in zeichnerischem Charakter.
Riga, von der Direktion des Kunstvereins Riga ist
eine „Ständige Kommission für kunstgewerbliche Ausstel-
lungen" begründet worden, die im Dezember d. I. erst-
malig eine derartige Ausstellung veranstalten will, wie
die „Ständige Ausstellungskommission für die Deutsche In-
dustrie" auf Grund einer Mitteilung des Kaiserlich Deut-
schen Konsulats in Riga bekanntgibt, ist diese Veranstaltung
auf Erzeugnisse baltischer Provenienz beschränkt; aus-
ländische Erzeugnisse sind nach dem Programm aus-
geschlossen und können höchstens in Ausnahmefällen zu-
gelassen werden, wenn es sich um halbfertige waren
handelt, die dann in Ateliers innerhalb des eigentlichen
Ausstellungsbezirkes fertiggestellt werden. Unter diesen
Umständen kommt, auch bei der Kürze der nur noch zur
Verfügung stehenden Zeit, die diesjährige Veranstaltung
für das deutsche Kunstgewerbe kaum in Betracht, dagegen
soll im Jahre t9l5 eine größere kunstgewerbliche
Ausstellung in Riga stattfinden, zu der auch die
Zulassung ausländischer Erzeugnisse beabsichtigt ist. wie
der Präses der obengenannten „Ständigen Kommission für
kunstgewerbliche Ausstellungen" sich geäußert hat, wäre es
dieser sogar erwünscht, wenn das deutsche Kunstgewerbe
sich alsdann recht zahlreich beteiligen würde.

Eröffnete Ausstellungen -

Aachen. (Städtisches Suermondt-Museum.)-^Zur
November-Ausstellung gelangten: Gemälde von Prof. Carlos
Grethe f-Stuttgart; Gemälde von Prof. Walter Petersen-
Düsseldorf; Gemälde von Lornelins Wagner-Kaiserswerth;
Radierungen von Otto Fischer-Dresden; Plastiken und
Plaketten von Frl. Else Fürst-Berlin; Holzschnitzereien von
Hans Mauracher-Düfseldorf; Holzschnitte von walterRößner-
Berlin; Radierungen von E. Langkammer-Dresden.
Berlin. Die „Ständige Ausstellungskommission
für die Deutsche Industrie" teilt mit: Die Londoner
Zeitung „Daily Mail" veranstaltet seit einiger Zeit fast
alljährlich in London in der Olympiahalle eine „Ideal
Nome Lxliidition". Die diesjährige Veranstaltung,
die vom 9.—25. Oktober stattgefunden hat, und die einen
gediegenen Eindruck machte, bot so ziemlich alles, was beim
Bau und der Einrichtung von Häusern Verwendung findet.
Die Hauptanziehungskraft übten das sehr hübsch angelegte
russische Dorf und drei in voller Größe ausgeführte Muster-
landhäuser zu je ;?5 bzw. 200 L aus. Deutsche Firmen
hatten sich — wohl in der Erwägung, daß die Einführung
neuer Stilformen auf dem Gebiete des Möbelkunstgewerbes
in England mit außerordentlichen Schwierigkeiten verbunden
ist — nicht beteiligt. Der Ausstellungskatalog kann bei
der Geschäftsstelle der „Ständigen Ausstellungskommission
für die Deutsche Industrie" (Berlin NVV, Roonstr. ;) ein-
gesehen werden. — (Gemäldeausstellung bei A. wert-
h e i m.) Im zweiten Stock des Warenhauses A. Wertheim kann
man jetzt vor Gemälden erlesener Künstler Rückschau halten
auf mancherlei Eindrücke, die der Sommer in Wald und
Feld, im Hochgebirge und am Seegestade uns bescherte.
In die schönsten landschaftlichen Gebiete des In- und Aus-
landes führt die zur Ausstellung vereinigte Sammlung
von etwa 200 Bildern, die unter dem Titel „Künstler auf
Reisen" veranstaltet wurde. Liebe bekannte Meister zeigen
uns, was sie im letzten Sommer geschaut und wie sie es,
durch das künstlerische Auge und Temperament vertieft,
 
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