Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 13.1913/1914
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XIII, Heft 3§.
Die Werkstatt der Kunst.
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kann da möglich sein bei einer Fülle von wertvollen
Werken der bildenden Kunst, die doch schafft sür den Ge-
nuß in der Dauer. Deshalb heischen wir die Gerechtigkeit,
daß man oft kommt und lange schaut, ehe man urteilt
oder wohl gar aburteilt. In der Organisation unserer
Ausstellung haben wir uns den uns durch die zeitlichen
Umstände vorgezeichneten Bedingungen angepaßt: neben
der Fülle der einzelnen ausgestellten Kunstwerke haben
wir einer kleinen Anzahl von hervorragenden oder ver-
dienten Künstlern Kollektivausstellungen zugebilligt. Dem
sich mehr und mehr vertiefenden Stilempfinden unserer
Zeit wie es sich am klarsten in der monumentalen Kunst
ausdrückt, haben wir zum Worte verholfen dadurch, daß
wir eine Auswahl von Werken der monumentalen Malerei
in würdiger weise in unserem größten Saale zur Auf-
stellung gebracht haben. Auf zwei besondere Veran-
staltungen haben wir besonderen wert gelegt: Zunächst
die umfangreiche Sonder-Ausstellung von Pastellen und
Wasserfarbenmalereien. In ihr wurde auch Gelegenheit
genommen, die Gastfreundschaft des Ausländers, die der
deutschen Kunst erfreulicherweise in den letzten Jahren ent-
gegengebracht wird, dadurch zu erwidern, daß wir in kleinen
Sammlungen nationalcharakteristische Proben des Kunst-
schaffens einzelner nichtdeutscher Länder zur Schau bringen.
Dann haben wir in einer kleinen Sammlung die Berliner
Meister der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts vor-
geführt. Ls könnte vermessen erscheinen, eine Sammlung
von Werken aus einer so nahe liegenden Zeit in der vor-
liegenden Form zu zeigen. Aber diese Ausstellung will
etwas besonderes: jene Meister sind uns bekannt durch
unvergessene Werke oft großen Umfanges, in denen sie dem
Prunkbedürfnis ihrer sich eben ihres Reichtums und ihrer
Kraftfülle bewußt werdenden Zeit, ihrem Bedürfnisse nach
dem äußerlich Anekdotischen entgegenkommen. Daneben
hat beinahe jeder von ihnen stille bescheidene Werke hinter-
lassen, in denen sich bei einer oft bewundernswerten Schön-
heit des Handwerklichen jener leife Poetengeist ausspricht,
der im Herzen jedes rechten Künstlers schlummert, wir
waren bemüht, solche Werke zu sammeln und so eine Seite
der Kunst jener Periode zu zeigen, in der vielleicht die
wurzeln liegen sür die Entwicklung in das Kunstempfinden
unserer Zeit hinein. Diese Ausstellung will und kann
keine endgültigen Wertungen bringen. Aeußerungen will siel
Bremen. In der vom Februar bis 3t. März in der
Kunsthalle stattgefundenen Internationalen Kunst-
ausstellung wurden Kunstwerke folgender Künstler ver-
kauft: Gemälde und Aquarelle von Heinz Baden,
Walter Bertelsmann, A. Blanchet, Elisabeth Bruckmeyer,
Earl Buchholz, Emil Lardinaux, Paul Lszanne, Charles
Daubigny, H. Daumier, Eugene Delacroix, Dietz Edzard,
Hans am Ende, Paul Gauguin, Ed. v. Gebhardt, Auguste
Herbin, Theodor Hummel, Lene Kainer, Leopold v. Kalck-
reuth, Eduard Köster, Heinrich Köster, Alfred Kunze, Max
Liebermann, Ernst Matthes, Alexander GIbricht, Anna
Plate, p. A. Renoir, Fritz Rhein, Christian Rohlfs, Paul
Signac, Ernst Te peerdt, Rudolf Tewes, Henri de Toulouse-
Lautrec, Heinrich Vogeler, Otto v. waetjen; Plastiken
von Franz Barwig, Fritz Behn, H. Lhehalt, Paul Paulin,
Georg Roemer, Louis Tuaillon. Das Gesamtresultat
der Verkäufe betrug t8O73y,so Mk.
Dresden. (Sächsischer Kunstverein, Brühlsche Ter-
rasse.) Nach Beendigung des Wettbewerbs sür Kleinplastik
stehen jetzt auch die beiden Fünsecksäle mit Nebenräumen
dem Kunstverein wieder zur Verfügung. Es konnte des-
halb eine Reihe von weiteren Kunstwerken aufgestellt wer-
den. Im Mittelpunkt dieser neuen Ausstellung stehen Ge-
mälde, Skulpturen und graphische Arbeiten deutscher
Künstler, welche den Villa-Romana-Preis erhalten haben.
Die sehenswerte Sammlung umfaßt ausgezeichnete Werke
der Maler Paul Baum, Max Beckmann, Theo v. Brock-
husen, Karl Caspar, Willi Geiger, Alexander Gerbig, Georg
Greve-Lindau, Otto Hoeger, Hans Meid, Moriz Melzer,
Fritz Rhein, Adolf Schinnerer und der Bildhauer Karl
mehrjährigen Zwischenräumen veranstaltet werden. Die
Größe unserer Stadt, ihr Charakter als Reichsmittelpunkt,
die Tatsache, daß dieses gewaltige Gebäude von der Staats-
regierung zur Verfügung gestellt ist, also grundsätzlich
niemanden verschlossen bleiben darf, bedingt ein Zusammen-
strömen kaum zu bewältigender Fluten von Kunsterzeug-
niffen. Das hier nun schließlich zur Schau Gestellte ist
nur ein kleiner Teil, dessen was sich herandrängte. In
wochenlangen schwerer Arbeit hat die Jury ihres Amtes
gewaltet. Niemand, der heute vorurteilslos diese Hallen
durchwandert, wird sie Engherzigkeit oder Einseitigkeit
des Urteils vorwerfen können. Sie hat als Grundlage
ihres Urteils allein festgehalten, daß das auszustellende
Werk eine gewisse Reife besitzen muß. Ls besteht heute,
vielfach wohl hervorgegangen aus dem Bewußtsein, daß
im letzten Menschenalter manchem unserer Größten erst
spät oder bei seinen Lebzeiten gar nicht sein Recht geworden
ist, weitverbreitet eine Art von Angst, daß die rechtzeitige
Anerkennung eines Genies verpaßt werden könnte. Tat-
sächlich ist diese Gefahr heute geringer als sie jemals war.
Jede Erscheinung am Kunsthimmel, die irgend etwas
Neues zu bedeuten scheint, wird in Flugblättern, Broschüren,
Zeitschriften und der presse mit Fluten von Druckerschwärze
so propagiert, daß von dem „wollen" der neuen „Genies"
jeder unterrichtet ist, noch ehe er ihre Werke zu Gesicht
bekommt. Line Künstlerjury darf sich solchen Einflüssen
nicht gefügig zeigen. Nicht in noch so schöne Worte ge-
kleidete Absichten kann sie werten, nur das ihr vorgeführte
wirkliche Werk unterliegt ihrem Urteil. In diesem muß
die Herrschaft über die Ausdrucksmittel soweit verlangt
werden, daß das wollen und die Absichten des Künstlers
klar zum Aus>^- * "
und Dichter,
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die Tradition,
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Kunsthalle stattgefundenen Internationalen Kunst-
ausstellung wurden Kunstwerke folgender Künstler ver-
kauft: Gemälde und Aquarelle von Heinz Baden,
Walter Bertelsmann, A. Blanchet, Elisabeth Bruckmeyer,
Earl Buchholz, Emil Lardinaux, Paul Lszanne, Charles
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