Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 13.1913/1914
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DOI Artikel:Bode, Wilhelm: Der Oberbürgermeister in Halle und die Sammelpolitik der deutschen Städte
DOI Artikel:Vermischter Nachrichtenteil
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XIII, Heft 38.
Die Werkstatt der Kunst.
§ 95
wänglers Angaben angelegt. Ms Direktor des neuen
Museums berief er einen jungen Münchener Archäo-
logen der Zurtroänglerschen Schule, Or. Rietzler.
Raum hatte dieser die Leitung übernommen, so
wußte er bei der Stadtverwaltung zu erreichen, daß
in Zukunft möglichst nur moderne Kunst gesammelt
werden solle,- er erkundigte sich sogar, wie hoch die
beiden trefflichen späten Porträts von Irans hals,
eine Stiftung aus früherer Zeit, verkauft werden
könnten, als er sie in Berlin restaurieren ließ. Das
eine dieser Bilder kam bald darauf zum Restaurator
zurück, weil es durch schlechte Aufbewahrung während
des Baues bedenklich beschädigt war.
Diese Bevorzugung der modernen vor der alten
Kunst hat auch Direktor Pauli dazu geführt, die zum
Teil sehr guten holländischen Gemälde der Bremer
Kunsthalle, Bilder von Rembrandt, I. Ruisdael,
Terborch u. a., meist Geschenke, aus den oberen
Kabinetten, in denen sie vorzüglich zur Geltung
kamen, in das Erdgeschoß, unmittelbar neben die
Ablage der Schirme und Stöcke, zu verbannen,
hoffentlich wird die sehr wertvolle und umfangreiche
Sammlung alter Meister in der Hamburger Kunst-
halle bei der Neuaufstellung nicht ebenso behandelt
werden.
Ivie gefährlich und kostspielig der Übereifer
unserer hohen Stadthäupter in der Bereicherung
ihrer Kunstsammlungen werden kann, hat der Kampf
um den Ankauf der Sammlung von Nemes für
Düsseldorf bewiesen, für die 7 Millionen Mark
gefordert wurden und für die man 5 Millionen zu
zahlen bereit gewesen wäre, während sie nicht die
Hälfte wert und alles andere, nur keine gewählte
Sammlung war, zudem für die Ziele, die man mit
Recht bei der Begründung einer großen Galerie
in Düsseldorf aufgestellt hatte, völlig ungeeignet
gewesen wäre. Daß es sich nicht um die Privatgalerie
eines vornehmen Sammlers, sondern um das Assor-
timent eines sehr geschickten, eigenartigen Kunst-
händlers handelte, wollte man in Düsseldorf durchaus
nicht glauben.
hier war man also von städtischer Seite bereit —
ganz in meinem Sinne — eine Galerie alter und
moderner Kunst zu erwerben. Wenn ich in meinem
Aufsatz im „Kunstfreund" darauf hingewiesen hatte,
daß noch immer tüchtige Werke alter Meister ebenso
billig und billiger zu haben seien wie gute moderne
Gemälde, die zum Teil ganz übertriebene Preise
erreicht hätten, so läßt Herr Sauerlandt in seinem
„offenen Brief" durchscheinen, daß ich Reklame
mache für Händler mit alten Bildern, und hält mir
vor, daß ich dadurch zugleich den mir unterstellten
Sammlungen eine gefährliche Konkurrenz mache.
Als ob ich nicht Dutzende von Sammlungen, öffent-
liche wie private, die jeder deutschen Stadt zur Zierde
gereichen würden, neben unseren Museumssamm-
lungen zusammengebracht hätte, ohne diesen irgend-
welchen Abbruch zu tun!
Wer wie ich auf diese Weise seit mehr als einem
Menschenalter nicht nur für die Berliner Museen
und Kunstfreunde, sondern auch für städtische und
andere lokale Museen so viel und mannigfach Kunst-
werke, auch moderne, zu sammeln sich bemüht hat,
der sollte doch das Recht der Kritik haben, die an
meiner eigenen Tätigkeit stets in reichstem und rück-
sichtslosestem Maße geübt worden ist. Zch werde
meine Erfahrung und meine Überzeugung, die ich
zum Glück noch mit den meisten Kunstfreunden teile,
im Interesse unserer deutschen Kunstsammlungen
auch weiter diesen durch Beihilfe und, wenns not
tut, auch durch Kritik zur Verfügung stellen, auch
wenn ich dafür von den „Jungen" als rückständig
gescholten oder gar beschimpft werde.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebenster
Bode.
20. April 1914.
vermischter Nachrichtenteil.
Geplante Ausstellungen
Wien. (Ausstellung des Gesterreichischen Künstler-
bundes.) Für das Jahr t9l4 wird am 3p Oktober im
KunstfalonBrücko-wien eröffnet und schließt am t- De-
zember. Beteiligung nur für Bundesmitglieder. Anmel-
dung bis i- Oktober an das Sekretariat des Bundes,
Wien VI., Neubaugaffe 2y. Einsendung und ^8. Ok-
tober an Salon Brücko, Wien I, Weihburggasse tO.
-— Eröffnete Ausstellungen -
Berlin. (Im Künstlerhause, Bellevuestraße z,) ist die
Nachlaßausstellung Larios Grethe-Stuttgart am Donners-
tag, den Juni, geschlossen worden. Drei größere Werke
sind in Privatbesitz übergegangen. Die Iuni-Ausstelluug
wurde am Sonntag, den 7. d. M., eröffnet und bringt
Sammlungen von F. Grotemeyer und F. Wildhagen, eine
Anzahl Werke des Leibi-Kreises, und zwar von Th. Alt,
L. hagemeister, R. hirth du Frenes, w. Leibl, sowie
Arbeiten Berliner Künstler. — (Verkäufe der Großen
Berlins ^Kunstausstellung lylH.) Gemälde: Larl
Albrecht-Königsberg i. pr., „Abendsxaziergang" ;Mouis
Douzette-Barth, „Birken im Herbst"; Max Lieber-Karls-
ruhe i. B., „Dornenhecken"; Fr. Kallmorgen-Berlin, „Gen-
darmenmarkt"; Ernst Lübbert-Berlin, „Karneval"; Paul
Heydel-Dresden, „Berliner Friedrichsbrücke"; Hugo Händler-
Berlin, „Konzertprobe"; Adalbert Wex-München, „Winter
bei Partenkirchen"; Paul Söborg-Berlin,-°„Zur Erntezeit";
Emmi Rose-Berlin, „Rosen und Trauben"; Hans Bremer-
Berlin, „Geestkale"; Willy Stoewer-Berlin, „Deutsche Süd-
Atlantic-Division"; Max Thedy - Weimar, „Tischlerwerk-
statt"; Plastiken: Fritz Behn-München, „Chinesischer
Hund" (Majolika)) .Ldmund^Gomansky-Berlin, „Kiebitz"
(Bronze).
Frankfurt a. M. Die vor kurzem in der Modernen Galerie
Thannhauser gezeigte Sammlung „Erde und Eisen" von
Fritz Gärtner-Mallinckrodt-München ist zurzeit im Frank-
furter Kun st verein ausgestellt.
Karlsruhes(Im Badischen Kunstverein) sind neu
zugegangen: Werke von h. Altmann-Greifenberg, F. Hollen-
berg-Stuttgart.
Die Werkstatt der Kunst.
§ 95
wänglers Angaben angelegt. Ms Direktor des neuen
Museums berief er einen jungen Münchener Archäo-
logen der Zurtroänglerschen Schule, Or. Rietzler.
Raum hatte dieser die Leitung übernommen, so
wußte er bei der Stadtverwaltung zu erreichen, daß
in Zukunft möglichst nur moderne Kunst gesammelt
werden solle,- er erkundigte sich sogar, wie hoch die
beiden trefflichen späten Porträts von Irans hals,
eine Stiftung aus früherer Zeit, verkauft werden
könnten, als er sie in Berlin restaurieren ließ. Das
eine dieser Bilder kam bald darauf zum Restaurator
zurück, weil es durch schlechte Aufbewahrung während
des Baues bedenklich beschädigt war.
Diese Bevorzugung der modernen vor der alten
Kunst hat auch Direktor Pauli dazu geführt, die zum
Teil sehr guten holländischen Gemälde der Bremer
Kunsthalle, Bilder von Rembrandt, I. Ruisdael,
Terborch u. a., meist Geschenke, aus den oberen
Kabinetten, in denen sie vorzüglich zur Geltung
kamen, in das Erdgeschoß, unmittelbar neben die
Ablage der Schirme und Stöcke, zu verbannen,
hoffentlich wird die sehr wertvolle und umfangreiche
Sammlung alter Meister in der Hamburger Kunst-
halle bei der Neuaufstellung nicht ebenso behandelt
werden.
Ivie gefährlich und kostspielig der Übereifer
unserer hohen Stadthäupter in der Bereicherung
ihrer Kunstsammlungen werden kann, hat der Kampf
um den Ankauf der Sammlung von Nemes für
Düsseldorf bewiesen, für die 7 Millionen Mark
gefordert wurden und für die man 5 Millionen zu
zahlen bereit gewesen wäre, während sie nicht die
Hälfte wert und alles andere, nur keine gewählte
Sammlung war, zudem für die Ziele, die man mit
Recht bei der Begründung einer großen Galerie
in Düsseldorf aufgestellt hatte, völlig ungeeignet
gewesen wäre. Daß es sich nicht um die Privatgalerie
eines vornehmen Sammlers, sondern um das Assor-
timent eines sehr geschickten, eigenartigen Kunst-
händlers handelte, wollte man in Düsseldorf durchaus
nicht glauben.
hier war man also von städtischer Seite bereit —
ganz in meinem Sinne — eine Galerie alter und
moderner Kunst zu erwerben. Wenn ich in meinem
Aufsatz im „Kunstfreund" darauf hingewiesen hatte,
daß noch immer tüchtige Werke alter Meister ebenso
billig und billiger zu haben seien wie gute moderne
Gemälde, die zum Teil ganz übertriebene Preise
erreicht hätten, so läßt Herr Sauerlandt in seinem
„offenen Brief" durchscheinen, daß ich Reklame
mache für Händler mit alten Bildern, und hält mir
vor, daß ich dadurch zugleich den mir unterstellten
Sammlungen eine gefährliche Konkurrenz mache.
Als ob ich nicht Dutzende von Sammlungen, öffent-
liche wie private, die jeder deutschen Stadt zur Zierde
gereichen würden, neben unseren Museumssamm-
lungen zusammengebracht hätte, ohne diesen irgend-
welchen Abbruch zu tun!
Wer wie ich auf diese Weise seit mehr als einem
Menschenalter nicht nur für die Berliner Museen
und Kunstfreunde, sondern auch für städtische und
andere lokale Museen so viel und mannigfach Kunst-
werke, auch moderne, zu sammeln sich bemüht hat,
der sollte doch das Recht der Kritik haben, die an
meiner eigenen Tätigkeit stets in reichstem und rück-
sichtslosestem Maße geübt worden ist. Zch werde
meine Erfahrung und meine Überzeugung, die ich
zum Glück noch mit den meisten Kunstfreunden teile,
im Interesse unserer deutschen Kunstsammlungen
auch weiter diesen durch Beihilfe und, wenns not
tut, auch durch Kritik zur Verfügung stellen, auch
wenn ich dafür von den „Jungen" als rückständig
gescholten oder gar beschimpft werde.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebenster
Bode.
20. April 1914.
vermischter Nachrichtenteil.
Geplante Ausstellungen
Wien. (Ausstellung des Gesterreichischen Künstler-
bundes.) Für das Jahr t9l4 wird am 3p Oktober im
KunstfalonBrücko-wien eröffnet und schließt am t- De-
zember. Beteiligung nur für Bundesmitglieder. Anmel-
dung bis i- Oktober an das Sekretariat des Bundes,
Wien VI., Neubaugaffe 2y. Einsendung und ^8. Ok-
tober an Salon Brücko, Wien I, Weihburggasse tO.
-— Eröffnete Ausstellungen -
Berlin. (Im Künstlerhause, Bellevuestraße z,) ist die
Nachlaßausstellung Larios Grethe-Stuttgart am Donners-
tag, den Juni, geschlossen worden. Drei größere Werke
sind in Privatbesitz übergegangen. Die Iuni-Ausstelluug
wurde am Sonntag, den 7. d. M., eröffnet und bringt
Sammlungen von F. Grotemeyer und F. Wildhagen, eine
Anzahl Werke des Leibi-Kreises, und zwar von Th. Alt,
L. hagemeister, R. hirth du Frenes, w. Leibl, sowie
Arbeiten Berliner Künstler. — (Verkäufe der Großen
Berlins ^Kunstausstellung lylH.) Gemälde: Larl
Albrecht-Königsberg i. pr., „Abendsxaziergang" ;Mouis
Douzette-Barth, „Birken im Herbst"; Max Lieber-Karls-
ruhe i. B., „Dornenhecken"; Fr. Kallmorgen-Berlin, „Gen-
darmenmarkt"; Ernst Lübbert-Berlin, „Karneval"; Paul
Heydel-Dresden, „Berliner Friedrichsbrücke"; Hugo Händler-
Berlin, „Konzertprobe"; Adalbert Wex-München, „Winter
bei Partenkirchen"; Paul Söborg-Berlin,-°„Zur Erntezeit";
Emmi Rose-Berlin, „Rosen und Trauben"; Hans Bremer-
Berlin, „Geestkale"; Willy Stoewer-Berlin, „Deutsche Süd-
Atlantic-Division"; Max Thedy - Weimar, „Tischlerwerk-
statt"; Plastiken: Fritz Behn-München, „Chinesischer
Hund" (Majolika)) .Ldmund^Gomansky-Berlin, „Kiebitz"
(Bronze).
Frankfurt a. M. Die vor kurzem in der Modernen Galerie
Thannhauser gezeigte Sammlung „Erde und Eisen" von
Fritz Gärtner-Mallinckrodt-München ist zurzeit im Frank-
furter Kun st verein ausgestellt.
Karlsruhes(Im Badischen Kunstverein) sind neu
zugegangen: Werke von h. Altmann-Greifenberg, F. Hollen-
berg-Stuttgart.