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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 13.1913/​1914

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Redaktioneller Teil
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XIII, Pest 17.

Die Werkstatt der Runst.

227

Redaktioneller Teil.
Jury uncl Iurykreikeit

Der Deutsche Künstlerverband „Die Iuryfreien" sendet
uns folgende „Gegenerklärung" (vergl. die „Zeitungs-
schau" in Heft t3):
„Noch keine öffentliche Erklärung dürfte so schwach
gewesen sein und so wenig den Tatsachen entsprechen, wie
die der Münchener Künstlergenoffenschaft, Secession usw.
bis zur Mrtsgruppe des Verbandes Deutscher Illustratoren.
Für eine Erklärung, die jetzt, drei Wochen nach er-
wähnter Versammlung, gegen uns abgegeben wurde, möchte
man annehmen, daß Zeit genug vorhanden gewesen wäre,
unsere Sache zu entkräften, aber so wurde der Beweis
erbracht, daß es wirklich schwer sein muß, wesentliches
gegen die Iuryfreien zu bringen, und wir danken den
Korporationen mit Jury für dieselbe; denn es wird uns
damit Gelegenheit gegeben, folgende Tatsachen hiermit
festzustellen: wir verlangten vom Staat die gleiche Aus-
stellungsmöglichkeit, wie sie für die Korporationen mit
Jury vorhanden ist.
Nun wird behauptet, mit dieser Forderung hat die
Angelegenheit für die Genossenschaft usw. eine Wendung
bekommen, die dieselbe zwingt, eine öffentliche Stellung
dagegen zu nehmen.
Hier spielen sich die unterzeichneten Künstlerkorpo-
rationen als Behörde selbst aus. wie kommen diese
Gruppen zu einer solchen Rechtsstellung?
Ist unsere Forderung, über die der Staat zu ent-
scheiden hat, ungerechtfertigt, wie die erwähnten Gruppen
anzugeben sich bemächtigt fühlen, so müßten wir zu dem
logischen Schluß kommen, dann habt auch Ihr kein Recht
auf Staatsgebäude.
wir stellen uns aber aus einen weit sachlicheren und
kollegialeren Standpunkt, indem wir das Bestehende nicht
ändern, sondern lediglich an einer Nutznießung (die diesen
Gruppen schon seit Jahrzehnten eigen ist) teilnehmen
wollen.
Hier stellen wir fest, daß noch keine Forderung, die
allen Künstlern, seien es Korporationen mit Jury, ohne
Jury und sog. ganz wilde (denn wilde hat die Genoffen-
schaft selbst) zugute kommt, so rücksichtslos und unkollegial
bekämpft wurde. Hier zeige der wirtschaftliche verband
bildender Künstler seine Fähigkeit, die ihm in erster Linie
Zusteht, alle Künstler ohne Ausnahme gleich zu schützen
und für sie einzutreten.
Es wurde behauptet, wir zögen das Künstlerproletariat
groß, eine Behauptung, die für jeden vernünftigen Men-
schen lächerlich wirken muß, wenn gerade es umgekehrt
der Fall ist. Sie werfen den Künstler von Beruf hinaus
und machen ihn zum Proleten, wir nehmen ihn mit auf,
geben ihm Gelegenheit, zu verdienen und sich weiter zu
entwickeln; hat er damit auch kein Glück, so könnte er
zum Einsehen, seinen Beruf zu ändern, eher bei uns wie
bei ihnen selbst kommen.
Ganz entschieden legen wir Verwahrung ein gegen
die wirklich verdächtigende Unterordnung seitens dieser
Künstlerbehörde, wie sie sich selbst nennt, und gegen den
anmaßenden Ton, den sie zu führen beliebt, wenn sie
scheibt, daß ihre Ausstellungen durch uns an Ansehen ge-
schädigt würden, als ob dies zum größten Teil überhaupt
möglich wäre.
Sind denn nicht gerade durch Unzufriedenheit und
häßliche Kämpfe, hervorgerufen durch die Jury, die Se-
cession, Bayern, Luitpoldgruppe, Scholle, Achtundvierziger,
Freie Vereinigung und noch viele andere entstanden, die
im übrigen unter sich recht schön die Iuryfreiheit ver-
stehen, und kommt sie nicht zustande, dann Mord- und
Zetergeschrei um eine neue Gruppe. Und diese Streiter
und Unzufriedenen nun wagen es, uns das gute Recht zu

verwehren, unter ihr Dach einzuziehen, das nämlich nicht
das ihre, sondern Staatseigentum ist. wir haben auch
nicht verlangt, daß diese Gruppen allen Künstlern Iury-
freiheit gewähren sollen, das machen wir selbst sehr gerne;
wir haben lediglich einen Teil des Glaspalastes mitbegehrt
für unsere Gruppe, für die wir selbst die Verantwortung
tragen, und nie und nimmer ist es Sache der Künstler-
behörde, die weder rechtlich noch moralisch ihre Existenz-
berechtigung hat, darüber zu entscheiden. — Line Behörde
von Künstlern kann und darf es nicht geben.
Beweis: Gerade die größten Neuerer in der Kunst
haben nach schweren Kämpfen gegen die Jury sich durch-
ringen können.
Die ganze presse ohne Ausnahme hat unsere Kampfes-
weise als eine rein objektive dargestellt, und wenn wir
heute eine schärfere Waffe gewählt, so geht das daraus
hervor, daß es der Gegner in feiner Erklärung an ent-
sprechendem Taktgefühl und Kollegialität hat mangeln
lassen. Im übrigen geht unsere Sache ihren Gang; die
Behörde, die es angeht, wird objektiv genug sein, sich von
einer derartigen Erklärung nicht einschüchtern zu lassen,
und wir sehen einer zusagenden Entscheidung entgegen,
wir werden den Staat nicht täuschen, sondern für ihn
erfreulicherweise an der großen Kunstbewegung ehrliche
Mitarbeiter sein."
Teitungslckau
In der „Täglichen Rundschau" lesen wir:
Nibelungenhalle und deutscher Heldenhain.
Zu den hervorragenden Denkmälern, die das Lr-
innerungsjahr t9l3 mit seinen zahlreichen Jahrhundert-
feiern dem deutschen Volke geschenkt hat, gehören auch
Hermann Hendrichs Nibelungenhalle bei Königswinter am
Rhein und der von Karl Bosenius gegründete deutsche
Heldenhain bei Kaltenbach. Beide dürften berufen sein,
im besten Sinne des Wortes volkstümlich zu werden.
Ueber die dem Meister von Bayreuth gewidmete Nibe-
lungenhalle ist schon in der Wagner-Festnummer der „Täg-
lichen Rundschau" vom 22. Mai das wesentlichste von
Hans v. wolzogen gesagt worden. Inzwischen wurde dieser
weihevolle Gedächtnistempel mit den zwölf bedeutsamen,
in Erfindung und Farbengebung eigenartigen mythischen
Landschaftsbildern zur Nibelungensage im Juni v. I. vor
erlesenen Gästen mit Grgelklang und Festgesang in wür-
diger Weise eröffnet, wobei es dem Unterzeichneten ver-
gönnt war, die Weiherede zu halten. Die darin aus-
gesprochene Hoffnung, daß diese edle Stätte gemütlicher
Erhebung und geistiger Erbauung viele Siebengebirgs-
besucher aus dem lauten Fremdentrubel zu stiller Einkehr
in unser innerstes deutsches Wesen, wie sie uns die hier
im Bilde dargestellte altgermanische Sage kundtut, laden
möge, hat sich seitdem trotz aller gehässigen Anwürfe
und verkleinerungssüchtigen Kritikastereien, die unser hoch-
gesinnter Maler über sich hat ergehen lassen müssen, in
reichstem Maße erfüllt: Tausende und aber Tausende haben
seit ihrer Eröffnung die Nibelungenhalle besucht und von
überall her ertönt die Stimme warmer Begeisterung für
dieses eigentliche Lebenswerk Hermann Hendrichs, der uns
in seinen farbenprächtigen, unmittelbar aus der Natur
geschöpften Landschaftsbildern die kindlich naive und doch
so tiefsinnige Götter- und Heldenwelt unserer vorchristlichen
Altvordern, zu tragischem Naturmythos verdichtet, so er-
greifend und erschütternd vor Augen zu zaubern weiß.
Rheingold, der in purpurnem Morgenrot glühende,
steil zum Strome abfallende Loreleifelsen mit der aus tief-
blauen Wolken in gleißendem Sonnengold ragenden Wal-
hallburg; Freyas Garten, eine blütenduftige, liebliche
 
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