Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 13.1913/​1914

DOI Artikel:
Redaktioneller Teil
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.53853#0240

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
228

Die Werkstatt der Runst.

XIII, heft 17.

Rheinlandschaft mit der die goldenen Aepfel vom Baume
des Lebens pflückenden anmutigen Göttin; Nibehelheim,
der unheimlich in Feuergarben lodernde unterirdische Höllen-
palast Alberichs voll düsterer Tragik von der teuflischen
Macht des Mammons; Hundings Hütte in fahler Mondland-
schaft; Walkürensturm: rasende Gewitterwolken zu Roß und
Reiterinnen geworden, die mit Hojotohol ihre Blitzspeere
schleudernd die Luft durchsausen; alxenglühender Bergrücken
zur schlafenden Brünhilde verkörpert; dann die entzückenden
waldlandschaften, wo Jung Siegfried im Waldweben dem
kundigen Vöglein lauschet, und wo er hernach den aus
seiner Höhle sich hervorwälzenden, grünlichschillernden, gru-
seligen Fafnerdrachen zum Kampfe anfährt; über morgen-
rot strahlenden Berghöhen schwebend die mit verzücktem
Staunen erwachende Walküre Wotans; dunkelblaue Sternen-
nacht mit den unter der rabenschwarzen Esche Hgdrasil an
goldenem Faden das Weltgeschick spinnenden Nornen;
Siegfrieds Tod: die Sonne verhüllt ihr Antlitz vor dem
furchtbaren Anblick, da ihr Lichtheld hinterrücks vom
Albensohn der Finsternis speergetroffen sterbend vornüber
zur Erde sinkt; endlich das erschütternde Gemälde der
Götterdämmerung mit dem wie bildhauerisch getroffenen
Allvater Wotan, wie er, den zerbrochenen Speer in lassen
Händen haltend, mit hoheitvoller Ergebung dem selbst-
verschuldeten Schicksal das Götterhaupt neigt-alle-
samt mehr oder minder monumentale Gemälde, deren An-
blick heilige Gefühle und hohe Gedanken in uns erweckt,
so daß wir gehobenen Sinnes zu beschaulicher Freude die
weitere Wanderung ins schöne Siebengebirge antreten.
Der lebensfreudige, kerndeutsche Dichter-Maler hat mit
seinem stolz ragenden Nibelungentempel am Fuße des
Drachenfelsen dem deutschen Volke ein neues, wertvolles
Kunstwerk beschert, wofür ihm Dank gebührt.
Heil auch dem wort- und tatkräftigen Begründer des
deutschen Heldenhains, Karl Bosenius, der allem Anschein
nach das Zeug dazu hat, ein echter deutscher Volksmann
zu werden.
Bosenius will mit seinem Heldenhain den großen
Männern der Tat und des Gedankens, die sich um das
deutsche Volk und unser Vaterland verdient gemacht haben,
eine Gedenkstätte errichten, wo unter schattigen Wald-
bäumen auch Tafeln von Erz und Stein kernige Merk-
sprüche vom wirken und walten unserer Volkshelden be-
redte Kunde geben, den Toten zu ruhmreicher Ehr, den
Lebenden zn anspornender Lehr.
Der bescheidene Anfang zu diesem groß gedachten
Werke vaterländischer Begeisterung ist seit Jahr und Tag
gemacht worden, und zwar im Heimatsorte der Familie
Bosenius, in Kaltenbach, einem oberbergischen Dorf des
lieblichen Aggertales, von den Lisenbahnhaltestellen Engels-
kirchen und Ründeroth in fünfzig Minuten auf schönen
wegen bequem zu erreichen.
Dort wurden am t. September v. I. unter starker
Beteiligung aller Volksschichten zu Ehren Bismarcks auf
grüner Berghalde drei aus dem Friedrichsruher Sachsen-
wald stammende Bäumchen gepflanzt. Und mit dieser zu-
gleich dem Sedantage gewidmeten Feier hatte der Festplatz
des zukünftigen Heldenhains, der mit der Zeit über
700 Morgen Wald und Wiesengrund umfassen soll, seine
verheißungsvolle Einweihung empfangen.
Die kreisrunde Halle, zur Hälfte von Wald umhegt,
nach dem Dorf hin offen, ist von der Natur wie geschaffen
zur Festwiese. Sie gibt Rednern und Sängern guten
Widerhall und bietet über die mit ihrem schwarz-weißen
Fachwerk aus grünen Gbstbäumen freundlich hervorlugen-
den Bauernhöfe hinweg ganz entzückenden Ausblick auf
die das Dorf mit anmutigen Höhenzügen malerisch um-
kränzenden stattlichen Berge, deren Häupter mit prächtigen
Laub- und Nadelholzwäldern gekrönt sind.
Da war's nun eine Helle Lust, am ersten Augustsonn-
tag, d. h. unter lichtestem Sonnenhimmel, eine mehr als

zooo Köpfe zählende Menschenmenge in freudigster Fest-
stimmung zu sehen, die auf den Werberuf von Karl Bo-
senius von nah und fern herbeigekommen waren, um an
der Jahrhundert- und Kaiserjubiläumsfeier teilzunehmen.
Sollten doch auch an diesem bedeutenden Gedenktag die
ersten von Gönnern gestifteten Heldensteine, drei für Bis-
marck, je einer für Luther, Goethe, Arndt, Körner und
Stücker, den Mann der Tat, der ^95/96 das oberbergische
Land von welschen Fremdlingen befreite, mit bezüglichen
Ansprachen feierlich enthüllt werden. Ls war eine Geist
und Gemüt erhebende Feier, die, frei von üblichem, allzu
bequemem Maulwerkspatriotismus, in ihrer ernsten, aus
dem tiefen Grunde der deutschen Volksseele schöpfenden
Art vorbildlich wirken könnte.
Solche Volksfeste zur Hebung und Stärkung vater-
ländischer Gesinnung sollen alljährlich zweimal stattfinden
und zugleich den Teilnehmern Gelegenheit geben, an der
Entwicklung des Heldenhains womöglich auch mit Rat
und Tat teilzunehmen.
Steckt nun auch der Heldenhain selbst noch in den
Kinderschuhen, fehlt ihm noch die auch den Schönheitssinn
befriedigende künstlerische Ausgestaltung, Freilichtbühne u. a.,
so ist um so erstaunlicher, wie weit in kaum Jahresfrist
der ideale Gedanke Anklang gefunden hat. Geachtete
Männer des bergischen Landes, bekannte Reichs- und Land-
tagsabgeordnete, angesehene Gelehrte, namhafte Dichter
und Künstler haben von Anfang an mit Freuden ihre
Kräfte in den Dienst der schönen Sache gestellt, wie das
zur Genüge aus der 68 Seiten umfassenden, sehr lesens-
werten, für so Pf. vom Kurhaus in Kaltenbach bei Engels-
kirchen zu beziehenden Festschrift zu ersehen ist. Ans der
darin enthaltenen Entstehungsgeschichte des Heldenhains
erfährt man denn auch, daß dieses schwere Dpfer erfordernde
Unternehmen einzig der rastlosen Tatkraft des einfachen
Bauernsohnes Karl Bosenius und der hochherzigen Vater-
landsliebe feiner verwandten, schlichter Bauersleute, zu
danken ist, die in uneigennütziger weise nebst Zeit und
Geld die schöne Festwiese für den Heldenhain geschenkt
haben, und die trotz allen solch ideale Gesinnung nicht
begreifen wollenden Anfeindungen zum Trotz auch weiter-
hin für die Vollendung des geplanten Werkes in uneigen-
nütziger weise arbeiten und opfern werden.
Und wenn Karl Bosenius bei der vorjährigen Jahr-
hundertfeier in seiner Begrüßungsrede über die ihm wider-
fahrene schamlose Unbill erregt die Worte sprach: Aus
vorhandenem Reichtum etwas zu schaffen, das ist kein
Kunststück, aber aus den hart erarbeiteten Groschen deut-
scher Bauernfäuste für des Vaterlandes Wohl und Herr-
lichkeit ein bescheidenes Mal zu errichten, das dürfte auch
dem blödesten Nörgler mindestens Achtung abringen, so
wünschen sicher alle wahren Freunde deutschvölkischer Be-
strebungen seinem Werke bestes Gedeihen und tatkräftige,
opferbereite Förderer. Ihm selbst aber rufe ich im Namen
aller, die ihn persönlich wie ich als lauteren Ehrenmann
kennen, mit deutschem Gottvertrauen zu:
Bur, holl stur!
wat kümmert di de Lü,
Gott helxet dil
Köln. Hermann wette.

UllSökk heutige Seilsgs, üik MMe? ilunettecilli. Mle? sik. 8.
trat fol^encken Inkalt: Lin ^.rcbiv für Naltecbnik.
Vom veraus^eber. — Vie klalcatmalerei bis ru
ibrer beuti^en LntuüeklunZ. Von Lk. Nan^olcl.
— 2nm ^eZenvärtiAen Ltancie ckes veutseben
Larbenbuebes. Von veinricb Lteinbacb. — Neue
Datente. — LücberanLeiZe.
 
Annotationen