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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 13.1913/​1914

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3^0

Die Werkstatt der Kunst.

XIII, Heft 23.

mann, Schriftführer; Maler Earl Schild, 2. Schrift-
führer; Maler Max Ruche!, Rassenführer.
Der Vorstand
I. A.: k'ritr Qis8inLlin, ;. Schriftführer.
Ortsverein Nürnberg.
Die außerordentliche Mitgliederversammlung vom
2. Februar hat beschloßen, von der beabsichtigten

diesjährigen Iahresausstellung (Mai bis August
Abstand zu nehmen und eine solche erst wieder von Mitte
Mai bis Mitte August zu veranstalten. Die von
Mitte November bis Weihnachten vorgesehene Weih-
nachtsausstellung wird in der Ausstellungshalle am
Narientor stattfinden, jedoch auf hiesige Rünstler beschränkt.
Der Vorstand.
Ns.ns ?ylipp.

Redaktioneller Teil.
L«itungskci>s«

In den „Münchener Neuesten Nachrichten"
lesen wir:
Das Fingerabdruckverfahren auf Kunstwerke
angewendet.
wie schon mitgeteilt, hat Prof. Bordas in Paris
vorgeschlagen, den Handel mit gefälschten Runstwerken da-
durch unmöglich zu machen, daß in Hinkunft jeder Rünstler
aus seinen Werken einen Fingerabdruck anbringt. Wesen
und Ausführung des Verfahrens sind bekannt. Prof. Lordas
stellt sich nach Rücksprache mit einigen bedeutenden fran-
zösischen Künstlern die Sache folgendermaßen vor:
„Damit das Verfahren praktischen wert erlange, müßten
die Rünstler z. B. im Institut oder auch im Ministerium
der schönen Künste ihre Fingerabdrucke deponieren. Diese
offiziellen Fingerabdrucke könnten photographiert und in
Ratalogform allen Händlern und Sammlern zugänglich
gemacht werden. Man braucht nur zu vergleichen und
würde sofort über die Echtheit oder Unechtheit eines Runst-
werkes genau unterrichtet sein. Bei Bronzestatuen könnte
der Bildhauer sein Fingersiegel auf den Sockel setzen; zu
diesem Zweck müßte er den Finger vorher mit Goldstaub
überstreichen, und das überfirnißte Siegel wäre unzerstör-
bar. Bei Marmorstatuen könnte der mit Zinnober gefärbte
Fingerabdruck in irgendeiner Höhlung des Steines ange-
bracht werden, Rupferstiche wären auf der Rückseite zu
markieren usw."
Da diese Vorschläge auch in München interessieren
müßen, haben wir uns an eine Anzahl führender Rünstler
gewandt und erfahren, daß speziell der Präsident der Mün-
chener Rünstlergenossenschaft, Prof. v. Petersen, sich so-
fort nach Bekanntwerden der Nachricht in dieser auch für
die Runststadt München wichtigen Frage mit dem von
Regierungsasseffor Or. Harster geleiteten Erkennungsdienst
der Polizeidirektion München ins Benehmen gesetzt hat,
um sich von einem Fachmann über den technischen Teil
dieser Frage aufklären zu laßen, der auch hier vorerst der
wichtigste sein dürste. Prof. v. Petersen äußerte sich gegen-
über einem unserer Mitarbeiter folgendermaßen: „Die
große Bedeutung der Sache steht sicher außer Zweifel,
denn wenn nur auf diese weise von hundert nur eine
Fälschung erkannt werden würde, wäre das schon ein
schöner Erfolg. Die zweite Frage ist allerdings die Frage
der praktischen Durchführung. Ich habe mich gleich nach
Bekanntwerden der Nachricht mit den Fachkreisen ins Be-
nehmen gesetzt und das größte Entgegenkommen gefunden.
Ich habe die Vorrichtungen mitbekommen und mich sofort
bemüht, damit eingehende versuche zu machen I"
„wissen Sie, Herr Professor, daß die Polizei alle zehn
Finger abdruckt, um sicher zu gehen?" — —
„Ja, das habe ich gehört, zur Identifizierung genügt
aber ein Finger, und da ist der geeignetste nicht etwa, wie
der Laie meint, der Daumen, sondern der rechte Zeige-
finger. Dhne ernste versuche freilich läßt sich die Sache
gar nicht machen. Ich denke mir die praktische Anwendung
folgendermaßen: Vom Abdruck in die nasse Farbe, wie
manche meinen, muß man absehen, denn die Farbe reißt;
sie verändert sich, oder wie der Malerausdruck heißt, das
Material arbeitet. Die Oberfläche bekommt Sprünge, und
bei der Feinheit der Hautkurven ließe sich der ins naße
Material gemachte Abdruck bald gar nicht mehr identi-
fizieren. Ich denke mir daher, daß auf dem fertigen Bilde

an einer Stelle, wo das Anbringen einer Fälschung un-
möglich ist, der Rünstler seinen Fingerabdruck in Drucker-
schwärze anbringt. Ausgeschlossen ist das Anbringen des
Abdruckes am Rahmen, weil das Bild vom dünnen Holz-
rahmen abgespannt werden kann und dieser wieder für
eine Ropie benützt werden könnte. Ls käme also nur eine
Stelle in Betracht, die unscheinbar in der Nähe des Rahmens
liegt und wo der Abdruck nicht stört, eine Stelle, die
malerisch unbedeutend ist, nicht zu hell freilich, daß sie die
Bildwirkung nicht stört, dorthin müßte der Abdruck in
Druckerschwärze kommen. Die Fingerabdrücke der Rünstler
müßten zur Rontrolle vielleicht in den Akademien und
staatlichen Sammlungen aufliegen. Freilich, die Sache ist
nur durchführbar, wenn sich alle Rünstlerkreise, besonders
die ersten, dafür interessieren und jeder sich bereit erklärt,
mitzutun I"
Ein Fachmann der Daktyloskopie äußert sich über die
Angelegenheit in ganz ähnlichem Sinne. Zu den Aus-
führungen Prof. Bordas-Paris meint er aber, daß er ent-
schieden ein Gegner der Vervielfältigung der Fingerabdruck-
register und Hinausgabe an weite Kreise von Händlern ist.
Der Griginalabdruck soll an einer Stelle, an der Akademie,
aufbewahrt werden, und erst, wenn ein fremder Räufer
nachweist, daß er Interesse daran hat, soll er Einblick be-
kommen oder ihm eine Photographie zur Verfügung ge-
stellt werden. Auch ihm erscheint der Abdruck des rechten
Zeigefingers als zur Identitätsfestftellung vollkommen aus-
reichend. Die Polizei brauche die zehn Finger für andere
Zwecke, nämlich zum Eruieren des Verbrechers durch am
Tatort zurückgelassene Abdrücke irgendeines Fingers. Auch
er hält die Druckerschwärze für das geeignetste Material
zum Abdruckherstellen und meint, daß durch irgendeinen
Lack der Abdruck unzerstörbar gemacht werden könnte.
Natürlich müßte man beim Reinigen der Bilder darauf
achten, vor dem Anbringen der Abdrücke auf den Rahmen
oder der Rückseite der Gemälde ist zu warnen, meint unser
Gewährsmann weiter, weil dadurch leicht eine kleine Skizze
eines berühmten Rünstlers vorne einfach übermalt werden
könnte mit einer Ropie eines wertvollen Gemäldes des-
selben usw.
Aus diesen Aeußerungen ergibt sich, daß es nicht aus-
geschlossen ist, daß die interessanten Vorschläge festere Form
auch in München annehmen; freilich, die Lösung der prak-
tischen Frage kann nur durch Mitarbeit aller gelöst wer-
den. In kriminellen Rreisen hat sich das Fingerabdruck-
verfahren bewährt, es handelt sich jetzt nur darum, durch
gemeinsame Arbeit aller den richtigen weg für die An-
bringung, Fixierung und Rontrolle am Kunstwerk zu finden.
von der wohltätigkeitszentrale der Berliner
Kaufmannschaft geht uns folgende Zuschrift zu:
Die Zentrale für private Fürsorge und die
wohltätigkeitszentrale der Berliner Kaufmann-
schaft (beide Flottwellstr. H) haben in den letzten Tagen
zahlreiche Anfragen nach einer Schneeballkollekte zu-
gunsten eines in Not geratenen Handwerkers erhalten, die
augenscheinlich ziemlich verbreitet ist. Abgesehen davon,
daß, wie wir bereits bei früheren Gelegenheiten betonten,
es zweifelhaft ist, ob solche Sammlungen gesetzlich zulässig
sind, sind sie jedenfalls vom armenpflegerischen Standpunkt
aus gänzlich ungeeignet, ja sogar höchst bedenklich. Jede
Uebersicht über die Weiterbeförderung der Briefe und über
 
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