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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 13.1913/​1914

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Karl Koepping †
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Redaktioneller Teil
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XIII, Heft 43.

Die Werkstatt der Kunst.

55 (

Karl Koepping 1°

Am ^6. IZuli starb zu Berlin nach län-
gerem Leiden Karl Ko epping im 67. Lebens-
jahre. Mit ihm ist einer unserer bekanntesten
und bedeutendsten Graphiker dahingeschieden.
Das Größte, was Koepping geleistet, liegt in
seinen zahlreichen reproduktiven Arbeiten vor,
unter denen die Radierungen nach Rembrandt
und Hals wohl unübertrefflich sind. Aber auch

auf dem Gebiete der Griginalradierung hat
er Hervorragendes geleistet.
Für die Graphische Abteilung der Deut-
schen Kunstgenossenschaft auf der Bugra zu
Leipzig war er, als ihr Ehrenpräsident, aufs
eifrigste tätig. Die große ihm dort gewid-
mete Sonderausstellung gibt ein schönes Bild
seines großen Lebenswerkes.

Redaktioneller Teil.
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In der „Schreiberhauer Zeitung" lesen wir:
Natur und Kunst.
Die Mehrzahl der Besucher unserer Berge kommt zur
Auffrischung ihrer Nerven, zum Ruhen oder Wandern in
unser Tal, denn Rübezahls Reich lockt. Man muß dieses
schönste Gebirge, die Vorstufe zu den Alpen, den Rivalen
der vorberge Tirols gesehen haben! Wer dann einige
Wochen hier geweilt hat, entdeckt, hat er nur ein offenes
Auge, daß diese Landschaft einen ganz heimlichen Zauber
besitzt, wie man ihn wohl im Harz und am Rhein wieder-
trifft. Hier regt die Natur die Phantasie zum Träumen
und Dichten an; das Seelenleben der Berge, des Kammes,
der Teiche, Wasserfälle, der Täler in ihren ununterbroche-
nen Stimmungsbildern findet in uns einen Widerhall. Ist
das nicht Rübezahls Geist, der lebendig wird, dieser Geist
voller Unruhe und Unstätigkeit, voller Launen, gutmütiger
Tücken-Sxiegelbilder der sich stetig wandelnden NaturI
Fürwahr! Nirgends wird einem der Sinn uralter Märchen
und Volkssagen, ihr kosmologischer Urgrund so klar wie
in dem Herrschergebiet des alten Dominus Johannes, wie
der Herr der Berge wohl auch noch heißt.
Also, Ihr verehrten Gäste, einmal die Augen recht —
recht weit ausgemacht. Laßt, wackre Männer, Eure Stamm-
tischphantasie zu Hause und Ihr Frauen und Mädchen
vergeßt Eure Roben und Moden. Taucht Euer Denken
in die Natur hinein und fühlt Luch in das rätselhafte
Schweigen der Bergfeen hinein I
Ls wird Luch übrigens recht bequem gemacht — so
recht und richtig zu sehen.
wart Ihr schon in der Lagenhalle! G so wandert
einmal dorthin. Der Spaziergang lohnt, kommt Ihr doch
in den schönsten Teil von Schreiberhau. Dort wo geistige
Führer unseres Volkes sitzen: Larl Hauptmann, Wilhelm
Bölsche, Hans Mackay, Werner Sombart, Hanns Fechner,
Hermann Hendrich. Manches Schöne gibts dort zu sehen:
Alte Bauernhäuser, die zu Künstlerklausen umgewandelt
sind, neue Landhäuser, unter denen das Haus von Alfred
Koeppen (vielleicht weil es Charakter hat, das eigenartigste
und eins der schönsten nach einem Entwurf von Möncke)
mit seiner blauen Terrasse weithin ausfällt. Und dann das
Märchenheim nach Paul Lnglers Entwurf von Hermann

Hendrich, dem Schöpfer der Sagenhalle. Da sind wir auf
dem Glanzpunkt von Mittel-Schreiberhau. (Schr. w. w.!)
In der Sagenhalle erzählen nun Hendrichs Schöpfun-
gen von dem Geist der Berge. Darauf ist in diesen
Blättern oft hingewiesen worden und sei es auch heut
wieder, denn Hendrichs Gemäldezyklus weicht von allen
derartigen Schöpfungen ab. Hier gibts kein Panorama.
Das genießt man vor der Halle — hier gibt es Träume.
Gefühle — hier feiert der Geist der Natur ein Aufer-
stehungsfest.
wie stets, so hat Hendrich auch in diesem Sommer
manches poetische Farbenbild aufgestellt, auch den Zyklus
seiner Nibelungenbilder, aus dem hier die schlafende
Brünhilde hervorgehoben sei, das die ganze Pracht unseres
Gebirgskammes erschließt. In seiner soeben erschienenen
„Modernen Malerei" (velhagen A Klasing II. Auflage
1914) sagt Alfred Koeppen: Klar leuchtet der Himmel
über den Bergen. In stiller Feierlichkeit geht die Natur
zur Ruhe. Die untergehende Sonne wirft ein purpurnes
Kleid über die Häupter der Felsen, während aus der Tiefe
vom Tale her an den dunkelgrünen Hängen langsam die
Nacht herankriecht. Die Linien des Kammes sich enger
zur Linienführung zusammenschließen, und allmählich ent-
deckt unser Auge eine schlafende, zu Stein erstarrte Riesin.
Lin ergreifendes Abschiednehmen liegt über sie hingebreitet.
Ls zittert und flimmert in goldigen Tönen die Luft,
schmeichlerisch umkost sie die Schlafende, als wollte der
Tag, als wollte die Sonne sie nimmer lassen. Lin Aus-
schnitt aus der großen Natur — deß wir sinnend ver-
weilen."
Gb wir am Morgen oder bei Sonnenuntergang hier
in diesem glücklichen Gebirgswinkel, an dieser Stätte, wo
Natur und Kunst sich reichen — immer kehren wir reich
belohnt heim und finden umso freudiger wieder, was uns
vorher vielleicht entgangen war. — Lin Wanderer.

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llat kolbenden Inlla.lt: ^d. Lazser8dorker: llleber
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Weiter oder 8cllvvar2er ^Vet2Arund. Von Walter
^ieZler. — Vorn 7!eicllnen und Nalen. Von Lll.
NanZold. — Literatur.

Vermischter Nachrichtenteil.

Geplant« Ausstellungen

Klagenfurt. Der Kunst verein für Kärnten in Klagen-
furt hat im Hinblicke auf die entsetzliche Katastrophe in
Serajewo und auf die durch dieselbe hervorgerufene allge-

meine Trauer der Bevölkerung beschlossen, die festliche
Eröffnung der diesjährigen Kunstausstellung und des neuen
Künstlerhauses auf den August zu verschieben. Der für
den t l- Mktober anberaumte Schluß der Ausstellung bleibt
unberührt.
Leipzig. (Kunstverein.) Bei den Beratungen über das
 
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