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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 13.1913/​1914

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Redaktioneller Teil
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Blau, S.: Der Oberbürgermeister von Halle und die Sammelpolitik der deutschen Städte, III
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Vermischter Nachrichtenteil
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https://doi.org/10.11588/diglit.53853#0551

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XIII, Heft §2.

Die Werkstatt der Runst.

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licht entstanden sind, in Seitenlichtkabinetten unter-
brachte, erscheint mir nur logisch. Vie Praxis mancher
Galerien, den lebenden Mnstler verhungern zu
lassen, um für den toten besonders hohe Preise
zahlen zu müssen, erscheint mir weder human, noch
für den Staatssäckel vorteilhaft. Ich erinnere mich
an ein Gespräch mit dem verstorbenen Karl Haider,
der sich in bitteren Worten über die Praxis der
Museumsankäufe äußerte.
Als Haider, einer Einladung Böcklins folgend,
diesen in Italien aufsuchte, fand er ihn in den ärm-
lichsten Verhältnissen. Kn der wand des Böcklinschen
Ateliers lehnten zirka 12 große Gemälde und Böcklin
meinte: „wenn mir jemand 600 Mark bietet, kann
er sich das größte und schönste Bild aussuchen". —
Haider selber wurde von der Verwaltung der
Berliner Museen aufgefordert, eine Anzahl Bilder
zwecks Ankaufs einzusenden. Haider stellte eine
Anzahl zusammen und fügte eine kleine Gelegenheits-
landschaft bei. Man behielt diese kleine Landschaft
und sandte ihm die größeren Arbeiten, für die er
zirka 2000—4000 Mark verlangt hatte, zurück.
heute sind diese Bilder für 10000 bis 24000 M.
in anderen Besitz übergegangen. Ist es nun recht,
den jungen Museumsleitern einen Vorwurf zu machen,
wenn sie sich weigern, die Fehler der alten zu wieder-
holen?
Worpswede. §. Blau.
LeitungslckLU
Im „Waldenburger Wochenblatt" vom Juli
lesen wir:
Kusklang.
Am heutigen Sonnabend, abends 7 Uhr, wird sich die
Pforte der Kunstausstellung im Rathause schließen. Ls
kann konstatiert werden, daß sich das Interesse des breiten
Publikums für dieses auf solid künstlerischer Basis ruhende
Unternehmen der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft
von Tag zu Tag steigerte. Etwa 800 Personen fanden
sich ein. Gewiß eine recht respektable Zahl, wenn man
nur an die Stadt Waldenburg denkt. Zieht man aber den
sie umschließenden Kranz der großen Industriegemeinden
mit ihren mehr als 50000 Einwohnern dazu, so sind
800 Besucher immer noch ein geringer Prozentsatz, der von
dieser erstklassigen Kunstschau Notiz genommen. Berück-
sichtigt man jedoch, daß man erst in den letzten Jahren
begonnen, diesen Kunstzweig bei uns zu kultivieren, so
darf man den Erfolg der Künstlergilde immerhin als einen
hoffnungsreichen Fortschritt bezeichnen. Alle, die sich vom
lH. Juni bis heute im Rathaussaale einfanden, haben gut
daran getan, denn tiefer als das Studium einer Kunst-
geschichte oder sonst einer gedruckten Kunstbetrachtung kann
der Besuch einer solchen Ausstellung, in der man jede ge-
forderte Information aus dem Munde eines Fachmannes

erhält, in das Verständnis der bildenden Kunst einführen.
So ist der ideelle Erfolg der Ausstellung nicht in Frage
zu stellen.
Die „vossische Zeitung" schreibt:
Urwüchsige Schweizer Kritik.
Ueber die Kunstausstellung in der Schweizerischen
Landesausstellung schreibt das „Oberaargauer Tageblatt"
unter der Spitzmarke Tatsachei: „Letzte Woche hat im
Züricher Unterland hat eine Frau Leintücher bleichen
wollen auf der wiefe draußen. Da ist eine Kuh über
eines der Tücher hingegangen und hat erst noch etwas
darauf getan. Die Frau war trostlos und hat mit dem
Hütbuben, mit dem Mann und mit der Kuh fürchterlich
geschumpfen. Da ist dem Buben eine gute Idee gekommen;
denn die besten Ideen kommen einem immer, wenn die
Frauen schimpfen. Er ging zum Maler und bestellte drei
Liter verschiedener Farben. Dann nahm er den Stallbesen
und tauchte ihn in die Farbkübel und strich um das Kuh-
siegel auf dem Leintuch herum, daß es eine gewaltige
Schmiererei gab. Als das Ganze trocken war, leerte der
Bub seine Sparbüchse und kaufte einen köstlichen Rahmen,
faßte das fürchterliche Leintuch ein und schickte es nach
Bern in die — Kunftabteilung der Landesausstellung.
Nun bekam der Vater vom Abteilungschef folgenden Brief:
,wir haben das ganz vorzügliche Kunstwerk Ihres Herrn
Sohnes der Futuristenschule eingereiht, und das Urteil ist
ein einstimmiges, daß es eine der besten Arbeiten dieser
Richtung ist. Die Künstler sind entzückt, ein neues Talent
Ihres Sohnes entdeckt zu haben . . .' Der Bub las den
Brief der Kuh im Stall vor. Sie spitzte die Ohren, ver-
drehte die Augen, schwang den Schwanz und — fiel um.
Die ganze Nacht hatte sie Fieber. Am Morgen gab sie
keine Milch mehr. Der Vater meinte, es sei ihr etwas
ins Blut gefahren oder sie habe Gift erwischt. Der Doktor
aber hat es herausgebracht — sie habe den Kunstwahnsinn.
Das arme viehl"
Die „vossische Zeitung" teilt mit:
Eine Berliner akademische Bilderleihstelle,
wie an anderen Universitäten, ist auch in Berlin, wie
uns geschrieben wird, eine Bilderleihstelle eingerichtet
worden. An Stelle der landesüblichen Möblierten-Zimmer-
Bilder sollen in den Studentenwohnungen künftig Radie-
rungen von Käthe Kollwitz, Werke von Kolbe und zahl-
reichen anderen zeitgenössischen Künstlern treten. Nicht
etwa nur photographische Reproduktionen, sondern wirk-
liche Originale — Holzschnitte, Kupferstiche, Radierungen
— sind es, die künftig künstlerischen Geist in die Studenten-
bude tragen werden, hierdurch wird sich die soeben ins
Leben gerufene Berliner Bilderleihstelle von den bisherigen
Gründungen Kiel, Göttingen, Jena prinzipiell unter-
scheiden: sie wird sich im wesentlichen durchaus auf Origi-
nale beschränken. In dankenswerter weise haben zahl-
reiche Künstler, wie Slevogt, Liebermann und viele andere,
auch Kunsthandlungen der Leihstelle wertvolle Schätze zur
Verfügung gestellt. Gegen eine geringe Leihgebühr ist
der studentische Benutzer berechtigt, das Bild während eines
ganzen Semesters zu behalten. Liebt er aber die Ab-
wechslung, so steht es ihm frei, das Bild, so oft er will,
umzutauschen. Prof. Goldschmidt hat das künstlerische
Protektorat der Einrichtung übernommen. Die Leihstelle,
die vom nächsten Semester an der Benutzung offen stehen
wird, soll demnächst mit einer Ausstellung eröffnet werden.

Vermischter Nachrichtenteil.

Geplante Ausstellungen

Detmold. Für die diesjährige Herbstausstellung des
Lippischen Kunstvereins in Detmold, die von Ende
September bis Mitte Oktober stattfindet, werden noch
kunstgewerbliche Arbeiten aller Art angenommen. Anmel-
dung vier Wochen vor Beginn der Ausstellung.

Dresden. Der Sächsische Kunstverein veranstaltet in diesem
Spätherbst — vom Z^. Oktober bis 26. Dezember — in
seinen sämtlichen Räumen eine Ausstellung „Dresdner
Künstler" mit besonderer Abteilung: Skizzen und
Studien, die ein vornehmes, eindrucksvolles und nach
Möglichkeit umfassendes Bild des heutigen Kunstschaffens
in unserer Residenz bieten will. Ls gilt, die Gesamtheit
der Künstler und Kunstfreunde wärmer wie bisher für den
 
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