Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 13.1913/1914
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Redaktioneller Teil
DOI Artikel:Nebel, Heinrich C.: Accademia tedesca
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56H
hausten. Dann wurde das Nomentanaviertel parzel-
liert, mit Villen überbaut. Immer enger kreisten
die Steine die letzten grünen Gasen ein, und auch
das Schicksal der Villa Lassimo schien besiegelt. Da
kamen intelligente Deutsche, entdeckten sie, verliebten
sich in ihre Reize und erwarben sie für ihre Nünsiler.
Wir müssen dankbar dafür sein, daß Ausländer uns
diese Stätte der Schönheit retten wollen. Was die
jahrhundertelange Vernachlässigung von Villa Mas-
simo übriggelassen, waren schöne alte Bäume und
eine herrliche Aussicht über jenen Teil der Cam-
pagna, der, durch die Hügelkette von Albano und
das Aniotal begrenzt, von dem stets wasserreichen
Fluß, von Nanälen und Bächen durchzogen, jahraus
jahrein in frischem, sattem Grün prangt und immer
mit Blumen übersät ist. Zwischen den hohen Zy-
pressen, denen drei Jahrhunderte ihre würdige Nrafk
verleihen, und den immergrünen, mächtigen, dunklen,
wie aus Bronze gegossenen Eichen, hat nun ein Nünstler
mit gutem Geschmack und vielem Wissen, der sich
des verlassenen und verwilderten Ortes annahm,
in kurzer Zeit etwas geschaffen, was die antike Villa
wie ein Traumbild wieder erstehen ließ. Max Zürcher
verdanken wir es, wenn hier an der heutigen Peri-
pherie Roms kommenden Jahrhunderten eine Stätte
der Schönheit und der Ruhe erhalten bleibt. Lr hat
den Hauptpalast der Akademie, die Rünstlerateliers,
das Oirektorhaus so angelegt, daß keine der antiken
Perspektiven zerstört wurde, kein einziger Baum
gefällt werden mußte. Vie Allee ist wieder die
Zugangsstraße zu den in edlem Stile erbauten Palaste.
Grüne Wiesenflächen sind neu erstanden, Säulen
und Büsten begrenzen die Schmuckplätze, und antike
Statuen beleben die stille Harmonie des Ganzen.
Ein Seicentoportal ziert den Eingang des Direktoren-
hauses, Barockaltäre demolierter Nirchen wurden
zu lebendigen Brunnenanlagen zusammengefügt,
und die berühmten Gartenarchitekten unserer Ge-
schichte scheinen jene Säulenhaine zu Ruheplätzen
ausgestaltet zu haben, wie wir sie in solch unbeschreib-
licher Anmut nur in unseren alten Rardinalgärten
besitzen. Einfache, leuchtende Blumen, die natürliche
Flora unserer Wälder und Felder, vollenden die
zauberische Toilette des wiedererstandenen Gartens,
indem sie einen königlichen Mantel um ihn breiten.
Und was droht nun diesem Wunder der Auf-
erstehung von Villa Massimo? Man will jenen Teil
des Grundstückes, der sich nach der Campagna öffnet,
durch eine Militärkaserne verbauen und der Anlage
damit die wunderbare Fernsicht, das Licht und den
Reiz der unbegrenzten weite rauben, der jeden
entzückt, der durch die Säulen des Belvedere und der
Pergola blickt. Man will diese wiedererstandene
Schönheit vernichten, indem man einen riesigen
Wandschirm vor sie schiebt, der ihre wundervollen
Perspektiven unwiderbringlich zerstört"...
Soweit Diego Angeli in seinem ästhetischen Plai-
doger ! Mit derselben bewundernswürdigen Energie,
mit welcher der italienische Runstschriftsteller die
XIII, Heft
Nampagne gegen den Nasernenbau führt, protestieren
die prominentesten Persönlichkeiten der römischen
Nulturwelt gegen die Absicht der Staatsverwaltung,
stets betonend, daß sie es als eine Ehrenpflicht an-
sehen, für die Sache der befreundeten und ver-
bündeten Nation einzutreten. Oie Akademie von
San Luca, die älteste, berühmteste Akademie der
Erde, hat sich in einem Beschlüsse gegen den plan
gewandt, den Nasernenbau gerade an dieser Stelle
zu errichten, wo er, zum Schaden der Deutschen,
Nunst und Natur verschandle- Behörden, Institute,
hochangesehene Privatleute in großer Zahl sind in
gleichem Sinne für uns aufgetreten, und so darf
man immerhin noch hoffen, daß es dem Minister
Rava, der der Schöpfer des italienischen Gesetzes
zum Schutze der landschaftlichen Schönheit, gelingen
werde, die drohende Gefahr von Villa Massimo
abzuwenden. Dem hervorragenden Staatsmanns,
der sich dem Deutschtum stets als besonders warmer
und aufrichtiger Freund erwiesen, ist das große
Interesse bekannt, welches Naiser Wilhelm der
neuen Schöpfung entgegenbringt, und man darf
sicher sein, daß er nichts unterlassen wird, um das
neue heim der deutschen Nunst in Rom vor dem
Attentat zu bewahren, das die Alltagsprosa an diesem
Poetenwinkel verüben möchte.
Teitllngssckau
Im „Düsseldorfer Generalanzeiger" lesen wir:
Lin Bismarck-Haus auf der Ausstellung 19IS.
Am t- April ^5 werden es too Jahre, daß Fürst
Bismarck, der eiserne Kanzler, in Schönhausen das Licht
der Welt erblickte. Das Jahr t9l5 ist zugleich das
Jubeljahr der hundertjährigen Zugehörigkeit der Rhein-
provinz zu Preußen. Unsere große Ausstellung t9t5 will
ein Bild aus ;oo Jahren Kultur und Kunst darstellen.
In diesem mächtigen und wuchtigen Bilde darf der
Mann, der Deutschlands Einigkeit schmiedete, nicht
fehlen. Es ist daher ein glücklicher Gedanke, daß die
Düsseldorfer Ausstellung t9l5 eine besondere Bismarck-
Ausstellung erhalten und damit ein Mittelpunkt der
nächstjährigen Bismarck-Lrinnerungsfeiern werden soll.
Der Beschluß, eine solche Ausstellung zum Gedächtnis
Bismarcks zu veranstalten, eine Ansstellung natürlich,
die des großen Mannes und seines Ruhmes würdig ist,
wurde gestern von der Ausstellungsleitung gefaßt, wir
sind gewiß, daß dieser Beschluß überall mit Freude und
Begeisterung ausgenommen werden wird.
Lin genaues Programm steht noch nicht fest; aber
fest steht, daß der plan in großzügiger weise zur Durch-
führung kommen wird. Einige Einzelheiten können wir
schon mitteilen. Es besteht die Absicht, in der Nähe des
Napoleonsbergs unter einem Hain von Bäumen ein
Bismarck-Gebäude zu errichten, entweder nach dem
Muster von Bismarcks Geburtshaus in Schönhausen oder
nach dem vorbilde von Schloß Friedrichsruh, wo er im
Jahre ;898 starb. In dem Gebäude werden Erinnerungs-
zeichen an Bismarck, Gemälde usrv., kurz alles das, was
mit seinem Leben und wirken zusammenhängt, Aufstellung
finden. Auch ist eine Ausstellung von Modellen hervor-
ragender Bismarck-Denkmäler geplant. Darunter wird
ein Modell des für die Llisenhöhe bestimmten Bismarck-
Denkmals fein. Alles in allem werden wir für t9l5 ein
umfaßendes Bismarck-Museum erhalten, wir wünschen
dem Werke das beste Gelingen I
Die Werkstatt der Kunst.
hausten. Dann wurde das Nomentanaviertel parzel-
liert, mit Villen überbaut. Immer enger kreisten
die Steine die letzten grünen Gasen ein, und auch
das Schicksal der Villa Lassimo schien besiegelt. Da
kamen intelligente Deutsche, entdeckten sie, verliebten
sich in ihre Reize und erwarben sie für ihre Nünsiler.
Wir müssen dankbar dafür sein, daß Ausländer uns
diese Stätte der Schönheit retten wollen. Was die
jahrhundertelange Vernachlässigung von Villa Mas-
simo übriggelassen, waren schöne alte Bäume und
eine herrliche Aussicht über jenen Teil der Cam-
pagna, der, durch die Hügelkette von Albano und
das Aniotal begrenzt, von dem stets wasserreichen
Fluß, von Nanälen und Bächen durchzogen, jahraus
jahrein in frischem, sattem Grün prangt und immer
mit Blumen übersät ist. Zwischen den hohen Zy-
pressen, denen drei Jahrhunderte ihre würdige Nrafk
verleihen, und den immergrünen, mächtigen, dunklen,
wie aus Bronze gegossenen Eichen, hat nun ein Nünstler
mit gutem Geschmack und vielem Wissen, der sich
des verlassenen und verwilderten Ortes annahm,
in kurzer Zeit etwas geschaffen, was die antike Villa
wie ein Traumbild wieder erstehen ließ. Max Zürcher
verdanken wir es, wenn hier an der heutigen Peri-
pherie Roms kommenden Jahrhunderten eine Stätte
der Schönheit und der Ruhe erhalten bleibt. Lr hat
den Hauptpalast der Akademie, die Rünstlerateliers,
das Oirektorhaus so angelegt, daß keine der antiken
Perspektiven zerstört wurde, kein einziger Baum
gefällt werden mußte. Vie Allee ist wieder die
Zugangsstraße zu den in edlem Stile erbauten Palaste.
Grüne Wiesenflächen sind neu erstanden, Säulen
und Büsten begrenzen die Schmuckplätze, und antike
Statuen beleben die stille Harmonie des Ganzen.
Ein Seicentoportal ziert den Eingang des Direktoren-
hauses, Barockaltäre demolierter Nirchen wurden
zu lebendigen Brunnenanlagen zusammengefügt,
und die berühmten Gartenarchitekten unserer Ge-
schichte scheinen jene Säulenhaine zu Ruheplätzen
ausgestaltet zu haben, wie wir sie in solch unbeschreib-
licher Anmut nur in unseren alten Rardinalgärten
besitzen. Einfache, leuchtende Blumen, die natürliche
Flora unserer Wälder und Felder, vollenden die
zauberische Toilette des wiedererstandenen Gartens,
indem sie einen königlichen Mantel um ihn breiten.
Und was droht nun diesem Wunder der Auf-
erstehung von Villa Massimo? Man will jenen Teil
des Grundstückes, der sich nach der Campagna öffnet,
durch eine Militärkaserne verbauen und der Anlage
damit die wunderbare Fernsicht, das Licht und den
Reiz der unbegrenzten weite rauben, der jeden
entzückt, der durch die Säulen des Belvedere und der
Pergola blickt. Man will diese wiedererstandene
Schönheit vernichten, indem man einen riesigen
Wandschirm vor sie schiebt, der ihre wundervollen
Perspektiven unwiderbringlich zerstört"...
Soweit Diego Angeli in seinem ästhetischen Plai-
doger ! Mit derselben bewundernswürdigen Energie,
mit welcher der italienische Runstschriftsteller die
XIII, Heft
Nampagne gegen den Nasernenbau führt, protestieren
die prominentesten Persönlichkeiten der römischen
Nulturwelt gegen die Absicht der Staatsverwaltung,
stets betonend, daß sie es als eine Ehrenpflicht an-
sehen, für die Sache der befreundeten und ver-
bündeten Nation einzutreten. Oie Akademie von
San Luca, die älteste, berühmteste Akademie der
Erde, hat sich in einem Beschlüsse gegen den plan
gewandt, den Nasernenbau gerade an dieser Stelle
zu errichten, wo er, zum Schaden der Deutschen,
Nunst und Natur verschandle- Behörden, Institute,
hochangesehene Privatleute in großer Zahl sind in
gleichem Sinne für uns aufgetreten, und so darf
man immerhin noch hoffen, daß es dem Minister
Rava, der der Schöpfer des italienischen Gesetzes
zum Schutze der landschaftlichen Schönheit, gelingen
werde, die drohende Gefahr von Villa Massimo
abzuwenden. Dem hervorragenden Staatsmanns,
der sich dem Deutschtum stets als besonders warmer
und aufrichtiger Freund erwiesen, ist das große
Interesse bekannt, welches Naiser Wilhelm der
neuen Schöpfung entgegenbringt, und man darf
sicher sein, daß er nichts unterlassen wird, um das
neue heim der deutschen Nunst in Rom vor dem
Attentat zu bewahren, das die Alltagsprosa an diesem
Poetenwinkel verüben möchte.
Teitllngssckau
Im „Düsseldorfer Generalanzeiger" lesen wir:
Lin Bismarck-Haus auf der Ausstellung 19IS.
Am t- April ^5 werden es too Jahre, daß Fürst
Bismarck, der eiserne Kanzler, in Schönhausen das Licht
der Welt erblickte. Das Jahr t9l5 ist zugleich das
Jubeljahr der hundertjährigen Zugehörigkeit der Rhein-
provinz zu Preußen. Unsere große Ausstellung t9t5 will
ein Bild aus ;oo Jahren Kultur und Kunst darstellen.
In diesem mächtigen und wuchtigen Bilde darf der
Mann, der Deutschlands Einigkeit schmiedete, nicht
fehlen. Es ist daher ein glücklicher Gedanke, daß die
Düsseldorfer Ausstellung t9l5 eine besondere Bismarck-
Ausstellung erhalten und damit ein Mittelpunkt der
nächstjährigen Bismarck-Lrinnerungsfeiern werden soll.
Der Beschluß, eine solche Ausstellung zum Gedächtnis
Bismarcks zu veranstalten, eine Ansstellung natürlich,
die des großen Mannes und seines Ruhmes würdig ist,
wurde gestern von der Ausstellungsleitung gefaßt, wir
sind gewiß, daß dieser Beschluß überall mit Freude und
Begeisterung ausgenommen werden wird.
Lin genaues Programm steht noch nicht fest; aber
fest steht, daß der plan in großzügiger weise zur Durch-
führung kommen wird. Einige Einzelheiten können wir
schon mitteilen. Es besteht die Absicht, in der Nähe des
Napoleonsbergs unter einem Hain von Bäumen ein
Bismarck-Gebäude zu errichten, entweder nach dem
Muster von Bismarcks Geburtshaus in Schönhausen oder
nach dem vorbilde von Schloß Friedrichsruh, wo er im
Jahre ;898 starb. In dem Gebäude werden Erinnerungs-
zeichen an Bismarck, Gemälde usrv., kurz alles das, was
mit seinem Leben und wirken zusammenhängt, Aufstellung
finden. Auch ist eine Ausstellung von Modellen hervor-
ragender Bismarck-Denkmäler geplant. Darunter wird
ein Modell des für die Llisenhöhe bestimmten Bismarck-
Denkmals fein. Alles in allem werden wir für t9l5 ein
umfaßendes Bismarck-Museum erhalten, wir wünschen
dem Werke das beste Gelingen I
Die Werkstatt der Kunst.