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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 13.1913/​1914

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Scham, Heinrich: Heimatmuseen
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https://doi.org/10.11588/diglit.53853#0384

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372

Die Werkstatt der Kunst.

XIII, Heft 28.

Nebenbei bemerkt, gilt es auch für naturwissen-
schaftliche Museen den hier geltend gemachten Ge-
sichtspunkt zu verwerten, derart, daß man in Geo-
logie, Geographie, Botanik, Zoologie vom Heimats-
orte ausgeht und zunächst eine Sammlung der
heimatlichen Manzen, Tiere, Steine usw. zusammen-
bringt. Hat doch die Pädagogik endlich diesen
Grundsatz, in konzentrischen Kreisen vom engsten
Heimatsorte aus weiterzuschreiten, sich zu eigen ge-
macht. Kurz, das Heimatsprinzip, das von der
modernen Biologie und Vererbungstheorie gestützt
wird, ist es, das unser gesamtes Museumswesen
umgestalten muß, wie es unsere Pädagogik umzu-
gestalten im Begriff ist. Auf allen Gebieten gilt
es zuvörderst Heimatskunde zu treiben, zu den hei-
mischen (Quellen zurückzugehen und von da aus
organisch den Weg in den breiten Strom der Volks-
kunde zu verfolgen, nicht aber, wie früher, gleich
von Anfang an das ganze Ausland zu umfangen
und für Internationalität von Kunst und Wissen-
schaft zu schwärmen. Die Kunst ist vor allem ein-
mal national, und die Aufgabe der Wissenschaft ist
es vor allem, den historischen und entwicklungsge-
schichtlichen Voraussetzungen des heimatlichen Lebens
nachzuspüren. Die Geschichte selbst sollte diesen so-
zusagen geozentrischen Standpunkt sich zu eigen machen,
aber es ist eine alte Sache, daß wir auf den Schulen
die fremdländische Geschichte besser kennen lernen,
als die Heimatsgeschichte, und mit der Geschichte
als Wissenschaft ist es nicht viel anders. Das war
die Zeit, als wir in den botanischen Gärten ebenso
wie in den zoologischen Gärten am Fremdländischen
uns ergötzten, für das Exotische auf allen Gebieten
in Leben, Kunst und Wissenschaft uns begeisterten
und die perlen des Vaterlandes und der Heimat
vergeudeten, — die Zeit, als wir alles, was inter-
natronal war, anbeteten und kosmopolitischen Träu-
mereien nachgingen, als wir versuchten, den deut-
schen Kulturbaum an den Blättern und Aesten mit
den wurzeln nach oben in die Erde zu bringen.
Fasse die Welt an einem Zipfel, und du hast
sie ganz. Dieser Zipfel kann immer nur die Heimat
sein. So weit sind wir heute, das einzusehen. Ls
wächst alles aus Zellen, Li und Keimen, aus
Mutterleib und Mutterboden. Diesen Mutterboden
der Heimat und des Vaterlandes gilt es zu suchen,
zu lieben, zu ergründen, zu umfassen. Heimatpolitik
und Heimatkunst. Heimatskunde und Heimleben.
Heimatsmuseen, nicht internationale Museen, sind
es, die wir vor allem brauchen, Heimatsmuseen
auch als Freiluftmuseen, wie Skansen bei Stockholm,
und als eine Art lebenden Heimatsmuseums sogar
die Naturschutzparke, an die wir jetzt denken....
vertun gslebau
Im „Berliner Tageblatt" lesen wir:
Sorgen in der Münchener Secession. Aus
München telegraphiert unser Korrespondent: In der
Münchener Secession ist eine große Sorge ausgebrochen,

denn es bestätigt sich, daß der Staat der Secession das
schöne Ausftellungsgelände am Königsplatz wahrscheinlich
schon im nächsten Jahr nicht mehr überlassen wird. Zwar
ist noch alles in der Schwebe. Das Schreiben des Ministers
gibt an, daß alles noch von den Landtagsverhandlungen
und dem geplanten Neubau der Pinakothek abhängig ist.
Unter Prinzregent Luitpold hatte man der Secession nicht
die Tür weisen wollen, jetzt sind jedoch alle Vorstellungen
vergebens. Der Staat braucht das Haus über kurz oder
lang für das Aquarium. Dieses dringende Bedürfnis des
Staates hielt bisher niemand für ganz ernst. Jetzt ist
aber die Hoffnung gering, daß alles noch beim alten bleibt,
und die Secession ist vor die Frage gestellt, sich ein neues
Heim zu gründen. Die Hälfte des für die Secession
schon wegen der Winterausstellungen fast unbrauchbaren
Glaspalastes kann nur als Notdach für kurze Zeit in
Frage kommen. Bleibt also im Grunde nur die schon oft
erwogene Frage eines eigenen Heims. Man rechnet dabei
allerdings auf die Hilfe des Staates, der die Secession nun
aus dem Hause am Königsplatz drängt und also wohl
dabei helfen wird, ein neues Heim zu finden. Lin plan
hat, wie ich höre, schon festen Boden gefaßt, und die
Secession, die in mehr als zwei Jahrzehnten ihre Existenz-
berechtigung erwiesen hat, wird sich dann im eigenen Haus
wohl fühlen.
Die „Rheinisch-Westfälische Zeitung" berichtet:
Hagen, März.
Lin neuer Kunststreit ist hier ausgebrochen. Für
die Altenhagener Brücke ist ein künstlerischer Schmuck ge-
plant, und zwar soll auf einem Sockel ein Bildhauerwerk
ausgestellt werden, das eine Beziehung zur gewerblichen
Arbeit darstellen soll. Milly Steeger, die Schöpferin
der viel angefeindeten Figuren an der Theaterfassade, hat
hierfür einen Entwurf geliefert, der einen hockenden
Eisenarbeiter darstellt. Die städtische Bauabordnung
hat diesen Entwurf, wie es heißt, wegen der Häßlichkeit
der Gesichtszüge des Arbeiters abgelehnt und statt dessen
eine Bronzefigur von Gladenbeck für 2000 Mk. gewählt.
Aus den der hier ansässigen Bildhauerin Steeger nahe-
stehenden Kreisen des Folkwangmuseums wird nun an
dem vorgehen des städtischen Ausschusses scharfe Kritik
geübt, und es wird dagegen Einspruch erhoben, daß ohne
Zuziehung von Kunstsachverständigen plastische Aufgaben
im städtischen Auftrage vergeben werden, von der anderen
Seite bleibt man die Antwort nicht schuldig und erwidert,
daß die in Hagen bestehende kleine Gruppe mit besonderer
Geschmacksrichtung nicht allein das erforderliche Kunst-
verständnis besitze. Die Ansicht des Bauausschufses ent-
spreche der gesunden Anschauung, wie sie im Volke
noch bestehe. Hier wie auch bei den Steegerschen Theater-
figuren entscheide nicht das Kunstverständnis, sondern allein
der gesunde Instinkt der Volksseele, der man zumute, den
ausgesprochenen häßlichen Gestchtsausdruck dieser Figuren,
diesen Typus, der mongolischen Rasse, als schön zu
empfinden. Da die Angelegenheit wegen der Kosten-
bewilligung noch die Stadtverordnetenversammlung beschäf-
tigen muß, so kann man auf die weitere Entwickelung
dieses Kunststreites gespannt sein.

wir veröffentlichen folgende Zuschrift, indem wir die
Verantwortung für die Richtigkeit ihrer Angaben den
Herren Einsendern überlassen:
Worpswede, 2s. März
Sehr geehrte Redaktion!
In Heft 25 Ihrer geschätzten Zeitschrift lesen wir im
„Vermischten Nachrichtenteil" eine Mitteilung über eine
Ausstellung der Worpsweder Künstlervereinigung „Biene".
— Die Unterzeichneten gestatten sich darauf hinzuweisen,
daß außer den Malern Krummacher und Blau nicht einer
der Ausstellenden und ihrer Gäste (Overbeck ist tot) in
 
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