Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 13.1913/1914
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Redaktioneller Teil
DOI article:Vermischter Nachrichtenteil
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Die Werkstatt der Kunst.
XIII, heft 3§.
Redaktioneller Teil.
XI. Internationale RunktslislteUung in Veneciig
Ende April.
An einem herrlichen Frühlingstage, im vollen Glanz
der italienischen Sonne, wurde kürzlich zum elften Male
die vor 22 Jahren dem italienischen Königspaare zur sil-
bernen Hochzeit von der Stadt Venedig gestiftete Inter-
nationale Kunstausstellung eröffnet. Anders als bei unsl
Mit vollster Entfaltung höfischen, behördlichen und
militärischen Prunks ging die Feier vor sich. Kriegsschiffe
flankierten die im prächtigsten Blumen- und Fahnenschmuck
prangenden Oiarckini pudblicü, Kanonendonner und viel-
stimmiger Zuruf der Festgäste grüßten als Vertreter des
Königs den Herzog von Genua, der in goldener, teppich-
geschmückter Staatsgondel, geleitet von den Barken der
Ruderklubs der Stadt, und umgeben von unzähligen
bunten und schwarzen Gondeln, sich der großen Freitreppe
nahte und durch die spalierbildenden, feldmarschmäßig ge-
rüsteten Truppen unter den Klängen der Nationalhymne
seinen Einzug in das Hauptgebäude hielt.
Dort fand der Festakt der Eröffnung durch den Präsi-
denten der Ausstellung, den Grafen von Grimani, Linäuco
clellu citü cki Vene^m, statt.
Dieses Hauptgebäude beherbergt wie immer die Werke
italienischer Herkunft und eine Reihe von Sonderausstel-
lungen eingeladener Künstler sowie eine norwegische,
spanische und polnische Abteilung. Wir finden hier Kol-
lektionen von Brangwyn, Hermen Anglada, Zandomeneghi,
Sartoria, L. Tito, Rosso, Lhini, Fornara, Zanetti Zilla,
Belloni, Gioli, Bazzaro, de Nittis, Axel Gallen, dem Finnen
und dem Bildhauer Mestrovic. Um das Hauptgebäude
gruppieren sich, verstreut im park liegend, Pavillons, die,
in den verschiedensten Stilarten erbaut, 5 Räume ent-
halten und von den einzelnen Nationen neuerdings käuf-
lich erworben sind, so von Holland, Belgien, Ungarn,
Frankreich, Deutschland, England und Rußland. In diesem
Jahre stellt im deutschen Pavillon die Deutsche Kunst-
genofsenschast aus. Wer vorurteilslos und unbeeinflußt
von den modernsten Bestrebungen, denen die Italiener
wohl vermöge ihres lebhaften, leicht Wandlungen unter-
worfenen Temperaments, wie die Ausstellungen im Haupt-
gebäude zeigen, am schnellsten zu folgen geneigt sind, den
deutschen Pavillon betritt, der muß zugeben, daß die sehr
geschmackvoll ausgestatteten Räume mit ihren überaus ge-
schickt zur Schau gestellten Kunstwerken den vergleich mit
den anderen keineswegs zu scheuen brauchen. Selbstver-
ständlich ist es leichter, durch Sonderausstellungen von drei
oder vier Künstlern, wie der französische Pavillon sie auf-
weist, einheitlich und geschlossen zu wirken, als wenn, wie
es bei den anderen Nationen der Fall ist, eine große An-
zahl von Künstlern verschiedenster Auffassung und Technik
ihre Werke nebeneinander zeigen, hoffentlich wird jenes
Verfahren später nicht auch im deutschen Pavillon beliebt;
das würde eine große Ungerechtigkeit der Allgemeinheit
und den jungen aufstrebenden Künstlern gegenüber bedeuten
und kaum im Sinne der Geschenkgeber sein. Liest man im
Katalog die Namen der ausstellenden Deutschen*), so nimmt
man allerdings das Fehlen mehrerer bedeutender Maler
und Bildhauer wahr. Dies hat aber, wie wir hören,
darin seinen Grund, daß die Kunstgenossenschast, in deren
Händen diesmal die Leitung lag, in knapp vier Wochen
die ganze Ausstellung fertigstellen mußte, und das zu einer
Zeit, in der bereits alle über ihre Hauptwerke für die
großen Ausstellungen in München, Berlin, Wien, Stutt-
gart, Darmstadt usw. verfügt hatten.
Lins drängt sich aber dem Unbefangenen auf:
weshalb ist es nicht möglich, bei einem der'
artigen Internationalen Wettbewerb die leidige
Spaltung zwischen Künstlerbund und Kunstge-
nossenschast zu beseitigen?
Warum muß immer wieder dem Ausland das uns
tief beschämende Schauspiel geboten werden, daß die Deut-
schen immer wieder, immer noch, uneinig sind und da-
durch den übrigen im Ausland stets geschlossen austreten-
den Nationen den Wettbewerb ungeheuer erleichtern? Ist
es nicht infolge dieser verhängnisvollen Uneinigkeit und
des dauernden Auseinanderloshackens zur traurigen Ge-
wohnheit geworden, die Deutschen im Auslande hinter alle
anderen Nationen zurückzusetzen?
Auf der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe
und Graphik in Leipzig ist doch mit Freude das friedliche
Zusammengehen der beiden großen Korporationen festzu-
stellen, und der unzweifelhafte Erfolg Deutschlands in der
Graphischen Abteilung ist diesem handinhandgehen zum
allergrößten Teile zuzuschreiben.
Also: VickeLnt consules! R. VV.
*) An anderer Stelle geben wir, wie üblich, ein Ver-
zeichnis der Aussteller. Die Schristleitung der W. d. K.
vermischter Nachrichtenteil.
Geplante Ausstellungen
Florenz, ar. (Ausstellung italienischer Garten-
kunst in Florenz t9l5.) In Florenz hat sich eine
Kommission gebildet aus Mitgliedern der Stadtverwaltung,
den Museumsdirektoren und einigen Schriftstellern, die be-
schloß, im nächsten Jahre eine Ausstellung der Kunst und
Geschichte des Gartens und der Villen in Italien zu ver-
anstalten. Ls sollen damit auch Vorführungen in der
freien Natur, möglicherweise im Königlichen park, dem
Giardino Boboli und Ausflüge nach den historischen Villen
in Florenz und in Toskana verbunden werden. Architekten
und Gartenkünstler sollen zu einem Wettbewerb aufge-
sordert werden; für die bildlichen Darstellungen älterer und
neuerer Gartenanlagen, sowie für die modernen Entwürfe
werden die Säle des Palazzo Vecchio zur Verfügung gestellt.
Llagensurt. Die Iahresausstellung des Kunstver-
eins für Kärnten findet in der Zeit vom t5. Juli bis
tt- (Oktober statt.
München. (Kunstverein.) Dem erfolgreichen Beispiele
anderer Städte folgend, will der Kunstverein München
während der Hauptfremdensaison, im August dieses Jahres,
eine große Aquarellausstellung veranstalten, zugelaffen
sind neben Aquarellen auch Tempera- und Guaschearbeiten.
An hervorragende hiesige und auswärtige Künstler, auch
solche des Auslandes, sind bereits persönliche Einladungen
ergangen. Den Künstlermitgliedern des Vereins steht die
Anmeldung zur Beteiligung auch ohne Einladung frei.
Die notwendigen Sondersormulare sind durch die Direktion
des Vereins zu beziehen.
- Eröffnete Ausstellungen -
Berlin, ar. Eröffnung d er großen Berliner Kunst-
ausstellung. Am t- Mai Nachmittags H Uhr wurde
die Große Berliner Kunstausstellung mit der gewohnten
Feierlichkeit eröffnet. Posaunen begrüßten diesmal die
Geladenen, dann sang der Lhor der Singakademie unter
Leitung von Prof. Georg Schumann. Die Eröffnungsrede
hielt Prof. Earl Langhammer, der Präsident der Aus-
stellung. Er sagte: Unsere Ausstellung wächst sich all-
jährlich zu einem Unternehmen von einer Größe aus,
wie sie ausnahmslos in Deutschland anderwärts nur in
XIII, heft 3§.
Redaktioneller Teil.
XI. Internationale RunktslislteUung in Veneciig
Ende April.
An einem herrlichen Frühlingstage, im vollen Glanz
der italienischen Sonne, wurde kürzlich zum elften Male
die vor 22 Jahren dem italienischen Königspaare zur sil-
bernen Hochzeit von der Stadt Venedig gestiftete Inter-
nationale Kunstausstellung eröffnet. Anders als bei unsl
Mit vollster Entfaltung höfischen, behördlichen und
militärischen Prunks ging die Feier vor sich. Kriegsschiffe
flankierten die im prächtigsten Blumen- und Fahnenschmuck
prangenden Oiarckini pudblicü, Kanonendonner und viel-
stimmiger Zuruf der Festgäste grüßten als Vertreter des
Königs den Herzog von Genua, der in goldener, teppich-
geschmückter Staatsgondel, geleitet von den Barken der
Ruderklubs der Stadt, und umgeben von unzähligen
bunten und schwarzen Gondeln, sich der großen Freitreppe
nahte und durch die spalierbildenden, feldmarschmäßig ge-
rüsteten Truppen unter den Klängen der Nationalhymne
seinen Einzug in das Hauptgebäude hielt.
Dort fand der Festakt der Eröffnung durch den Präsi-
denten der Ausstellung, den Grafen von Grimani, Linäuco
clellu citü cki Vene^m, statt.
Dieses Hauptgebäude beherbergt wie immer die Werke
italienischer Herkunft und eine Reihe von Sonderausstel-
lungen eingeladener Künstler sowie eine norwegische,
spanische und polnische Abteilung. Wir finden hier Kol-
lektionen von Brangwyn, Hermen Anglada, Zandomeneghi,
Sartoria, L. Tito, Rosso, Lhini, Fornara, Zanetti Zilla,
Belloni, Gioli, Bazzaro, de Nittis, Axel Gallen, dem Finnen
und dem Bildhauer Mestrovic. Um das Hauptgebäude
gruppieren sich, verstreut im park liegend, Pavillons, die,
in den verschiedensten Stilarten erbaut, 5 Räume ent-
halten und von den einzelnen Nationen neuerdings käuf-
lich erworben sind, so von Holland, Belgien, Ungarn,
Frankreich, Deutschland, England und Rußland. In diesem
Jahre stellt im deutschen Pavillon die Deutsche Kunst-
genofsenschast aus. Wer vorurteilslos und unbeeinflußt
von den modernsten Bestrebungen, denen die Italiener
wohl vermöge ihres lebhaften, leicht Wandlungen unter-
worfenen Temperaments, wie die Ausstellungen im Haupt-
gebäude zeigen, am schnellsten zu folgen geneigt sind, den
deutschen Pavillon betritt, der muß zugeben, daß die sehr
geschmackvoll ausgestatteten Räume mit ihren überaus ge-
schickt zur Schau gestellten Kunstwerken den vergleich mit
den anderen keineswegs zu scheuen brauchen. Selbstver-
ständlich ist es leichter, durch Sonderausstellungen von drei
oder vier Künstlern, wie der französische Pavillon sie auf-
weist, einheitlich und geschlossen zu wirken, als wenn, wie
es bei den anderen Nationen der Fall ist, eine große An-
zahl von Künstlern verschiedenster Auffassung und Technik
ihre Werke nebeneinander zeigen, hoffentlich wird jenes
Verfahren später nicht auch im deutschen Pavillon beliebt;
das würde eine große Ungerechtigkeit der Allgemeinheit
und den jungen aufstrebenden Künstlern gegenüber bedeuten
und kaum im Sinne der Geschenkgeber sein. Liest man im
Katalog die Namen der ausstellenden Deutschen*), so nimmt
man allerdings das Fehlen mehrerer bedeutender Maler
und Bildhauer wahr. Dies hat aber, wie wir hören,
darin seinen Grund, daß die Kunstgenossenschast, in deren
Händen diesmal die Leitung lag, in knapp vier Wochen
die ganze Ausstellung fertigstellen mußte, und das zu einer
Zeit, in der bereits alle über ihre Hauptwerke für die
großen Ausstellungen in München, Berlin, Wien, Stutt-
gart, Darmstadt usw. verfügt hatten.
Lins drängt sich aber dem Unbefangenen auf:
weshalb ist es nicht möglich, bei einem der'
artigen Internationalen Wettbewerb die leidige
Spaltung zwischen Künstlerbund und Kunstge-
nossenschast zu beseitigen?
Warum muß immer wieder dem Ausland das uns
tief beschämende Schauspiel geboten werden, daß die Deut-
schen immer wieder, immer noch, uneinig sind und da-
durch den übrigen im Ausland stets geschlossen austreten-
den Nationen den Wettbewerb ungeheuer erleichtern? Ist
es nicht infolge dieser verhängnisvollen Uneinigkeit und
des dauernden Auseinanderloshackens zur traurigen Ge-
wohnheit geworden, die Deutschen im Auslande hinter alle
anderen Nationen zurückzusetzen?
Auf der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe
und Graphik in Leipzig ist doch mit Freude das friedliche
Zusammengehen der beiden großen Korporationen festzu-
stellen, und der unzweifelhafte Erfolg Deutschlands in der
Graphischen Abteilung ist diesem handinhandgehen zum
allergrößten Teile zuzuschreiben.
Also: VickeLnt consules! R. VV.
*) An anderer Stelle geben wir, wie üblich, ein Ver-
zeichnis der Aussteller. Die Schristleitung der W. d. K.
vermischter Nachrichtenteil.
Geplante Ausstellungen
Florenz, ar. (Ausstellung italienischer Garten-
kunst in Florenz t9l5.) In Florenz hat sich eine
Kommission gebildet aus Mitgliedern der Stadtverwaltung,
den Museumsdirektoren und einigen Schriftstellern, die be-
schloß, im nächsten Jahre eine Ausstellung der Kunst und
Geschichte des Gartens und der Villen in Italien zu ver-
anstalten. Ls sollen damit auch Vorführungen in der
freien Natur, möglicherweise im Königlichen park, dem
Giardino Boboli und Ausflüge nach den historischen Villen
in Florenz und in Toskana verbunden werden. Architekten
und Gartenkünstler sollen zu einem Wettbewerb aufge-
sordert werden; für die bildlichen Darstellungen älterer und
neuerer Gartenanlagen, sowie für die modernen Entwürfe
werden die Säle des Palazzo Vecchio zur Verfügung gestellt.
Llagensurt. Die Iahresausstellung des Kunstver-
eins für Kärnten findet in der Zeit vom t5. Juli bis
tt- (Oktober statt.
München. (Kunstverein.) Dem erfolgreichen Beispiele
anderer Städte folgend, will der Kunstverein München
während der Hauptfremdensaison, im August dieses Jahres,
eine große Aquarellausstellung veranstalten, zugelaffen
sind neben Aquarellen auch Tempera- und Guaschearbeiten.
An hervorragende hiesige und auswärtige Künstler, auch
solche des Auslandes, sind bereits persönliche Einladungen
ergangen. Den Künstlermitgliedern des Vereins steht die
Anmeldung zur Beteiligung auch ohne Einladung frei.
Die notwendigen Sondersormulare sind durch die Direktion
des Vereins zu beziehen.
- Eröffnete Ausstellungen -
Berlin, ar. Eröffnung d er großen Berliner Kunst-
ausstellung. Am t- Mai Nachmittags H Uhr wurde
die Große Berliner Kunstausstellung mit der gewohnten
Feierlichkeit eröffnet. Posaunen begrüßten diesmal die
Geladenen, dann sang der Lhor der Singakademie unter
Leitung von Prof. Georg Schumann. Die Eröffnungsrede
hielt Prof. Earl Langhammer, der Präsident der Aus-
stellung. Er sagte: Unsere Ausstellung wächst sich all-
jährlich zu einem Unternehmen von einer Größe aus,
wie sie ausnahmslos in Deutschland anderwärts nur in