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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 13.1913/​1914

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XIII, Heft 2.

Die Werkstatt der Rrmst.

19

Jahren unter Aufwand recht beträchtlicher Mittel und
auch mit anerkennenswertem diplomatischen Geschick
ihrer Vertreter bemüht, die öffentlichen Kunstsammlungen
durch erstklassige Werke der Malerei und Plastik zu be-
reichern, hat andererseits — eine grausame Ironie des
Schicksals — irr den letzten drei Dezennien unersetzlichere r-
luste an Run st schätzen erlitten, die in ihren Mauern
unter kolossalen Geldopfern zusammengebracht waren und
sich Weltruhm errungen hatten. Der märchenhaft reiche
Gold- und Silberschatz des Barons Earl Mayer v. Roth-
schild und die auf mehr als anderthalb Millionen geschätzte,
ein ganzes Rulturbild darstellende Antikensammlung des
Herrn Fritz v. Gans sind neben einer ganzen Anzahl an-
derer bedeutender Spezialsammlungen unserer Stadt ent-
führt worden. Und nun ist wieder ein unersetzlicher Verlust
zu verzeichnen, freilich einer, der vorauszusehen und nicht
abzuwenden war: die herrliche Sammlung von nur hervor-
ragenden und unzweifelhaft echten Meisterwerken nieder-
ländischer Malerei des vor einigen Jahren hier verstorbenen
Herrn A. de Ridder ist durch Vermittlung des pariser
Kunsthändlers Kleinberger nach Amerika verkauft
worden, wo sie angeblich in ihrer Geschlossenheit erhalten
bleiben soll, wie verlautet, beträgt der Verkaufspreis
mehr als 8 Millionen Mark, eine Summe, die den heutigen
Marktpreise,: erstklassiger Holländer wohl entspricht, die
aber in Frankfurt leider nicht aufzubringen war, trotzdem

die Sammlung zwei Jahre lang im Städelfchen Kunst-
institut um das Interesse der Frankfurter warb. Lin be-
schreibender und reich illustrierter Katalog, mit dessen Ab-
fassung Direktor Wilhelm Bode beschäftigt ist, wird auch
eine kurze Geschichte der Sammlung bringen, aus der her-
vorgeht, daß Herr de Ridder, ein Sammler, der bei feinen
Erwerbungen sich von eigenem feinen Verständnis leiten
lassen konnte, aber auch fremden Rat nicht verschmähte
und an Mitteln nicht zu sparen brauchte, zuerst boden-
ständige Frankfurter Kunst begünstigte, daneben aber auch
der Münchener Schule, besonders den Künstlerkreisen um
Lenbach, Diez und Löfftz, Aufmerksamkeit widmete. Die
vor zwei Jahrzehnten auch in Deutschland festen Fuß
fassende impressionistische französische Kunst soll ihm so
unsympathisch gewesen sein, daß sie ihm die Freude an
der modernen Malerei verleidete und er sein Sammel-
interesse ausschließlich auf die alte Malerei, speziell die
niederländische, beschränkte, was er in dieser Beschrän-
kung als Sammler geleistet hat, das dürfte heute und in
aller Zukunft keinem zweiten privaten Liebhaber, und
wenn er auch ein Kröfus wäre, gelingen. Die Zeiten, in
denen es möglich war, eine quantitativ und qualitativ so
bedeutende Galerie altniederländischer Kunst neu zu schaffen,
sind für immer vorüber — de Ridder hat ihren Ausgang
erlebt und die letzte Gelegenheit mit glänzendem Erfolg
ausgenützt.

Vermischter NachrichtenteU.


Berlin. (Der Kongreß für Aesthetik und allge-
meine Kunstwissenschaft.) Bei Gelegenheit dieses
Kongreßes, der vom 6.—9. «Oktober in der Berliner Uni-
versität tagen wird, wird Geheimrat Lamprecht eine Aus-
stellung einrichten, in der die Entwicklung der urzeitlichen,
primitiven und kindlichen bildenden Kunst dargestellt wird.
Anfragen wegen Teilnahme am Kongreß (Hörer zahlen
eine Einfchreibegebühr von 8 Mk.) find zu richten an
Prof. Defsoir, Berlin ^V, Speyerer Straße 9.
Dresden. Zufolge Einladung des Sächsischen Kunstvereins
veranstaltet der „Verein der deutschen bildenden
Künstler in Böhmen" von Anfang Januar bis Mitte
Februar I9l4 eine Deutsch-böhmische Kunstausstel-
lung zu Dresden in den Ausftellungsräumlichkeiten auf der
Brühlschen Terrasse. Der Anmeldungstermin läuft mit
dem «5. November, der mit dem 8. Dezember beginnende
Linsendungstermin am t 5. Dezemb er l. I. ab. An
der Ausstellung können sich alle deutsch-böhmischen Künstler
beteiligen. Die Versendung der Ausstellungspaxiere ist im
Zuge; Reklamationen sind an die Geschäftsleitung des
Vereins, Prag-Poric Nr. 1-1, zu richten.
München. (Winterausstellung der Münchener Se-
cession imKgl. Kunstausstellungsgebäude, Mün-
chen, Königsplatz: Schwarz-Weiß-Ausstellung.)
Zur Ausstellung kommen Zeichnungen und Werke der gra-
phischen Künste, Lithographien, Holzschnitte, Radierungen
u. ä., ferner Aquarelle und Pastelle in zeichnerischem Lha-
rakter. Ausgeschlossen sind «Delgemälde. Die Eröffnung
der Ausstellung findet Anfang Dezember statt. Der Schluß
der Ausstellung ist Anfang Februar. Die Einlieferung der
Kunstwerke muß zwischen dem 1. und 10. November er-
folgen. Die Jury für die Aufnahme der Kunstwerke bestehl
aus dein Ausschüsse des Vereins.
Tendern. Ein reiches Ergebnis hat die Sammelarbeit für
die Ausstellung von Bildern Hans Peter Feddersens d. Ae.
gehabt, die anläßlich der Jahresversammlung des Nord-
friesischen Vereins in Tondern veranstaltet wird. Den
Sammelstellen in den verschiedenen «Orten der Provinz sind
schätzungsweise etwa soo Porträts und zo—40 andere
Arbeiten zur Verfügung gestellt. Die Ausstellung wird
demnach ein recht umfassendes Bild von dem Schaffen

dieses eigenartigen Künstlers und Menschen geben. An
die Feddersen-Ausstellung reiht sich eine Tondernsche Aus-
stellung von Klöppelspitzen, die eine Zusammenstellung
auserlesener Proben dieser Kunst bietet.
Venedig. Die Stadt Venedig eröffnet im Jahre 191-1 ihre
vom t 5. April bis z 1. «Oktober dauernde XI. Inter-
nationale Kunstausstellung. In ihr finden Auf-
nahme: Gemälde, Skulpturen, Miniaturen, Zeichnungen,
Radierungen, Holzschnitte und kunstgewerbliche Gegenstände.
Zur Teilnahme an der Ausstellung von Venedig sind
Künstler von Weltruf eingeladen sowie Künstler, deren
Werke in den jüngsten nationalen und ausländischen Aus-
stellungen am hervorragendsten waren. Ihre Werke werden
der Aufnahmejury nicht unterstellt; sie können indessen
zurückgewiesen werden, wenn ihnen jene künstlerische
Bedeutung und würde der Darstellung fehlt, die aus-
drücklich im Einladungsschreiben gefordert wird. Die Werke
der nicht eingeladenen Künstler unterliegen einer Auf-
nahmejury. Alle eingeladenen oder nicht eingeladenen
Künstler, die durch Einsendung ihrer Anmeldeformulare
die Beteiligung an der Ausstellung erklären, werden eine
Aufnahmejury wählen nach den Verfügungen eines spe-
ziellen Reglements. Die Jury wird aus fünf angesehenen
Künstlern bestehen, drei Malern und zwei Bildhauern;
zwei von diesen fünf Künstlern müssen Ausländer sein.
Das Urteil der Jury ist unanfechtbar. Werke, die schon
in Italien ausgestellt waren, können von der Ausstellung
Venedig nicht mehr ausgenommen werden. Eine Ausnahme
gilt nur für Sonderausstellungen eines einzelnen Künstlers.
Kein Künstler hat das Recht, mehr als zwei Werke aus-
zustellen, außer im Falle einer Sonderausstellung oder
spezieller Umstände, über die die Präsidentschaft allein
zu entscheiden haben wird. Die eingeladenen Bildhauer
können nur Werke in Bronze, in Marmor oder in irgend-
einem anderen edlen Material einfchicken. Eine Ausnahme
findet nur bei Sonderausstellungen statt oder für Werke
großer Dimensionen. Die Werke müssen spätestens am
1. Januar 191-1 angemeldet werden. Die Anmeldung
geschieht in doppelten Exemplaren auf den von feiten des
Sekretariats ausgegebenen Anmeldescheinen. Die einge-
ladenen sowie die von der Jury angenommenen Werke
haben 50°/» Transportermäßigung (bei Frachtgutbeförde-
rung) und völlige Freiheit von Ausxackungs- und Ein-
packungsspesen. Für die Kollektivsendungen behält sich
 
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