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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 1
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Rose, Walther: Die Verzierung alt-orientalischer Panzerringe
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0023

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t. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

9

Zufolge der geistvollen Deutung des im Jahre
1899 leider verstorbenen vorzüglichen Kenners der
orientalischen Sprachen, Herrn Dr. Martin Schultze
in Ellrich am Harz, dessen Güte, ebenso wie den
freundlichen Bemühungen des Herrn Staatsrats von
Lenz, auch die Entzifferung der nachfolgenden
orientalischen Inschriften zu verdanken ist, zeigen
die in diesem Medaillon befindlichen Schriftzüge4)
den alt-persisch-arabischen Typus (ta lik) und be-
deuten:
— bi na lä-saj sana 5 = Gebäude der Nichtigkeit
Jahr 5.

langen Zungen der Haken und Ösen bezw. Riemen
und Schnallen getragen, die jedoch jetzt fehlen.
Ferner lassen die auf sämtlichen grossen Brust-
platten und auf der dritten und vierten kleinen
Platte der 4 Achselreihen noch vorhandenen je vier
kleinen Nietköpfchen, sowie die absichtlich an die-
sen Stellen fehlende Silbertauschierung mit Sicher-
heit erkennen, dass hier äussere Zieraten, höchst-
wahrscheinlich Plaketten in dünnem Silber- oder
Goldblech mit Suren aus dem Koran aufgenietet ge-
wesen sind. Nach der Anordnung der Nietköpfchen
(in der Grösse eines Stecknadelkopfes) zu schliessen,
haben diese Plaketten auf den Brustplatten die



Vorderseite.
Fig. 1. Alt-persiches Panzerhemd (Juschman).

Rückseite.
Zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. (Sammlung des Verfassers.)

Es ist dies die orientalische Umschreibung für
Welt, Herrschaft, Regierung.
Der Sinn der Inschrift würde also sein: «Im
5. Jahre der Herrschaft».
Die grossen Brustplatten des Juschman sind
beiderseits mit Ausnahme der mittleren dritten
Platte zweimal durchbohrt und haben an dieser
Stelle die zum Schliessen des Panzers üblichen
4) Wie Böheim in seinem Plandbuch der Waffenkunde
(Leipzig 1890) Seite 620 bezw. 164 ausführt, haben zuerst die
Araber um das Jahr 1000 n. Ch. die Schrift zu Verzierungen
benutzt und nach ihnen die Perser, die als Schiiten auch an figür-
lichen Darstellungen keinen Anstoss zu nehmen pflegten.
Dadurch bildete sich die arabische und kufische Schrift all-
mählich zu einem wirksamen Mittel der Dekoration aus.

Form von länglichen Streifen, die auf den Seiten-
platten unter den Achseln aber die Form eines sich
über die betreffenden dritten und vierten Platten
gemeinsam erstreckenden ovalen Medaillons ge-
habt. Leider hat man schon in alter Zeit das Panzer-
hemd dieser Plaketten beraubt, ein Beweis dafür,
dass dieselben sicherlich von hohem Kunst- und
Mcfall'vert srewesen sind.
Jedenfalls lässt der Reichtum der noch jetzt vor-
handenen zierlichen Silbertauschierungen auf die
Kostbarkeit dieses Waffenstücks im früheren Voll-
besitz seiner farbenprächtigen und künstlerischen
Verzierungen schliessen.
Die oberste rechte Brustplatte trägt auf der
Aussen und Innenseite die bekannte Marke der
 
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