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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 2
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Engel, Bernhard: Waffengeschichtliche Studien aus dem Deutschordensgebiet, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0053

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2. Heft.

Zeitschrift für historische Waffcnkundc.

19

13. Jahrhundert. Vgl. auch Boeheim, Waffenkunde,
Fig. 421.—- Fig. q nähert sich bereits den späteren
Formen, indem der Knauf nach der Mitte hin aus-
ladet. (Fig. s obere Ansicht 1/1). Ein ähnliches
Stück finde ich auf einem Gemälde von Fra Gio-
vanni Angelico da Fiesoie (1387—1455). Vgl. auch
Gimbel, Taf. II Fig. 37 einen eisernen Streitkolben-
kopf mit Schlagblättern, der dort dem 11. — 12.
Jahrhundert zugeschrieben wird. Er hat eine grosse
Ähnlichkeit mit einem in den Verhandlungen der
Berliner Gesellschaft für Anthropologie v, 19. Juni
1897 abgebildeten Bronzeknopf, welcher der
Bronzezeit zugeteilt wird, was ich jedoch für un-
richtig halte. Überhaupt bedarf dieses Waffenstück
noch eingehender Untersuchung. Wie ist es z. B.
zu erklären, dass die Form der bronzezeitlichen
Stachelknöpfe im 16. Jahrhundert wieder auftritt ?
Das Material ist hier sowohl Messing (Kupfer) als
auch Eisen. Vgl. u. a. Collection van den Bogaerde I
Taf. XI No. 1017, 1018. Szendrei No. 3637 Seite


Fig. r. Fig. s.

483. Auch die Streitkolben auf der Tapete von
Bayeux besitzen Knöpfe mit anscheinend vier halb-
kugelförmigen Stacheln . Die Kolben scheinen ge-
legentlich auch geworfen worden zu sein, wie Taf.
EXV der Ausgabe von Jules Comte (Paris 1879)
ergiebt. Erwähnt sei noch, dass sich ein ähnlicher
Stachelknopf wie das bei Gimbel Taf. II Fig 36
abgebildete Original aus Bronze in einer Wappen-
figur der Züricher Wappenrolle wiederfindet (Knopf
schwarz, also Eisen, Stiel rot, also Holz); auch
Graf Berthold v. Urach führt in seinem Siegel von
1262 (Seyler, Geschichte der Heraldik, S. 275)
einen solchen Streitkolben.
VIII. Marmorreliefs in derselben Kapelle.
Daselbst befindet sich ein Altar, welcher
eine Anzahl, vermutlich aus Italien eingeführter
Marmor- (oder Alabaster-)Reliefs des 14. Jahr-
hunderts in spätgotischer Holzfassung aufweist.

Wir bringen in Fig. t eine dieser Tafeln, die Auf-
erstehungsscene darstellend. Die Krieger tragen
den Uendner mit kurzer Kugelbrust und langem
Schurz, darüber den Dupsing. Arme und Beine
! stecken in Eisenröhren mit stumpfspitzigen Ell-
bogenkacheln bezw. Kniebuckeln, welche kleine
Muscheln aufweisen.3) Die Beckenhauben haben
nahezu den Durchschnitt eines gleichseitigen Drei-
ecks mit abgerundeter Spitze; sie sind ganz schräge
nach hinten auf den Kopf gestülpt, besitzen aber
keine Nackenverlängerung. An ihnen hängt der
die Schultern deckende Halskragen. Der Mund ist
freigelassen. Der Kragen ist auf der Aussenseite
des Helmes befestigt.


Fig. t.

Die Hände sind mit Stulphandschuhen be-
deckt. —
Der Krieger links vom Beschauer führt in der
Rechten einen Speer, die Uinke stützt sich auf
einen dreieckigen Schild, der mit zwei schmalen
roten Sparren bemalt ist, was auf der Photographie
nicht hervorgetreten ist. Der liegende Krieger hat
neben sich eine langgestielte Streitaxt mit rück-
wärtigem Hammer, jedoch ohne Spiessspitze; der
dritte hält eine Axt mit grossem halbmondförmigem
Blatt ohne Hammer.
Ein anderer Krieger desselben Altars führt
das Krummschwert (Scymitar).
3) Vgl. Gimbel, Taf. IV, Fig. 7—10.
 
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