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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 4
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Potier, Othmar: Die Rüstkammer der Stadt Emden, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0121

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4. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

105

jeweiligen Rüstmeister ermöglichte, ziemlich selbst-
herrlich in seinem hochgelegenen Reiche zu schal-
ten. Da diese Rüstmeister —- Klempner, Gefängnis-
wärter, Gelbgiesser, einmal bekleidete länger als ein
Jahr interimistisch ein Mädchen diesen Posten —
schon vermöge ihrer beruflichen Vorbildung ihrer
Aufgabe nicht gewachsen sein konnten, auch die
fortwährende Überwachung der die Rüstkammer
besuchenden Reisenden einer geregelten Erfüllung
ihrer auf dem Papiere vorgeschriebenen Amtsob-
liegenheiten hindernd im Wege stand, so ist es be-
greiflich, wenn die Unordnung in der Rüstkammer
immer mehr überhand nahm, für die Erhaltung
der Waffen eigentlich gar nichts geschah, ja diese
durch das gelegentliche Putzen mit scharfen Mitteln,
durch das Entlehnen der Waffen zu Festlichkeiten
in ihrem Bestände eigentlich nur geschädigt wur-

zelte Vorurteile bekämpfte und mit seltener That-
kraft dem für richtig Erkannten die Wege ebnete.
Wenn trotzdem das Erreichte mit dem Erstrebten
nicht ganz im Einklang steht, so liegt dieses an
der Ungunst der Verhältnisse. Gestützt auf die
Kundgebungen Boeheims2), wie des „Wreines für
historische Waffenkunde“3), schritt die Gemeinde-
vertretung Emdens energisch an die Umgestaltung
der Rüstkammer, wobei die Stadt die ausgiebigste
Förderung in materieller und moralischer Hinsicht
seitens der Behörden und Privater erfuhr.
Zunächst wurde die Errichtung eines städti-
schen Museums ins Auge gefasst, in welchem auch
die reichhaltigen Sammlungen der „Gesellschaft für
bildende Kunst und vaterländische Altertümer“ und
diejenigen der „Naturforschenden Gesellschaft“ in
Emden eine Heimstätte finden sollten.


Westfront der Rüstkammer (Südseite).

den. So lagerten nach einem Berichte' aus dem
Jahre 182 t in der Rüstkammer grosse Vorräte von
Luntenstricken in Knäueln wohl 5 Fuss hoch chao-
tisch übereinander, die mehr als zwei Wagenladun-
gen füllten, als man sie unverständigerweise nach
dem städtischen Bauhöfe schaffte; massenhaft
waren Pulverflaschen, verfault und verschimmelt,
in einem Winkel zu einem Haufen geschichtet.
Lobend muss jedoch die grosse Ehrlichkeit der
Rüstmeister anerkannt werden, die sich um ihres
eigenen Vorteils willen nie an dem ihnen anver-
trautem Gute vergriffen, obwohl sie jeder Über-
wachung entbehrten und es an lockenden Ange-
boten von spekulativen Händlern gewiss nicht ge-
fehlt haben mag.
Diese auf die Dauer unhaltbaren Zustände zu
beheben, war dem gegenwärtigen Oberbürger-
meister Vorbehalten, welcher unermüdlich eingewur-

In zweiter Linie wurde an die Übertragung
der Rüstkammer aus dem Rathause in ein zu diesem
Zwecke herzurichtendes Gebäude gedacht, und es
wurden dafür die Stadtwage am Neuen Markte
und das Stammhaus der Freiherrn von Knyphausen,
die Klunderburg, in Aussicht genommen.
Keiner dieser Vorschläge liess sich der hohen
Kosten wegen verwirklichen. Die zur Untersuchung
der Frage abgeordnete Ministerialkommission ent-
schied sich unter der Zustimmung der Stadtver-
tretung vielmehr dafür, dass die Rüstkammer in
dem Raum, welcher sie seit mehr denn 300 Jahren
beherbergt, zu verbleiben habe, dass dieses Gelass
jedoch in baulicher Hinsicht auszugestalten sei, und
2) W. Boeheim, Handbuch der Waffenkunde. Leipzig',
K. A. Seemann, i8yo. S. 625. — Zeitschrift f. histor. Waffen-
kunde. iid. II. S. 89—94.
3; Ebenda. S. 127.

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