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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 4
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Potier, Othmar: Die Rüstkammer der Stadt Emden, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0123

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4. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

107

17 halbe Harnische, 42 feinere Pikenierharnische, 87 ge-
meine Pikenierharnische, 17 unvollständige Pikenierharnische,
1 Feldhelm, 1 Morion, 133 Schützenhauben, 1 Vorsteckbart,
3 Harnischkragen' 10 Rundschilde.
36 Bidenhander, 1 gemeines Reiterschwert, 5 Richt-
schwerter, 3 Säbel, 1 Handjar, 8 Degen, 13 Hirschfänger
2 Entermesser.
2 Reisspicsse, 16 Knebelspiesse, 132 Piken, 45 Spring-
stücke, 1 Saufeder, 72 Helmbarten, 7 Spontons, 1 Fangeisen.
6 Streitkolben, 11 Kettenmorgensterne, 16 Kriegsflegel,
1 Kugelpeitsche, 7 Beile.
4 leichte Schiffskanonen, 2 Böller, 2 Kanonenrohre,
2 Geschützmodelle, n Doppelhaken, 1 schwere Wallbüchse,
2 türkische Wallbüchsen, 313 Luntenmusketen, 14 stark be-
schädigte Luntenmusketen, 16 Musketenläufe, 3 Luntenschlösser,
193 Büchsen und Gewehre mit Radschlössern, 12 Büchsen
und Gewehre mit Steinschlössern, 5 Donnerbüchsen, 75 Faust-
rohre und Pistolen mit Radschlössern.
t Stangenprobe, 1 Pulverprobe, 1 Pulverflasche, 395 Mus-
ketenaütlegegabein, 51 Patronenbandeliere und zahlreiche lröl-

Was die Bewertung dieses Waffenvorrates in
künstlerischer Beziehung betrifft, so findet sich
neben für den gemeinen Kriegsknecht bestimmten
Waffen manches Stück vor, dem ein hoher Wer
nicht abzusprechen ist. Unter den Bidenhändern
ragt ein Schwert hervor, dessen Paternosterklinge
kunstvoll ausgestochene Giftzüge durchbrechen; die
Klingen der Richtschwerter tragen durchwegs die
Marken angesehener Solinger Klingenschmiede wie
der Familien Munich, Paether, Tesche. An vielen
Helmbarten sind Beil und Haken anmutig durch-
brochen, geätzt und tauschiert. Den alten Ruf Suhls
als Waffenkammer Europas bekräftigen die Marken
und Beschauzeichen an den Musketenläufen. Ein
recht anschauliches Bild von dem Entwicklungs-
gänge, welchen das Radschloss genommen hatte,
gewinnen wir in der Rüstkammer, welche 193 zum

Südwesteckc der Rüstkammer.


zerrte Patronenhülsen, 42 Kugelbeutel, 5 Spannschlüsse],
,2 Luntenstöcke, 18 Formen zum Giessen von Kugeln, 206
Schraubenzieher mit Stiftschlägern, 220 Krätzer und Musketen-
stampfer, 2 Wischer, 11 Iiagclbüchsen, 2 Traubenhagel,
13 grössere Kugeln aus Eisen, 3 grössere Kugeln aus Stein,
Musketenkugeln in grösserer Menge, 3 Handgranaten, 1 Stan-
genkugel.
7 Pechlanzen, 1 Pechfackel, 2 Pechlöffel, 1 Modell einer
Schleudermaschine, 4 Laternen, 29 Patronentaschen, 1 Steig-
bügel.
' 31 Fahnen, 1 Standarte, 1 Flagge.
4 Schüttenhöftlingstafcln, die Namen der „Schützenhäupt-
linge“, später diejenigen des Personals der „Bürgerlichen
Kriegskammer“ enthaltend.
An neueren Militärwaffen birgt die Rüstkammer:
2 französische Kürasse, 3 Degen, 5.Pallasche, 30 Säbel,
6 Faschinenmesser, 4 Piken, 82 Seitengewehre, 21 Bajonette,
382 Militärgewehre verschiedener Systeme, 7 Pistolen, 2 Re-
volver, 49 Patronentaschen und 68 hölzerne Einsätze in diese,
1 Bajonettgriff, 2 Feldflaschen, 1 Grenadiermütze, 3 Tschakosj
4 Pickelhauben, endlich neben verschiedenem Kleinzeug zahl-
reiche Musikinstrumente, darunter 2 Pauken und 25 Trommeln.

Teil mit grosser Meisterschaft gearbeitete Pirsch-
und Zielbüchsen und 75 Faustrohre enthält, deren
Schäfte feine Verbeinung oder schwungvoll stili-
sierte Einlagen aus Metalldraht zieren. Vier dieser
Büchsen stammen nachweisbar aus fürstlichem Be-
sitz. Die älteste, uns überhaupt erhaltene Tschinke-'),
in welche die Jahreszahl 1558 eingeschlagen ist,
führte Gräfin Anna von Ostfriesland (1501 —1575);
zwei schwere Standbüchsen, von denen allerdings
die eine den Namen der im zartesten Kindesalter
gestorbenen Prinzessin Agnes trägt, dienten deren
Vater, dem Markgrafen Johann Sigismund von
Brandenburg (1572—1619), eine Büchse stammt aus
dem Besitze Christian II., Kurfürsten von Sachsen
(1583—1611). Alle diese Feuerwaffen gingen zum
'keil aus den Werkstätten namhafter Laufschmiede
5) Boeheim, Handbuch der Waffenkunde. S. 460.
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