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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 4
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Potier, Othmar: Die Rüstkammer der Stadt Emden, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0124

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Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

und Büchsenmacher hervor. Wir finden auf ihnen
die Namen Hans Bär, Adolf Bochs, Wolf Danner,
Johann Georg Erttel, Georg Gessler, Blasius Geu-
del, Georg Gsell, Baltasar Herold, Hans Hörl, Martin
Höder, Hans Pelikan, Hans Ruhr, Augustin Kotter,
Johannes Mentdel, Hans Reimer, Hans Stockmann,
Martin Sussebecker, Max Wenger verzeichnet.
Bei der neuen Aufstellung dieser Waffen musste
vor allem den durch die Örtlichkeit bedingten Be- j
leuchtungsverhältnissen Rechnung getragen und
demgemäss von einer strengen chronologisch-syn-
chronistischen Anordnung des vorhandenen Mate-
riales abgesehen werden, indem an den weniger be-
lichteten Stellen Massenware, als gemeine Pikenier-
harnische, Musketen, untergebracht wurde. Auch
dem Herkommen liess ich möglichste Schonung an-
gedeihen. So blieben mehrere Harnische an ihrem
alten, seit Errichtung der Rüstkammer nachweisbar
innegehabten Plätzen stehen, ebenso wurden die
alten Gestelle, soweit sie der in der Rüstkammer
mit seltener Heftigkeit auftretende Holzwurm nicht
zu stark angegriffen hatte, wieder verwendet; da-
gegen räumte ich mit den geharnischten Popanzen
und den mechanischen Spielereien gründlichst auf,
was freilich nicht immer die Billigung falscher Ro-
mantiker fand. Die handgreifliche, die Objekte
schädigende Wissbegierde vieler Touristen liess es
zweckmässig erscheinen, historisch oder künstle-
risch wertvolle Gegenstände hinter Glas und
Rahmen dem Tastsinne der Besucher zu entrücken.
Der. Zustand der vorhandenen 33 Fahnen und
Standarten, die geringe Höhe der Rüstkammer ver-
bot es von selbst, dieselben fürderhin in der Rüst-
kammer zu belassen, wo sie bisher einen zwar höchst
malerischen, der Erhaltung der Fahnenblätter je-
doch wenig zuträglichen Schmuck gebildet hatten.
In Ermangelung einer anderen geeigneten Örtlich-
lichkeit im Rathause müssen dieselben nach ihrer
Wiederherstellung auf dem Rummel, der Vorhalle
zu dem Festsaale aufgehängt werden, dessen Höhe
es gestattet, die mächtigen Fahnentücher frei herab-
hängend anzubringen.
In meinem den städtischen Kollegien erstatteten

Bericht vom 30. November 1901 hatte ich angeregt,
alles dasjenige aus der Rüstkammer auszuscheiden,
was seiner Natur nach nicht in dieselbe passt, wo-
durch der Rüstkammer der Stempel eines Ortsmu-
seums aufgedrückt wird, und hatte vorgeschlagen,
diese Gegenstände vorbehaltlich des Eigentums-
rechtes der Stadt den Sammlungen der „Gesell-
schaft für bildende Kunst und vaterländische Alter-
tümer“ und der „Naturforschenden Gesellschaft“ in
Emden zu überweisen. Da sich die städtischen Kol-
legien dazu jedoch nicht entschlossen konnten, so
wurden alle diese Gegenstände in dem in die Rüst-
kammer einbezogenen aus ehemaligen Arrestanten-
zellen gewonnenen Raume zu einem harmonischen
Ganzen vereint.
Wie es jetzt im Gegensätze zu einst in Emdens
.Rüstkammer nach all diesen Verbesserungen aus-
sieht, lehrt ein Vergleich der hier beigegebenen
Ansichten aus derselben mit dem im 2. Bande dieser
Zeitschrift, Seite 91 gebrachten Blick in das Innere
der Rüstkammer.
Wenn die Rüstkammer der Stadt Emden für die
Waffenhistoriker noch heute eine so ergiebige
Fundgrube bildet, so verdanken wir dieses haupt-
sächlich der Pietät der Bürgerschaft, welche das
von den Ahnen überkommene Erbgut, trotz dei
Ungunst mancher Zeiten und Verhältnisse im gan;
zen für die Enkel treu zu bewahren gewusst hatte
und jüngst mit erheblichen Opfern das in Ehren alt
Bestehende zu neuem Glanze wieder erweckte. Dass
auch künftige Geschlechter dieselbe werkthätigc
Liebe wie die gegenwärtige Gemeindevertretung der
Stadt für dieses Kleinod Emdens hegen mögen;
dass die Worte des Volkspropheten
„Wenn de isdern Kerels van ’t Raathuus of-
kommen:
„Dan hoopt, want de golden Tiden kommen!“
in Erfüllung gehen, und die vielgeprüfte alte Stadt
welcher Kaiser Wilhelm II. das ehrende Zeugnis
ausstellte, sie habe leiden gelernt, ohne zu klagen,
als Seethor Deutschlands auf neuen Bahnen zu
altem Gedeihen gelange: Das walte Gott!
 
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