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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 5
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Meyer: Ein Darsteller des Artilleriematerials aus der Mitte des XVII. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0135

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5- Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

wicht annähernd ebenso, wie bei einem diesem
Gewicht etwa entsprechenden Flachbahngeschütz,
im Verhältnis zu den Geschoss d i m e n s i o n e n
jedoch weitaus kleiner. Das fällt bei jeder Abbil-
dung von Wurfgeschützen ins Auge. Zur Ver-
anschaulichung diene Figur 7 — Nr. 2 der Ta-
belle II.
Die Länge der Rohre — Spalte 2 — ist gegen-

über unseren modernen Wurfgeschützen äusserst
gering. Letztere sind etwa 3 bis 5 Mal so lang.
Dafür sind aber auch die Schussweiten der Wurf-
geschütze ausserordentlich gewachsen, die Lang-
geschosse beanspruchen behufs sicherer Führung
eine gewisse Länge des Rohres und nehmen an
sich einen viel grösseren Raum weg, als die alten
Kugeln.

Tabelle II.

Benennung.
1.
Gesamtlänge in
Kalibern.
2.
Metallstärke
des Laderaums in
Kalibern.
3-
Bemerkungen.
4-
1. Mörser mit Schildzapfen und einem halb-
mondförmigen in die Laffete passenden
Bügel als Bodenstück.
2,18
0,24
2. Mörser mit Schildzapfen am Bodenstück
auf Schlittengestell.
2,2
0,16
Siehe Figur 6.
3. Mörser mit Schildzapfen für Laffeten-
lagerung.
2,18 bis 2,84
0,38
4. Schaftmörser zum Werfen von Hand-
granaten.
2,2
0,2.5
Vergl, Abschnitt .VII.
5. Haubitze.
2,85
o,35
6. Steinkarthaune.
7,58
o,5

V.
Die nun folgenden Granaten für Wurf-
geschütze bieten wenig Bemerkenswertes. Wie
schon erwähnt, haben sie keinen Spiegel, werden
auch nicht mit der Pulverladung zu einer Einheits-
patrone verbunden. Schnelles Laden war und ist
ja bei den Wurfgeschützen viel weniger nötig, als
besonders bei den leichten, in der Feldschlacht
benutzten Flachbahngeschützen, bei denen es auf
Ausnützung kurzer Gefechtsmomente ankommt.
Die Wurfgranaten sind teils eiserne, teils metallene,
mit eiserner, hölzerner oder metallener, durch-
gehender oder nicht durchgehender Brandröhre.
In einem Falle ist der Zündsatz noch von einer be-
sonderen Papierhülse umschlossen, was zur Halt-
barkeit desselben gegen Einflüsse der Feuchtig-
keit beitragen soll. Zu erwähnen ist noch, dass die
Excentricität dieser Granaten sehr gering ist. Der
Schwerpunkt hegt nur etwa 0,09 des Durchmessers
vom Mittelpunkt des Geschosses entfernt.

VI.
Es werden weiterhin Sprengkörper verschie-
dener Art erwähnt, zunächst eine Anzahl Petar-
den. Eine der interessantesten ist die in Figur
8 dargestellte Schiffspetarde. Die Verwen-
dung war sehr einfach: man hing die Petarden
an den Enden der Rahen auf und liess sie, kurz
bevor der Gegner entern wollte, auf das feindliche

Schiff fallen. Die Stange setzte, indem sie mit
ihrem. Ende F aufschlug, das Schloss in Thätig-
keit, und dieses entzündete die sehr starke Spreng-
ladung. Die Anordnung des Ganzen ist jedenfalls
schon ihrer Einfachheit wegen geistreich zu nennen.
— Auch die Kettenpetarde — Figur 9 —-
verdient Erwähnung. Die Spitze N wurde in ein
Glied der zu sprengenden Kette gesteckt, die Haken
M in die Nachbarglieder eingehakt und die „Müt-
terchen“ O angezogen, worauf man den Zündsatz
bei P in Thätigkeit setzte.
Von weiteren beim Sturm auf Befestigungen
zur Verwendung kommenden Sprengkörpern führt
Trachenfels u. a. Sturmhaven und T o p f g r a -
nate vor. Von ersteren •— Figur 10 —- sind,
wie mir unser Herr Schriftleiter mitteilt, u. a. auf
der Veste Coburg noch gute Exemplare in ähn-
licher Form erhalten.
Abbildungen von Gegenständen, welche nur
ehemals als Lustfeuer einigen Wert hatten, über-
gehe ich, und wende mich zu dem letzten Ab-
schnitt.
VII.
Es sind die Handgranaten.
In dem Begriff der „Handgranate“ liegt an sich
ein Widerspruch. Man muss doch annehmen, dass
die Kraft der Sprengladung des Geschosses stets
grösser war, als die Kraft des werfenden Armes.
Demnach konnte der Grenadier oft genug durch
 
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