12. Heft.
Zeitschrift für historische Waffenkunde.
359
würdig, dass der Graf dem Kurfürsten Peranski als
Gardekapitän anempfohlen haben mag. Peranski
sobenannt nach dem Familiengute Perna in der
Nähe bei Karlstadt (Kroatien) wo die Peranskis
noch anderen kleineren Landbesitz innehatten, war
demnach, wenn auch nicht reich, so doch wohl-
habend zu nennen. Sein Ruf als kluger und tapferer
Krieger, seine gesellschaftliche Gewandtheit, sowie
nicht minder seine Bildung — er sprach und schrieb
vollkommen deutsch, kroatisch und lateinisch —
machte ihn für die Bekleidung einer Hofcharge
mit militärischen Pflichten und Attributen wie ge-
schaffen. Seine Ehe mit der sehr vermögenden Ba-
ronin Berdarini mag ihm den Verkehr bei Hof noch
wesentlich erleichtert haben. Die zahlreichen Huld-
und Gunstbezeigungen des Kurfürsten Johann GeorgII.
an Peranski sprechen von der Zufriedenheit und
dem Wohlwollen des Kurfürsten für den Kapitän
seiner Leibgarde.5)
Die Tätigkeit der kroatischen Leibgarde am
kurfürstlichen Hof zu Dresden dürfte anfangs März
1660 begonnen haben. Ihr Sitz war in Dresden,
doch da Abteilungen jeder Garde den Kurfürsten
auf Reisen im Inlande oder im Auslande begleiteten,
so dürfte dies auch mit den Kroaten der Fall ge-
wesen sein.
Der dienstliche Titel dieser Garde war: Leib
Compagnie zu Ross „Kroaten“.
Sie bestand aus dem Kapitän, dem Vice-Kapitän
(Leutnant), dem Körnet, dem Fähnriche, den Kor-
poralen, Junkern und Reitern (Gardisten, Ein-
spänniger). Unter diesen sind solche Angehörige
der Garde zu verstehen, die zwar wohl auch Edel-
leute waren, jedoch in Ermangelung von eigenen
Dienern ihre Pferde selbst ritten. Natürlich bestand
bei der Vermögungslosigkeit der Kroaten, der grösste
Teil der Garde aus „Einspännigem“. Die Garde
zählte im Jahre 1678 mehr als 60 Mann und bei
ihrer Auflösung im Jahre 1680 ca. 80 Mann und
rekrutierte sich ausschliesslich aus den kroatischen
Grenzgebieten. Die Kleidung, Uniform der Kroa-
tischen Leibgarde zu Dresden, war genau so wie
5) Peranski rückte aus seiner ursprünglichen Stellung als
Leutenant der Garde rasch zu deren bestallten Rittmeister
oder Kapitän (bei gleichzeitiger Ernennung zum Kammerherrn)
und schliesslich zum Obristlieutenant vor. Der Kurfürst er,
nannte ihn zum Amtsmann in Moritzburg mit reicher Pfründe.
In seinem Testamente verfügt Peranski auch über die ihm
vom Kurfürsten gemachten Geschenke und erwähnt u. a.:
„Nodos vero meos aureos, quos mihi Serenissimus meus
dux donavit, ipsos- illi ecclesiae, ubi corpus meum iacebit,
lego ita, ut ex pretio et valore eorundem monstrantia pro ve.
nerabili sacramento conficiatur . . .
die der Leibwächter der österreichischen Grenz
generale, d. h. nach Schnitt und Fagon kroatisch
Eine beiläufige Vorstellung davon und auch von
der Bewaffnung der Kroaten bietet die „Todesfalls-
aufnahme“ nach dem wegen eines militärischen
Vergehens hingerichteten Gardisten Thomas von
Filipovic. Es verlohnt sich, dieses interessante
Dokument aus dem kroatischen Originale in deutscher
Übersetzung frei wiederzugeben.
Dresden, Anno domini 1662. 6. septembris.
Zufolge Regimentsgerichts-Urtheil musste von dieser
Welt verscheiden des Durchlauchtigen, Hochge-
bietenden Kurfürsten von Sachsen Leib Compagnie
zu Ross Kroaten Einspänniger guten Gedenkens
Thomas von Filipovich, dessen Habseligkeiten, die
er sich hier in Sachsen beim Durchlauchtigsten
Kurfürsten erworben, wie es unten verzeichnet ist,
abgesondert sind; zu seinem Exekutor und Patron
ernannte er unserenVicekapitän Franz von Berislavich,
den er einige Male um die Gnade bat, dass von
seinen Habseligkeit nichts für seine armen Kinder-
lein verloren gehe.
Was des Verstorbenen Eigentum war, und um
wieviel davon verkauft wurde:
Drei silberne, vergoldete Ringe.
' Eine Kappe, die der Verstorbene dem von
Jagatich hinterlassen hat.
Ein Pferd, 20 Thaler.
Eine Pferdeausrüstung, 3 Thaler.
Eine silberne, vergoldete Agraffe, 3 Thaler.
Eine Kappe aus Marderfell.
Ein altes und ein neues Pulverhorn.
Silberne Brust- und Ärmelknöpfe.
Ein alter Waffenrock.
Ein Sattel- und Gewehrhalfter.
Eine neue Hose aus rotem Tuch.
Ein Karabiner und ein paar Pistolen.
Ein neuer Waffenrock, aber ohne Knöpfe und
Pelz.
An Bargeld, 30 Thaler.
Ein Säbel, 1 Thaler.
Aufgenommen: Franz von Berislavich.6)
Somit lässt sich aus dieser „Todesfallsaufnahme“
die Bekleidung der Gardisten der Leibkompagnie
zu Ross „Kroaten“ ziemlich genau feststellen: Kappe
aus Marderfell mit einer vergoldeten oder goldenen
Agraffe; Waffenrock mit silbernen Brust- und
Ärmelknöpfen, Pelzverbrämung; Waffen: Gewehr,
(Karabiner), 2 Pistolen und Säbel.
6) Das Original befand sich ehemals im Landesarchiv zu
Agram, kam dann nach Budapest.
Zeitschrift für historische Waffenkunde.
359
würdig, dass der Graf dem Kurfürsten Peranski als
Gardekapitän anempfohlen haben mag. Peranski
sobenannt nach dem Familiengute Perna in der
Nähe bei Karlstadt (Kroatien) wo die Peranskis
noch anderen kleineren Landbesitz innehatten, war
demnach, wenn auch nicht reich, so doch wohl-
habend zu nennen. Sein Ruf als kluger und tapferer
Krieger, seine gesellschaftliche Gewandtheit, sowie
nicht minder seine Bildung — er sprach und schrieb
vollkommen deutsch, kroatisch und lateinisch —
machte ihn für die Bekleidung einer Hofcharge
mit militärischen Pflichten und Attributen wie ge-
schaffen. Seine Ehe mit der sehr vermögenden Ba-
ronin Berdarini mag ihm den Verkehr bei Hof noch
wesentlich erleichtert haben. Die zahlreichen Huld-
und Gunstbezeigungen des Kurfürsten Johann GeorgII.
an Peranski sprechen von der Zufriedenheit und
dem Wohlwollen des Kurfürsten für den Kapitän
seiner Leibgarde.5)
Die Tätigkeit der kroatischen Leibgarde am
kurfürstlichen Hof zu Dresden dürfte anfangs März
1660 begonnen haben. Ihr Sitz war in Dresden,
doch da Abteilungen jeder Garde den Kurfürsten
auf Reisen im Inlande oder im Auslande begleiteten,
so dürfte dies auch mit den Kroaten der Fall ge-
wesen sein.
Der dienstliche Titel dieser Garde war: Leib
Compagnie zu Ross „Kroaten“.
Sie bestand aus dem Kapitän, dem Vice-Kapitän
(Leutnant), dem Körnet, dem Fähnriche, den Kor-
poralen, Junkern und Reitern (Gardisten, Ein-
spänniger). Unter diesen sind solche Angehörige
der Garde zu verstehen, die zwar wohl auch Edel-
leute waren, jedoch in Ermangelung von eigenen
Dienern ihre Pferde selbst ritten. Natürlich bestand
bei der Vermögungslosigkeit der Kroaten, der grösste
Teil der Garde aus „Einspännigem“. Die Garde
zählte im Jahre 1678 mehr als 60 Mann und bei
ihrer Auflösung im Jahre 1680 ca. 80 Mann und
rekrutierte sich ausschliesslich aus den kroatischen
Grenzgebieten. Die Kleidung, Uniform der Kroa-
tischen Leibgarde zu Dresden, war genau so wie
5) Peranski rückte aus seiner ursprünglichen Stellung als
Leutenant der Garde rasch zu deren bestallten Rittmeister
oder Kapitän (bei gleichzeitiger Ernennung zum Kammerherrn)
und schliesslich zum Obristlieutenant vor. Der Kurfürst er,
nannte ihn zum Amtsmann in Moritzburg mit reicher Pfründe.
In seinem Testamente verfügt Peranski auch über die ihm
vom Kurfürsten gemachten Geschenke und erwähnt u. a.:
„Nodos vero meos aureos, quos mihi Serenissimus meus
dux donavit, ipsos- illi ecclesiae, ubi corpus meum iacebit,
lego ita, ut ex pretio et valore eorundem monstrantia pro ve.
nerabili sacramento conficiatur . . .
die der Leibwächter der österreichischen Grenz
generale, d. h. nach Schnitt und Fagon kroatisch
Eine beiläufige Vorstellung davon und auch von
der Bewaffnung der Kroaten bietet die „Todesfalls-
aufnahme“ nach dem wegen eines militärischen
Vergehens hingerichteten Gardisten Thomas von
Filipovic. Es verlohnt sich, dieses interessante
Dokument aus dem kroatischen Originale in deutscher
Übersetzung frei wiederzugeben.
Dresden, Anno domini 1662. 6. septembris.
Zufolge Regimentsgerichts-Urtheil musste von dieser
Welt verscheiden des Durchlauchtigen, Hochge-
bietenden Kurfürsten von Sachsen Leib Compagnie
zu Ross Kroaten Einspänniger guten Gedenkens
Thomas von Filipovich, dessen Habseligkeiten, die
er sich hier in Sachsen beim Durchlauchtigsten
Kurfürsten erworben, wie es unten verzeichnet ist,
abgesondert sind; zu seinem Exekutor und Patron
ernannte er unserenVicekapitän Franz von Berislavich,
den er einige Male um die Gnade bat, dass von
seinen Habseligkeit nichts für seine armen Kinder-
lein verloren gehe.
Was des Verstorbenen Eigentum war, und um
wieviel davon verkauft wurde:
Drei silberne, vergoldete Ringe.
' Eine Kappe, die der Verstorbene dem von
Jagatich hinterlassen hat.
Ein Pferd, 20 Thaler.
Eine Pferdeausrüstung, 3 Thaler.
Eine silberne, vergoldete Agraffe, 3 Thaler.
Eine Kappe aus Marderfell.
Ein altes und ein neues Pulverhorn.
Silberne Brust- und Ärmelknöpfe.
Ein alter Waffenrock.
Ein Sattel- und Gewehrhalfter.
Eine neue Hose aus rotem Tuch.
Ein Karabiner und ein paar Pistolen.
Ein neuer Waffenrock, aber ohne Knöpfe und
Pelz.
An Bargeld, 30 Thaler.
Ein Säbel, 1 Thaler.
Aufgenommen: Franz von Berislavich.6)
Somit lässt sich aus dieser „Todesfallsaufnahme“
die Bekleidung der Gardisten der Leibkompagnie
zu Ross „Kroaten“ ziemlich genau feststellen: Kappe
aus Marderfell mit einer vergoldeten oder goldenen
Agraffe; Waffenrock mit silbernen Brust- und
Ärmelknöpfen, Pelzverbrämung; Waffen: Gewehr,
(Karabiner), 2 Pistolen und Säbel.
6) Das Original befand sich ehemals im Landesarchiv zu
Agram, kam dann nach Budapest.