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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 12
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0390

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374

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

auf Knappheit und Klarheit des sprachlichen Stiles. Weder
eine überschwenglich sich äussernde Begeisterung noch lehr-
hafte Trockenheit sind hier am Platze. Dagegen kann ein an-
regender und frischer Text, der am besten der lokalen Auf-
stellung folgt, den Führer, besonders wenn der Preis auch
wirklich „populär“ ist, zu einem Handbuch machen, das
auch daheim auf dem Pult für den Rückschauenden noch
seine Reize Besitzt.
Ich verkenne nicht die Schwierigkeiten, die eine solche
Doppelarbeit dem Museumsbeamten bietet, und die auch die
finanzielle Seite des Unternehmens mit berühren. Grosse
Museen werden zwar diese zwiefachen Wegweiser am drin-
gendsten brauchen, aber auch aus naheliegenden Gründen
zuletzt zu beschaffen imstande sein. Darum müssen sich vor
allem die kleineren Sammlungen dieser Aufgabe widmen.
Von denen, die hier die letzten Jahre der Öffentlichkeit er-
schlossen haben, darf die Rüstkammer der Stadt Emden den
Ruhm in Anspruch nehmen, durch die Herausgabe eines In-
ventars und eines Führers allen Ansprüchen in geradezu
musterhafter Weise nachgekommen zu sein. Eine ähnliche
Pflicht lag vor, als es sich darum handelte, die Waffen-
sammlung des Zeughauses zu Solothurn zu bearbeiten. Der
Plan dazu geht bis auf das Jahr 1900 zurück. Die Bestände
des Zeughauses, dessen Wachsen sich vom Jahre 1438 an
verfolgen lässt, waren im Jahre 1833 durch einen Massen-
verkauf zwar arg dezimiert, aber auch dank den Bemühungen
des Oberstleutnants Martin Disteli geordnet und neu aufgestellt
worden. Die Jahre 1836—1869 brachten weitere Verkäufe im
Betrage von ca. 33000 Fr. Ein 1897 herausgegebener Führer
konnte, weil ungleichmässig und unkritisch gearbeitet, nur be-
scheidenen lokalen Ansprüchen genügen. 1900 dann wurde ein
ausführliches Programm für die Abfassung eines Kataloges
aufgestellt, das u. a. die Beigabe einer Einleitung und die
Einschaltung von Biographien vorschlug. Leider starb der
verdienstvolle Mann, dem die Neuaufstellung des Jahres 1899
zu danken, Louis Bron aus Genf am 28. Juli 1903. Eine
Benennung, Beschreibung und Numerierung aller Einzel-
stücke war, nach dem offiziellen Bericht, bereits von ihm
durchgeführt worden. Auf diesen Vorarbeiten fussend hat nun
der Verfasser seine Aufgabe durchgeführt.
Wenn er dabei den Forderungen, die oben angedeutet
wurden, nicht gerecht geworden ist, so mag die Verantwortung
im wesentlichen die kantonale Regierung treffen, die die
Richtlinien der Arbeit zog. Zu einem Katalog fehlt der Publi-
kation die genaue Systematisierung, die eingehende Beschreibung
und vor allem Datierung des einzelnen Gegenstandes. In
einem Führer aber hätte das Gleichgültige mehr ausgeschieden,
das Wichtige dafür schärfer hervorgehoben und in den ge-
schichtlichen und kulturgeschichtlichen Zusammenhang gesetzt
werden müssen. Wir vermissen vor allem die Geschichte des
Zeughauses, die der Antrag des Regierungsrates vom Jahre
1900 fordert, wie sie in Potiers Führer durch die Emdener
Rüstkammer so ausgezeichnet in den Geist dieses kraftvollen
städtischen Gemeinwesens einführt. Das Verzeichnis der aus
den Seckeimeisterrechnungen entnommenen Namen Solo-
thurnischer Waffenschmiede bleibt deshalb unfruchtbar, weil
es nicht gelungen ist, einem einzigen dieser Meister ein
Sammlungsstück zuzuweisen.
Was die Beschreibung der Stücke selbst anlangt, so mag
zuerst der Sorgfalt anerkennend gedacht werden, die der Er-
forschung und Wiedergabe der Marken gewidmet ist. Da-
gegen sind die Beschreibungen selbst von einer gewissen Un-
gleichmässigkeit, und da nur vierzehn sehr kleine Lichtdruck-
tafeln und wenige Textabbildungen den Waffen selbst ge-
widmet sind, wird es oft ausserordentlich schwer, sich ein
klares Bild von dem betreffenden Stück zu machen. Die Da-
tierung könnte vielfach noch schärfer gefasst sein, die Ter-
minologie ist nicht immer ganz unbedenklich. Es sei mir ge-
stattet, einige Nummern kurz zu kommentieren: 1. genauer:
Ende 15. Jahrh. 2. Die Abbildung zeigt nicht eine „Maximilians-
halbrüstung“, sondern einen Halbharnisch, um 1500. Der
Ausdruck: Halbrüstung, der öfters wiederkehrt, wäre besser

durch „Halbharnisch“ ersetzt. 3. Nicht ,, 15.116. Jahrh.“,
sondern vom Anfang des 16. Jahrh. 8. Sollte der Flämisch
wirklich der aus der Murtener Schlacht sein, so wäre es wohl
der älteste bekannte Maximiliansharnisch. 9. Nicht erwähnt
ist, dass das Unterbeinzeug, soweit die Abbildung erkennen
lässt, unzugehörig ist. Der runden Brust nach möchte ich
das Stück für mindestens zehn Jahre älter halten als angegeben.
Die Marke FS, die Böheim dem Valentin Siebenbürger ab-
spricht, erscheint im Musee d’Artillerie auf einem Maximilians-
harnisch und auf dem Hals eines Rossharnisches aus der 1.Hälfte
des 16. Jahrhunderts (G. 22, 568) und wird dort als Sieben-
bürger angesprochen. Mit der bekannten Rüstung des Konrad
von Bemelberg in Wien geht indes der Harnisch des älteren
Hans Jakob vom Staal nicht in allen Teilen zusammen. Er
scheint auch, wie gesagt, früher zu sein. Ob der von Böheim
genannte Meister Friedrich Schmid in Frage kommt, muss
dahingestellt bleiben. 15. 16. Wenn auch die Rundung der
Brust, nach der gotischen geschifteten Brust , wahr-
scheinlich auf Maximilianische Anregungen zurückgeht,
so sind wir doch gewohnt, mit „Maximiliansharnisch“
im allgemeinen nur die geriffelten Harnische zu bezeichnen,
deren Konstruktion, wie man aus den Quellen schliessen
darf, das persönliche geistige Eigentum des Kaisers war. Es
empfiehlt sich daher, um Irrtümer zu vermeiden, dem Sprach-
gebrauch zu folgen. „Glatte runde Brust, Anfang 16. Jahrh.“
würde also in diesem Falle genügen. 37. Die Marke er-
innert an die des Adrian Treytz in Miihlau, sie kommt indes
auch noch sonst verschiedentlich vor. i49. Gehört nicht dem
17., sondern dem Ende des 16. Jahrhunderts an. Übrigens
ein schönes und eigenartiges Exemplar. 176 a. Unter rauher
Halbrüstung darf man wohl eine „hammerfertige“ verstehen?
259. Den Plelm „Burgunderhaube“ zu nennen geht nicht an.
Es ist eine Sturmhaube mit Backenstücken. 320. Man
beachte die eigenartige Wolfsmarke. 321. Wohl als „Reit-
schwert“ zu bezeichnen. 323. Sollte die imitierte Marke etwa
die Sahagunmarke vorstellen? III. Unter die Stangenwaffen
sind auch die Schlagwaffen mit eingereiht. Besser wäre wohl
eine dritte Gruppe der Trutzwaffen gebildet worden. 498. Warum
„Partisanen-Hellebarde“? es ist eine einfache Helmbarte.
577. Von den Kriegsgertein wäre, nachdem die Aufmerksamkeit
durch die Debatte Bleuler—Forrer auf diese eigentümliche
Stangenwaffe gelenkt worden ist, eine Abbildung sehr er-
wünscht gewesen. 642. Eine genauere Datierung des sehr
interessanten Orgelgeschützes wäre wichtig. Das 15. Jahr-
hundert kommt sicher nicht mehr in Frage.
Aber genug des Kritisierens. Die kleinen Flecken, die
wir wohl hier und da entdecken konnten, vermögen das blanke
Bild der Gesamtleistung doch nicht zu trüben. Bei einer
Aufgabe wie der vorliegenden die Grenzen zu ziehen, bis zu
denen das Detail der Beschreibung gehen soll, ist gewiss
ebensosehr Sache des subjektiven Empfindens wie eine Frage
des zur Verfügung stehenden Raumes. Die Arbeit, an die
der Verfasser in noch jungen Jahren herangetreten ist, hatte
wohl Schwierigkeiten, die der Kundige zu schätzen weiss. Das
Verdienst, eine Waffensammlung der Wissenschaft zugänglich
gemacht zu haben, die allein durch ihr Alter und durch ihren
engen Zusammenhang mit dem kriegerischen Leben ihrer
Gründer ehrwürdig ist, bleibt ihm trotzdem ungeschmälert.
Wenn der Katalog auch nur dazu beiträgt, die gerade mit
der Schweiz verknüpfte Entwicklungsgeschichte der Stangen-
waffen neu zu beleuchten, wird ihm die Waffenkunde gern
einen Platz unter ihrem kleineren Rüstzeug einräumen.
Haenel.
Beiträge zur Geschichte der Handfeuerwaffen-
Festschrift zum achtzigsten Geburtstage von
Moritz Thierbach. Dresden 1905. Verlag und Druck
von W. Baeensch. Gr. 8n. 247 S.
Die vornehm ausgestattete Festschrift ist dem bewährten
Altmeister der Handwaffenkunde von seinen Verehrern ge-
widmet und enthält 14 verschiedene Aufsätze meistens aus
 
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