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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 12
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0391

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12. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

375

der Feder der Mitarbeiter der Zeitschrift für historische
Waffenkunde.
Die Hälfte dieser Aufsätze sind Darstellungen interessanter
Waffen aus deutschen Sammlungen.
1. R. Forrer. Meine gotischen Handfeuerrohre.
Beschreibt io Waffen kleineren Kalibers: älteste und
ältere Haken mit Eisen- oder Holzstiel oder roher Holz-
schaftung. Von der Eisenschaftung wird gesagt, sie stelle
wahrscheinlich nur eine Art Notbehelf dar, wo ein richtiger
Schaftmacher nicht zur Stelle war. Es liegt wohl näher, an-
zunehmen, dass der Schmied, der diese ältesten Rohre fer-
tigste, versuchte, dieselbe unter dem Zwange der Innungs-
gesetze ohne Zuziehung des Holzarbeiters, fertig zu machen.
Unter den wenigen noch vorhandenen ältesten Büchsen sind
die mit Eisenstiel sehr reichlich vertreten. Im Zeughause in
Berlin sind unter iS Rohren 13 mit Eisenstiel.
2. P. Sixl. Die ersten mehrläufigen Hand- und
Hakenbüchsen.
Zeigt in 21 Abbildungen die Entwicklung dieser Waffen
von den rohesten Anfängen aus der 2. Hälfte des 15. Jahr-
hunderts bis zu den hochentwickelten Radschlosspistolen und
Bockflinten des 16. Jahrhunderts als Beleg, wie frühzeitig der
Wert erhöhter Feuerbereitschaft erkannt wurde.
3. K. Koetschauf Ein Axthammer mit Schiess
Vorrichtung. Die Büchse des Michael Gull (1658).
Beschreibt in dem ersten ein Meisterstück deutscher
Kunst. Die Teile des in dem hohlen Plandgriffe der Axt
verborgenen Radschlosses sind kunstreich um einen festen cy-
lindrischen Kern gewickelt.
Die Gullsche Büchse, ein Steinschlossgewehr mit Riick-
stecher, ist ein gezogener Hinterlader mit Schraubenverschluss,
wie er erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bei den Ge-
schützen auftauchte.
4. E. Haenel. HesSen-Kasseler Müllerbüchsen
und ihre Meister.
Man begreift unter diesen Namen Waffen des 17. Jahr-
hunderts, die sich eines glänzenden Rufs erfreuten, besonders
Pirschbüchsen der sächsischen Kurfürsten. Es sind 5 solcher
Büchsen beschrieben und die vorkommenden Meisterzeichen
etc. derartiger Büchsen angegeben. Verfasser ist der Ansicht,
dass diese Waffen nicht die Werke eines- Meisters oder einer
Werkstatt sind, sondern meistenteils Nachahmungen der
Büchsen des Müllers und Büchsenmachers Jost Lagemann
(f 1666) und seines Sohnes Hans Jakob (f 1713) zu Voll-
marshausen in Hessen, deren vorzügliche Arbeiten und deren
Ruhm die thüringischen Gewehrfabriken zur Nachahmung
reizten. —
5. Zernin. Ein französisches Batterieschloss be-
sonderer Konstruktion.
Das Schloss M. 1777, in dessen Pfanne ein oben ge-
schlitzter Messingcylincler drehbar eingesetzt ist, so dass er, ge-
schlossen, das Zündpulver vor Nässe schützt. Nebenbei wird
Aufklärung gegeben über die französischen Ehrenwaffen
(fusils de recompense), die grösstenteils diese Einrichtung be-
sassen.
6. Ch. Buttin. Les fusils de Sardaigne.
7. O. Baron Potier. Die auf der Balle an halbinse
üblich gewesenen Gewehrformen.
Die sardinischen Waffen zeichnen sich durch ihre Länge,
durch die gebogene breite Form ihres Schaftes, durch Eigen-
tümlichkeit des Schlossmechanismus und durch eine meister-
hafte Ziselierung aus. Sie werden gewöhnlich als orientalische
Waffen in den Sammlungen aufgeführt, sind aber Erzeug-
nisse sardinischer Meister, die sie in altgewohnter Form bis
ins 19. Jahrhundert hinein anfertigten. Es sind 6 die Eigen-
tümlichkeiten dieser Waffe besonders kennzeichnende Stücke,
sowie einige Schlösser gezeichnet und beschrieben.
Die Waffen der Balkanhalbinsel sind die Erzeugnisse
einer eigenartigen Kunsttechnik der kriegerischen Stämme
jener Gegend, wo man bestrebt war, eine gute Waffe, die als
kostbarstes Gut galt, auch durch äussere Zier zu kennzeichnen,
wo man sich diese Technik mit den einfachsten Mitteln schuf

und sie fast zwei Jahrhunderte hindurch bewahrte. Acht
geschickt ausgewählte Abbildungen zeigen die Eigentümlichkeit
dieser Gewehre und ihrer meisterhaften Ausschmückung. —
Die 7 Aufsätze liefern wertvolle Fingerzeige für die
Waffenkunde und sind den Sammlungen zur Berichtigung
etwa unzutreffender Angaben in ihren Katalogen sehr zu
empfehlen.
Wünschenswert für künftige Veröffentlichungen dieser Art
erscheint es, den einzelnen Abbildungen, die oft auf einem
Blatt in verschiedenen Maassstäben dargestellt sind, die Ver-
jüngungszahl beizusetzen. —
Eine zweite Reihe von Aufsätzen beschäftigt sich mit der
Entwicklungsgeschichte der Waffen und der treibenden Kraft
für verschiedene Zeitabschnitte.
8. R. Coltman Clephan, A sketch of the hi-
story and evo-lution of the handgun, up to the close
of the fifteenth Century, together with some pre-
fatory remarks on gunpowder, over the same
period.
9. H. Sterzei. Die Vorläufer des Schiesspulvers.
Die Verfasser haben die über viele Werke zerstreuten
Angaben ihres Themas zu einem gedrängten Bilde zusammen-
gestellt, das der heutigen Kenntnis dieses Teils der Waffen-
kunde entspricht. Wie nicht anders zu erwarten, konnte auch
durch diese fleissigen Arbeiten das Dunkel, das die Zeit der
Erfindung und die Erfinder und selbst die erste Anwendung
der Feuerwaffen deckt, nicht gelichtet werden.
10. F. A. Spak. Die Handwaffen der schwedischen
Armee während des Dreissigjährigen Krieges.
Zeigt, wie Gustav Adolf mit beschränkten Mitteln in
kurzer Zeit und hauptsächlich durch die Industrie seines Landes
das schwedische Heer mit handlichen Musketen ausrüstete,
deren zweckmässige Einrichtung, in Verbindung mit der Ver-
wendung von Patronen, eine erhöhte Feuergeschwindigkeit
bewirkte. An der Hand der Bestandsbücher der Rüstkammer
in Stockholm wird .die Legende zerstört, dass schon 1626
die Gabeln zum Auflegen der Musketen im Heere G. A. ab.
geschafft worden wären; erst seit 1655 wurden Musketen
ohne die Gabeln an die Regimenter verausgabt.
11. A. Diener - Schönb erg. Geschichte der Ge-
wehrfabrik zu Olbernhau in Sachsen. Dargestellt
nach den Akten des Stadtrates in O. und des K. S.
K r i e g s a r c h i v s.
Gewährt einen Einblick in die Leiden uud Freuden der
Gewehrindustrie dieses Orts und in die Entwicklung der Heeres-
waffen für die Zeit von fast 200 Jahren, in die Bemühungen
des Staats, die heimische Industrie zu erhalten und in das
Innungswesen, das durch Festhalten an veraltete Formen und
Gerechtssame schliesslich den gänzlichen Verfall dieses Ge-
werbszweig herbeiführte, an den heute nur noch die Anfer-
tigung von Spielzeugflinten erinnert.
12. O. Baarmann. Die Entwicklung der Geschütz-
lafette bis zum 16. Jahrhundert und ihre Beziehungen
zu der des Gewehrschaftes.
Zeigt die allmählichen Verbesserungen bei den Hand
feuerwaffen von dem rohen Stiel von Eisen oder Holz bis zu
den bequem vollgeschäfteten Handbüchsen, und der Ge-
schütze von den Stielrohren bis zu den Rohren in Wand-
lafetten mit Rädern und Richtvorrichtungen, wie sie Karl VIII.
von Frankreich und Kaiser Maximilian I. in ihrer Artillerie
führten, auch die Mörserlafette wird erwähnt, die sich in
50 Jahren von dem in die Erde gegrabenen Rohre bis zum
Wandschemel mit Zahnbogenrichtmaschine entwickelt.
Das reiche Quellenmaterial, auf das der Verfasser sich
stützt, besteht leider fast nur in Zeichnungen, da Lafetten
jener Zeit nur noch in spärlicher Zahl vorhanden sind. Diese
Zeichnungen geben vielfach Einrichtungen freier Spekulation,
die niemals praktische Verwertung gefunden haben, die nach
Ansicht des Verfassers den Ideengang jener Zeit darstellen
und nicht ausser acht gelassen werden können.
Aber auch die Einrichtungen an den noch vorhandenen
Lafetten jener Zeit, wie z. B. die Drehbolzen und Durchsteck-
 
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