Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 152-177 Juli
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0100

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
der Contribution gestelltc äußerste Termin ist
gestern verstrichen. Es muß sich daher bald zei-
gen, ob das prcußische Obcr-Commando auf
unverweilter Erlcgung der verlangten Summe
bcstchen, odcr die fcrneren Schritte bis zur
Cntscheiduug deS Königs suSpendiren will.

Die „Berl. Börsenztg." schreibt: „Die von
der Stadt Frankfurt a. M. gczahlte KriegS-
Contribution von 6 Millioncn Guldcn ist hier
eingetroffen. Die zweite KriegScontribution von
25Millionen Gulden ist zur Stunde noch nicht
berichligt und es wird über dercn Ermäßigung
sehr emsig unterhandelt. Man hät in Frankfurt
den ziemlich ungcschicktcn Schritt gethan, außcr
den nach dem Hauptquarticr des Königs direct
abgesandten Untcrhändlern anch hierher in der
Person des Herrn v. Bethmann einen Unter-
händler zu senden. Wir ncnnen den Schritt
ungeschickt, da Hr. v. Bethmann bei Beginne
des Kricgs seinc Stelle alS preußischer Gene-
ralconsul niederlegte und cr daher sicherlich nicht
die gceigncte Persönlichkcit war, um jctzt noch
cine gule Aufnahme zu finden. Wir glauben
nach unsern Jnformationen, daß trotz der man-
nigfachen und sehr maßgebenden Fürsprachc, die
eingetreten ist, dic Contribution von 25 Mill.
Gulden nicht werde ermäßigt werden, denn
wenn eine Stadt wie Frankfurt sich burch ihre
Feindscligkeit gegcn d"»e preußischen dortigen
Elnwohncr besonders bemerklich macht, wenn
die oberste Stadtbehördc noch am Tagc vor dem
Einzugc der Preußen eine Proclamation erläßt,
die sich durch ihre preußcnfeindliche Tendcnz
bemerkbar macht, so haben die preußischen Be-
hörden auch sicherüch bestimmte Vcranlasiung
zu einem cxccplionellen Vorgchen. Sollte die
Contribution bis heute (23.) Abend nichl be-.
zahlt sein, so wird deren executivische Beitrei-
bung sofort erfolgen und ist der Kriegszahlmei-
ster dcr Armee, Geheimerath Woywod, behufs
dicser Bcitreibuug bereits gestern nach Frank-
furt abgegangen."

Mergentheim. 25. Juli, Nachmittags.
DaS Gesvchl bei Hundheim am 23. Juli, bei
dcm hauptsächlich Badener engagirt waren, fand
gestern seine crnstcre Fortsctzung bci Tauber-
bischofsheim, wo oie Würtcmberger besonders
in's Feucr kamen. Ueber dcrcn Bravour spra-
chen sich die Preußeu gegeuübcr von einem hie-
sigen Arzte, dcr auf dcn Kampfplatz geeilt war,
um seine Dienstc auzubietcn, mit Anerkeunung
aus, wogegen sie sich über die schwerc Bepack-
ung der Leute wundcrten. Bundestruppcu und
Preußen scheinen sich Würzburg zu zu conccn-
triren. Mehrere Wagen mit Verwnndeten sind
heute hier angekommen. Der hiesige Postver-
walter. der etliche in der Nacht augekommene
Depeschen in's Bundeshauptquartier persönlich
überbracht hatte, ficl auf dem Nuckweg in die
Gefangenschaft der Preußen, ward indesien nach
etlichen Stunden entlasseu. (Schw. M.)

Von der Tauber, 25. Juli. Gestern
Nachmittag starkeS Gefecht zwischen Dischofs-
heim und Werbach; dort kämpftcu Würtember-
ger, hier Badcner. Die Prcußen besetzten Bi-
schofsheim, wo durch Granaten an zwei Orten
Feuer ausbrach. Bci Werbach sollcn die Un-
srigen etwas zurückgegangen sein. Der Verlust

men seines linken Flügels den Fetnd zu umfaffen
und auf die Mainbrücke in Aschaffenburg zu wtr-
ken. Zu dcm Endc wurde das westphältsche Jn-
santerirregiment Nr. 53 auf den linken Flügel
herangrholt und links von der Fasanerie aufAschaf-
frnburg dirigirt. Bri drr Wichttgkeit der Sache kam
es darauf an, so schnell wie möglich vorzurücken,
und wurde die rrste zur Stelle brfindliche Lom-
pagnie Nr. 53, wobei der Hauptmann v. Bastt-
ueller und Prrmierlieutrnant v. Benkendorf, unter
persönlichrr Leitung des Brigadrcommandeurs grgen
die Mainbrücke geworfrn. Nach einem nicdt bcdeu-
tenden Straßengefecht gelang es de'r Lompagnie,
die Mainbrücke zu besetzen; nur mit Mühe rettete
fich eine EScadron hesfischer Husaren über dieselbe,
dagrgen wurde das österreichische Bataillon Arnoldi
und mehrere hundert Oesterreicher gefqngen genom-

Verfolgnng und Sicherung des Sieges nothwen-
digen Maßregeln, in der Hauptsache endigte aber
das Gefccht, nachdem die Brigade Wrangel auf
dem rechjkn Flügel die Matnbrücke bei Stockstadt,
Lie Brigade Kummer die bei Aschaffenburg erreicht
hatte.

der Würtemberger wird auf 500 Mann ge-
schätzt. Bei Großrinderfeld, wo Hauptquarticr,
heute neue Aufstellung; Gefecht erwartet. Ver-
lust der Badener noch unbekannt. (K. Z.)

Berlin, 25. Zuli. (Ueber Paris.) Da die
Frankfurter Behörden bezüglich der Contribu-
tionszahlung keinerlei Erklärung abgegcben ha-
bcn, so wird Execution eintrelen.

Berlin, 25. Juli. (Amtlich.) Das Ge-
rücht, daß Gcneral v. Manteuffel der Stadt
Frankfurt mit Beschicßung und Plünderung ge-
droht habe, wenn die auferlcgte Contribution
nicht bezahlt werde, ist erfunden.

Karlsruhe, 26. Juli. Jn Betreff der
neuestcn Vorgänge auf dcm Kriegsschauplatz
gehcn der Karlsr.Z. zum Theil inBestätigung des
schon Mitgetheilten, folgende Nachrlchten zu:

Nach einer directen Mittheilung aus Würz-
burg hat die bädische Artillerie gestern ein schönes
Gefecht bei Oberallersheim (nordöstlich von
Werbach auf bayrischcm Gebiet) gehabt. Die
Division hat keinen Verlust zu beklagen.
Prinz Wilhelm befindet sich hcute zu Notten-
dörf (östlrch von Würzburg an der Straße
nach Kitzingen).

Karlsruhe, 26. Juli. Zur Ergänzung
dcr gcstern veröffentlichten Nachrichlcn vom
Kriegöschauplatz haben wir nach wciter einge-
kommencn Bcrichtcn Folgendes mitzutheilen:
DaS Gesecht bei Tauberbischofsheim endigte mit
dcr Einnahme dieser Stadt durch die Preußcn,
nachdcm die BnndeStruppen die Tauderbrücke
gesprcngl hatten. Die Preußen besetzten sodann
auch Deltigheim, und folgten den Bundestrirp-
pen in der Richtung gegen Großrinderfeld.

Während des Gefcchts bei Tauberbischofsheim
am 24. d. fand cin heftiger Kampf bei Wcr-
bach an der Tauber zwischen der badischen Di-
vision cinerseits und preußischen und oldenbur-
gischen Truppeu anvercrseits statt. Bei diescm
Gefecht war besonders unsere !. und 5. Balterie
stark engagirt. Die badischen Truppen haben
mit großer Bravour gekämpft.

KarlsrUhe, 26. Juli. Soeben eingetrof-
fene weitcre Meldungcn bestätigcn die Gefechte
vom 23. und 24. Gestern, am 25., sand ein
starker Arlilleriekampf bei Wenkheim und Ober-
Allersheim statl, bci welchcm das 7. und 8.
ArmeecorpS engagirt waren. Der Vcrlust der
badischen Truppcn soll gcring, der der baycri-
schen außerordentlich gcwesen sein. Die Bundes-
truppen zogen sich gegen Würzburg zurück;
daS Verlangen nach Waffenstillstand ist all-
gemein.

München, 26. Juli. Die „Baycr. Ztg."
berichtct: Die Stärke der bis gestern Äbend in
Hof versammellen prenßischen Truppen bcträgt
10,000 Mann. Der Großherzog von Mecklen-
burg-Schwerin soll in Münchberg eingerückt
sein. Wenn der Waffenstillstand zu Staüde
kommt, wie zu hoffen steht, erstreckt er sich zwei-
fellos auch auf alle mit Preußen dermalen in
Kricg besindlichen Staaten.

Jnnsbruck, 25. Juli. Unsere Truppen
halten Trient. Die Jtaliener sind angeblich
bis Vezzano (1^/, Meilen westlich von Trient)
vorgegangen.

Wien, 26. Juli. Vom Truppencommando
in Tyrol wird von gesternLemeldet: Der Feind
machte heute einen heftigen Angriff auf den
österrcichischen rechten Flügel bei Valsorta. Er
wurde nach einem hartnäckigen Gcfccht flucht-
eilig gegen Vigolo getriebcn und verlor die
Ncgimentsfahne, 50 Gefangene, viele Todte
und Vcrwündcte. Hierdurch wurde der Flügel
des Feindes zum Rückzug auf Pergine genöthigt.
Mcdici hat gcstern Wasfenruhe abgcschlosicn.
(Das Gefechtsterrain liegt auf dem linken
Etschufer in südöstlicher Nichtung von Trient.
Die italienischen Truppen, die hier im Gefecht
waren, gehören zu der Armee Cialdini's, die
im Brenta-Thal vorgeht.)

Florenz, 26. Juli. Die Einstellung der
Feindseligkeiten bcgann gestern Morgen 4 Uhr.
Die Colonnenspitzen blcibcn stehcn/ wo sie sind.
Andere Truppen können Bewegungen machen,
ohne jedoch die von den Colonncnspitzen be-
setzten Punkte zu übcrschreitcn. Medici ist ge-
stern zu Leropina (ftarkc Stcllung bei Trient)
angekommcn.

Deutschland.

Karlsruhe, 26. Juli. Se. Königl. Hoh.

der Großherzog haben Sich unter dem 24.
Juli d. Z. gnädigst bewogen gefnnden, den
Staatsministcr des großh. Haufes und der aus-
wärtigen Angelcgenheiten, Frhrn. v. Edels-
heim, auf desien unterthänigstes Ansuchen
seines Dienstes in Gnaden zu eütheben und
einstwcilen in den Ruhcstand zu versetzen.

. Darmstadt, 21. Juli. Vorgcstern ist der
Chefredacteur der Frankfurter Postzeitung, Hr.
Hofrath vr gui-is Fischer-Goullct, nach-
dcm er einigc Tage vorher von den Preußen
im Englischen Hof internirt und er hierbel von
einem Schlaganfall betroffen worden war, ge-
storben.

Frankfurt, 23. Jnli. Man schreibt der
„Köln. Z.": „Wie wir vernehmen, ist die For-
derung von 25 Millionen Gulden an die Stadt
Franksurl weder ermäßigt, noch erlaffen, son-
dern ist viclmehr gesteru der Bcfehl eingetroffen,
daß, wcnn jene Summe heute nicht erlcgt
werdc, die Fordcrung noch zu erhöhen sei. Der
Civilcommiffär. Hr. v. Diest, begibt sich heute
nach Wiesbaden, um daselbst die Verwaltung
von Nassau zu organisiren. Franksnrt bleibt
snr's etste bloß unter dem militärischen Eom-
mando Vks Generals v. Röder. Die hiesigen
Behörden sind gestern in der Wcise reconfti-
tuirt worden, daß der Senat als Gemeinderath
fortfungirt, sich aber aller Handlungen zu eüt-
halten hat, die einen souvcränen Charakter an
sich ttagen. Einige Mitgliedcr haben gewnnscht,
den Titel Senat beibehalten zu sehen, was
wahrschcinlich gestattct wird.

Auch in Dar m stadt wird hente die Ver-
waltung der Post von dem Geh. Postrath Ste-
phan für Preußen übernommen werden. Die
Einnahmen werden übrigens in Frankfurt der
TaxiS'schen Postkasse verrechnet. — Senat, Ein-
undfünfzigerausschuß und Gesetzgebender Kör-
per tretcn heute zu eincr außerordentlichen Siz-
znng zusammen, um übcr eine Mittheilung des
Hrn. v. Dicst in Betreff der Kriegscontribu-
tion zu berathen. Welcher Art dicse Mitthei-
lnng des k. preuß. Civilcommissärs ist, haben
wir nicht erfahren können. Der. Fürst von
Hohenzollern hat die von einer Deputation hier
lebender Pteußen überreichte Petition an den
König freundlich entgegcngenommen. Jn dieser
Petition betonen bie Ausstcller, daß sie hier
unangefochten und glücklich gelebt, daß der Kö-
nig nicht die Stadt eutgelten lasien möge, was
Einzclne begangen, daß daS Frankfurt^Kapi-
tal auch in Preußen arbeite, desien Entwer-
thung älso auch für Prcußen Verluste zur
Folge habe rc."

Berlin, 24. Juli. Wie man hier erfährt,
habcn Frankreich und England. wie bestimmt
verlautet, sich auch damit einverstanden erklärt,
daß die von Preußen in Deutschland besetzten
Länddr occupirt bleiben, bis die Fürsten sowohl
die nöthivgen Abtretungen als auch die Anwen-
dung der preußischen Bundesrcform auf das
ihnen verbleibende Staatsgebiet anerkannt habcn.

Berlin, 25. Zuli. (Ucber Paris.) Die
„Nordd. Allg. Ztg." bctont die friedlichc Sprache
der Wiener Blätter nnd sagt dann: Eine kleine
Kvterie in der Umgebung des Kaisers, darnnter
Hr. v. Beust, scheine allein die Einwilligung
des Kaisers zu den Präliminarien zu vcr-
hindern. Diese Anstrengungen scien wahrfchein-
lich erfolglos. Noch nichts Gewisies über die
Fnndamentalpunkte des Friedens. Jn Folge
der Haltung der sächsischcn Beamten und deS
Eigensinns des Kommandanten von Königstein
sei zu erwarten, daß Prcußen in dcr Angelcgen-
heit Sachsens wescntliche Modisicationen ein-
treten lasse.

Nach Angabcn dcr „N. A. Z." ist der 'Be-
lagerungStrain nach Oesterreich unterwegs. Be-
züglich dcr Kriegsoperationen in Süddcutschland
glaubt die Börsenzeitung, daß dieselben ihren
Fortgüng nehmen würden, da die Besetzung
von Augsburg, alS gegenwärtigcn Sitz deS
BundeStags, von den preußischen Truppen in
bestimmte Aussicht genommcn sei. Das Vor-
gehcn werde von drei Seiten, durch die Main-
Armee übcr Frankfurt hinauS, durch daS Me-
servccorps über Hof und von Böhmen aus
cntweder durch dcn General von Falkenstein,
sofern sich derselbe zur Uebernahme dicscS Com-
mandos entschließe, odcr durch den General v.
d. Mülbe, geschchen.

Hannover, 20. Juli. Jn Cell e ist vor-
 
Annotationen