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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 231-256 Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0336

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kurze Dcrzögerung erfahren dürfte, weil dort
die Verhällnisie andcrs lägen nnd die Bera-
thungen üdcr Specialitäten noch im Gange
seien.

Das Wiener „Neue Fremdenblatt" veröffent-
licht einen an Sie Cabinette EuropaS abgksand-
ten, vom 23. Sept. datirtcn Protest deS Königs
von Hannover gegen di>- Annexirung Hanno-
vcrs durch Preußen. Der Protest ruft die
Unterstützunz aller MLchte gegen die Unter-
drnckung des Rechts durch die Gewalt an. Der
König erklärt, daß cr niemals auf scine Sou-
veränetälsrechte auf seine Staaten verzichten
wird, und daß er aüe Handlungcn, welchc die
preußische Regierung oder ihre Agenten dort
begeheN oder begehen werden, als uNgesetzlich,
nichtig und ungeschehen erktäre. Der König
warnt Diejcnigen, welche hierbei interesstrt seiN
könnten, und erwartct dic knnftigen Ercignisse
mit vollem Vertrancn in die Gerechtigkeit seiner
Sache, bcseelt von der festen Hoffnung, daß
die göttliche Vorsehung nicht säumen wird, die
Ränke, Unredlichkciten und Gewaltsamkeiten zn
bcendigen, deren Opfer so vielc Staaten und
Völker in diefem Augenblick mit Hannover ge-
worden seien.

Der „Spener'schcn Zeitung" thcilt man von
gut uuterrichteter Seite mit: „Die Beziehungen
zwischen Rußland und Preußen stnd die erfreu-
lichsten, wornber der Kaiser und das kaiscrliche
Cabinet unzweideutige Peweise gegeben haben.
Diesclben lcgen hohen Werth auf die bewährle
Freundschaft Preußens. Die altrUsstschc Partei
hat ihr Mißtrauen gegen das Wachsthum Preu-
ßcnS, worans sic arundloS Besorgnisse für die
Ostsecprovinzcn cntnimmt, noch nicht vollstän-
dig.überwunden."

In Bcrlin soll von schwedischer Seite Auf-
klarung erbcten worden fein über die Schritte,
welche die preußische Regicrung thun werde,
um die im Prager Friedensvertrag vorgeschene
Volksabstimmung in Nordschleswig zur Aus-
führung zu bringen. Dic ertheilte Antwort soll
kurz und trocken im Wesentlichcn besagen, daß
die ganze Angclegenheit noch bci weitem nicht
reis und daß mithin eine definitive Entschlic-
ßung noch gar nicht gefaßt sei.

Nach dem Pariscr „Memorial" ist die Er-
richtung cincs verantwortlichen Ministeriums
für Ungarn cine auSgeurachte Sachc.

Das österreichische „Memorial diplomatique"
führt in einem längeren Artikel den Satz aus,
daß die nothwcndige und natürliche AlliaNz der
Zukunft die Dcfensivallianz der kath. Slaaten
gcgen die mit jedem Tage wachsendc Bedrohung
des mit der Revolntion stark vereinigten Pro-
testantismus fei.

Dic AbstimmUng in Venetien soll am 14.
October vor sich gehcn. Dh: Formcl, unter
welchcr die Abstimmung geschehen soll, lautet:
„Wollt Jhr einen Theil der constitutionellen
Monarchie des Königs Victor Emanuel II.,
Königs von Jtalicn, und seiner rechtmäßigen
Nachfolger bilden?"

D e u r f G l r. n d.

Karlsruhe, 2. Oct. Das heute erschie-
nene RegierungSblatt Nr. 54 cnthält eine Aller-

dieses WinbeS leiden, inbem er mit seiner trockenen
heißen Strömung vic Schnen erst überreizt, bann
ober erschtafft, wirkt sein Auftreten auch auf bie
Pflanzenwelt verbeerenb. Wir hatten Sonntag früh
5 ühr 21° R. Wärme. Die Bäume, namentlich
Birnbäume, haben meistenS nur noch schwarzes
zerfrtztss Laub, viele Bäume haben solckes fast
ganz verloren. Alle Sorten Gartengewächse haben
gclitten, Bohnen sind verbrüht, wie nach einem Reif,
Obst wurde massenhaft abgeschüttelt. Mit gcringer
Hestigkeit wehte der Föhn bis Montag Nacht, heute
zeigte fich der Sec als sriedlicher Wafferspiegel.
Die warme Luft besteht noch und wirkt schr günstig
auf die Rcife der Trauben, der Thermometer zcigt
heute wleder 33" in der Sonne, bic Temperatur
dcs Sces würbe entschicden znm Bade etnladen,
hätterr nicht unsere Badhäuser ourch den Sturm
ihre lnncre Einrlchtung zum größten Thcile ein-
gebüßt.

höchstlandesherrliche Verordnung, wodurch die
vertagte Ständeversammlung auf Montag, 8.
Oct., wieder einberufen wird. — Wie die K.
Z. vernimmt, werden dem Landtag insbesondere
dicjenigen Vorlagcn sogleich gemacht werden,
welche mit den Ereigniffen dieses SommerS im
Zusammenhang stehen.

§8 Karlsrude, 1- Oct. Sicherem Ver-
nehmen nach ist Geh.-Rath v. Mohl zum ba-
dischen Gesattdttn in München ernannt und
dürfte derselbe in nicht sehr tanger Zrit seinen
Posten antreten. Bei der Wichtigkeit dieser
Stelluttg, gerade unter den gcgenwärligen Ver-
hältniffen, kann man stch nur freuen, daß die
Wahl der Gr. Regierung auf eincn Mann von
fo erprobter Gesinnung und Fähigkeil gefallen
ist. — Wie man höit, soll zur Besierstellung
der Volksschullchrer eine Summe von 20,000
Gulden 1n Äussicht gcnommen sein. Es ist aber
sehr zu bezweifeln, ob mit eincm so geringen
Aufwanv von Mittelu selbst die mäßigsten Er-
wartungen der Lchrer befriedigt werden könuen.
Sollte in der That die finanzielle Lagc unsereS
engercn Vaterlandes eine so verzweifelte sein,
daß cS nicht möglich wäre, dcm notorischcn
Nothstand ciner sehr nützlichen Klasse von An-
gestellten auf eine gründlichere Weise abzuhel-
fen? Schon jetzt hört man viclfach klagen übcr
den immer mehr zu Tag tretcnden Mangel au
Candidaten für däö Volksschullehreramt. Die-
ser Mangel wird sich aber bei fo trübseligen
AuSsichten immer fühlbarcr machen und man
kann sich nur wundern, daß sich überhaupt. noch
Leule finden, die sich entschließen, eincn so un-
dankbaren Beruf zu ergreifen. Wir hoffen da-
her, daß dcn gerechtcn Wünschen dcs Lehrer-
standcö in genügender Weise entsprochen werde.

Mannheim, 1. Oct. Jn einem, an einen
hiesigen Wahlmann gerichleten, freunblichen
Schreibcn spricht Herr Staatsrath Lamey den
Wahlmänneru unserer Stadt seinen herzlichsten
Dank aus für 'das durch die Wahl zu nnserem
Abgeordneten ihm bewiescne ehreuvolle Ver-
traucn unv fügt mit der, dem wackeren Mann
sv sehr ziemenden Anspruchslosigkeil hinzu, datz
er dariu ein glänzcndes Zeichen der Anerken-
uung erblicke, wie er cö nichl erwartct und
nicht habe erwarten dürfen. Wenn gleich eS
ursprünglkch seinc Absicht gewesen sei, eine Wahl
itt die Kammer augenblicklich überhaupt nicht
anzuuehmen, so halte, nachdem das Vertrauen
zweier Wahlbezirke ihn in die Kammer berufen,
er cs jetzt doch sür seine Pflicht, deu Sitz dann
wiedev einzunehmen, und dic Jntercsien unseres
Vaterlandes nach besten Kräflen zu wahreu und
zu vertreten. Dieser Etttschluß nöthige ihn aber
znr Wahl, ob er für Lörrach oder sür Mann-
heim cintreten solle. So schwer es ihm auch
nun werde, die Wahl feiner küuftigen Heimath
Mannheim abzulehnen, fo müsie er sich doch
nach den vorliegenden Umständen für die An-
nahme in demjenigen Bezirk entscheiden, dcsien
Abgeordneter er bisher gewesen, und welcher
überdies daS Vorröcht der Zeit der Wahl in
Anspruch zu nehmett besugt sei. Cr hoffe da-
her, daß die Wähler in Mannheim cS ihm nicht
verübeln würden, wenn er die Wahl für Lör-
rach annehme, jedenfalls habe unsere Waht

Zn ber „Köln. Ztg." lesen wir folgendes Jn-
l serat: Ein unglücklicheS, elternloses Mädchcn, dessen
Bräuttgam auch leider ein Opfer deS unseligen

Capelle bci Bregenz. Entzückt von der wunderbar
schönen Gegcnd, tieß fich ber Frankfurter eiüe Blet-
feder geben unv schrieb die solgenden humoristjschen
Verse an die Wand:

O heiliger Gebhard, wie wohnst du so schön,
Hoch über den Gipfeln, hoch über den Höh'n!

Und schaust auf oie Alp.n, vcn See unb den Rhein;
Zch möchte wohl auch so ein Heiliger scin!

Der beilige Niinmhardt, der Herr in Berlin,
Dcr trieb zum Sk. Gebhard aus Frankfurt mich hin,
O hnliger G.bhatd, mcin Heil und mein Glück,
O ditt' für mrin Frankfurt die Freiheit zurück!

entschicden dazu beigetragen, ihn znm Wiedcr-
eintritt in die Kammer zu bestimmen.

Stuttgart, 2. Oct. Kammer der Abge-
ordneten. Der Abg. Hölder intcrpellirte die
Regierung wegen AbschlusieS eineS Schutz- und
Trutzbündnisies mit Preußen, sowie wegen ei-
ner Vereinbarnng mit Preußen über die Be-
setzung der ehemaligen Bundesfestung Ulm.

Kassel, 28. Sept. Das kurhcjsijche Jäger-
Bataillon wird hente nach Marbnrg verlegt,
um daseibst, wie man hört. alS 10. preußisches
Jägerbataillon organisirt zu werden. Das 30.
preuß. Rcgimcnt, das hicr seine Garnison er-
halt, ist hier cingerückt. Das kurhessischc Leib-
garderegiment wirb m das 81. preußische vcr-
wandelt und cbcnfalls hier in Garnison ver-
bleiben.

Schwerin, 1. Oct. Landtag. Auf die
Vovfrage, ob die Ritterschaft als besondcrer
Stand oder qemeinsam mit der Landschaft ver-
handeln follen, entschied sich die Rilterschaft mit
187 gcgen 44 Stimmen für Gemeinsamkeit,
darauf wurde der bekannte AuSschußantrag durch
Acclamation angenommen. Die Berathung der
Grundzüge der Bundesverfasiung laul Artikel
5 des Bündnißvertrages hat begonnen.

O eft ? rr eichiscde Monarchie

Wien, 30. Sept. Nach hier eingegangenen
Mittheilungen auS Kassel werden — mit eini-
gen kaum nennenswerthen Ausnahmen — die
kurhessischen Officiere sämmtlich in der preußi-
schcn Armce fortdienen. Nur dic bisherigen
Gardes du Corps scheincn fast ausnahmslos
den Dienst zu verlassen cntschlosien. (K. Z.)

Wien, 2. Oct. Das neu crschienene offi-
ciöse „Wiener Journal" meldet, daß Baron
Hübner demnächst nach Rom zurückkehren
werde. — Der Aufenthalt des Cardinals Mon-
signor Nardi in Wien fcheine der Frage zu
gelten, welche Haltung Oesterrcich bei Ausfüh-
rung der September-Convention einzunehmen
gedcnke. Oesterreich werde der römischen An-
gelegenhcit gegenüber die größte Reserve beob-
achten.

Pefih, 2. Octbr. Cardinal Scitowki,
Fürstprimas von Ungarn, wurde gestcrn vom
Schlagc gcrührt und ist mit den^Sterbesacra-
Menten versehen worden.

N i e !> e r l a n d e

Haag, 2. Octbr. Die zweite Kammer ift
aufgclöst; die Neuwahlen findxn am 30. Oct.,
die Wiedereröffiiung am 19. Nov. statt. Zu
Ehren der Anlragsteller des Mißtrauensvotums
werden zahlreiche Demonstralionen vorbercitet.

Eng ! u d

SvUthampton, 1. Oct. Man meldet
aus Rio de Janeiro unterm 8. Sept., daß die
Abgeordnetcnkammer einen Gesctzcntwurf an-
gcnommen hat, der der Bank von Brasilien das
Recht cntzieht, Billette auszugeben. — Eine
sehr strenge Militärconscription ift im ganzen
Reiche angeordnel word?n. — Die paraguaya-
nischen Truppcn haben sich dem.Lager der Ver-
bündeten genähcrl. Man erwartete alle Tage
eine große Schlacht.

I t a l i e n.

Der heilige Vater hat in allen Kirchen Roms
eine nennlägige Andacht angeordnet. um den
Schutz des Erzengels Michael anzuflehen. Jm
lovito snorv, welches zu diesem Zweck der
Cardinalvicar veröffentlicht hat, erklärt er, daß
iffan sich enblich überzeugen müsst, daß nur
noch von Obcn die Hilfe, so wie die Ruhe und
die Sicherheit kommcn könne. „Wo sind die
Menschen", sagt er, „die genug Willen und
Kraft haben, um den Geist des Hochmuths,
der Leichtfertigkeit, des Geizes, der Lüge, der
Habjuchl und der Hinterlist zu besiegen, der,
darf man wohl sagen, die ganze Mcnschheit
eingenommen hat?"

Palermo, 30. Sept. Die amtliche Zej-
tuuz meldet, daß zahlreiche Berhaftnngen vor-
genommen werben; unttr den Verhafteten be-
finden sich zwei Benedictiner und dcr Exjesuit
Carapaco. Das Amtsblatl sügt hinzu: „Aus
Gründen der Vertheidigung wurde es nöthig
befundsn, einige zu Nestern und Citadellen von
Gesindel gewordene Klöster zu besetzen und die
daselbst beflndlichen Mönche und Nonnen in
andere Klöster zu verweisen; für die Möbel
 
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